Titel: | Ueber die neuen doppeltwirkenden Siebsetzmaschine; Patent Jos. Kasalovsky. |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 510 |
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Ueber die neuen doppeltwirkenden
Siebsetzmaschine; Patent Jos. Kasalovsky.Nach einem vom Verfasser gef. eingesendeten Separatabdruck aus der
Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen.
Mit Abbildungen auf Taf.
X [b/1].
Kasalovsky's, über doppeltwirkenden Siebsetzmaschinen.
Das Princip der neuen, in Oesterreich, Preußen etc. patentirten doppeltwirkenden
Siebsetzmaschine beruht darin, daß der Kolben in dem aus zwei communicirenden
Hälften bestehenden Gefäße, dem Setzkasten, derart angebracht ist, daß derselbe
sowohl bei seinem Hin- als auch beim Rückgange Arbeit verrichten könne. Wie
die Fig. 30
bis 33
ersichtlich machen, theilt der Kolben den Setzkasten in zwei symmetrische Theile,
und jeder dieser Theile ist im obern Querschnitte des Setzkastens mit einem oder
mehreren Sieben versehen, je nachdem die Setzmaschine eine oder mehrere Abtheilungen
besitzt. Die Bewegung des Kolbens, welcher also zu beiden Seiten seiner Fläche, an
den beiderseits angebrachten Setzsieben, Setzarbeit verrichten kann, ist entweder
eine hin- und hergehende, geradlinig geführte, wie in Fig. 30 und 31
ersichtlich, oder eine um eine Achse xy (Fig. 32 und
33)
schwingende (ähnlich der Pendelbewegung), und wird die letztere bei Setzmaschinen
mit sehr kleinem Hube mit Vortheil angewendet.
Die Wahl, den Kolben in die Mittelebens des Setzkastens zu verlegen, so daß hierdurch
zu beiden Seiten symmetrische Theile, gleiche Räume entstehen, hat nur den Vortheil
der vollständigen Ausgleichung des im Setzkasten zu beiden Seiten des Kolbens
befindlichen Wassers, und könnte der Kolben übrigens auch abweichend von dieser
Symmetrie angeordnet werden.
Die Bewegung des Kolbens geschieht von der Transmission mittels Excenter oder
Kurbeln. An der Bewegung des Kolbens participirt das Wasser, und da zu beiden Seiten
Setzsiebe vorhanden sind, so geschieht auch auf diesen beiden sonst gleichgroßen
Sieben dieselbe Setzarbeit, gerade so wie auf einfachwirkenden Setzmaschinen mit
seitlichem Kolben – nur mit dem Unterschiede, daß die Leistung bei der
erstern Setzmaschine doppelt so groß ist als bei der letztern, wenn sonst gleiche
Größen und Bedingungen in Betracht kommen.
Bei dieser doppelten Leitung ist der Kraftverbrauch bis auf den Widerstand, welchen
das Setzsieb der zweiten Seite dem Wasser beim Durchgange bietet, und bis auf die
Kraft, die nöthig ist, um auch das Setzgut auf diesem Siebe normalmäßig zu heben,
sonst gleich jenem der einfachwirkenden, gleich großen Setzmaschine, da ja dieselbe Wassermasse in
gleicher Bewegung zu erhalten ist, und da auch der durch Reibung beim
Bewegungsmechanismus verursachte Kraftaufwand fast als gleich angenommen werden
kann. Es ist mithin die zur doppelten Leistung erforderliche Arbeit nicht doppelt so
groß, sondern unwesentlich größer als jene für die einfache Leistung auf einer
Seitenkolbensetzmaschine. Der Wasserverbrauch ist jedoch für die zum Austrag
gelangende doppelte Quantität der Setzproducte bei gleicher Manipulation auch
doppelt so groß; dieses Wasser kann aber leicht durch eine Circulationsvorrichtung
herbeigeschafft werden.
In Erzaufbereitungen, wo besonders auf sehr reiche Producte gesehen wird, eignen sich
vorzüglich die üblichen Harzer Setzmaschinen, und es bewirkt das zufließende
Setzwasser allein die Fortschaffung des Setzvorrathes; eine solche Setzmaschine,
jedoch doppeltwirkend, ist durch die Figuren 30 und 31
repräsentirt.
In Kohlenaufbereitungen, wo die Trennung des Schiefers keine bedeutenden
Schwierigkeiten verursacht, und wo es sich um große Mengen zu waschender Kohle
handelt, benützt man nicht allein die durch das Setzwasser hervorgebrachte
Fortschaffung des Setzvorrathes, sondern auch den von jedem Kolbenhube herrührenden
Wasserstoß mit als austragende Kraft, wodurch die Leistung wesentlich vergrößert
wird. Diese Art und Weise der Fortschaffung des Setzvorrathes ist in den Fig. 32 und
33 bei
schwingender Kolbenanordnung dargestellt; indeß kann auch die Bewegung mit
geradgeführtem Kolben hierbei Anwendung finden.
Diese neuen doppeltwirkenden Setzmaschinen eignen sich wie die einfachen
Setzmaschinen für alle sonst zum Setzen gelangenden Klassen; sie werden hergestellt
als Grob-, Mittel-, Feinkorn- und als Mehlsetzmaschinen, in
Verbindung mit den bekannten, jeder Körnung eigenthümlichen Austragmethoden. Für
Mehlsetzmaschinen, welche sehr kleine Hube erhalten, eignet sich der schwingende
Kolben besonders.
Außer dem Vortheile der doppelten Leistung, welcher diese Setzmaschinen vorzüglich
charakterisirt, gewähren sie auch noch den, daß auf einer und derselben Setzmaschine
zweien benachbarten Kornklassen zugehöriges Setzgut und zwar auf je einem Siebe
einer Setzkastenseite gleichzeitig gesetzt werden kann. Es liegt in der Hand des
Wäschers, auf verschiedene Weise den Widerstand auf dem einen Siebe größer oder
geringer zu halten als auf dem andern; denn es kann der Widerstand für das Sieb und
Setzschicht durchdringende Wasser geändert werden, theils durch die Wahl der Lochung
des Siebes, theils durch die des verwendeten Erzbettes, oder auch schließlich durch
die Höhe der Schicht des Setzvorrathes selbst. Diese den doppeltwirkenden Setzmaschinen zukommende
Eigenthümlichkeit, zweien Klassen zugehöriges Setzgut gleichzeitig zu behandeln,
erhöht den Werth dieser Erfindung außerordentlich.
In den Erzaufbereitungen ist oft die Leistung einer einfachen Setzmaschine für den
zur Sortirung kommenden Setzvorrath einer Klasse mehr als ausreichend, es gibt aber
eine größere oder geringere Reihe von Klassen, die gebildet werden muß, um dann gut
sortiren zu können; die Aufbereitung muß dann eben so viel Setzmaschinen, als
Klassen gebildet sind, anschaffen, um einen continuirlichen, ungestörten Betrieb zu
haben, oder wenn in deren Anschaffung gespart wird, muß sie sich die unangenehme
schwierige Manipulation gefallen lassen, eine Klasse nach der andern zur
Setzmaschine zu bringen, indem sie die später zur Sortirung kommenden Klassen
aufspeichert und jene Setzmaschine successive entsprechend vorrichtet, auf welcher
diese Klassen sortirt werden sollen.
Um mit doppeltwirkenden Setzmaschinen continuirlich und ungestört setzen zu können,
genügt es, für je zwei Klassen eine solche Setzmaschine zu haben, oder es entspricht
die halbe Anzahl der zur Genüge vorhandenen einfachen Setzmaschinen. Die hierdurch
erzielte Reduction der Bau-, Anlage- und Unterhaltungskosten für die
Aufbereitungen ist begreiflich.
In vielen Fällen gestattet es die Oertlichkeit gar nicht, eine so ausgedehnte
Aufbereitung zu bauen, wie es durch die vorzunehmende Klassirung und bei Anwendung
einfachwirkender Setzmaschinen geboten wäre; man begnügt sich mit weniger Klassen
und weniger Setzmaschinen und muß dann minder reiche Setzproducte in den Kauf
nehmen; auch hier bieten diese neuen Setzmaschinen ihre sehr guten Dienste, wenn sie
vereint mit den compendiös angeordneten Kasalovsky'schen Klassirungstrommeln, die
nach abfallendem Korne klassiren, arbeiten.
L. R.