Titel: | LéonDroux' Verbesserungen in der Stearinsäure-Fabrikation; von T. Ramdohr. |
Autor: | T. Ramdohr |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 518 |
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LéonDroux' Verbesserungen in der
Stearinsäure-Fabrikation; von T.
Ramdohr.
Mit einer Abbildung auf Taf. X [a/3].
Ramdohr, über Droux' Verbesserungen in der
Stearingsäurefabrikation.
Bereits im J. 1867 hatte Léon Droux (1867 187 76) einen Autoclaven zur sogen.
„Wasserverseifung“ von Fettstoffen ausgestellt, mit dessen
Anwendung die zur Stearinfabrikation bestimmten Fettkörper durch gleichzeitige
Anwendung von Wasser, hoher Temperatur und Druck zersetzt werden. Neuerdings
empfiehlt derselbe Ingenieur zwar ebenfalls die Anwendung hoher Temperatur und hohen
Druckes zur Zersetzung, geht aber wiederum auf die Benützung des Kalkes bei der
Verseifung zurück, um durch die Verarbeitung geringwerthiger Fette und besonders von
Palmöl bei der möglichst hohen Ausbeute an nutzbaren
Stoffen eine bessere Rentabilität der betreffenden Fabriken zu ermöglichen.
Droux schlägt vor, am besten eine Mischung von Talg und
Palmöl im Autoclaven, welcher in diesem Falle mit einer Rührvorrichtung versehen
sein muß, nach erfolgter Verseifung mit wenig Kalk (etwa 2 bis 3 Proc.) zu
zersetzen, hierauf die Masse mit höchstens 4 bis 5 Proc. Schwefelsäure von
66° B. zu behandeln und dieselbe nach gehöriger Auswaschung mit Wasser bei rechtniedriger Temperatur langsam zu destilliren. Die Behandlung mit wenig Kalk im Autoclaven gibt
92 bis 93 Proc. Fettsäuren und 8 bis 8 1/2 Proc. Glycerin von 28° B.Beides zusammen scheinbar mehr als 100. – Hierbei ist aber zu
berücksichtigen, daß die berechneten 8 bis 8 1/2 Proc. Glycerin nicht wasserfrei sind. Die auf diese Weise erhaltenen rohen Fettsäuren werden, wie schon erwähnt,
mit 4 bis 5 Proc. concentrirter Schwefelsäure behandelt; der hierzu benützte Apparat
besteht aus Gußeisen, ist halb kugelig und mit einer mechanischen Rührvorrichtung
versehen, welche der im Autoclaven vorhandenen ähnlich ist.
Nach der nun folgenden Wasserwäsche gelangen die Fettsäuren zur Destillation, bei
welcher es vor allen Dingen darauf ankommt, die Temperatur so niedrig, als nur
irgend möglich, zu halten, um jede Zersetzung der Fettsäuren zu verhüten. Das ist
aber nur dann möglich, wenn man nicht über freiem Feuer, sondern mittels überhitzter
Wasserdämpfe destillirt, deren Temperatur man in der Hand hat, und welche
gleichzeitig dazu dienen, die entwickelten Dämpfe schneller aus der Destillirblase
zu entfernen. Figur
34 zeigt den von Droux angewendeten, sehr
einfachen Destillirapparat, an welchem wesentlich neue oder eigenthümliche Theile
sich nicht finden.
A ist das Destillirgefäß oder die Destillirblase, ein
cylindrisches Gefäß aus Gußeisen oder KupferGußeisen dürfte einer Abnützung weniger unterworfen sein, als Kupfer. mit gewölbtem Boden und halbkugeliger Haube. Durch den Helm D gelangen die Destillationproducte in die Kühlschlange
R, welche theils aus Kupfer-, theils aus
Bleiröhren besteht und in einem mit Wasser gefüllten schmiedeisernen Fasse liegt.
Dasselbe muß mit Wasser-Zu- und Abfluß versehen, und zwar letzterer
oben und ersterer unten angebracht sein. Das Destillat fließt in Gemeinschaft mit
dem durch Condensation des Dampfes gebildeten Wasser in die Vorlage X, in welcher ersteres von dem Wasser sich trennt und
durch den Hahn Z abgezogen werden kann, während das
Wasser durch ein bis nahe zum Boden der Vorlage reichendes, gekrümmtes Rohr (welches
in der Abbildung nicht angegeben ist) continuirlich abfließt. Um auch diejenigen
Dämpfe der nutzbaren Stoffe zu gewinnen, welche in der Kühlschlange nicht condensirt
wurden und durch die gasförmigen Producte, deren Bildung nicht gänzlich zu vermeiden
ist, mitgerissen werden, werden die letztern vor ihrem Austritt ins Freie oder
besser noch in den Schornstein durch ein kleineres Blechgefäß G geführt, welches die mitgerissenen Theilchen der Fettsäuren abscheidet
und durch ein Fallrohr F der Vorlage X zuführt. Es ist jedenfalls vortheilhaft, so viele
solcher Gefäße G, welche man füglich als einfache Nachcondensatoren
bezeichnen kann, aufzustellen, daß man sicher ist, daß nutzbare Stoffe nicht
entweichen.
Der Dampfüberhitzer S ist, wie Droux selbst sehr richtig bemerkt, von der primitivsten Construction und
besteht aus einer Anzahl von gußeisernen, U-förmig gebogenen Röhren, welche außerhalb des Mauerwerkes durch kurze
Bogenstücke mit einander verbunden und in zwei Lagen über einander angeordnet sind.
Die Feuergase umspülen zunächst die Röhren des Dampfüberhitzers und dann den untern
Theil (besser wohl nur den Boden) der Destillirblase. Die Zuführung des gewöhnlichen
Dampfes erfolgt durch das Rohr V. Es ist vortheilhaft,
den Dampf vor seinem Eintritt in den Ueberhitzer möglichst von mitgerissenem Wasser
zu befreien; hierzu dient der (gleichzeitig mit einem Manometer versehene)
Wassersack P. Die gleichmäßige Vertheilung des
überhitzten Dampfes in dem Inhalte der Blase erfolgt dadurch, daß derselbe aus einer
mit einer Anzahl feiner Oeffnungen versehenen conischen Erweiterung des
Zuführungsrohres gegen eine Platte bläst, welche nahe oberhalb des Bodens der Blase
angebracht ist.
Die Füllung der Blase erfolgt durch das Rohr C; die
Entfernung des Destillationsrückstandes kann entweder dadurch bewirkt werden, daß
man letztern mittels eines Hahnes unmittelbar abzieht, oder daß man ihn durch das
Rohr P₁ herausdrückt. Im letztern Falle wird der
Schieber E geschlossen.
Der überhitzte Dampf wird von einer Temperatur angewendet, welche zwischen 250 und
300° liegt, letztere Grenze aber in keinem Falle übersteigen darf. Ueberhaupt
muß die Destillation so langsam als nur möglich betrieben, und es müssen auf die
Destillation von 1500k durchschnittlich 12
bis 15 Stunden gerechnet werden.
Bei sorgfältiger Leitung der Operation lassen sich aus einer Mischung von 30
Gew.-Th. Talg und 70 Th. Palmöl mit Sicherheit 58 bis 60 Th. Stearinsäure von
51° Schmelzpunkt, 28 bis 30 Th. Elaïn und 8 Th. Glycerin von
28° B. erzielen.