Titel: | Ein neues Verfahren zum Färben mit künstlichem Alizarin; von R. Forster. |
Autor: | R. Forster |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, S. 539 |
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Ein neues Verfahren zum Färben mit künstlichem
Alizarin; von R.
Forster.
Forster's neues Verfahren zum Färben mit künstlichem
Alizarin.
Bei der großen Bedeutung, welche das künstliche Alizarin in der Kattundruckerei
gewonnen hat, und zwar nicht allein zur Herstellung von echten Dampffarben als
Ersatz des Krappextractes, sondern auch zum Färben an Stelle des Krapps, der
Krappblumen und Garancine, mag es vielleicht am Platze sein, auf ein Verfahren, mit
diesem chemischen Product zu färben, aufmerksam zu machen, das schon seit einigen
Jahren in der Praxis sich vorzüglich bewährt hat.
Von dem Krappextract unterscheidet sich das künstliche Alizarin in seinen
Eigenschaften nur wenig, so daß es ohne viele Umstände und Aenderungen in den
Recepten statt des erstern für Dampfdruckfarben angewendet werden konnte. Anders
gestaltete sich das Verhältniß als man anfing, das künstliche Alizarin auch in der
Färberei zu verwenden, wo dasselbe von ihm wesentlich verschiedene Farbmaterialien
zu ersetzen hatte, und wo deshalb die einzelnen Operationen erst dem neuen Farbstoff
angepaßt werden mußten. Zuerst erhielt man mit demselben Färberesultate, welche, was
Lebhaftigkeit und Echtheit anbelangt, sehr wenig befriedigten, gleichviel ob mit
oder ohne die verschiedenen versuchsweise angewendeten Zusätze gefärbt wurde.
Wirklich gute Farben erhielt man erst durch Anwendung des Verfahrens von Mercer, welcher die gefärbte Baumwolle mit Seifelösung
imprägnirt, trocknet, dämpft und erst dann der gewöhnlichen Behandlung zum Schönen
unterwirft. Da dieses Verfahren aber etwas umständlich ist und bei nicht sehr
sorgfältiger Handhabung leicht ein schlechtes Weiß gibt, suchte ich dasselbe durch
ein einfacheres zu ersetzen, und schon der erste hierauf abzielende Versuch (7. Juni
1873) war vom besten Erfolg begleitet.
Ein Roth, welches dem so schönen und echten Türkischroth gleichkommen soll, muß
offenbar neben Thonerde und Farbstoff auch noch Fettsäure enthalten. Beim
Türkischroth wird dies erreicht, indem zuerst Oel, dann Thonerde und zuletzt der
Farbstoff auf der Baumwolle fixirt wird, während nach dem Mercer'schen Verfahren für
Druckkattune, wo wegen der weißen Partien ein Oelen vor dem Bedrucken nicht wohl
zulässig ist, zuerst Thonerde, dann Farbstoff und zuletzt Fettsäure befestigt
wird.
War es nun nicht möglich, zwei dieser Stoffe in einer
Operation zu befestigen? Die mit den alten Farbmaterialien gemachten Erfahrungen
sprachen für eine solche Möglichkeit. Thonerde und Farbstoff werden in den
Dampfartikeln gleichzeitig auf dem Gewebe fixirt. Da diese Combination in der
Färberei selbstverständlich ausgeschlossen ist, die andere Combination aber, das
Fett und die Thonerde zusammen zu nehmen, große Schwierigkeiten bietet, so versuchte
ich es mit der dritten, indem ich, möglichst wenig von dem Bestehenden abweichend,
den aufgedruckten Thonerdemordant mit einer Mischung von Alizarin und Fett
ausfärbte, und zwar in folgender Weise.
Um eine möglichst feine Vertheilung des Farbstoffes sowohl als der Fettsäure im
Farbbad zu erzielen, eine unerläßliche Bedingung für das Gelingen der Färbung, wird
die nöthige Menge Alizarin mit Hilfe von etwas Seife in dem zum Färben bestimmten
Wasser gelöst und hernach mit Schwefelsäure neutralisirt. Die in äußerst feinen
Flocken abgeschiedene Mischung von Alizarin und Fettsäure färbt sich sehr leicht an
und liefert sehr lebhafte und echte Farben, und zwar nicht blos ein schönes Roth und
Rosa, sondern auch ein gutes Violett. Die richtige Neutralisation ist ohne
Meßapparate sehr leicht zu finden, da die Farbe und die Größe der Flocken im Bade
hierfür genügende Anhaltspunkte bieten, wie überhaupt das ganze Verfahren den
Vortheil großer Einfachheit und leichter Ausführbarkeit für sich hat.
Eine theoretische Erklärung der bei diesem Verfahren stattfindenden chemischen
Vorgänge behalte ich mir für eine spätere Mittheilung vor.
Augsburg, Februar 1876.