Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 219, Jahrgang 1876, Nr. , S. 468 |
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Miscellen.
Miscellen.
Ueber die Anwendung von Gußstahl-Drahtseilen beim
Przibramer Bergbaue; von E. Langer.
Bis zum J. 1872 waren in den Przibramer Hauptschächten Förderseile aus Eisendraht in
Verwendung. Diese in der dortigen Drahtseilfabrik angefertigten Seile bestanden aus
36 Drähten Nr. 12 steierische Lehre (6 Litzen zu 6 Drähten mit 6 Draht- und
einer Hanfeinlage) von 2mm,1 Drahtstärke,
hatten 20mm Durchmesser und waren pro 1m Länge 1k,3 schwer. Die Bruchbelastung des zur
Seilfabrikation verwendeten steierischen Holzkohleneisendrahtes bester Qualität
betrug im Durchschnitte 58k pro 1qmm.
Zu dieser Zeit war schon die Teufe der Hauptschächte beträchtlich vorgeschritten. So
z.B. hatte Ende 1871 im Adalberti-Schacht der 27. Lauf eine Tiefe von 282m und am Maria-Schachte der 26. Lauf
eine Tiefe von 783m unter dem Tagkranze.
Das Eigengewicht der Förderseile war bei diesen großen Schachttiefen bereits ein
sehr bedeutendes. So betrug beim Adalberti-Schacht das Gewicht des Seiles im
Schacht:
828 × 1,3
= 1076k
Das Gewicht der Förderschale
500
„ „
des Förderwagens
300
Die Nettoladung
784
–––––––
Daher die Total-Förderlast
2660k
Für diesen Fall resultirte blos eine 2,7fache Sicherheit gegen den Bruch beim Anhube
aus dem tiefsten Förderhorizonte. Nimmt man aber auch die 6 Einlagsdrähte als
tragend an, so ergibt sich für diesen Fall eine etwas mehr als dreifache Sicherheit.
Dies kann man um so mehr thun, als in der Przibramer Drahtseilfabrik beim Aufdrehen
der abgelegten Seile bis jetzt die Einlagsdrähte stets unversehrt, also nicht
gerissen vorgefunden wurden. Stärkere, daher auch schwerere Förderseile aus
Eisendraht in Przibram anzuwenden, war aus dem Grunde nicht möglich, weil man
gleichzeitig auf allen Schächten stärkere Fördermaschinen hätte einbauen müssen, was eine allgemeine
Störung des ganzen Bergbaubetriebes zur Folge gehabt hätte. Es war daher sehr
erwünscht, als in dem zu dieser Zeit aufgetretenen Gußstahldrahte ein Material
vorlag, welches so bedeutende Vorzüge gegenüber dem Eisendraht hatte, daß man bei
gleicher Stärke der Seile eine doppelte Tragfähigkeit erzielen konnte.
Zur Erzeugung der Gußstahldrahtseile wurde der Patent-Gußstahldraht von Felten und Guilleaume in Cöln
verwendet, welcher eine durchschnittliche Bruchbelastung von 117k per 1qmm besitzt.
Die Gußstahldrahtseile für die Hauptförderschächte wurden ebenfalls aus 36 Drähten
Nr. 12 angefertigt. Für die oben angeführte Totalförderlast von 2600k im Adalberti-Schacht (27. Lauf)
geben diese Gußstahldrahtseile eine 5,5, respective 6,4fache Sicherheit für den
Anhub, also etwas mehr als die doppelte der Eisendrahtseile.
Das erste Gußstahldrahtseil wurde den 28. Januar 1872 aufgelegt und bis Ende 1874
wurden 4 Stück als unbrauchbar abgegeben. Die durchschnittliche Betriebsdauer dieser
abgelegten Gußstahldrahtseile betrug 22 Monate, war also 4mal so groß wie bei
Eisendrahtseilen. Im Durchschnitt ergaben sich (bei vier Schächten in Przibram) für
je ein Eisendrahtseil in den J. 1867 bis 1871, bezieh.
für je ein Gußstahldrahtseil in den J. 1872 bis 1875
folgende Daten.
Eisendrahtseil.
Gußstahldrahtseil.
Netto-Förderquantum
10848t
47210t
Zahl der Aufzüge
13668
59115
Nettoleistung
5 387 124 051mk
26 519 326 190mk
Mittlere Fördertiefe
496m,6
496m,6
Mittleres Gewicht der Ladung
793k
798k
Seilkosten pro 1t
und 1000m Tiefe
0,817 Kreuzer
0,354 Kreuzer
Dauer eines Seiles
5,5 Monat
22,3 Monat.
Aus diesen Zahlen ergibt sich, daß die Gußstahldrahtseile eine fast 5fache Leistung
gegenüber Eisendrahtseilen von gleicher Construction und Stärke ergeben, die
Seilkosten derselben aber weniger als die Hälfte der letztern betragen.
Bei Verwendung der Gußstahldrahtseile ist besonders auf hinreichend große Seilkörbe
und Seilscheiben zu sehen. Diese sollen um ca. 25 Proc. größer sein als für
Eisendrahtseile von derselben Drahtstärke, da die Steifheit des Gußstahldrahtes
größer ist als die des Eisendrahtes. Ferner ist zu Förderseilen nicht zu hart
gezogener Stahldraht zu verwenden, und dürfte eine Bruchbelastung von 120k pro 1qmm so ziemlich die Grenze sein, über welche hinaus der Draht bereits zu
brüchig wird. (Nach der österr. Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1876
S. 49.)
Silberähnliche Legirungen.
Nach A. Parkes (englisches Patent vom 13. Juni 1874)
geben
Kupfer
70
Mangan
30
Zink
20–35
eine silberweise Legirung, die sich bei Rothglut walzen und
hämmern läßt. Hat man die zu bereitende Legirung keiner hohen Temperatur
auszusetzen, so wird die folgende Zusammensetzung vorgeschlagen:
Kupfer
49
Mangan
21
Eisen
5–10
Zink
5–10.
Es werden noch einige andere Proportionen erwähnt. Das für diese Legirungen
erforderliche Loth besteht aus:
Kupfer
7
Mangan
3
Silber
1–2.
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S.
205.)
Nickelbad.
Zum Vernickeln auf galvanischem Wege wird nach einem englischen Patente von Bäker und Unvin folgendes Bad
empfohlen:
Nickelsulfat
100 Th.
Weinsteinsäure
53 „
Aetznatron
14 „
Wasser
100 „
Vernickelung des Eisens zu Blitzableitern; von E. Saint-Edme.
Welche Sorgfalt man auch auf die Verbindung der Metalle an einer Blitzableiterspitze
verwendet, immer bleibt die Construction mangelhaft rücksichtlich des
Leitungsvermögens; es steht selbst zu befürchten, daß das Leitungsvermögen sich mit
der Zeit vermindert. Dies scheint dadurch bewiesen zu werden, daß der Blitzableiter
am häufigsten gerade an der Verbindungsstelle getroffen wird, und daß da die Spuren
der Verbrennung auftreten. Franklin verlangte
principiell: die Stangen sollten aus einem Metalle sein,
und nur wegen der raschen Oxydation des Eisens glaubt man die Spitze der Stange aus
anderm Metall machen zu sollen.
Vielleicht könnte man jetzt auf die ursprüngliche Idee zurückkommen, da man das Eisen
mit Nickel zu überziehenUm das Abschälen des auf Eisen, Stahl u.s.w. elektrolytisch
niedergeschlagenen Nickelüberzugs zu verhüten, empfiehlt H. T. Brownell in Harford, Connecticut, die aus dem
Nickelbade kommenden Gegenstände abzutrocknen und in einem Oelbade auf 250
bis 270° zu erhitzen. So behandelte vernickelte Platten, Stangen
u.s.w. können gebogen und gedehnt werden, ohne Risse und Sprünge zu
bekommen. versteht und ein solcher Ueberzug gegen das Oxydiren schützt und auch das
nöthige Leitungsvermögen besitzt. Saint-Edme hat
das Leitungsvermögen des auf einer Eisenstange abgelagerten Nickels untersucht; der
Nickelüberzug bewies sich als ein etwas besserer Leiter wie die Eisenmasse; auch
widersteht sie besser den von einer kräftigen Batterie gelieferten elektrischen
Funken. Zehn Tage lang in Wasser gelegt, zeigte dieselbe Stange keine Aenderung, und
das elektrische Leitungsvermögen war dasselbe geblieben. Man könnte also wohl auf
die Verwendung von Kupfer oder Platin verzichten. Die aus einem einzigen Stück
bestehende Stange würde aus vernickeltem Eisen bestehen, ganz wie die Ableitung.
Der Blitzableiter wäre so gegen Verbrennung geschützt und würde, wegen der
Unversehrtheit seiner Spitze, stets gleich wirksam sein. Außerdem bliebe das
Leitungsvermögen unverändert, ohne daß ein Mangel an Ueberwachung die Uebelstände im
Gefolge hätte wie jetzt. Letzteres ist, wie General Morin
nachgewiesen hat, von großer Wichtigkeit; nach ihm wäre es ja wünschenswerth, daß
man sich automatisch von dem Leitungsvermögen eines Blitzableiters überzeugen
könnte. (Comptes rendus, November 1875 Bd. 81 S.
949.)
E–e.
Ueber die Zerstörung des der Wolle beigemengten
vegetabilischen Stoffes; von Barral und Salvetat.
Zahlreiche Versuche, welche die Verfasser angestellt haben, um zu ermitteln, wie sich
die Cellulose und die Holzsubstanz sowie die Wolle in Gegenwart einer großen Anzahl
Reagentien verhalten, führten zu folgenden Ergebnissen.
1) Cellulose und Holzsubstanz
lassen sich unter der Einwirkung folgender chemischen Agentien zerstören, wenn nur das nach der Durchweichung mit der betreffenden
Flüssigkeit getrocknete Gewebe nachher in einer Trockenkammer einer Temperatur von
140° ausgesetzt wird: Schwefelsäure (vgl. 1874 213
65 und 174), Salzsäure, Salpetersäure, Chloraluminium; die Chlorüre von Zink, Eisen,
Zinn und Kupfer; die Nitrate von Kupfer, Magnesia und Eisen; die Sulfate von Zinn
und Thonerde, doppeltschwefelsaures Kali, Chromalaun, Borsäure, phosphorsaurer Kalk,
Oxalsäure (vgl. 219 182).
2) Die Wolle dagegen wird unter den oben erwähnten
Bedingungen nicht angegriffen.
3) Die folgenden andern Agentien zerstören die vegetabilische
Faser unter den gleichen Bedingungen nicht: die
Chlorüre von Natrium, Kalium, Barium, Calcium, Magnesium und des Quecksilbers;
Salmiak; die Nitrate von Ammonium, Quecksilber, Blei, Natrium, Barium, Calcium,
Kalium; die Sulfate von Kupfer, Ammonium, Mangan, Eisen, Calcium, Magnesium,
Natrium, Kalium; doppeltschwefelsaures Kali, Ammoniakalaun, Kalialaun,
weinsteinsaures Kali und Natron; phosphorsaures Ammoniak, Natron und Kali;
Jodkalium, chlorsaures Kali, unterchlorigsaures Kali (Javelle'sche Lauge),
oxalsaures Ammoniak, oxalsaures Kali; Weinsteinsäure, Essigsäure, Citronsäure.
4) Die Haupteinwirkung der Agentien auf die vegetabilische Substanz besteht darin,
daß sie derselben einen Theil des Wassers entziehen, um sie zu verkohlen. (Nach den
Comptes rendus, 1875 t.
81 p. 1189.)
P.
Appretur für Säcke, die zum Verpacken von Guano und
Dungphosphaten dienen sollen.
Nach dem Vorschlage von Croasdale (englisches Patent vom
23. Juni 1874) werden die aus Jute gefertigten Säcke in Kalkmilch getränkt, ganz
leicht an der Luft getrocknet, in eine Mischung von 3 Th. Oel und 1 Th. Paraffin
getaucht und zwischen Walzen durchpassiren gelassen.
Ueber den Farbstoff der Purpurschnecke.
Nach A. und G. De Negri (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1876 S. 84) besteht der Purpur von Murex
trecuculus aus zwei Farbstoffen, deren einer Indigo ist, welchen sie daraus
rein dargestellt haben. Während der Saft von Murex
trecuculus an der Luft sich auch im Dunkeln färbt, ist dies bei demjenigen
von Murex brandaris nur am Licht der Fall; letztere
scheint also andere Farbstoffe zu enthalten.
Gleichzeitige Verwerthung von Coakstaub und
Steinkohlentheer.
Die Verwendung des in großen Gasanstalten in nicht unbedeutenden Mengen auftretenden
Coakstaubes ist bisher nur in einer ziemlich mühsamen und wenig nutzbringenden Weise
erfolgt; man mischte ihn mit geringen Mengen gewöhnlichen oder durch Destillation
von seinen flüchtigen Bestandtheilen bereits befreiten SteinkohlentheersVgl. G. Henoch: Briquettesfabrikation 1863 170 100. Briquettes aus Steinkohle von
Fünfkirchen 1865 178 464. Französische
Kohlenziegel 1869 192 171. Jicinsky: Bindemittel etc. * 1870 195
41. (goudron), auch wohl mit Lehm oder Thon, und
formte aus dieser Masse mit Hilfe besonderer Maschinen Briquettes. Letztere sind
zwar ein gutes Brennmaterial, aber ihre Herstellung erfordert kräftige Maschinen und
macht sie dadurch theuer.
Der Steinkohlentheer für sich allein bildet seiner chemischen Zusammensetzung nach
zwar ein zur Erzeugung von Leuchtgas ganz werthvolles Rohmaterial, indeß sind alle
Versuche, ihn in dieser Richtung zu verwerthen, an verschiedenen technischen
Schwierigkeiten gescheitert.
Neuerdings haben nun die Ingenieure der Pariser Gas-Compagnie die (eigentlich
sehr naheliegende) Verwerthung von Coakstaub und Steinkohlentheer zur gleichzeitigen Herstellung eines guten Brennstoffes aus
dem erstern und von Leuchtgas aus dem letztein Nebenproducte der Gasanstalten
eingeführt und patentirt erhalten.
In einem beliebigen einfachen Mischapparat werden 50 Gew.-Th. Goudron mit 40
Gew.-Th. Coakstaub innig gemischt, mit Hilfe der gewöhnlichen,
halbcylindrischen Füllschaufel in die Retorten gebracht und in letztern, bei einer
Temperatur von etwa 1200°, drei bis vier Stunden belassen. Nach Verlauf
dieser Zeit ist die Destillation des beigemischten Goudron beendet, und der
vercoakte feste Rückstand desselben mit dem Coakstaube zu einer festen Masse
zusammengesintert, die nur noch durch Wasser oder in Dämpfen abgekühlt und dann in
Stücke zerschlagen zu werden braucht, um ein vorzügliches Brennmaterial abzugeben,
welches selbst bei Feuerungsanlagen mit schwachem Zuge leicht brennt und sich
deshalb besonders für Haushaltungen u.s.w. eignet. (Nach Armengaud's Publication industrielle, v. 22 p. 491.)
L. R.
Tanninbestimmung von Barbieri.
Barbieri hat die Methode von Carpeni (vgl. 1875 216 452) einer Prüfung
unterzogen und dieselbe wegen ungenügender Constanz der Resultate in folgender Weise
modificirt.
Tanninlösung wird mit Ueberschuß von ammoniakalischem Zinkacetat versetzt. Man
erhitzt die Flüssigkeit sammt dem entstandenen Niederschlage zum Kochen und dampft
sie auf ungefähr ein Drittel ein. Nach dem Erkalten wird filtrirt, der Niederschlag
mit heißem Wasser ausgewaschen und in verdünnter Schwefelsäure gelöst. Von etwa
vorhandenen unlöslichen Körpern durch ein Filter getrennt, wird das Filtrat nun mit
Chamäleon titrirt. Bleibt der Gerbsäureniederschlag am Glase haften, so wäscht man
ihn durch Decantation aus und führt die Lösung mit Schwefelsäure im Fällungsgefäße
aus.
Die Resultate stimmen gut. Kastanienextract gab behandelt nach der Methode
von Hammer
48,9 Proc. Tannin,
nach Barbieri
49,6 „ „
(Nach den Berichten der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876
S. 78).
Der alkoholische Procentgehalt der australischen Weine.
Moody hat den Alkoholgehalt von etwa 200 australischen
Weinen untersucht. Unter den 38 Sorten aus Neu-Süd-Wales befanden sich
nur zwei, welche unter 26 Proc. Alkohol anzeigten. Der niedrigste Gehalt bezifferte
23,6 und der höchste stieg auf 34,1 Proc. Unter den 100 Murray-Weinen waren
zwölf unter 26 Proc., die übrigen gingen darüber hinaus. Der niedrigste Satz notirt
20,1, der höchste 33,2 Proc. Die andern 60 Sorten vertheilen sich auf verschiedene
Districte der Colonie Victoria, und ein beträchtlicher Theil davon erreichten nicht
26 Proc. Am niedrigsten stellte sich eine Weinprobe aus Sunbury, 20 engl. Meilen
nordwestlich von Melbourne, mit nur 17,7 Proc. Die Weine aus Lillydale, 24 engl.
Meilen nordöstlich von Melbourne, Sunbury und Geelong, zusammen 30 Proben, ergaben,
mit Ausnahme von dreien, weniger als 26 Proc., während die Castlemaine-Weine
eine fast gleiche Stärke mit den Murray-Weinen auswiesen. (Das Ausland, 1876
S. 79.)
Hopfen als Ferment.
In den Vereinigten Staaten benützt man bei der Brodbäckerei, nach einer Mittheilung
von Sacc (Comptes rendus,
1875 t. 81 p. 1130) keinen
Sauerteig, sondern eine Abkochung von Hopfen. Verfasser meint, im Hopfen müsse ein
Ferment enthalten sein, welches noch energischer wirke als Bierhefe, im Wasser
löslich sei und durch Siedhitze nicht wirkungslos werde. Demnach soll der Hopfen in
der Bierbrauerei die Gährung nicht hemmen, sondern die Umwandlung des Zuckers in
Alkohol sogar beschleunigen.
Ozon zur Schwefelsäurefabrikation.
Reynoso (englisches Patent) schlägt vor, durch ein
comprimirtes, auf sehr niedriger Temperatur gehaltenes Gemenge von schwefliger Säure
und atmosphärischer Luft elektrische Funken hindurchschlagen zu lassen.
Cott und Scholl's Typenschreiber (Schreibmaschine).
In Amerika ist ein Schreibapparat (type writer) nach
Mittheilungen von Baron Schwarz-Senborn in
mehreren hunderttausend Exemplaren in Gebrauch, während derselbe hier bei uns noch
gänzlich unbekannt ist. – Prof. Dr. Emil Winkler veröffentlicht (in der Wochenschrift des
österreichischen Ingenieur- und Architecten-Vereins, 1876 S. 32)
folgende interessante Notiz über diesen Typenschreiber.
In der äußern Erscheinung ähnelt der Typenschreiber einer
Familien-Nähmaschine, und er wird erzeugt von F. Remington and Sons, Ilion, N. Y., mit welcher
Firma die Erfinder einen Contract für 25000 Stück abgeschlossen haben. Das Schreiben
(wenn man diesen Ausdruck beibehalten will) erfolgt durch das Berühren der in vier
Reihen angeordneten Tasten mit den Fingern; jeder Taste entspricht eine Letter. Der
Gebrauch der Tasten ist bequemer als beim Piano, und es ist nur eine geringe Uebung
nothwendig, um den Typenschreiber gebrauchen zu können. Der Apparat kann für jede
Papierbreite zwischen 8 und 20cm und für
eine Länge von 2cm,5 bis zum endlosen
Papier, sowie für jede Papiersorte, Briefcouverts eingeschlossen, verwendet
werden.
Als Vortheile werden von den Erfindern angegeben: 1) Die Lesbarkeit, indem der Druck vollkommen gleichmäßig und schon ausfällt, so
daß eine Menge von Unzukömmlichkeiten, welche die Unlesbarkeit der Federschrift mit
sich bringen, vermieden werden. 2) Die Schnelligkeit,
denn während man mit der Feder nur 15 bis 30 Worte per Minute schreibt, liefert der
Typenschreiber in derselben Zeit 30 bis 60 Worte; es kann sonach ein guter Operateur
auf der Maschine zwei Schreiber ersetzen. 3) Die Ruhe,
mit welcher man operiren kann; man kann mit jedem Finger und jeder der beiden Hände
in jeder beliebigen Lage des Körpers arbeiten; die vom Schreiben mit der Feder
herrührenden Krankheiten, wie Feder-Paralyse, Gesichts-Schwächung und
Krümmung des Rückgrates verschwinden. 4) Die Bequemlichkeit, indem die Maschine jederzeit fertig für den Gebrauch ist
und die häufigen Unzukömmlichkeiten mit der Feder und der Tinte verschwinden. 5) Die
Oekonomie, indem (wie schon gesagt) eine Person die
Arbeit von zwei und selbst noch mehr Personen verichten kann.
Der Typenschreiber ist besonders empfehlenswerth: für Schnellschreiber und Reporter,
da sie das Umschreiben ihrer Notizen in der Hälfte der Zeit besorgen können; für
Rechtsgelehrte, indem dieselben leicht die officiellen Schriften gedrängt, schnell
und lesbar copiren können; für Herausgeber und Autoren, für welche der
Typenschreiber geradezu eine unschätzbare Wohlthat bildet; für Geistliche zum
Vorbereiten ihrer Predigten; für Correspondenten von Kaufleuten, Banken u.s.w.,
indem der Typenschreiber gleichzeitig Copien liefert u.s.w.
Mit dem Typenschreiber kann jede Anzahl von Copien zwischen 2 und 25 hergestellt
werden, welcher Umstand allein schon dem in Rede stehenden Apparate die
mannigfaltigsten Verwendungen sichert.
Der Preis eines Typenschreibers beträgt 125 Dollars.
Dieser Mittheilung ist a. a. O. im Abdruck eine sehr gelungene Probe einer vom
Typenschreiber gelieferten Arbeit beigegeben.
––––––––––
Berichtigung. In Weinhold's
Abhandlung ist zu lesen S. 417 Z. 4 v. u.: „Pyrogallussäurelösung“ statt
„Pyrogallussäure“. S. 422 Z. 2 v. u.: „(100
– (Sa + Ks))/100“ statt „(Sa +
Ks)/100“.