Titel: | Aus dem chemisch-technischen Laboratorium der technischen Hochschule in Graz.Vertheilung des Stickstoffes der Gerste unter den Producten des Brauprocesses; von Franz Zmerzlikar. |
Autor: | Franz Zmerzlikar |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 70 |
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Aus dem chemisch-technischen
Laboratorium der technischen Hochschule in Graz.Vertheilung des
Stickstoffes der Gerste unter den Producten des Brauprocesses; von
Franz
Zmerzlikar.
Zmerzlikar, über die Vertheilung des
Stickstoffes der Gerste unter den Producten des
Brauprocesses.
Unter den Preisaufgaben, welche für das Studienjahr 1874/75 an
der k. k. technischen Hochschule zu Graz aufgestellt wurden, war
für die chemisch-technische Fachschule folgende bestimmt:
„Es ist der Stickstoffgehalt der verschiedenen
Materialien, Producte und Abfälle der Biererzeugung womöglich in
der Art festzustellen, daß sich daraus ergibt, wie der
Stickstoffgehalt der rohen Gerste sich auf die verschiedenen
daraus resultirenden Producte vertheilt.“
Zur Lösung dieser Aufgabe wurden aus der Brauerei von Schilcher in Graz folgende Materialien
entnommen: 1) Rohe, ungeputzte Gerste. 2) Geweichte Gerste. 3)
Weichwasser. 4) Malz. 5) Malzkeime. 6) Putzstaub. 7) Ungehopfte
Würze. 8) Malz- oder Oberteig. 9) Treber. 10) Hopfen. 11)
Gehopfte Würze. 12) Hopfentreber. 13) Kühlgeläger. 14) Hefe. 15)
Grünes oder Jungbier. 16) Lagerbier.
In allen diesen Substanzen wurde zuerst das hygroskopische
Wasser, sodann im trockenen Producte der Stickstoffgehalt
bestimmt.
Das Austrocknen der Substanzen wurde
theils im Dampf, theils im Luftbade bei 100° bewirkt.
Geweichte Gerste, Malz und Hefe wurde zuerst an der Luft bei 20
bis 30° getrocknet — erstere, damit sie nicht
verglasten, letztere, um die Bildung einer festen Kruste zu
verhindern. Weichwasser, Würze und Bier wurden zuerst
eingedampft; der dicke Syrup, welcher das Wasser besonders
hartnäckig zurückhält, wurde im Vacuum über concentrirter
Schwefelsäure auf 120° warmen Sande getrocknet.
Der Stickstoff wurde in sämmtlichen
Producten mittels Natronkalk bestimmt. Zu diesem Zwecke wurde
jede Substanz gut zerkleinert, vollständig getrocknet und
sodann, mit ausgeglühtem, noch warmem Natronkalk innig gemischt,
in ein Verbrennungsrohr gefüllt und im Verbrennungsofen
ausgeglüht. Als Vorlageflüssigkeit diente Normaloxalsäure, deren
Ueberschuß mit Normalnatron bestimmt wurde.
1) Gerste, bezogen aus dem Oedenburger
Comitate in Ungarn, wog ungewaschen und ungeputzt 1 Metzen = 72
W. Pfd. = 40k,3. Ihre Feuchtigkeit betrug 11,30 Proc.; der
Stickstoffgehalt auf trockene Gerste bezogen 1,605 Proc., auf
lufttrockene aber 1,423 Proc. Dieser letztere Stickstoffgehalt
entspricht 8,999 Proc. Eiweiß. (Nach Gottlieb das Eiweiß mit 15,7 Proc. Stickstoff gerechnet,
ist der Stickstoffgehalt mit 6,368 multiplicirt worden, um
Eiweißprocente zn erhalten.) Diese Gerste hatte ferner einen
Stärkemehlgehalt, welcher 78 Proc. Zucker entspricht; mit
Schwefelsäure behandelt, gab sie 70 Proc. Zucker. Der
Aschengehalt betrug 2,64 Proc.
2) Geweichte Gerste, genommen, nachdem
sie aus dem Quellstocke kam und nahezu 8 Stunden im ersten
Haufen lag. Das anhängende Wasser wurde mit Fließpapier
beseitigt; doch enthielt die Gerste in die sem Zustande noch
41,11 Proc. Feuchtigkeit. Der Stickstoff betrug 1,252 Proc. von
der trockenen, 0,737 von der feuchten Gerste. Letzterer
Stickstoffgehalt entspricht 4,696 Proc. Eiweiß.
3) Das Weichwasser von gelblich
brauner Färbung, ziemlich trüb und schwach riechend. Dies ist
das zweite und eigentliche Weichwasser, in welchem die Gerste
bis zur Quellreife bleibt. Das erste Wasser ist nur als
Waschwasser zu betrachten, indem die Gerste hineingelassen und
gut durchgerührt, dann aber das Wasser gleich abgelassen wird.
Zu bemerken ist noch, daß diesem zweiten Wasser etwas Kalk
zugesetzt wird, in der Voraussetzung, daß die etwa lösliche
Phosphorsäure der Gerste vom Kalk zurückgehalten werde. Das
Weichwasser hatte einen Rückstand von 0,1183 Proc. fester
Substanz, und diese enthielt 1,456 Proc. Stickstoff, was auf
Wasser berechnet 0,00172 Proc. ergibt.
4) Malz, genommen als Grünmalz, bevor
es auf den Schwelkboden kam; es enthielt in diesem Zustande
42,60 Proc. Feuchtigkeit. Das Grünmalz, an
der Luft bei 20 bis 25° getrocknet, enthielt als Luftmalz
noch 10,2 Proc., und bei 48° gedarrt 6 Proc. Wasser. Der
Stickstoffgehalt des bei 100° trockenen Malzes betrug
1,694 Proc., bei Darrmalz mit 6 Proc. Feuchtigkeit 1,592 Proc.,
bei Luftmalz mit 10,2 Proc. Feuchtigkeit 1,521 Proc., bei
Grünmalz mit 42,6 Proc. Feuchtigkeit 0,972 Proc. Das Darrmalz
ergab bei allmäliger Temperatursteigerung bis 75° 30,1
Proc. Zucker.
5) Malzkeime oder Wurzelkeime, aus der
Wurfmaschine genommen, enthielten 14,48 Proc. Feuchtigkeit und
3,579 im wasserfreien oder 3,061 Proc. Stickstoff im
lufttrockenen Zustande. Diese Abfälle werden als sehr nahrhaftes
Viehfutter verwendet; doch sollen die Kühe danach nur wenig
Milch geben.
6) Putzstaub, theilweise mit
Würzelchen vermischt, hatte 13,569 Proc. Feuchtigkeit und
trocken 2,974 Proc., feucht aber 2,570 Proc. Stickstoff. Der
Putzstaub ist als unverwendbarer Abfall zu betrachten.
7)Ungehopfte Würze, genommen
unmittelbar vor dem Eintragen des Hopfens. Das specifische
Gewicht, mittels Wägung bestimmt, ergab 1,0493; diesem
entsprechen nach Balling's Tabellen der saccharometrischen
Bierprobe 12,119 Saccharometer-Procente. Der durch Eindampfen
bestimmte Extract betrug 12,251 Proc.; der Stickstoffgehalt des
Extractes 0,993 Proc., entsprechend 0,1216 Proc. Stickstoff in
der Würze.
8) Malzteig oder Oberteig, genommen,
nachdem das Glattwasser abgelaufen und der Maischbottich
ausgeleert wurde. In diesem Zustande enthielt der Oberteig 82,95
Proc. Wasser und 5,806 Proc. auf trockenen oder 0,989 Proc.
Stickstoff auf den nassen Zustand bezogen. Dieser Abfall wird
auf Branntwein verarbeitet.
9) Treber, genommen vom Haufen, wie
dieselben beim Ausräumen aus dem Maischbottiche geworfen wurden.
Sie enthielten 75,33 Proc. Wasser und trocken 3,091 Proc., naß
aber 0,762 Proc. Stickstoff. Dieser Abfall wird als gutes
Viehfutter verwendet.
10) Hopfen. Es wurden drei
Hopfensorten gemischt angewendet, und zwar nimmt man 3 Th.
Saazer, 2 Th. steierischen und 1 Th. rothen Auscha-Hopfen.
Dieses Gemisch ergab lufttrocken 11,05 Proc. Wasser und 1,826
Proc. Stickstoff, bei 100° getrocknet aber 2,053 Proc.
Stickstoff.
11) Gehopfte Würze, genommen, wie sie
vom Kühlschiffe durch den Sack filtrirte. Sie hatte ein
specifisches Gewicht von 1,0511; diesem entsprechen 12,547
Saccharometer-Procente. Durch Eindampfen erhalten 12,622 Proc.
Extract. Der Stickstoffgehalt des Extractes betrug 0,921 Proc.,
der Würze 0,116 Proc.
12) Hopfentreber, genommen, nachdem
sie mit dem Hopfenseiher ausgehoben und abgetropft waren. Sie
enthielten in diesem Zustande 77,18 Proc. Wasser und 0,639 Proc.
Stickstoff; trocken aber 2,799 Proc. Stickstoff. Der Hopfen war
mit der ganzen Würze gekocht.
13) Kühlgeläger, genommen aus dem
Sack, nachdem die Würze abgetropft war; es enhielt 77,55 Proc.
Wasser und 5,300 Proc. Stickstoff im trockenen oder 1,190 Proc.
im nassen Zustande.
14) Hefe, und zwar ausgewaschene Hefe,
von welcher das Wasser abgegossen und die anhängende
Feuchtigkeit mit Fließpapier beseitigt war. Sie enthielt noch
76,47 Proc. Wasser, hatte naß 1,913 Proc. und bei 100°
getrocknet 8,130 Proc. Stickstoff.
15) Grünes Bier oder Jungbier,
genommen nach beendigter Hauptgährung, als es fässig geworden
war. Es hatte ein specifisches Gewicht von 1,0173. Der Alkohol,
durch Abdestilliren auf die Hälfte bestimmt, ergab im Destillat
5,50 Proc. oder im Biere 2,75 Proc. Alkohol. Der Extractgehalt,
durch Eindampfen bestimmt, ergab 5,62 Proc. Der Stickstoffgehalt
des Extractes betrug 1,485 Proc., woraus sich für das Bier 0,083
Proc. berechnen.
16) Lagerbier, genommen, wie es
ausgeschenkt wurde, hatte ein specifisches Gewicht von 1,016
(mit dem Alkohol gewogen). Beim Eindampfen wurden 5,427 Proc.
Extract gewonnen mit 1,217 Proc., auf Bier bezogen, mit 0,066
Proc. Stickstoff. Der Alkoholgehalt dieses Bieres betrug 3,23
Proc.
Zusammenstellung der gefundenen Resultate (in
Procenten).Die meisten Stickstoffbestimmungen sind mindestens zweimal
vorgenommen worden; die Differenz zwischen den einzelnen
Bestimmungen betrug im Maximum 0,01 Proc., im Minimum 0,002
Proc., im Durchschnitt also 0,006 Proc.
Textabbildung Bd. 220, S. 73
Substanzen.;
Stickstoff im wasserfreien Zustande (b. 100°
trocken).; Feuchtigkeit.; Die feuchten Substanzen
enthalten:; Stickstoff.; Eiweiß.; Rohe Gerste; Geweichte
Gerste; Malz; Malzkeime; Putzstaub; Malzteig; Treber;
Hopfen; Hopfentreber; Kühlgeläger; Hefe
Substanzen.
Rückstand oder Extract.
Stickstoff im Extract.
Stickstoff
Eiweiß
Alkohol
in der
Flüssigkeit.
3
Weichwasser
0,118
1,456
0,0017
0,0108
7
Ungehopfte Würze
12,251
0,993
0,122
0,774
11
Gehopfte Würze
12,622
0,921
0,116
0,741
15
Iungbier
5,620
1,485
0,083
0,531
2,75
16
Lagerbier
5,427
1,217
0,066
0,420
3,23
Zur Weiche kommen in der anfangs erwähnten Brauerei 50 Metzen =
36 Ctr. Gerste. Die Abschöpfgerste beträgt ¾ Metzen = 54
Pfd., d. s. 1,5 Proc. von der rohen Gerste. Das Weichwasser
wiegt 98 Ctr. 100 Metzen = 72 Ctr. Gerste geben 103 Metzen =
53,5 Ctr. Darrmalz (bei 37 bis 50° gedarrt). Es ergibt
sich also beim Einweichen und Malzen ein Verlust von 25,5 Proc.,
und geben somit 100 Th. Gerste 74,5 Th. Darrmalz.
Das Maischen wird nach der Infusionsmethode ausgeführt, und zwar
werden zu einem Gebräu 22 Ctr. Darrmalz (entsprechend 31,25 Ctr.
roher Gerste) mit 63 Eimern (zu 561,6) Wasser warm eingeteigt; zu diesem kommen noch 27
Eimer Wasser. Man erzeugt so 84 Biereimer (1 Biereimer = 42,5
Wiener Maß zu 11,415) Würze
von 12,2 Saccharometer-Graden, und wiegt 1 Eimer Würze 112 Pfd.
Bei 1½ stündigem Würzekochen in geschlossener Pfanne mit
Schlott verdampfen 4,9 Eimer. Das Hopfengeben geschieht im
Hopfenseiher und wird mit der ganzen Würze gekocht. Man gibt zu
einem Gebräu 12 Pfd. Saazer, 8 Pfd. steierischen und 4 Pfd.
rothen Auscha-Hopfen, zusammen also 24 Pfd. Als Stellhefe bringt
man in die Gährbottiche 6 Maß = 18 Pfd. breiige Unterhefe; durch
die Gährung vervielfältigt sich diese zehnfach. Schließlich
gewinnt man 85 W. Eimer Vier zu 102 Pfd.
Die Abfälle sind nur geschätzt worden, denn eine genaue
Bestimmung durch Abwägung wäre sehr umständlich, namentlich bei
den nassen Rückständen, deren großer Wassergehalt sich sehr
schnell und leicht ändert und so bedeutende Differenzen
herbeiführt.
Die Abschöpfgerste beträgt 1,5 Proc. von der rohen Gerste, d. s.
46,87 Pfd. für ein Gebräu gerechnet. Die Malzkeime betragen 108
Pfd., ensprechend 3 Proc. von der rohen Gerste. Der Putzstaub
wird auf 18 Pfd. oder 0,5 Proc. der rohen Gerste geschätzt, die
Treber auf 29,26 Ctr. im nassen Zustande, ebenso der Oberteig
auf 5 Ctr., Kühlgeläger auf 150 Pfd., Hopfentreber auf 120 Pfd.,
Hefe auf 162 Pfd. 85 W. Eimer Bier zu 102 Pfd. wiegen 86,70
Ctr.
Nach diesem würde sich der Stickstoff der rohen Gerste folgender
maßen vertheilen.
Gesammtgewicht der
Substanzen.
Materialien, Producte und
Abfälle.
Stickstoffgehalt.
Gewicht des Stickstoffes.
Von 100 Th. Stickstoff der rohen
Gerste kommen:
Pfund.
Proc.
Pfund.
3125,00
Rohe Gerste
1,423
44,468
100,00
46,87
Abschöpfgerste
1,423
0,667
1,50
9800,00
Weichwasser
0,0017
0,169
0,38
108,00
Malzkeime
3,061
3,306
7,43
18,00
Putzstaub
2,570
0,463
1,04
2926,00
Nasse Treber
0,762
22,313
50,18
500,00
Nasse Oberteig
0,989
4,947
11,12
150,00
Nasse Kühlgeläger
1,190
1,785
4,01
120,00
Nasse Hopfentreber
(0,639)
0,21930 Pfd. Hopfen enthalten 0,547 Pfd. Stickstoff; 120
Pfd. Hopfentreber enthalten aber 0,766 Pfd. Stickstoff,
also um 0,219 Pfd. mehr als der Hopfen. Dieser
Mehrgehalt ist auf Kosten des Stickstoffgehaltes der
Gerste zu setzen und beträgt 0,49 Proc.
davon.
0,49
162,00
Nasse Hefe
1,913
3,099
6,97
8670,00
Lagerbier
0,066
5,722
12,87
?
Glattwasser?
?
1,778
4,01
Der obige Rest von 4,01 Proc. oder 1,778 Pfd. Stickstoff muß
theilweise wenigstens auf das Glattwasser gerechnet werden; doch
ist dies aus Versehen nicht bestimmt worden.
Diese Arbeit wurde in dem chemisch-technologischen Laboratorium
der technischen Hochschule in Graz unter der freundlichen
Leitung des Hrn. Professors Dr. H.
Schwarz ausgeführt.