Titel: | Ueber Beleuchtung der Eisenbahnwaggons mit Leuchtgas, System Brock. |
Autor: | L. Ramdohr |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 131 |
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Ueber Beleuchtung der
Eisenbahnwaggons mit Leuchtgas, System Brock.
Mit Abbildungen auf Taf. III [a.d/1].
Ueber Brock's Beleuchtung der Eisenbahnwagen
mit Leuchtgas.
Seit 10 bis 12 Jahren ist man mehrfach bemüht gewesen, das
Leuchtgas an Stelle des Rüböles zur Beleuchtung der
Eisenbahnwagen zu verwenden. Wenn trotzdem diese Beleuchtungsart
bis jetzt nur noch wenig Eingang gefunden hat, so ist dies den
mannigfachen Uebelständen zuzuschreiben, welche sie bisher in
Gefolge hatte, und deren erheblichster im Anfange sicher der
gewesen ist, daß man nur das aus Steinkohlen dargestellte
Leuchtgas und dieses wiederum in nicht comprimirtem Zustande,
also in einem viel zu großen Volum, mit sich führte. Erst die
Herstellung des Leuchtgases aus Petroleumrückständen oder den
schweren Paraffinölen der Braunkohlendestillate und die
Construction zweckmäßiger Compressionsapparate und sicher
wirkender Regulirungsvorrichtungen für den Austritt des
comprimirten Gases machen es möglich und wahrscheinlich, daß die
Waggonbeleuchtung mit Gas in den nächsten Jahren sich ziemlich
allgemein einbürgern werde. Besonders ist es die mindestens
dreifach größere Leuchtkraft des aus Paraffinöl oder
Petroleumrückständen hergestellten Leuchtgases, welche letzteres
zur Waggonbeleuchtung besonders geeignet erscheinen läßt, da es,
abgesehen von der außerdem stattfindenden Compression, an und
für sich weit kleinere Behälter beansprucht als das
Steinkohlengas.
Die Mitführung des Leuchtgases im Zuge kann auf verschiedene
Weise erfolgen — entweder, wie zuerst in England und
Belgien, an einer Centralstelle im Zuge, von welcher aus die
einzelnen mit festen Rohrsträngen versehenen und unter sich mit
Spiralschläuchen verbundenen Waggons das zu ihrer Beleuchtung
nöthige Gas erhalten, oder aber, wie später in Amerika, derart,
daß jeder Wagen sein eigenes Gas mit sich führt. In England
wurde das Gas unter gewöhnlichem Druck und zwar in Behältern
mitgeführt, welche aus zwei Holzscheiben mit dazwischen
befindlichem, in Falten sich zusammenlegendem Ledermantel, also
aus einem Gefäße bestanden, welches äußerlich einem
cylindrischen Blasbalge ähnlich warDieses System wurde besonders von
dem bekannten Gasingenieur W. T. Sugg
ausgebildet. Vgl. * 1868 187 215., während man
in Belgien zwar comprimirtes Gas verwendete, dieses aber von dem
als Centralstelle dienenden Gepäckwagen aus ebenfalls den
einzelnen Wagen des zusammengestellten Zuges zuführte.
Schließlich übergab man in Amerika jedem einzelnen Waggon das zu
seiner Beleuchtung nothwendige Gas in comprimirtem Zustande und
gleichzeitig einen eigenen Druckregulator.
Dieses letztere Verfahren zeigte sich für den Betrieb als das
günstigste, da bei ihm der Uebelstand wegfällt, daß beim Ein-
oder Ausschalten von Waggons die Lösung oder Verbindung von
Spiralschläuchen vorgenommen und hierdurch die Beleuchtung
einzelner Waggons theilweise unterbrochen und wieder erneuert
werden muß.
In Deutschland wurde wohl ausschließlich das amerikanische System
der Ausrüstung eines jeden einzelnen Waggons versucht, und hat
sich in dieser Richtung J. Pintsch in
Berlin wesentliche Verdienste erworben. In neuester Zeit sind
die erforderlichen Ein- und Vorrichtungen von Georg Brock, Gasingenieur in Wien, ganz
wesentlich, und zwar fast in allen Hauptheilen verbessert
worden. Während Pintsch das Gas nur
auf 6at comprimirt, bei seinem Regulator eine ganz
gleichmäßige Ausströmung nicht erreicht, und bei dem
Gaserzeugungsapparate die Zuführung des flüssigen Rohmaterials
von Hand regulirt werden muß, bewirkt Brock die Zuführung des Oeles unter constanter
Flüssigkeitssäule durch eine ihm patentirte, automatisch
wirkende Vorrichtung; er comprimirt das Gas auf 10 bis 11at,
und sein Druckregulator läßt dasselbe bei einem Druck von 10at
ebenso gleichmäßig ausströmen, wie bei einem solchen von wenigen
Centimetern Wassersäule.
Wir geben im Nachstehenden nun eine ausführliche Beschreibung der
Brock'schen Einrichtungen nach
Unterlagen, welche uns der Patentvertreter, Civilingenieur Rich.
Lüders in Görlitz, freundlichst
überlassen hat, und beginnen mit dem Regulator, als einem der
wichtigsten Theile, gehen hierauf auf die Einrichtung des
Waggons, die Anlagen zur Erzeugung, Compression und Füllung des
Gases über und bringen endlich eine ausführliche
Kostenberechnung.
Der Regulator besteht aus einem hohlen cylindrischen Körper von
Metall, welcher auf der untern Seite mit einem festen, auf der
obern Seite mit einem der leichten Federung wegen mit
kreisrunder, eingedrückter Nuth versehenen Boden aus
Messingblech abgeschlossen ist. Der Mittelpunkt dieses
Messingbleches ist der Aufhängepunkt eines Hebels, der auf ein
Ventil, verbunden mit einem Kolben, drückt. Der Drehpunkt des
Hebels ist möglichst nahe dem Ventil. — Das comprimirte
Gas strömt aus dem Recipienten zwischen den Kolben und das
Ventil, öffnet dasselbe vermöge seines größern Querschnittes
gegenüber dem des Kolbens und übt einen Druck auf die
Messingscheibe aus, welche sich so lange spannen wird, bis
mittels des mit ihr verbundenen Hebels das Ventil geschlossen
wird. Dieses Spiel erneuert sich bei der Ausströmung des Gases
aus dem Regulator zu den Flammen fortwährend, und
haben Stöße und Schwankungen auf das ausströmende Gas nicht den
mindesten Einfluß.
Wie aus Figur 4
ersichtlich, ist hier eine Differentialwirkung zwischen dem
Ventil und dem Kolben combinirt mit der Wirkung auf ein
Diaphragma. Die Größe des Diaphragmas bei einem bestimmten
Durchmesser des Ventils und des Kolbens, einem Drucke des Gases
im Recipienten von 10at und einem Drucke des aus dem
Regulator ausströmenden Gases von 20mm Wassersäule läßt sich
folgendermaßen bestimmen.
Es sei beispielsweise:
der Durchmesser des Ventils d = 20mm,7,
der Durchmesser des Kolbens d1 = 20mm,
p der Druck des Gases im Recipienten
= 10at = 100m = 100 000mm
Wassersäule,
P der Druck des ausströmenden Gases
aus dem Regulator = 20mm Wassersäule,
F die gesuchte Fläche des
Diaphragmas,
f die Fläche des Ventils bei einem
Durchmesser von 20mm, 7 = 336qmm,
f1
die Fläche des Kolbens bei einem Durchmesser von 20mm =
314qmm, so ist:
F P = (f - f1) p und
F = (f -
f1)
p/P =
110 000qmm,
oder der Durchmesser der Diaphragmascheibe
= 375mm.
Aus obiger Formel geht hervor, daß der Druck P auf die Diaphragmascheibe schon bei
Anwendung eines nicht übersetzten Hebels das Ventil zum
Schließen bringt. Durch Hebelübersetzung und die Schraube am
Aufhängungspunkte des Hebels ist man in der Lage, den Druck des
ausströmenden Gases aus dem Regulator beliebig einzustellen. Es
ist hieraus zu ersehen, wie exact der vorstehende Regulator
bestimmt werden kann; dabei ist der Mechanismus von einer
Einfachheit und Sicherheit, wie kein ähnlicher Apparat. Derselbe
functionirt herab bis auf 0at,1 Ueberdruck.
Unter den Langträgern der Waggons senkrecht gegen deren
Längenachse ist ein Recipient befestigt, dessen Größe sich je
nach der Anzahl und Zeitdauer der zu speisenden Flammen richtet,
und welcher mit einem solchen Regulator verbunden ist. Der
Recipient R (Fig. 4)
besteht aus einem cylindrischen, nicht genieteten, sondern aus
Bessemer-Stahlblech geschweißten Rohre (da derartige Gefäße
genietet und verlöthet auf längere Zeit unter so hohem Gasdrucke
nicht dicht halten) mit starken schmiedeisernen Böden, welche
mittels durch das Rohr gehender Schrauben abgedichtet sind.
Für einen mit drei Flammen versehenen Waggon würde der Recipient
einen Inhalt von 0cbm,1 (bei 320mm
Durchmesser und 1270mm Länge) erhalten müssen, wenn das
Gas bis auf 10at comprimirt, der Gasconsum auf
22l nicht comprimirten Gases pro Flamme und Stunde und
eine Brenndauer von 15 Stunden pro Flamme angenommen wird. Dabei
wird bei 0at,1 Ueberdruck im Recipienten das Gas noch mit dem
angemessenen, bezieh. normalen Druck aus den Brennern strömen.
Bei 30 stündiger Brenndauer müßten zwei solche Recipienten an
dem Traggerippe der Waggons angebracht und mit dem Regulator
verbunden werden.
Von dem Regulator aus führt das Gaszuströmungsrohr für die
Laternen außen am Boden entlang und an der Rückwand hinauf über
das Waggondach. An dem einen Boden des Recipienten befindet sich
das Füllventil, an dem andern Boden eine Absperrung nach dem
Regulator. In dem Gaszuströmungsrohre ist an der Rückwand eines
jeden Waggon ebenfalls ein Haupthahn eingeschaltet, der es
ermöglicht, die ganze Leitung abzusperren, ohne daß eine weitere
Schließung der Lampenhähne nothwendig wäre, und welcher nur dem
Zugpersonale zugänglich ist. Ebenso sind die Lampenhähne nur dem
Zugpersonale zugänglich. Die Lampen selbst sind von den für
Rüböl- oder Petroleumbeleuchtung verwendeten kaum verschieden,
die Reconstruction verursacht daher keine nennenswerthen
Kosten.
Die ganze Disposition ist in Figur 3
ersichtlich.
Fig. 5 und 6 zeigen
Grundriß und senkrechten Längenschnitt einer vollständigen
Anlage zur Erzeugung, Compression und Füllung des Gases, und
zwar würde diese Anlage genügen, um täglich 6 Eisenbahnzüge mit
comprimirtem Gase zu versehen, wenn jeder derselben 8
Personenwagen zu 3 Flammen, sowie 1 Packwagen mit 1 Flamme mit
sich führt, und für jede Flamme eine Leuchtkraft von 6 bis 7
Kerzen bei 22l Gasconsum pro Stunde, sowie eine Brenndauer von 30
Stunden beansprucht wird. Der Flächenraum, welchen diese Anlage
einnimmt, beträgt 167qm, von denen 147 auf die
eigentliche Gasanstalt sammt Compressionsabtheilung, und 20 auf
den Sammelrecipientenraum entfallen, welcher blos einfach, ohne
Eindeckung ummauert ist. Die Gasanstalt besteht aus dem
Ofenlocal, dem Reiniger- und Uhrenlocal und dem
Glockenraume.
Der im Ofenlocal befindliche Gasofen A (vgl. auch Detail Fig. 1 und
2) ist überhaupt für Oelgaserzeugung eingerichtet und
schließt drei gußeiserne Retorten in sich, welche durch
Rippenverstärkungen vor Durchbiegung geschützt sind. Die
Construction des vordern und hintern Retortendeckels verhindert
das in die Retorten eingeführte Oel am Aufenthalte an den Enden
der Retorten, wo dieselben immer kälter sind als da, wo sie vom
Feuer bestrichen werden. Die Einmauerung der Retorten ist so
gewählt, daß die Stichflamme die Retorten nie direct treffen
kann, wodurch es ermöglicht wird, daß mit denselben 12 Monate
gearbeitet werden kann, ohne dieselben auswechseln zu müssen.
Ebenso ist Vorsorge getroffen, daß jede Retorte einzeln
ausgewechselt werden kann, ohne den Betrieb mit den beiden
andern Retorten unterbrechen zu müssen.
Was die Oelzuführung zu den Retorten anlangt, so ist unstreitig
die Methode der automatischen Zuführung die beste, da dieselbe
in erster Linie keine Aufsicht benöthigt, und mit derselben eine
Gleichmäßigkeit erzielt werden kann, wie dies bei keiner bis
jetzt bestehenden möglich ist. Der automatische
Oelzuführungsapparat besteht aus einem gußeisernen, luftdicht
geschlossenen Gefäße, dessen Größe so gewählt ist, daß dasselbe
für einen Bedarf bis zu 24stündiger Gaserzeugung vollkommen
ausreicht, einer auf dem Ofen stehenden offenen Wanne, in welche
zwei Rohre von dem luftdicht abgeschlossenen Gefäß einmünden,
und zwar eines als Luftrohr vom höchsten, und eines als
Stoffzuführungsrohr vom tiefsten Punkte desselben.
Der Proceß ist folgender: Das geschlossene Gefäß wird zuerst mit
Stoff ganz angefüllt. Die auf dem Ofen stehende offene Wanne
wird durch das Oeffnen des Hahnes an dem Stoffzuführungsrohr so
hoch angefüllt, als das Luft- und Stoffzuführungsrohr unter die
obere Kante der Wanne hineinragt. Sobald die Flüssigkeit die
beiden Rohröffnungen erreicht und dadurch absperrt, hört jeder
weitere Zufluß aus dem geschlossenen Gefäße in die Wanne auf.
Wird nun Stoff aus der Wanne in die Retorte eingelassen, so
werden die Rohröffnungen wieder frei, und die durch das Luftrohr
in das geschlossene Gefäß einströmende Luft bewirkt ein
sofortiges Nachfüllen von Stoff aus dem Gefäß in die Wanne, so
lange bis die beiden Rohröffnungen wieder durch die Flüssigkeit
abgeschlossen werden.
Die Zuführung des Stoffes von der Wanne zu den Retorten ist durch
mit Quadranten versehene Hähne regulirbar und sichtlich
einstellbar, sowie während der ganzen Vergasungsperiode eine
vollkommen gleichmäßige, da die Flüssigkeitssäule durch die
automatische Nachfüllung stets in gleicher Höhe erhalten
wird.
Auf dem Ofen an der vordern Stirnseite liegt die Vorlage
(Hydraulik) B, zu welcher von jeder
einzelnen Retorte Rohre aufsteigen. Die Vorlage dient, wie in
allen Gasanstalten, so auch hier, sowohl als continuirliche und
selbstthätige Absperrung zwischen jeder einzelnen Retorte und
dem Gasometer, als auch zur Aufnahme der durch das Gas
mechanisch mitgerissenen Theertheilchen. Sie ist durch einen
Rohrstrang mit den Reinigern D verbunden. Ein solcher Reiniger besteht aus einem in der
Mitte durch eine Scheidewand getheilten Kasten. In dem einen
Theile befinden sich Kokes, in dem andern über einander
liegende, mit Laming'scher Masse bedeckte Hürden.
Durch eine einfache Schiebercombination kann jeder Reiniger
während des Vergasungsprocesses ein- oder ausgeschaltet werden.
Von den Reinigern führt ein Rohrstrang, in welchem eine Gasuhr
E zum Messen des erzeugten Gases
eingeschaltet ist, zur Gasglocke M,
welche sich in einem überdeckten Raume befindet, einen
Durchmesser von 3m,79, eine Höhe von 2m,212
und einen Inhalt von 25cbm hat.
Von der Gasglocke aus wird das Gas an die Compressionsabtheilung
abgegeben. In derselben wird das Gas unter einen Druck von 11at,5
gebracht, und zwar durch Einpumpen von Wasser in die beiden
Arbeitsrecipienten — derart, daß das Wasser immer von
einem Recipienten in den andern jeweilig mit Gas gefüllten
Recipienten gedrückt wird, welche Manipulation man so lange
fortsetzt, bis das von den Arbeitsrecipienten in die
Sammelrecipienten durch das Wasserpumpen gedrückte Gas unter den
Druck von 11at,5 gebracht ist. Es ist nicht rathsam, das Gas
direct zu pumpen, da hierzu eine sehr große
Kolbengeschwindigkeit nothwendig, sowie eine Erhitzung der
Pumpenbestandtheile unausbleiblich ist und auch fortwährende
Reparaturen nicht vermieden werden können.
Um das Einfrieren zu verhindern, ist das Wasser mit Glycerin
gemischt, und zwar genügt eine auf 11° B. gebrachte
Mischung.
Von den Sammelrecipienten geht die Leitung P zu den sogen. Füllständern, welche zur Seite eines
Nebengleises, und zwar um je eine Wagenlänge von einander
entfernt, aufgestellt sind und durch Lederschläuche mit
Spiraleinlage mit den unter den Waggons befindlichen Recipienten
in Verbindung gesetzt werden. Die Füllständer sind durch
Absperrventile verschließbar.
Die Sammelrecipienten sind unter einander so verbunden, daß sie
ein completes Ganze bilden. Zum Betriebe des ganzen
Compressions-apparate genügen zwei 2pferdige Lenoir'sche
Gasmaschinen F und zwei Pumpen G mit je einem Kolbendurchmesser von
80mm, einem Hub von 240mm und einer theoretischen Leistung
von 8cbm,4 per Stunde.
Die Arbeits- und Sammelrecipienten sind gleich den
Waggonrecipienten aus Bessemer-Stahlblech geschweißt und mit
massiven Böden durch durchgehende Schrauben abgedichtet. Die
Arbeitsrecipienten haben einen Durchmesser von 0m,948
und eine Länge von 1m,89, einen Inhalt von 1cbm,34. Die Sammelrecipienten haben einen Durchmesser
von 1m,08, eine Länge von 2m,845 und alle vier zusammen
einen Inhalt von 11cbm,25.
Die Anstalt ist, in Folge ihrer durchgehends doppelten Anlage, so
eingerichtet, daß nie Störungen im Betriebe entstehen können, da
die betreffenden Apparate und Maschinen leicht und ohne
Nachtheil auszuschalten sind. Zur Herstellung des Gases benützt
man, wie bereits erwähnt, Braunkohlentheeröl oder
Petroleumrückstände, überhaupt Oele.
Der Preis der Petroleumrückstände beläuft sich loco Bahnhof Wien
pro 50k auf 4 fl. 50 kr. ö. W. (9 M.). Die Kosten einer
Coupé-Flamme für die Stunde erhalten wir aus Folgendem.
Fabrikation pro Retorte und Stunde 3 bis 3½cbm
bei 365 Arbeitstagen mit je 10stündiger Arbeitszeit 11 000 bis
12 700cbm. Von 50k Petroleumrückständen gewinnt man
je nach der Güte des Stoffes 30 bis 35cbm
Gas, daher zur Erzeugung von 12 700cbm 18 000k
nothwendig sind.
fl. ö. W.
M.
Kosten von 18 000k Rückständen zu 4 fl. 50
kr. pro 50 k
1620
oder
3240
Arbeitslöhne für 2 Mann Pro Tag 1 fl. 50 kr
1095
oder
2190
Für den Unterhalt der Apparate
350
oder
700
Heizungsmaterial
450
oder
900
5 Proc. Zinsen vom Anlagekapital von 13 900 fl.
695
oder
1390
5 Proc. Amortisation
695
oder
1390
––––––––––––––––––––
Summe
4905
oder
9810
Es kosten daher 12 700cbm Gas 4905 fl. ö. W. (9810 M.)
oder 1cbm 38,5 kr. (77 Pf.) oder eine Flamme pro Stunde mit
22l Consum 0,84 kr.(1,68 Pf.).
Die Kosten des Baues einer Doppelanstalt, wie sie oben
beschrieben, stellen sich in folgender Weise.
Bau der Anstalt, completes Mauerwerk, Schornstein,
Ofenbau,
fl. ö. W.
M.
Dachstuhl sammt Eindeckung, Pflasterung, Fenster,
Thüren, Anstrich, Erdaushebung, Ausführung der
Mantelmauer des Gasbassins in hydraulischem Kalk mit
Cementverputz und des Bodens desselben mit Béton,
zusammen
5 000
=
10 000
Ein Gasofen mit 3 Retorten, mit vollständiger
Ofenarmatur, vordere und hintere Ofenverkleidung sammt
Ankerplatten und Ankerschrauben, Wasserschiffe, Vorköpfe
sammt Deckel, Aufsteigröhren, Vorlage (Hydraulik) sammt
continuirlichem Abfluß, completer
Stoffzuführungsapparat, Automatensystem, zwei Reiniger,
Productionsgasuhr mit Umgangsrohr und Umgangshähnen,
sechs Absperrschieber von 105mm lichter Weite, eine Gasglocke mit einem
Durchmesser von 3m,793 und einer Höhe von
2m,212 nebst Führungen, complete
Röhrenverbindung zwischen Ofen, Reinigern, Gasuhr,
Glocke, mit Röhren von 105mm lichter Weite sammt
den erforderlichen Manometern
2 600
=
5 200
Zwei Stück 2pferdige Lenoir'sche Gasmaschinen
2 000
=
4 000
Zwei Pumpen
160
=
320
–––––––––––––––
9 760
=
19 520
fl. ö. W.
M.
Uebertrag
9 760
=
19 520
Transmission
150
=
300
Zwei Arbeitsrecipienten
960
=
1 920
Vier Sammelrecipienten
2 400
=
4 800
Verbinbungsleitungen sammt Absperrventilen und
manometern
630
=
1 260
–––––––––––––––––––––––
Summe
13 900
=
27 800
Die Kosten des Baues einer einfachen Anlage, nur für 15stündige
Beleuchtung der Waggonflammen ausgeführt, beziffern sich mit
9780 fl. (19 560 M.).
Bei der Doppelanstalt mit den Herstellungskosten von 13 900 fl.
(27 800 M.) ist man im Stande, innerhalb 10 Stunden 6
Personenzüge mit je 8 Personenwaggons und einem Packwagen, jeden
Personenwaggon mit 3 Flammen und den Packwagen mit 1 Flamme, auf
30 Stunden Brenndauer mit Leuchtgas zu versehen.
Bei der einfachen Anstalt, mit den Herstellungskosten von 9780
fl. (19 560 M.) hat man innerhalb 10 Stunden die gleiche
Leistung, jedoch nur für 15stündige Brenndauer der
Waggonflammen.
L. Ramdohr.