Titel: | Ueber Kesselsteinbildungen und deren Verhütung; von Ferd. Fischer. |
Autor: | Ferd. Fischer |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 172 |
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Ueber Kesselsteinbildungen
und deren Verhütung; von Ferd. Fischer.
Fischer, über
Kesselsteinbildungen und deren Verhütung.
Fischer, über Kesselsteinbildungen und deren
Verhütung.
Bekanntlich kann durch Dampfkessel, deren innere Flächen mit
Krusten und Schlamm bedeckt sind, nur eine sehr unvollkommene
Ausnützung des Brennmaterials erreicht werden. Die Bleche,
welche mit den Feuergasen in Berührung kommen, werden überhitzt
und stark abgenützt, oft sogar glühend. Dadurch wird aber die
Festigkeit derselben bedeutend verringert, was um so
bedenklicher ist, als die durch die verschiedene Ausdehnung der
einzelnen Kesseltheile bedingten Spannungen und somit auch die
Explosionsgefahren (1874 213 296) durch das Glühen dieser
Bleche offenbar wesentlich vergrößert werden. Berücksichtigt man
ferner, daß unreines Wasser oft stark schäumt,
Wasserstandsapparate und Manometer verstopft, daß der Schlamm
selbst in die Maschine mit übergerissen wird, so ist es als eine
der Hauptaufgaben des Dampfkesselbetriebes zu bezeichnen, die
Bildung von Kesselsteinkrusten und Schlammablagerungen zu
verhindern.
Kesselsteinbildner sind, wie bereits (1874 212 220) erwähnt,
namentlich das schwefelsaure Calcium (Gyps) und die Bicarbonate
des Calciums und Magnesiums, weniger schwefelsaures Magnesium
und Chlormagnesium, welche Magnesiumhydrat abscheiden oder nach
Hoppe-SeylerZeitschrift der deutschen
geologischen Gesellschaft, 1875 S. 502. mit
kohlensaurem Calcium Dolomit bilden können, sowie Aluminium- und
Eisenverbindungen und Kieselsäure.
Da es nur in den seltensten Fällen möglich sein wird, ein reines
Wasser zum Speisen der Dampfkessel anzuwenden, so müssen die
Kesselstein bildenden Bestandtheile des gewöhnlichen Wassers
unschädlich gemacht werden. Man hat dieses zu erreichen
gesucht:
1) Durch Vorrichtungen und Zusätze, welche im Kessel selbst zur
Anwendung kommen, um die Bildung eines festen Ansatzes zu
verhüten, und zwar durch
Elektricität.
Kesselsteinsammler und Vorrichtungen, welche eine rasche Bewegung
des Kesselwassers bezwecken.
Blechschnitzel, Sand, Thon u. dgl.
Fetten und Theeren der Kesselwände.
Gerbstoffhaltige Substanzen, Cattechu.
Stärkemehlhaltige Stoffe, Zucker, Glycerin.
Fällungen im Kessel.
Häufiges Ausblasen.
2) Durch Ueberführen der Kesselsteinbildner des Speisewassers in
leicht lösliche Verbindungen oder Ausfällen derselben, bevor das
Wasser in den Kessel kommt, und zwar durch
Salzsäure, Essigsäure, Salmiak.
Chlorbarium.
Erhitzen in Vorwärmern.
Kalkmilch oder ätzende Alkalien.
Soda oder ähnliche Fällungsmittel.
Gleichzeitige Anwendung mehrerer Wasserreinigungsverfahren.
Elektricität. Die Angaben über die
Verhütung von Krustenbildungen im Dampfkessel durch elektrische
Ströme oder durch Zinkeinlagen, deren angebliche Wirkungen
ebenfalls der Elektricität zugeschrieben werden, widersprechen
sich noch vollständig. Verfasser ist seit einiger Zeit mit
einschlägigen Versuchen beschäftigt und wird die Resultate
derselben in einem der nächsten Hefte mittheilen.
Schlammfänger und Kesseleinlagen. Ein
Ungenannter hat auf dem Boden seines Dampfkessels ein Zinngefäß
gestellt. Nach 3 Wochen fand er in demselben einen Bodensatz von
14, im übrigen Kessel von nur 3 Zoll (1828 29 308).
Johnson (* 1839 73 86) bringt
unter dem Kessel einen kleinen Nebenkessel an, welcher mit
demselben durch eine oder mehrere Röhren in Verbindung steht und
in dem sich der Schlamm ablagern soll. ErnstZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1865 S.
156. hat zur Abführung des Schlammes dem
Absperrventile gegenüber im Boden des Kessels ein 54cm
weites Fallrohr angebracht, das in einem querliegenden, 63cm
weiten Kessel mündet, welcher nicht vom Feuer berührt wird. Bei
einem Dampfkessel, der mit stark schlammbildendem Wasser
gespeist wurde, soll sich diese Einrichtung gut bewährt
haben.
Haswell (1861 161 392) bringt
ein von außen in Bewegung gesetztes Kreiselrad in die Kessel, um
die Unreinigkeiten Schlammsäcken zuzuführen.
Der Schlammfänger von Forster (* 1869
193 352) wirkt zugleich, wenn auch nur unvollkommen, als
Vorwärmer. SpäterDeutsche Industriezeitung, * 1870 S. 387. bringt
derselbe den Schlammsack außerhalb des Kessels an.
Seward und SmithPolytechnisches Centralblatt, * 1866 S. 1249.
befestigen im Kessel in der Höhe des Wasserspiegels einen Kasten
mit geneigtem Boden; der darin abgelagerte Schlamm wird durch
ein Rohr nach Außen abgeführt. Dumery
(1862 164 251) und Fletcher (1863 168 161) empfehlen
Schlammröhren.
Bake (1838 68 73) soll schon
im J. 1823 den Vorschlag gemacht haben, einen losen Boden in den
Kessel zu bringen. Scott (1828 30 386) 1829 31 101 und 145) ließ
sich am 4. August 1827 die Anwendung von Platten und Trögen
patentiren, welche auf Unterlagen oder Füßen stehen, und auf
denen sich Schlamm und Kesselsteinkrusten absetzen sollten. Armstrong (1838 69 4) verband
diese Einlagen mit einer Vorrichtung zum Ausblasen des
gesammelten Schlammes. BoulardWagner's
Jahresbericht, 1861 S. 264. will in ähnlicher Weise
Drahtgewebe oder durchlöcherte Metallplatten anwenden.
CorrensZeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, * 1866 S. 478. bringt zwei große
Blechtafeln in den Kessel, welche zur bessern Reinigung mit
einem Anstrich von Leinöl und Graphit versehen sind. Schmitz (1867 186 271) * 1869
191 264) verwendet zu demselben Zwecke gewellte Bleche, ZipserZeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1872 S. 221. leicht auszuwechselnde
Schlammkasten.
Die größte Verbreitung scheinen jedoch die Kesseleinlagen von Popper (* 1869 191 263) gefunden
zu haben, welche, wie die von Scott,
Correns und Schmitz, nicht nur
den gebildeten Schlamm sammeln, sondern auch eine so lebhafte
Bewegung des Kesselwassers bewirken sollen, daß sich angeblich
nur sehr wenig Krusten absetzen können.Zeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1870 S. 237 und 299.
Napravil (1870 198 97), IsambertWagner's Jahresbericht, 1870 S.
533., O. Kohlrausch (1871
200 260), Bestelmeyer (1871 200 500) und WeinligZweiter
Bericht des Magdeburger Kesselrevisionsvereins. haben
günstige Resultate nach Anwendung der Popper'schen Einlagen
beobachtet, KrügerWagner's
Jahresbericht, 1873 S. 733. Scheibler's Zeitschrift für
Rübenzucker, 1874 S. 73. und BolteZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1875 S.
112. haben dagegen sehr unangenehme Erfahrungen mit
diesen Einlagen gemacht; in einem neuen Kessel waren die Bleche 3mm
tief eingescheuert. DietzeZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1866 S.
236. glaubt, daß Einrichtungen zur Verhütung von
Kesselstein durch Circulation des Wassers in den Dampfkesseln
einen Mehraufwand von mehr als 25 Proc. des Brennmaterials
erfordert.
Derartige Einlagen können zwar dadurch für Kessel mit Unterfeuer
nützlich werden, daß sie den Schlamm und die abgesprengten
Kesselsteinsplitter sammeln und so das Festbrennen auf der
Feuerplatte verhüten; zuweilen sind aber die Zwischenräume
zwischen Einlage und Kesselblech dennoch so mit Unreinigkeiten
verstopft gewesen, daß die Bleche durchgebrannt waren. Derartige
Vorrichtungen sind daher nur mit Vorsicht anzuwenden. Es wurde
ferner schon erwähnt, daß Krustenbildungen auch bei raschester
Bewegung des Wassers möglich sind (1874 212 218). Diese
Einlagen können daher die Bildung fester Kesselsteinkrusten
nicht hindern; dieselben werden nur deshalb etwas dünner als
sonst, weil sie sich auch auf beiden Seiten der Blecheinlagen
ansetzen. Hat sich aber eine solche Ablagerung gebildet, so muß
die Wärme von dem Kesselblech auf die selten fehlende
Rostschicht, von dieser auf den Kesselstein und erst nach dessen
Durchdringung auf das Wasser übertragen werden. Es kann daher
weniger in Betracht kommen, ob ein Kesselstein 2 oder 5mm
dick ist, als daß er überhaupt
vorhanden ist.
Von eigenthümlichen Kesselconstructionen, welche die Bildung von
Steinkrusten verhüten sollten, mögen erwähnt werden die von Schmidt (1861 160 241), Dickerson,Deutsche Industriezeitung, * 1866
S. 105. Wiese,Polytechnisches Centralblatt, * 1865 S. 838. FieldZeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1867 S. 475. * 1871 S. 325. (*1864 171 263) * 1865 177 258. * 1867 186 81. 1870 195 * 483. 197 * 111. 378. 1871 200 240), ThomsonPolytechnisches Centralblatt, * 1866 S. 503. und
der drehbare Kessel von Grimaldi
(1861 161 235) * 1863 167 248). Daß sie den beabsichtigten Zweck nicht erreichen
konnten, liegt auf der Hand.
Auf der 16. Hauptversammlung des Vereins deutscher Ingenieure in
Aachen waren Zeichnungen eines Dampfkessels ausgestellt, dessen
Wandungen durch rotirende Stahlbürsten reingehalten werden
sollten. Voraussichtlich werden sich die Stopfbüchsen nur schwer
dicht halten lassen, die Kesselbleche aber durch die
fortwährende Reibung rascher abgenützt werden, als dieses sonst
der Fall sein würde.
Blechschnitzel u. dgl. Ferrari (1829 31 266) empfahl
zur Verhütung von Kesselsteinbildungen, gewöhnliche Kohle in die
Kessel zu bringen. Johnson (1839 73 87) bringt in dieselben zerstoßenes Glas,
Flintensteine, Kiesel, Porzellanscherben, Eisen-, Kupfer-, Zink-
und andere Metallabfälle, überhaupt harte, im Wasser unlösliche
Körper, durch deren Bewegung die Wände und der Boden der
Dampfkessel abgescheuert werden. Auch Kuhlmann (1841 80 379) empfiehlt
Blechschnitzel, Glasscherben u. dgl.
Diese Körper können zwar anfangs den Ansatz einer festen Kruste
hindern, dann aber legen sie sich bei Anhäufung des Schlammes
auf den Boden, die ganze Masse brennt leicht fest, so daß die
Bleche nun erst recht zerstört werden können, da die porösen
Kesselsteine, welche sich durch Festsetzen des Schlammes bilden,
noch weit schlechtere Wärmeleiter sind als die krystallinischen
Krusten.
SchwennhagenDeutsche Industriezeitung, 1869 S.
138. Vgl. daselbst, 1866 S. 58. behauptet, daß jede
Kesselsteinbildung unfehlbar beseitigt werde, wenn man in die
Dampfkessel gepulverte Kreide bringe; — offenbar ein
Irrthum.
Von dem Ingenieur des Hannoverschen Dampfkesselrevisionsvereins,
Hrn. Grabau, erhielt Verfasser ein
weißes Pulver, welches bei einer hiesigen Dampfkesselanlage
gebraucht werde; dasselbe war mit einer Gebrauchsanweisnng
versehen, welche hier wörtlich folgen mag.
„Wir beehren uns hiermit, Ihnen eine Substanz unter dem
Titel Poudre algérienne
(Algierisches Pulver), dessen Erfindung unser Haus gemacht hat,
zur gefälligen Einsicht zu übergeben, welches unfehlbar gegen jede Verkrustung der
Dampfkessel (Kesselstein), Locomotiven und Maschinen aller Art
wirkt.
Diese Substanz, aus welcher wir bis jetzt einen glücklichen
Erfolg erzielten, enthält keine Säure, wurde mehrere Male einer
Auseinandersetzung unterzogen und von verschiedenen Chemikern
und Ingenieuren Frankreichs gutgeheißen. Genanntes Pulver ist
bei allen Maschinen ohne Ausnahme und ohne Gefahr für die
Dampfkessel verwendbar.
Gebrauchsanweisung. Man nimmt eine
Dosis von 250g per Pferdekraft, und
die Maschine arbeitet gut während drei Monaten und zwar mit dem
kalkartigsten und schwersten Wasser. Alle drei Monate, bei
Entleerung des Siedkessels, mittels einiger Besenstriche
entfernt sich stückweise jeglicher Ansatz und wird dadurch für
immer eine salzige und erdige Anhäufung im Innern der Maschine
verhütet.
Mit diesem Verfahren verschwindet jede Gefahr für die Kessel, und
das Abklopfen mit dem Hammer wird dadurch gänzlich
unnöthig.“
Maison M. Meyer Lüttich.
Das Pulver ist schwefelsaures Barium (Schwerspath); es ist also
dasselbe, welches schon einmal unter gleichem Namen, dann im J.
1866 von Lazare in Paris als Poudre italienne nach Deutschland
eingeführt wurde mit der Behauptung, die Anwendung desselben
habe eine Brennmaterialersparniß von wenigstens 40 Proc. zur
Folge.
Der glückliche Erfinder läßt sich 1k mit 3 M. bezahlen; der
reelle Werth beträgt etwa 20 Pf., als
Kesselsteinverhütungsmittel ist derselbe meist negativ. Es ist
wirklich unbegreiflich, wie sich Jemand auf einen so plumpen
Schwindel einlassen kann.
Thon. Chaix (1838 69 323) empfahl die Anwendung von Thon, um die Bildung
fester Kesselsteinkrusten zu verhüten. Er erhielt für diese
Erfindung vom Marineminister eine Belohnung von 20 000 Franken
und von der Société d'Encouragement
eine goldene Denkmünze (1839 72 73) 148 107 236). Nach einem Bericht von Payen (1837 64 329) hat sich dieser
Thonzusatz bei den französischen Marinekesseln bewährt; nach
seiner Ansicht werden die sich ausscheidenden Kesselsteinbildner
durch den Thon pulverförmig niedergerissen und so an der Bildung
fester Krusten gehindert (1839 73
73). Später ist dieser
Thonzusatz wieder von WiederholdWagner's
Jahresbericht, 1869 S. 496. empfohlen.
Schon Aldefeld (1838 69 321) und Dingler (1838 69 323) beobachteten, daß der Thon leicht vom Dampfe mit in
die Maschine hinübergerissen wird und diese abschleift. Burg (1850 115
16) und Becker (1870 195 559)
bestätigen, daß dieser Schlamm sich nach und nach durch die
Maschine zieht, Klappen und Ventile belegt und selbst die Kolben
und Cylinder angreift. Auch BennerBulletin de la Société industrielle de
Rouen, 1874 p. 245.
hat mit Thon nur durchaus ungenügende Resultate erhalten.
Spiske (1863 170 233) 1864 172 395) und List (1868 190 424) empfehlen in gleicher Weise, Seifenschiefer
anzuwenden, Touaillon (englisches
Patent vom 9. December 1871) Talkpulver. Der Erfolg wird kaum
wesentlich günstiger sein als mit Thon.
Torf. Bald (1821 6 305) berichtete,
daß in Schottland mit bestem Erfolg Malzkeime oder Torferde in
die Dampfkessel gebracht würden; die Dampfbildung soll dadurch
auffallend beschleunigt werden (1832 46 432). Johnson (1839 73 86) empfiehlt
Torf, Dünger u. dgl.; Laudale (1836
62 434) bemerkt aber, daß bei Anwendung dieser Stoffe das
Kesselwasser stark schäumt. ElsnerElsner: Verhütung des
Kesselsteines (Berlin 1854) S. 13. schlägt Sägespäne
vor; er gibt aber selbst zu, daß diese leicht durch den Dampf
mit übergerissen werden. — Die Anwendung dieser
Substanzen, welche im günstigsten Falle Schlammbildungen
veranlassen, kann in keiner Weise empfohlen werden.
Fetten und Theeren der Kesselwände.
Der Vorschlag, die Kesselwände mit Fett einzureiben, um das
feste Anhaften des Kesselsteines zu verhüten, ist schon alt
(vgl. 1826 22 170). Bedford (1834 52 74)
verwendet Wallrathöl. John (1838 69 394) schlug vor, die sorgfältig gereinigten Kesselwände
mit einer Mischung von 1 Th. Graphit und 6 Th. Talg zu
überziehen. — Während sich dieser Anstrich an einigen
Orten bewährt hat (1839 73 234) 74 313), haben Andere ebensoviel Kesselstein bekommen als
ohne einen solchen (1839 73 73).
CorenwinderWagner's Jahresbericht, 1862 S.
539. empfiehlt, die Kesselwände mit Asphaltöl, Schulze (1865 176 77), dieselben
mit Theer zu bestreichen. DaelenZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1865 S.
390. hat damit aber sehr ungünstige Erfahrungen
gemacht.
Sibbald (1854 131 460) verwendet
ein Gemisch aus 1 Th. Talg, 1 Th. Graphit und 0,5 Th. Holzkohle,
von ihm „Metalline“ genannt. West will das Innere des Kessels mit
14k Kalk, 1k,5 Seife, 250cc
Rüböl, 250cc Terpentin, 1k Graphit, 1k,5
Soda, 4k Bleiweiß und 17l Wasser überziehen. Sägher (1859 152 104) empfiehlt
Gemische aus Asche, Holzkohle, Pech, Stearin, Talg, Seife und
Ruß. Die Masse wurde kugelförmig geformt in die Kessel gebracht.
Maurer (* 1859 152 105)
beschreibt einen Apparat zum Einbringen dieses sogen.
„belgischen Kesselsteinpulvers“ in die
Kessel.
Ashworth will Steinkohlentheer,
gemischt mit Seife, Graphit und Leinsamenabkochung, verwenden.
Bolzano empfiehlt, Fette, Fettsäuren
und Harzsäure in den Kessel zu bringen und mit Theer und
Kolophonium getränkte Tücher direct oder mittels Schwimmer so
aufzuhängen, daß sie der Wasseroberfläche beständig folgen
können, um so einen schwimmenden Kesselstein zu erzeugen.Bayerisches Kunst und Gewerbeblatt, 1865 S. 594 und
591.
Renner (1857 146 221), Bolley (1861 162 164), Weber (1866 180 254), Lermer (1868 187 431 und 441), Triepcke
(1869 194 82), Birnbaum (1874 213 488), MünterZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1876 S.
127. u. A. haben bereits die Schädlichkeit von Fett
im Dampfkessel nachgewiesen. IsambertFünfter Bericht des Mannheimer
Kesselrevisionsvereins. nennt das Anstreichen der
Kesselwände mit Recht eine Unsitte; er hat gesehen, daß
Vorwärmer in Folge eines solchen Anstriches zerfressen sind,
ohne daß die Bildung von Kesselstein irgendwie gehindert wäre.
(Vgl. auch Wartha 1876 219 252.)
Abgesehen davon, daß bei Anwendung derartiger Stoffe
Schmutztheile leichter mit dem Dampfe übergerissen werden, wird
ein Kessel mit einem solchen Anstrich mehr Brennmaterial
erfordern und leichter überhitzt werden als ohne einen
solchen.
Petroleum. In Amerika will man
mehrfach dadurch die Kesselsteinbildung verhütet haben, daß man
in die Kessel Rohpetroleum brachte. Es ist nicht recht
einzusehen, wie dasselbe wirken soll (Wagner's Jahresbericht,
1869 S. 504). Besser scheint sich das Petroleum zur Reinigung
des fetthaltigen Condensationswassers zu eignen (1872 204 511) 1873 209 235).
Cattechu. Watteau (1845 98 331) ließ sich eine Anzahl Gemische patentiren, von denen
einige namentlich aus Cattechu bestanden. Saillard (1846 99 156) empfiehlt sein sogen,
„harzhaltiges basisches japonsaures
Doppelsalz“ — ein Gemisch aus Cattechu,
Fichtenharz und Alkalien. Auch Newton
(1858 148 315) und Bischof (1860 156 237) verwenden
Cattechu. SchollScholl:
Führer des Maschinisten (Braunschweig 1873) S. 233.
empfiehlt für gypshaltiges Speisewasser eine Lösung von 50 Th.
Cattechu und 12 Th. Kochsalz, BennerBulletin de la Société industrielle de
Rouen, 1874 p. 250.
eine stark alkalische Lösung von Cattechu. WeinligZweiter Bericht des Magdeburger
Dampfkesselrevisionsvereins. dagegen hebt hervor, daß
Cattechu, Hallogenin und Kartoffeln überall nur zufällig
wirken.
Hierher dürfte auch das Balling'sche patentirte Harz gehören.
Dasselbe soll im J. 1868 von Burger
in Magdeburg, 100k zu 108 M. verkauft worden sein.
Näheres hierüber hat Verfasser nicht erfahren können.
Gerbstoffe. Johnson (1839 73 86) schlug vor, in die Kessel Farbhölzer, Gerberlohe u.
dgl. zu bringen; Board (1844 93 238) Sägespäne von Mahagoniholz, Elsner Tormentillwurzeln. Für Locomotiven der Taunusbahn
wurde Lohewasser verwendet (1845 96
328). Cavé (1840 110
315) bringt in die
Kessel eichene Scheite; später will derselbe das Speisewasser in
Behältern, welche eichene Scheite enthalten, durch den
abgehenden Dampf erhitzen, um so die Unreinigkeiten desselben
abzuscheiden (1848 112 155).
Delfosse (1847 104 327) ließ sich
die Anwendung eines Loheauszuges mit Natron, Potasche und
Kochsalz patentiren. DelrueBayerisches Kunst und Gewerbeblatt, 1865 S. 187.
will die concentrirten Auszüge von Eichen- und Fichtenrinde und
Sumachblättern, mit Weinstein und Terpentinöl versetzt,
anwenden.
In einem BerichteScientific American vom 3. April
und 14. August 1875. über die Untersuchung
amerikanischer Dampfkessel wird angegeben, daß Cattechu,
Galläpfel und Eichenrinde unter Umständen die Bildung von
Kesselstein aus kalkhaltigem Wasser hindern, nicht aber die aus
gypshaltigem Wasser; reine Gerbsäure greife die Kessel an, und
wird daher vor Anwendung derselben gewarnt.
Die Abfälle vom Ausfleischen gegerbter Häute sind schon früher
gegen die Bildung fester Krusten angewendet (1852 123 164). HevittDeutsche
Industriezeitung, 1866 S. 137. empfiehlt 20 Th.
Lederabfälle, mit 1 Th. Talg und Soda zusammen gekocht. PrägerDeutsche Industriezeitung, 1874 S.
506. liefert für 60 M. 100k
einer sogen. „Kesselsteincomposition“, die
dadurch hergestellt wird, daß man leimgebende Abfälle der
Gerbereien mit Wasser kocht und die Flüssigkeit mit einer
Gerbsäurelösung fällt.
Burfitt's patentirte Composition wurde
bereits (1875 215 183) besprochen. In Folge
dieser Notiz hat der Patentinhaber Creswell am 1. December 1875 ein Rundschreiben mit einer
neuen Liste von Zeugnissen versendet. Obenan steht ein
„analytischer Bericht“ des bekannten
Zeugnißausstellers Dr. Theobald Werner. Der Patentinhaber scheint gar
nicht zu ahnen, wie schwer er den etwaigen guten Ruf seiner
Composition durch ein solches empfehlendes Zeugniß schädigt.
Professor Gunning in Amsterdam
bescheinigt am 22. Juli 1873, „daß er die Proben der
Burfitt'schen patentirten Composition zur Verhinderung und
Wegschaffung des Kesselsteines analysirt und gefunden hat, daß
dieser Artikel ein Extract vegetabilischen Ursprunges ist,
größtentheils aus einem vegetabilischen Schlamm bestehend, und
daß sie keinen Bestandtheil enthält, welcher durch einen mäßigen
Gebrauch die kleinste schädliche oder auflösende Wirkung auf das
Metall der Dampfkessel haben kann.“ — Solche
nichtssagende Redensarten können doch wohl nur für ein
urtheilloses Publicum berechnet sein.
Alle diese gallertartigen, klebrigen Stoffe verunreinigen und
verstopfen die Wasserstandshähne, Rohre und Ventile, werden
selbst mit dem dadurch leicht aufschäumenden Wasser in die
Maschine übergerissen und geben mindestens Schlammmassen, welche
sehr leicht festbrennen. Vor Anwendung derselben ist daher zu
warnen.
Stärkemehlhaltige Stoffe. Die
Anwendung der Kartoffeln gegen Incrustationen ist schon alt.
Englische Arbeiter, welche ihre Kartoffeln im Dampfkessel
gekocht und zufällig einige vergessen hatten, sollen die ersten
Beobachtungen über die Wirkungen derselben gemacht haben (1823
10 254). Elsner meint, die Stärke
der Kartoffel gehe in Dextrin über, welches die Kalktheile mit
einer schleimigen Hülle umgebe und so möglicher Weise die
Bildung einer festen Kruste verhindern könne.
Während von einigen Seiten (1844 93
238) über die Verwendung
derselben günstig berichtet wirdPrechtl: Technologische Encyklopädie, 3. Bd. S.
557., beobachtete man namentlich bei Schiffskesseln,
daß
das Wasser stark aufschäumte, Cylinder und Röhren verunreinigte
(1837 64 330), und Heyde (1868 190 424) meint,
die Anwendung von Kartoffeln habe überall nur das Anbrennen
derselben als Resultat ergeben.
Hörkens (1853 127 395) schlug
Cichorien vor, RosenkranzZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1868 S. 731.
Deutsches Wollengewerbe, 1870 Nr. 24. isländisches
Moos; die Wirkung dieser Flechte soll theils auf dem Jod- und
Bromgehalt, theils auf der gallertartigen Beschaffenheit
derselben beruhen, — Angaben, welche als unrichtig
zurückgewiesen werden müssen. Mit Recht warnt VarrentrappWagner's Jahresbericht, 1866 S.
508. vor Anwendung derartiger schleimiger Stoffe.
Zucker. Guinon (1849 114 236) bringt in die Kessel Melassenzucker, Guimet Stärkezuckersyrup. In einem Kessel
der Wiener Münze hatte man Thon, Gerberlohe, Kartoffeln,
Blechschnitzel und Salmiak nach einander vergeblich angewendet
(1850 115 16); nach Einführung von
15k Kartoffelsyrup fand man
beim Oeffnen des Kessels nur Schlamm.
Dextrinsyrup war früher unter dem Namen „Winkelmann's
Lithophagon“ im Handel. Auch Süßbier mit Malz und
dergleichen Unsinn mehr sind vorgeschlagen.
Bei gypshaltigem Wasser dürfte Zucker schwerlich irgend welchen
Erfolg haben.
Glycerin. AsselinZeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1873 S. 293. empfahl zur Verhinderung von
Kesselsteinbildungen, Glycerin in die Dampfkessel zu bringen.
Mohr hat gesehen, daß bei Anwendung
von Glycerin in einem Kessel der Mannheimer Maschinenfabrik
statt Kesselstein sich eine Menge von feinem Pulver gebildet
hatte. LehzenZeitschrift des Vereins deutscher
Ingenieure, 1874 S. 576. berichtet dagegen, daß mit
Glycerin bei gypshaltigem Wasser kein günstiges Resultat zu
erreichen sei. BennerBulletin de la Société industrielle de
Rouen, 1874 p. 249.
hat mit Glycerin nur durchaus ungenügende Resultate
erhalten.
Alle bisher besprochenen Mittel, welche nur die Bildung einer
fest anhaftenden Kruste verhindern sollen und im günstigsten
Falle eine starke Schlammbildung veranlassen, sind aus den
mehrfach erwähnten Gründen keinesfalls zu empfehlen.
(Fortsetzung folgt.)