Titel: | Sicherheitshaken für Förderschalen. |
Autor: | M-M. |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 210 |
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Sicherheitshaken für
Förderschalen.
Mit Abbildungen auf Taf IV [b.
c/4].
Sicherheitshaken für Förderschalen.
Die Unglücksfälle, welche nun schon so häufig bei Fördermaschinen
dadurch entstanden sind, daß der Maschinist die Maschine
entweder zu spät zum Stillstand brachte, oder beim Anlassen die
verkehrte Drehungsrichtung ertheilt und hierdurch die zum
Niederfahren bestimmte Förderschale gegen das Gebälke des
Förderthurmes schleudert, sind Ursache zur Construction
verschiedener Sicherheitsvorrichtungen gewesen, die sich der
Hauptsache nach in drei Classen eintheilen lassen.
Von diesen ist jedenfalls die Construction am meisten
vorzuziehen, welche die Steuerung der Fördermaschine derart von
der Bewegung des Förderkorbes abhängig macht, daß die
Maschine beim Steigen des beladenen Korbes immer mehr expandirt
und bei Ueberschreitung des Ausladeplateau ganz abgestellt wird.
Denn diese Vorrichtung ist jedenfalls das directeste Mittel zur
Verhütung der eingangs erwähnten Unglücksfälle und hat den
Vortheil, daß sie in Folge der fortwährenden Functionirung unter allen Umständen
verläßlich bleibt. Welcher günstige Einfluß hierdurch außerdem
auf die ökonomische Leistung der Maschine ausgeübt wird, ist
seiner Zeit bei Besprechung der Guinotte'schen Steuerung (*1874
212 266) besprochen worden und braucht hier nicht näher
erörtert zu werden. Anderseits ist jedoch klar, daß der ganze
Apparat in der ersten Anschaffung sehr kostspielig und bei
vielen ältern Maschinen oft gar nicht anwendbar ist.
Ein zweites Mittel zur Begrenzung der Hubhöhe der Förderkörbe
besteht in der Anbringnng einer Dampfbremse an der Welle der
Förderkörbe, deren Steuerung derart mit einem oberhalb des
Ladeplateau angebrachten Anschlage verbunden ist, daß beim
Ueberschreiten dieser Höhe durch den Förderkorb der Anschlag
verdreht und die Dampfbremse vollkommen in Gang gesetzt, die
Maschine zum Stillstand gebremst wird. Hier liegt die
Möglichkeit nahe, daß der gewöhnlich nie functionirende Apparat im Moment der Gefahr versagt,
daß die Maschine durch die plötzlich eintretende Hemmung
beschädigt wird, oder schließlich auch das Förderseil durch den
Stoß zum Bruche gebracht wird. In Folge dessen dürfte diese
Einrichtung, obwohl sie speciell in Belgien und Frankreich
mehrfach ausgeführt ist, am wenigsten zu empfehlen sein.
Die letzte der hier zu besprechenden Sicherheitsvorrichtungen
besteht in der Anwendung eines auslösbaren Hakens, welcher die
Förderschale derart mit dem Förderseile verbindet, daß bei
Ueberschreitung eines bestimmten Punktes die Verbindung des
Förderkorbes mit dem Seile gänzlich gelöst wird, daß letztere
somit frei weiter aufsteigen kann, während der Förderkorb in
seiner extremen Lage fix erhalten bleibt. Dieses einfache
Mittel, dessen Wirkung absolut sicher ist, und das anderseits
mit geringen Kosten überall anwendbar ist, sollte wohl bei
keiner Förderanlage fehlen, wird aber gleich wohl bis jetzt noch
ziemlich selten angetroffen. Zwei bewährte Constructionen dieser
Art mögen daher hier eine kurze Beschreibung finden.
Der Sicherheitshaken von Thomas Walker
und Sohn in Birmingham (England)
besteht aus einer Zange, welche am untern Ende den Tragring für
die Förderschale angebracht hat und durch das Gewicht derselben
mit ihren obern Klauen den am Förderseil befestigten Kloben fest
umschließt. Ueber die untern Zangenenden ist eine Büchse
aufgeschoben, welche beim normalen Betrieb frei auf
denselben aufliegt; sobald aber der Korb die normale Förderhöhe
übersteigt, passirt die Sicherheitszange einen Anschlagring,
welcher bei fortdauerndem Aufsteigen des Seiles die Büchse
festhält, die untern Zangenenden zusammen und damit die obern
Enden aus einander preßt. Das Seil wird hierdurch frei und setzt
allein seinen Weg fort; die Zange hingegen hängt sich mit ihren
obern Gliedern in dem erwähnten Anschlage und hält hierdurch,
nachdem der letztere in dem Fördergerüste fest gelagert ist, den
Förderkorb in seiner Lage fest, wie dies aus Figur 6
deutlich ersichtlich ist.Eine ähnliche, von W. Walker in Brotten (England) patentirte,
aber weniger verläßliche Sicherheitsvorrichtung ist in diesem
Journal, *1872 206 106
mitgetheilt.
In ähnlicher Weise wirkt der in Fig. 7 bis
9 dargestellte Sicherheitshaken von Ormerod, dessen Skizzen Uhland's Praktischem
Maschinenconstructeur, 1876 S. 109 entnommen sind. Hier besteht
der Apparat aus drei um einen Bolzen drehbaren Platten, welche
im untern Ende die Förderschale, im obern Ende den Haken des
Förderseiles eingehängt haben. Sobald der in ganz gleicher Weise
wie bei Walker angeordnete Anschlag
passirt ist, treten die Platten oben aus einander, lassen das
Förderseil frei und klemmen sich in dem Anschlage fest.
—
M-M.