Titel: | Obst-Darre. |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 217 |
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Obst-Darre.
Mit Abbildungen.
Obstdarre.
Die Errungenschaften der neuern Feuerungskunde haben auf den Bau
der Obstdarren fast gar keinen Einfluß ausgeübt. Die meisten
derselben sind ziemlich unvollkommen eingerichtet und geben in
Folge dessen auch schlechte Resultate bezüglich der Dauer des
Darrens sowohl, als auch hinsichtlich der Qualität des
erhaltenen Productes. Diesen Mängeln wird nun durch eine von
Max
Touchon in Hohenau bereits praktisch erprobte Obstdarre
abgeholfen, welche im Princip an die sogen, englischen
Obstdarren erinnert, da auch hier die Verbrennungsgase in
Blechröhren durch den Darrraum geführt werden und so ihre Wärme
der äußern Luft mittheilen können. In nachstehenden Figuren sind
nach dem Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1875 S. 346
verschiedene Ansichten dieser Darre gegeben.
Auf mäßig hohem, der Beschaffenheit des Untergrundes
entsprechenden Fundamentuntersatze von rauhen Mauersteinen ist
die Darre, im Sockel und auf der Rückseite, sowie in den beiden
Nebenseiten von gewöhnlichen Backsteinen, auf der Vorderseite
dagegen meist mit Holzgestell und Holzthüre, aufgebaut. In dem
Sockel ist der gewöhnliche Feuerraum a mit Aschenfall in der Breite von 46cm
eingerichtet und nach oben hin bis zur freiliegenden Breite von
53cm der gußeisernen Deckplatte c erweitert. Nach hinten zu verengt sich
derselbe zu einem 12cm,5 im Quadrat großen Canal b, welcher mit halben Stein starken
Wandungen auf der Rückseite des Darrraums senkrecht bis b′ so aufgeführt wird, daß er in
etwas über ⅓ der Höhe des letztern um die Canalbreite
Textabbildung Bd. 220, S. 218
Textabbildung Bd. 220, S. 218
nach links versetzt erscheint, von da bis
zum obersten b′ wieder
senkrecht sich erhebt, hier wieder um die Canalbreite nach
rechts in die ursprüngliche Lage gebracht und von da in ein über
der Bedachung der Darre ausmündendes, 15cm
weites Thonrohr eingeführt wird. Der Grundriß und die Schnitte
zeigen weiter, daß die Seitenwände der Darre im Anschluß an die
Rückseite in einfacher, ½ Stein starker Backsteinmauerung
errichtet sind, und werden in dieselben unter b′, b′ je zwei Eisenstäbe eingelegt, welche hier den
wagerecht gehenden Feuerungscanälen zum Auflager dienen. Diese
sind aus sogen. Sturzblech so gefertigt und eingelegt, wie dies
der Grundriß bei b, b′, d, b′ zeigt, und können
von der Vorderseite aus nach Wegnahme der Kapsel bei d leicht gereinigt werden. In die
Seitenwände sind weiter bei f
vorstehende Dachschieferplättchen eingemauert, welche die
hölzernen Hürden g aufnehmen; die
Vorderseite erhält eine der Höhe nach in zwei Theile getheilte
Thüre, welche an Holzpfosten h
angeschlagen ist und nicht ganz bis zur Deckplatte c des Feuerraums heruntergeht, sondern
zwei Backsteinschichten hoch von derselben entfernt bleibt, in
denen die Züge d für kalte Luft
angebracht sind. Die Decke der Darre wird von einfacher
Breterverschalung e gebildet, deren
Fugen durch Schlitze soweit geöffnet sind, daß ihr
Gesammtquerschnitt etwas mehr Oeffnung bietet, als der
Querschnitt des kalten Luftzuges bei d. Die gußeiserne Deckplatte c
des Feuerraums ist mit einer 5cm hohen Schichte von rein
gewaschenem Sand bedeckt, die Einfeuerungsöffnung mit
Schiebethürchen a′ versehen;
der kalte Luftzug d kann ebenfalls
durch Vorstellbretchen geschlossen werden, und durch runde, mit
Schiebern versehene Oeffnungen am obern Theil der Holzthüre kann
auch nach Bedarf der Abzug des Wasserdampfes aus dem Darrraum
zeitweise erleichtert werden.
Hiernach dürfte mit Hilfe der beigefügten Zeichnungen die ganze
Construction deutlich und auch genau zu erkennen sein, daß die
danach ausgeführten Obstdarren ganz wesentliche Vorzüge vor den
seither üblichen besitzen müssen. Die Hitze des Feuers, welches
zunächst die Deckplatte c mit der
Sandaufschüttung trifft, dann in dem senkrechten Canal der
Rückseite aufsteigend, den ersten Eisenblechcanal b′ nach vorn und wieder nach der
Rückseite durchzieht, um nochmals, senkrecht aufsteigend, in
gleicher Weise durch einen zweiten Eisenblechcanal geführt zu
werden, hat demnach hinlänglich Zeit und Gelegenheit, sich der
durch den Luftzug d einströmenden
Luft mitzutheilen, welche das zu trocknende Obst durchstreicht,
um dessen Wassergehalt aufzunehmen und durch die Schlitze an der
Decke und durch die Löcher am obern Theil der Thüre zu
entweichen. Auch wird eine Feuersgefahr und die Gefahr des
Verbrennens des zu trocknenden Obstes, selbst bei
unaufmerksamer Bedienung der Feuerung, nicht wohl zu erwarten
sein, weil durch die Sandschichte auf der Deckplatte c und durch das lebhafte Durchströmen
der kältern Luft ein Glühendwerden der betreffenden Eisentheile
nicht wird eintreten können.
Auf dem Gute des Hrn. Touchon in
Hohenau befinden sich seit mehreren Jahren 10 solcher Darren, in
einem schon früher vorhandenen Holzschuppen aufgebaut und so an
einander gereiht, wie dies die Abbildung zeigt, im Gebrauche,
und sind in jeder derselben 8 hölzerne Hürden zur Aufnahme des
zu trocknenden Obstes eingesetzt. Bei mäßiger Einfeuerung
erfordern die Zwetschen 24, die Aepfelschnitzen 30 und die
Birnen 36 Stunden Zeit zum Ausdarren, und ist das hier gewonnene
Dürrobst durch große Haltbarkeit und Reinheit des Geschmackes
ganz besonders beliebt geworden.