Titel: | Foulis' Maschinen zum Füllen und Entleeren der Gasretorten; von L. Ramdohr. |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 221 |
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Foulis' Maschinen zum Füllen
und Entleeren der Gasretorten; von L. Ramdohr.
Mit Abbildungen auf Taf. IV [b.d/1].
Ramdohr, über Foulis' Maschinen zum Füllen etc.
der Gasretorten.
Bei der Herstellung des Leuchtgases gibt es keine durch
Menschenhände zu verrichtende Arbeit, welche sowohl ihrem
Umfange als ihrer Bedeutung nach wichtiger wäre, als das Füllen
und Entleeren der Retorten. Beide Arbeiten müssen in möglichst
kurzer Zeit ausgeführt werden, wenn die Ausbeute an Gas und
Kokes die erreichbar höchste und eine sehr nachtheilige
Abkühlung der Retorten so viel als möglich vermieden werden
soll. Für den regelmäßigen Gang der Oefen ist die größte
Regelmäßigkeit in der Wiederkehr des Entleerens und Füllens der
Retorten erforderlich, und wenn die disponible Wärmemenge eines
Ofens annähernd eine gleichmäßige sein und bleiben soll, so muß
auch die von dem Ofen verlangte Arbeit eine gleichmäßige sein,
d. h. es muß jeder einzelnen Retorte stets genau dieselbe
Kohlenmenge zugeführt und letztere in der für die Destillation
günstigsten Weise gleichmäßig vertheilt werden. Diese Arbeiten
sind aber am vollkommensten gewiß nur durch mechanische
Vorrichtungen auszuführen. In gerechter Würdigung dieser
Thatsachen ist man denn auch seit vielen Jahren bemüht gewesen,
derartige Vorrichtungen herzustellen; den kräftigsten Anstoß
haben diese Bemühungen aber erst durch wiederholte Strikes der
Gasanstaltsarbeiter in England erhalten. Die neuesten und nach
dem übereinstimmenden Urtheil vieler Sachverständigen besten
Maschinen zum Füllen und Entleeren der Retorten sind die von W.
Foulis, Chefingenieur der Glasgower
Gasgesellschaft zu Dawsholm bei Glasgow, angegebenen.
Beschreibung und Abbildung dieser Vorrichtung entnehmen wir dem
Engineering, Bd. 18 S. 263,
schicken indeß der erstern einige, dem Journal für
Gasbeleuchtung (1875 Nr. 4) entlehnte, kurze
geschichtliche Notizen voraus.
Der erste Versuch, die Einführung der Kohlen und das Ausziehen
der Kokes mit mechanischen Hilfsmitteln zu bewirken, gingen von
dem Altmeister der Gasindustrie, Clegg, aus, welcher ein aus Eisenstäben gebildetes Tuch
ohne Ende durch die Retorte leitete. Constructive
Schwierigkeiten, der geringe Werth der erzielten Kokes und ein
sehr großer Brennmaterialaufwand brachten diesen Versuch zum
Scheitern.
Im J. 1840 versuchte Brunton,
allerdings auch erfolglos, die Retorte durch einen Rumpf zu
füllen und die Kokes durch einen Kolben auszustoßen. Spätere
Versuche, welche dahin gingen, den Bewegungsmechanismus im
Innern der Retorte durch eine Schnecke zu ersetzen, waren gleich
erfolglos.
Der erste Versuch zu einem wirklichen „Steam
Stocker“ stammt von Georg Michael, welcher eine Anzahl gewöhnlicher Retorten durch
eine einzige größere und gemauerte Retorte ersetzte, diese durch
Oeffnungen von oben füllte, in ihr mittels einer durch
Dampfkraft bewegten Harke die Kohlen gleichmäßig ausbreitete und
ebenfalls durch Dampfkraft mittels einer Schaufel die Kokes
auszog. Indeß erschien auch diese Einrichtung unzweckmäßig für
die Gasfabrikation, während für Kokesofenanlagen ähnliche
Dispositionen sich als entsprechend erwiesen haben.
Längere Zeit hindurch wirklich benützt wurde eine im J. 1860 in
dem Gaswerke zu Preston von Green
angelegte Vorrichtung. Ein vor dem Ofen auf Schienen laufender
Wagen trug einen Ziehhaken und eine Lademulde, beide so
eingerichtet, daß sie in beliebigen Höhen je nach der Lage der
Retorten eingestellt werden konnten. Die Vor- und
Rückwärtsbewegung dieser Theile erfolgte durch Kupplung mit
einer Transmissionswelle, welche parallel mit der Ofenfront an
der gegenüber liegenden Wand des Retortenhauses umlief.
Im J. 1867 wurde von Best und Holden ein neues System in dem Gaswerke
zu Dublin ausgeführt (vgl. 1870 196
266). Jeder Ofen enthält
9 durchgehende Retorten, welche so angeordnet sind, daß je 3
Retorten wage- und senkrecht sich in einer Linie befinden. Je
drei über einander liegende Retorten sind an jedem Ende durch
ein gemeinschaftliches Mundstück verbunden, welches ein Steigrohr trägt und durch einen Deckel geschlossen wird.Wegen der
schwierigen Dichtung dieses einen großen Deckels hat man später
jeder einzelnen Retorte selbstständige Mundstücke
gegeben. Das Laden und Ziehen der Retorten wird durch
4 Maschinen bewirkt, von denen vor und hinter den Oefen je zwei
in Thätigkeit sind, weil jede derselben nur bis zur Mitte der
Retorten ein- und ausfahren kann. Jede Maschine besteht aus
einem auf Schienen fahrbaren Wagen, auf welchem sich ein
Dampfkessel und eine mit Umsteuerung versehene
Zwillings-Dampfmaschine befindet, die mittels Ketten ohne Ende
zwei andere kleinere Wagen in die Retorten ein- oder aus
denselben herausfährt. An dem einen dieser kleinen Wagen
befinden sich drei Zieheisen, an dem andern drei Lademulden.
Ueber jedem Hauptwagen sind die zur halben Füllung von 9
Retorten erforderlichen Kohlen auf einer Bühne gelagert und
werden durch geeignete Vorrichtungen auf die Lademulden zu je
⅓ vertheilt. Ziehen und Füllen der Retorten erfolgt stets
von beiden Seiten gleichzeitig. — Auch dieser Apparat
zeigte Uebelstände, welche von seiner weitern Einführung
abhielten; namentlich fand durch das gleichzeitige Ziehen und Laden von je drei Retorten eine
zu starke Abkühlung des Ofens statt, und außerdem konnte die
Maschine nicht benützt werden, wenn eine Retorte schlackte,
defect wurde oder nicht genau in der ursprünglichen Lage
verblieb.
Holden verbesserte diese seine
Einrichtung späterhin dadurch, daß er jedes Zieheisen und jede
Mulde ausschaltbar machte und die Bewegung des Apparates mittels
eines Drahtseiles von einer feststehenden Maschine aus
bewirkte.
Etwa zu gleicher Zeit wurde in einem andern Londoner Gaswerke
eine wesentlich einfachere Maschine von Dunbar und Nicholson in
Thätigkeit gesetzt. Dieselbe hat nur ein Zieheisen und nur eine Lademulde, welche beide in der Höhe
beliebig verstellbar sind. Das Zieheisen besteht sehr
vortheilhaft aus einer Reihe von Ziehklinken, die auf einer
Stange vertheilt angebracht sind. Die ganze Vorrichtung befindet
sich auf einem unter dem Dache und zwischen den Oefen und der
Umfassungswand hin und her fahrbaren Laufkrahn, welcher mit
einer Dampfmaschine ausgerüstet ist, die mittels beweglicher
Rohrverbindungen von einem stationären Dampfkessel aus gespeist
wird.
Eine neue Anordnung ist 1872 in Dublin von Sommerville und Robinson
ausgeführt. Sie vertheilt die Arbeit des Ziehens und die des
Ladens auf zwei verschiedene Maschinen, deren jede ihren
besondern Kessel und eine kleine Dampfmaschine hat. Jede
Maschine befindet sich auf einem Wagen, der auf Schienen längs
des Retortenhauses sich fortbewegt. Die Bewegung wird dem
Zieheisen und der Lademulde von den Dampfmaschinen aus durch
Ketten ohne Ende mitgetheilt. Beide sind durch geeignete
Vorrichtungen in der Höhe je nach der Höhe der Retorten
verstellbar. Die Lademulde besteht aus zwei neben einander
liegenden Mulden, die sich so entleeren, daß die Kohlen von
außen nach dem Mittelpunkte der Retorte zu ausgeworfen werden.
Das Füllen derselben mit Kohlen geschieht während des
Einfahrens, indem eine Schraube über den Oefen die Kohlen
vertheilt und sie mittels eines geöffneten Rumpfes der
entsprechenden Retorte zuführt.
Im J. 1873 wurde eine Maschine von Mann ausgeführt, welche in Betreff der verschiedenen
Bewegungsmechanismen sehr complicirt ist. Auch hier ist die
Arbeit des Ziehens und Ladens auf zwei Maschinen vertheilt, bei
welchen beiden das Zieheisen und die Lademulde je nach der Höhe
der Retorten eingestellt werden können. Die Stange des erstern
ist hohl und mit Wasser gefüllt. Die eigentliche Schaufel
schwingt um einen Bolzen und wird mit der Hand horizontal
gestellt, in die Retorte eingeführt und am Ende derselben in
verticale Stellung gebracht. Außer dieser Schaufel aber befindet
sich an dem Zieheisen eine kurze, etwa 60 bis 90cm
lange Schaufel, die ähnlich der gebräuchlichen Mulde geformt
ist. Diese hebt, auf den Boden der Retorte beim Einfahren
gedrückt, die im Mundstücke und am Anfange der Retorte liegenden
Kokes ab, welche häufig mit Theer geschwängert sind, und
erleichtert so das Herausziehen des andern Retorteninhaltes. Die
Lademulde ist in der Mitte getheilt und entleert sich in der
Retorte in der Weise, daß die beiden Viertelkreise derselben
sich nach oben schließen und die Kohlen von der Mitte aus die
Retorte füllen. Für rechteckige oder -Retorten soll
eine Lademulde mit getrennten Boden- und Seitenwänden eingeführt
werden.
Eine sinnreich zusammengestellte, aber complicirte und namentlich
in der Anlage sehr theure Vorrichtung des Amerikaners Rowland gleicht hinsichtlich der
Anordnung der Zieheisen und Lademulden und der gleichzeitigen
Bearbeitung von je drei Retorten dem System von Best und Holden. Complicirtheit und der Kostenpunkt haben einer
weitern Verbreitung dieser Erfindung bis jetzt im Wege
gestanden.
In neuester Zeit haben nun endlich die Maschinen, wie sie von
William Foulis angegeben worden sind,
in mehr als befriedigender Weise die Aufgabe des mechanischen
Entleerens und Füllens der Retorten gelöst. Figur 22
zeigt die Maschine zum Füllen in
einer Seitenansicht, und Figur 23
von der dem Ofen abgewendeten Stirnseite aus gesehen. Sämmtliche
Bewegungen der Maschine erfolgen durch Wasserdruck, welcher in
mehreren hydraulischen Cylindern wirksam ist und lediglich von
dem einen auf einem Trittbret U
stehenden Arbeiter durch vier Hähne in und außer Thätigkeit
gesetzt wird.
Die Maschine besteht aus einem Wagen, der auf einem
Schienengleise vor den Oefen auf und ab fährt. Auf demselben
befindet sich zwischen zwei I-förmigen eisernen Balken der ca.
900mm lange und 150mm weite hydraulische Cylinder A, mit nach beiden Seiten durch die
Deckel geführter Kolbenstange. Der Kolbenhub wird auf eine Kette
ohne Ende übertragen, welche über je zwei Rollen B und C
geführt, sowie in einer Nuth um den hintern, massiven,
cylindrischen Theil E der Füllmulde
D geschlungen, und deren
zurückgelegter Weg in Folge dieser flaschenzugartigen
Uebersetzung der Kolbenbewegung das Vierfache des jedesmaligen
Kolbenhubes im Cylinder A beträgt.
Auf diese Weise ist es möglich, mit dem vor dem Ofen in der
Regel vorhandenen Raum von 3m,66 bis 4m,27
auszukommen. Sehr viel einfacher würde die Anordnung freilich
werden, wenn man statt dessen mindestens 7m Raum
hätte, dann würde keine Uebersetzung erforderlich sein.
Die Füllmulde selbst besteht aus der eigentlichen Schaufel E und einem an dem hintern Ende
derselben befindlichen massiven, cylindrischen und mit
eingedrehter Nuth versehenen Theile D, über welchen, wie bereits erwähnt, die endlose Kette
geschlungen ist. Ihre Führung auf dem Wagen erhält die Mulde
durch vier Laufräder, von denen je zwei an den beiden, den
hintern cylindrischen Theil umschließenden Schuhen oder
Halseisen H, H′ befestigt
sind. In diesen Schuhen ist der cylindrische Theil drehbar. Die
dem Ofen zugewendeten Räder laufen auf dem obern, die dem
Arbeiter zugekehrten dagegen auf dem untern Lappen des
Doppel-T-Eisens, so daß diese Führung volle Beweglichkeit
gestattet. Der vordere Schuh H ist
auf D verschiebbar; bei der Einfahrt
der Mulde in die Retorte wird er am vordern Ende der Schienen
festgehalten, so daß der Theil D
sich durch ihn hindurch schieben kann (vgl. die punktirte
Stellung in Figur
22). Die Schaufel selbst ist mittels einer Stiftkupplung
durch den hintern Schuh H′
verhindert, sich zu drehen, und wird deshalb durch die endlose
Kette gerade in die Retorte hinein gefahren. Ist sie am Ende der
Retorte angelangt, dann sind beide Schuhe H, H′ in nahe Berührung mit einander getreten, und
der vordere bewirkt die Auslösung dieser Kupplung. Die noch in
Bewegung befindliche endlose Kette dreht nun die Mulde um
180° und stürzt damit die Kohlen aus. Bei der nun
erfolgenden Rückfahrt der Mulde behält letztere zunächst ihre
umgekehrte Lage bei, und wird erst am Ende ihrer Rückfahrt in
ähnlicher Weise wie am Ende der Einfahrt um 180°
zurückgedreht. Sowohl für die leere als auch für die gefüllte
Mulde dient der cylindrische Theil D
als Gegengewicht. — Es ist einleuchtend, daß die soeben
beschriebene Einrichtung der Mulde eine ziemlich ausgedehnte
Beweglichkeit innerhalb der Retorte gestattet und es ihr möglich
macht, ihre Lage etwaigen Unebenheiten anzupassen. Dies wird
ganz besonders dadurch erreicht, daß die beiden Schuhe oder
Halseisen H, H′ dicht neben
einander liegen, so lange die Mulde sich in der Retorte
befindet. Es ist übrigens durchaus nicht erforderlich, daß die
Mulde von halbkreisförmigem Querschnitt sei.
Zur Füllung der Mulden mit Kohle hat Foulis der Retorten-Lademaschine neuerdings noch eine
besondere Einrichtung beigefügt, welche in den Fig. 22
und 23
ebenfalls abgebildet ist. Auf dem Schienengleise wird ein
besonderer Wagen an die Maschine herangefahren, auf welchem drei
oder mehrere Kästen ruhen, deren jeder das für eine Retorte
erforderliche Kohlenquantum enthält. Diese Kohlenkästen haben
die Länge der Füllmulden und sind mit einem zweitheiligen,
beweglichen Boden versehen, welcher geschlossen ist, wenn die
Ketten P (Fig. 23)
angezogen sind. Durch zwei leichte hydraulische Krahne I wird jedesmal ein Kohlenkasten
hochgehoben, dann durch Drehung der Krahne in die in Figur 22 punktirt angegebene Lage gebracht und auf die
Füllmulde herabgelassen. Dadurch werden die beiden Krahnketten
schlaff und die Riegel S fallen in
den Klinkhaken T ein. Werden nun die
Krahnketten wieder angezogen, so öffnet sich, da die Ketten P jetzt nicht mit angezogen werden, der
zweitheilige Boden des Kohlenkastens und gibt seinen Inhalt in
die Lademulde ab. Die drehende Bewegung erhalten die Krahne
durch die Kolbenstange des hydraulischen Cylinders N, während die Krahnketten selbst von
einer Kettenrolle K auf- und
abgewickelt werden, welche ihrerseits wieder durch Zahnstangen
an der verlängerten Kolbenstange des hydraulischen Cylinders L in Umdrehung versetzt wird.
Sämmtliche arbeitenden Theile der Maschine sind an dem
Hauptgestelle befestigt, welches im Wesentlichen aus den beiden
bereits erwähnten doppel-T-förmigen Balken besteht. Um nun
die Maschine in verschiedenen Höhenlagen bezieh. Retortenlagen
arbeiten lassen zu können, ist der gesammte Mechanismus in
senkrechter Richtung verschiebbar gemacht worden, und zwar
erfolgen Hebung und Senkung durch den Kolben im Cylinder Y, dessen nach beiden Seiten durch die
Cylinderdeckel geführte Kolbenstange an jeder Seite in eine
Zahnstange endigt, welche ein entsprechendes Rädervorgelege in
Bewegung setzt. — Endlich befindet sich an der Maschine
noch ein (aus der Zeichnung nicht ersichtlicher) hydraulischer
Cylinder, dessen Kolbenstange gleichfalls in eine Zahnstange
ausläuft, welche durch Eingriff in das Rad W (Fig. 23)
eine stehende Welle umdreht, die ihrerseits wieder durch eine
Kegelradübersetzung (in Fig. 22
sichtbar) zwei Laufräder der Maschine umdreht und dadurch
letztere selbst vor der Ofenfront hin- und herbewegt.
Die Maschine zum Ausziehen der Kokes
ist in den Fig. 24
und
25 dargestellt. Sie läuft auf demselben Schienengleis wie die
Füll- oder Lademaschine und enthält zwei
Kokesausziehvorrichtungen über einander angeordnet.Foulis hat ganz neuerdings diese Maschine
dahin abgeändert, daß sie nur eine
Ziehvorrichtung enthält, diese aber hinsichtlich ihrer Höhenlage
leicht verstellbar ist. Jede derselben besteht aus
einem Wassercylinder A, der um einen
Zapfen in einer kleinen Vorrichtung, welche dem Hook'schen
Universalgelenk ähnelt, sowohl in senkrechter, als in
wagerechter Richtung beweglich ist. Die an der vordern, dem Ofen
zu gelegenen Seite des Cylinders aus einer Stopfbüchse tretende
Kolbenstange ist von quadratischem Querschnitt und an ihrem
äußern Ende mit einem Zieheisen B
versehen. Ein durch Gummischläuche mit dem Cylinder A verbundener Vierweghahn gestattet den
Eintritt des Wassers vor und hinter den Kolben und ebenso den
Austritt desselben in entgegengesetzter Richtung. Der Kegel des
in der Nähe des Arbeiters an dem Wagengestell befestigten
Vierweghahnes liegt wagerecht; in seiner Verlängerung trägt er
eine Kettenrolle, welche mit dem hintern Ende des Cylinders
derartig durch eine kurze Kette verbunden ist, daß, wenn die
Hahnstellung den Eintritt des Wassers hinter den Kolben und
somit das Einfallen des Zieheisens in die Retorte bewirkt, das
hintere Ende des Cylinders herabgezogen und dem entsprechend das
Zieheisen gehoben wird (in Fig. 24
punktirt angedeutet). Beim Ausfahren des Zieheisens aus der
Retorte ist die Kette frei, und das Zieheisen legt sich vermöge
seines Uebergewichtes in die Kokesmasse ein. Außerdem aber
gestattet ein am Ende des Cylinders A angebrachter Handgriff eine wage- und eine senkrechte
Bewegung des erstern von der Hand des Arbeiters.
Die Drehung des Vierweghahnes erfolgt nicht unmittelbar von Hand,
sondern durch einen kleinen, in Figur 26
mit D bezeichneten Wassercylinder,
dessen Kolben leicht durch Drehung eines Wasserhahnes auf und ab
gesteuert werden kann.
Die Bewegung des Wagens vor den Oefen entlang wird durch den
hydraulischen Cylinder H bewirkt,
dessen Kolbenstange zu einer Zahnstange verlängert ist, welche
in ein Zahnrad eingreift und durch dieses mittels verschiebbarer
conischer Räder auf die Laufachsen des Wagens einwirkt.
Der Arbeiter zur Bedienung der Maschine steht auf einem an deren
hinterm Ende angebrachten Tritte und hat den Mechanismus so in
seiner Gewalt, daß er genau die Handarbeit damit ausführen
lassen kann. Er kann an jeder Stelle das Zieheisen in der
Retorte zurückgehen oder vorgehen lassen, kann es nach rechts
oder links schieben, kann es tiefer oder weniger tief eindrücken
und so die Retorte völlig so entleeren, wie es bis jetzt
geschieht, nur mit dem Unterschiede, daß er die Arbeit nicht
selbst zu machen hat, und während derselben der Hitze entrückt
ist. Aus diesen Gründen kann er auch in einer viel kürzern Zeit
die Arbeit namentlich bei guten Retorten verrichten, da 610mm
Geschwindigkeit pro Secunde bei einem Wasserdrucke von ca. 43m
leicht zu erreichen sind, während er, da er nur einen Hahn von
12mm,5 Durchmesser zu bewegen hat, die größte
Aufmerksamkeit auf die Retorte selbst verwenden und sie so vor
Beschädigungen bewahren kann.
Das zum Betriebe dieser Maschine erforderliche Wasser wird dem
Vierweghahn durch einen etwa 20m langen Gummischlauch von 33mm
Lichtenweite unter einem Druck von etwa 4 bis 5at
zugeführt. Der Schlauch ist mit einfachem Bayonnetverschluß an
den Hahn befestigt. Wenn die Maschine den von dem Schlauche ihr
gestatteten Spielraum durchlaufen hat, wird der Vierweghahn mit
einem andern, von der Hauptwasserleitung abgezweigten Schlauche
verbunden u. s. f. — Das gebrauchte, austretende Wasser
fließt durch einen Schlauch in einen Canal, welcher es in den
Brunnen der Anstalt zurückführt; ein Theil davon kann aber
zugleich durch das Rohr F auf die
ausgezogenen Kokes geleitet und so zum sofortigen Ablöschen
derselben verwendet werden.
Die Leistungsfähigkeit ist eine sehr bedeutende, selbst wenn, wie
empfohlen wird, das Zieheisen für jede Retorte zwei bis drei Mal
ein- und ausgeführt, mit demselben also thatsächlich die
Handarbeit nachgeahmt wird. Vier Arbeiter sind im Stande, ohne
irgend welche Anstrengung mit Hilfe einer Auszieh- und einer
Lademaschine stündlich 60 Retorten zu leeren und zu füllen; für
30 Retorten genügen zwei Arbeiter. Von wesentlichem Vortheil ist
es, den für beide Maschinen erforderlichen Wasserdruck einem
durch eine Druckpumpe betriebenen Accumulator zu entnehmen und
mit einem Druck von nicht unter 4at zu arbeiten. Je höher der
Druck, um so kleiner dürfen die hydraulischen Cylinder sein und
um so weniger Wasser wird verbraucht.
Die beschriebenen Maschinen werden von Gebrüder Tangye und Holman in
London, ferner von Laidlaw und Sohn in Glasgow ausgeführt; für die
Gasgesellschaft in Manchester ist die Anfertigung derselben der
dortigen Firma Woodward und Söhne übertragen worden.