Titel: | Ueber Kesselsteinbildungen und deren Verhütung; von Ferd. Fischer. |
Autor: | Ferd. Fischer |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 260 |
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Ueber Kesselsteinbildungen
und deren Verhütung; von Ferd. Fischer.
(Fortsetzung von S. 181 dieses
Bandes.)
Fischer, über Kesselsteinbildungen und deren
Verhütung.
Fällungen im Kessel. Um die Bildung
fester Krusten zu verhüten, hat man verschiedene Stoffe in die
Dampfkessel gebracht, welche die Kesselsteinbildner ganz oder
zum Theil als unlösliche Pulver ausfällen sollten. Als derartige
Fällungsmittel sind namentlich Chlorbarium, Kalk, ätzende und
kohlensaure Alkalien sowie verschiedene Gemische
beachtenswerth.
Chlorbarium. Die Reinigung
gypshaltiger Wässer durch Bariumverbindungen ist schon alt (1826
22 125). Kuhlmann (1841 80 380) 1858 150 112) empfahl wiederholt
Chlorbarium, um gypshaltiges Wasser und Meerwasser zum Speisen
der Dampfkessel verwendbar zu machen. Rühlmann (1864 174 400), BaistWagner's Jahresbericht, 1865 S. 566. Zeitschrift des Vereins
deutscher Ingenieure, 1866 S. 351., Reichel und HasencleverZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1867 S. 678.
1868 S. 623. haben durch Einbringen von Chlorbarium
in die Dampfkessel befriedigende Resultate erhalten.
H. v. Reiche behauptet in seinem
bekannten Handbuche über „Anlage und Betrieb der
Dampfkessel“Hannoversches Wochenblatt für
Handel und Gewerbe, 1873 S. 251. merkwürdiger Weise,
schwefelsaurer Kalk verbinde sich mit dem Chlorbarium zu
unlöslichem Chlorkalk und unlöslichem Schwefelbarit.
Schwefelsaures Calcium zersetzt sich bekanntlich mit Chlorbarium
nach folgender Gleichung:
CaO, SO3 + Ba
Cl = Ba
O, SO3 + Ca Cl
oder
Ca SO4 + Ba
Cl2 = Ba SO4 +
Ca Cl2.
136 208 233 111
136g Calciumsulfat geben also mit
208g Bariumchlorid 233g unlösliches Bariumsulfat und
111g sehr leicht lösliches Calciumchlorid. In richtiger
Menge angewendet, verhindert demnach Chlorbarium die Bildung
einer festen Kruste, wenn das Speisewasser nur schwefelsaures
Calcium als Kesselsteinbildner enthält; aus einem Wasser,
welches Calciumbicarbonat enthält, wird sich auch trotz
Anwendung von Chlorbarium fester Kesselstein absetzen können,
wie dieses schon von Haas(1866 180 241) beobachtet wurde.
Wegen des hohen specifischen Gewichtes des ausgeschiedenen
schwefelsauren Bariums (4, 5) wird dieses wohl kaum mit dem
Dampfe übergerissen werden. VarrentrappWagner's Jahresbericht, 1866 S. 510. meint aber,
daß der Zusatz von Chlorbarium nachtheilig sei, wenn nicht im
Kesselwasser stets ein Ueberschuß desselben vorhanden wäre, da
das schwefelsaure Barium mit dem unzersetzt ausgeschiedenen
schwefelsauren Calcium sehr fest zusammenbacke. Er räth überall
da von der Anwendung des Chlorbariums im Dampfkessel ab, wo eine
gute Einrichtung zum Schlammabblasen fehlt.
VogelWagner's Jahresbericht, 1865 S.
567. hat, wie früher schon Richter, bemerkt, daß bei Anwendung von Chlorbarium die
übergehenden Wasserdämpfe salzsäurehaltig waren. Da
schwefelsaures Magnesium mit Chlorbarium unter Fällung von
schwefelsaurem Barium Chlormagnesium gibt, welches beim Erhitzen
unter Abscheidung von Magnesiumhydrat und Entwicklung von
Chlorwasserstoff theilweise zersetzt wird, so ist bei Anwendung
eines bittersalzhaltigen Speisewassers die Gefahr, derartige
saure Dämpfe nach dem Zusatz von Chlorbarium zu erhalten,
allerdings nicht ausgeschlossen. Zu berücksichtigen ist ferner
der Einfluß der gebildeten Chloride auf das Rosten des Eisens
(1876 219 526). Ueberschüssiges
Chlorbarium greift nach den Versuchen von BeutherZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1864 S.
283. Eisen, Kupfer und Messing nicht an.
Wie nicht anders zu erwarten, kommen mehrere sogen.
Kesselsteinpulver im Handel vor, welche Chlorbarium enthalten.
Sauerwein hat ein derartiges Mittel
untersucht, welches aus 86 Proc. Chlorbarium und 14 Proc. Kohle
bestand (1863 167 464).
Das Hallogenin, welches von Berlin aus
in den Handel gebracht wurde, bestand aus 17 Proc. Chlorbarium,
65 Proc. Salmiak und 18 Proc. Cattechu. O. Kohlrausch (1871 200 264) bemerkte, daß das Wasser
bei Anwendung dieses Mittels stark schäumte, die Maschinentheile
beschmutzt wurden, und daß dennoch die Kesselsteinbildung nicht
verhütet war. HornZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1875 S.
399. hat einen Kessel gesehen, welcher nach Anwendung
von Hallogenin in allen Fugen undicht geworden war; die Bleche
waren derart angegriffen, daß sich in dem Kessel etwa 80k
pulverförmiges Chloreisen fanden.
Marohn's Anti-Kesselstein.
„Bei Anwendung dieser Composition wird der in
Dampfkesseln oder Locomotiven lagernde Kessel- oder Wasserstein
vollständig gelöst, eine Neubildung vermieden, jeder Explosion vorgebeugt und 30 bis 40
Proc. an Brennmaterial erspart....“ so behauptet Ad.
Marohn in Berlin. Für je 1e
sollen monatlich 250g dieses Antikesselsteines durch
das Mannloch oder im Speisewasser gelöst in den Kessel
gebracht werden; bei schon vorhandenem Kesselstein die doppelte
Menge. Es werden 6 Mischungsverhältnisse vorräthig gehalten: 3
für Brunnen- und Quellwasser und je eine für Flußwasser,
Seewasser und Locomotiven. Selbstverständlich liegen die
günstigsten Gutachten von Th. Werner
u. A. vor. Schädler und Gnuschke in Berlin bescheinigen, daß
diese Composition in ihrer Wirkung ausgezeichnet sei, das
Kesselblech in keiner Weise angreife u. s. w.
Von Ingenieur Grabau erhielt Verfasser
die Probe (I) eines Absatzes aus
einem Dampfkessel, in welchem Chlorbarium gebracht war und eine
Probe (II) aus einem daneben
liegenden Kessel, der mit demselben Wasser gespeist, aber mit
Antikesselstein versorgt war. Die bei der Untersuchung
gefundenen Bestandtheile entsprachen folgender
Zusammensetzung:
I
II
Schwefelsaures Calcium
70,08
66,03
Kohlensaures Calcium
9,42
8,85
Magnesiumhydrat
7,20
6,19
Eisenoxyd, löslich in Salzsäure
—
3,42
„unlöslich in Salzsäure
9,09
10,94
Alkalien, Wasser, Verlust
4,21
4,57
––––––––––––––
100,00
100,00.
Das hierbei verwendete Marohn'sche
Kesselsteinpulver bestand aus:
Krystallisirtem Chlorbarium
74,10
Salmiak
12,37
Eisenocker
10,01
Wasser und Verlust
3,52
––––––––
100,00.
Drei direct von Berlin bezogene Proben
unterschieden sich von der vorliegenden so wenig, daß man
vermuthen sollte, die geringen Abweichungen in der quantitativen
Zusammensetzung hätten ihren Grund lediglich in der mangelhaften
Mischung der Bestandtheile.
Offenbar ist der Eisenocker nur zugesetzt, um die Erkennung der
beiden andern Bestandtheile zu erschweren. 1k
dieses Gemisches kostet 2 M., reeller Werth höchstens 1 M.
Ob ein Theil des löslichen Eisenoxydes aus dem Kessel oder aus
dem zugesetzten Eisenocker stammt, wagt Verfasser nicht zu
entscheiden. Jedenfalls sprechen die eben erwähnten übeln
Erfahrungen, welche mit dem ähnlichen Hallogenin gemacht sind,
gegen die Verwendung des Antikesselsteines.
Das Kesselsteinpulver von A. Weyel in
Berlin bestand aus 41 Th. Eisenchlorür, 4 Th. Chlorbarium, 28 Th.
Salmiak und 27 Th. Unlöslichem. 1k wurde zu 1,2 M. verkauft.
Wie vorauszusehen, hat sich dasselbe durchaus nicht
bewährt.Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1864 S.
286.
Katalan wurde im J. 1867 von Israel, Jonath und Comp. in Berlin 1k zu 0,5 M. verkauft und von Prof.
Sonnenschein empfohlen. BodenbenderFünftes Flugblatt des Magdeburger
Dampfkesselrevisionsvereins. glaubt, dasselbe habe
aus einem Bariumsalze mit Kalk bestanden.
Kalk. Wird ein Wasser, welches
Calciumbicarbonat enthält, mit Kalkwasser versetzt, so bildet
sich einfachkohlensaures Calcium, welches in sehr schwer
löslichen Flocken (1874 212 216) ausgeschieden wird:
(CaO, CO2 + HO,
CO2) + CaO, HO =
2CaO,
CO2 + 2HO oder
H2Ca
(CO3)2 + CaO2 H2 = 2
Ca CO3 + 2H2O
100 Th. als Bicarbonat gelöstes
kohlensaures Calcium geben demnach 200 Th., oder genau die
doppelte Menge des Niederschlages, welcher beim Erhitzen des
Wassers entstanden sein würde. Außerdem wird das kohlensaure
Magnesium und, bei hinreichendem Kalkzusatz durch Zersetzung der
leicht löslichen Magnesiumverbindungen, Magnesiumhydrat gefällt.
So schätzenswerth Kalkmilch zur Abscheidung dieser Bestandtheile
des Speisewassers, bevor dasselbe in den Kessel kommt, auch sein
mag, so wenig rationell ist es, dieselbe, wie v. ReicheH. v. Reiche: Anlage und Betrieb der Dampfkessel. 2. Auflage
(Leipzig 1876) S. 277. meint, in den Dampfkessel zu
bringen. Abgesehen von den dadurch gebildeten mächtigen
Schlammmassen, welche leicht festbrennen, kann überschüssiger
Aetzkalk für die Dampfkessel doch sehr gefährlich werden (1874
212 218). Daß Kalk die Bildung einer festen Kruste aus
gypshaltigem Wasser nicht verhindern kann, liegt auf der
Hand.
Kesselsteinpulver von May in Bukau. Verfasser erhielt von dem
Vorsitzenden des Hannoverschen Dampfkesselrevisionsvereins Hrn.
A. Knövenagel unter obiger
Bezeichnung ein graues Pulver zur Untersuchung, welches, in die
Dampfkessel gebracht, natürlich jede Kesselsteinbildung verhüten
soll. Die Analyse ergab folgende Zusammensetzung:
Calciumhydrat (CaO, HO)
56,03
Calciumoxyd (CaO)
9,46
Calciumcarbonat (CaO, CO2)
22,45
Magnesiumoxyd (MgO)
0,82
Eisenoxyd und Thonerde (Fe2O3, Al2O3)
6,63
Sand
1,10
Chlor, Schwefelsäure, Alkalien, Verlust
3,51
––––––––
100,00.
Es liegt hier also ein sehr mittelmäßiger
Kalk vor, welcher an der Luft zerfallen ist, wahrscheinlich die
zusammengekehrten Abfälle einer Kalkbrennerei. 100k
werden mit 60 M. verkauft; wirklicher Werth höchstens 2 M. und
als Kesselsteinverhütungsmittel in der Regel negativ.
Paralithicon minerale. Vor einem Jahre
legte Ingenieur Bachmann im
Hannoverschen Bezirksvereine deutscher Ingenieure ein von
Leopold Cohn und Comp. in Berlin unter obiger Bezeichnung
als Universalmittel gegen den Kesselstein in den Handel
gebrachtes weißes, feuchtes Pulver vor. Nach der beigelegten
Gebrauchsanweisung soll für je 3m,9 feuerberührter Fläche 1k
dieses Pulvers, in heißem Wasser gelöst, durch das Mannloch oder
Sicherheitsventil in den Dampfkessel gebracht werden. Bei
12stündiger Arbeit soll man nach 6 bis 8 Wochen nur Schlamm im
Kessel finden. Die bei einer vom Verfasser ausgeführten Analyse
gefundenen Bestandtheile dieses Pulvers entsprechen folgender
Zusammensetzung:
Calciumcarbonat (CaCO3)
41,05
Calciumhydrat (CaO2H2)
5,18
Magnesiumoxyd (MgO)
0,62
Natriumhydrat (NaOH)
22,60
Natriumsulfat (Na2SO4)
6,67
Natriumchlorid (NaCl)
4,64
Organisches (Leim)
4,12
Unlösliches
0,41
Wasser
13,56
––––––––
98,85.
Die beigemischte organische Substanz ist stark stickstoffhaltig
und entwickelt beim Erhitzen intensiven Leimgeruch. Da das
Pulver ferner geringe Mengen Phosphorsäure enthält, so darf man
wohl annehmen, daß Knochenleim verwendet wurde. Hiernach läßt
sich ein dem vorliegenden im Wesentlichen gleiches Gemisch
herstellen aus
10
Th. zu Pulver gelöschtem Kalk
10
Th. ordin. calcinirter Soda
1
Th. Knochenleim.
100k desselben werden mit 96 M.
verkauft, reeller Werth kaum 20 M.
An der Spitze der natürlich nicht fehlenden
„Atteste“ bescheinigt Prof. F. L. Sonnenschein in Berlin, daß das
Paralithicon nach einer in seinem Laboratorium ausgeführten
Analyse keine Stoffe enthalte, welche auf Dampfkessel und deren
Armaturen einen zerstörenden Einfluß ausüben könnten. —
Es ist wirklich unverzeihlich, daß ein deutscher Professor auf
diese Weise die Verbreitung eines nicht preiswürdigen
Geheimmittels fördern mag.
Allerdings können aus einem Wasser, welches namentlich die
Bicarbonate des Calciums und Magnesiums enthält, diese
Kesselsteinbildner durch einen passenden Zusatz des Mittels
pulverförmig abgeschieden werden; durch den Kalkzusatz wird aber
die Menge des leicht festbrennenden Schlammes fast verdoppelt.
Da ferner der Zusatz nicht nach der Beschaffenheit und Menge des
verdampften Wassers, sondern merkwürdiger Weise nach der Größe
der Heizfläche bemessen werden soll, so wird fast immer zu wenig
oder zu viel zugesetzt werden. Wie bedenklich aber Aetzkalk und
Leim für den Kessel sind, wurde bereits hervorgehoben. StrohmerKohlrausch's Organ für
Rübenzuckerindustrie, 1875 S. 788. berichtet denn
auch schon über sehr üble Erfahrungen, welche beim Gebrauch
dieses Universalmittels gemacht worden sind.
Das Lithoreactiv von Weiß in Basel bestand aus Kalkmilch,
Natronlauge und Melasse (1869 194
249); später setzte
derselbe noch etwas Theriak hinzu, wohl nur um die Sache etwas
geheimnißvoller zu machen.
Aetzende und kohlensaure Alkalien. Dam (1853 128 75) schlug
vor, eine concentrirte Lösung von Kalium- oder Natriumhydrat in
die Kessel zu bringen. Auch TrebitzPolytechnisches Centralblatt, 1870 S. 360. will
Natriumlauge anwenden. KnappKnapp: Chemische Technologie, S.
72. spricht sich mit Recht dagegen aus.
Kuhlmann(1841 80377) und Fresenius (1853 127 281) empfehlen
gegen die Bildung fester Krusten, Soda in die Dampfkessel zu
bringen. Von anderer Seite wurde dagegen die Beobachtung
gemacht, daß die Kesselbleche nach Anwendung der Soda sehr stark
angegriffen wurden. Zimmer schreibt
diese schlimmen Erscheinungen dem Cyangehalt der gewöhnlichen
Soda zu (1853 130 153) — eine Angabe,
welche bezweifelt werden muß, CorputHeller: Kesselsteinbildung (Prag
1857). ihrer Verunreinigung durch Glaubersalz (Na2 SO4).
BolleyBolley:
Chemische Technologie des Wassers, S. 48. empfiehlt
wenigstens darauf zu sehen, daß sie nicht in zu großem
Ueberschuß vorhanden sei, und Varrentrapp, nur solche Soda anzuwenden, welche nicht mit
Kochsalz oder Glaubersalz verunreinigt ist.Wagner's Jahresbericht, 1866 S.
511.
Calciumsulfat zersetzt sich mit Soda nach folgender
Gleichung:
CaO, SO3 + NaO,
CO2 = CaO, CO2 + NaO, SO3 oder
Ca SO4 + Na2 CO3 = Ca CO3 +
Na2SO4.
136g schwefelsaures Calcium oder
172g Gyps (Ca SO4 . 2H2O) erfordern also zu ihrer völligen Zersetzung 106g
kohlensaures Natrium oder 286g krystallisirte Soda. In ähnlicher
Weise werden auch die übrigen Calcium- und Magnesiumverbindungen
als Carbonate gefällt unter gleichzeitiger Bildung der
entsprechenden leichtlöslichen Natriumsalze. Leider kann aber
der ausgeschiedene Schlamm leicht festbrennen, so daß diese im
Kessel selbst ausgeführte Fällung nicht empfehlenswerth ist.
Watteau (1845 98 331) ließ sich
eine Anzahl Gemische patentiren, welche wesentlich aus Soda und
Potasche bestehen. Hatfull
(englisches Patent vom 24. Januar 1873) will eine Lösung von
Natron, Potasche und Terra japonica verwenden. Ray (englisches Patent vom 17. Juni 1873)
empfiehlt ein Gemisch von 12 Th. Hudson's Seifenextract
(wesentlich Soda), 3 Th. Graphit und 1 Th. Borax; Travis Natronwasserglas, Natriumphosphat
und Carageen.
Chandelon schlug vor, 5k
Ochsenblut, 2k Stärke und 2k oda zusammengemischt und
getrocknet in den Kessel zu bringen. MorteletteWagner's Jahresbericht, 1874 S. 824. ließ sich ein
Gemisch aus Sägemehl, Soda, verkohltem Tannenholz und Thon
patentiren, Morgan eine Flüssigkeit
aus Natriumhydrosulfit, Cochenille und Verbenaöl.
Von sonstigen Vorschlägen, die Kesselsteinbildner im Dampfkessel
selbst pulverförmig abzuscheiden, mögen noch folgende erwähnt
werden. Lechatelier (1843 87 77) schlägt vor, bei Verwendung saurer Grubenwässer
Kreide oder Zink in den Dampfkessel zu geben. Delandre (1852 124 235) will
Zinnchlorür, Müller phosphorsaures
Natrium, LagrangeBerichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1872 S. 742. phosphorsaures Ammoniak
verwenden. Baldvin (engl. Patent vom
4. September 1871) schlägt ein Gemisch von 80 Th. Wermuthsalz,
10 Th. Salmiak, 5 Th. oxalsaures Ammoniak, 1 Th. Mandelöl, 1 Th.
Carbolsäure mit 50 Th. Wasser vor; — bei schon
vorhandener Kruste: 40 Th. Ueberchlorsäure, 10 Th. Stickoxyd, 10
Th. Oxalsäure, 2 Th. Caramel, 2 Th. Palmöl, 38 Th. Wasser.
Selbstverständlich kann dieses Gemisch gar nicht hergestellt
werden. Ueber den Werth oder Unwerth dieser Vorschläge wird man
nicht zweifelhaft sein.
Ausblasen. Mandsley und Field (1826 19
134) ließen sich bereits
eine Vorrichtung patentiren, durch häufiges Ausblasen die
Bildung fester Kesselsteinkrusten und, namentlich bei
Schiffskesseln, die zu große Concentration des Kesselwassers zu
verhüten. Russel (* 1843 89 249), Mather (* 1850 118 253) und Long (* 1861 160 174) beschreiben Salinometer, Mather, Davis und Hardester (*
1872 204 353) Vorrichtungen zum
Ausblasen. Davison (1861 160 421) und O. Dingler
(1861 161 326) besprechen den durch das
Ausblasen bewirkten Wärmeverlust. (Vgl. ferner Seward und Smith S. 174 dieses Aufsatzes und *1866 182 5.)
NeuerdingsZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1872 S.
79. wurde auch für Landkessel das Abblasen als
wirksames Mittel zur Verhütung von Kesselstein empfohlen. Da die
Carbonate von Calcium und Magnesium schon beim Kochen, das
schwefelsaure Calcium bei 130 bis 140° unlöslich
abgeschieden werden (1874 212 210), so ist die Bildung von
Kesselsteinkrusten durch häufiges Ausblasen nicht zu verhindern,
wie dieses auch schon von Cousté
(1852 125 258), HasencleverZeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1872 S.
471. u. A. (1826 19 316) beobachtet wurde.
(Schluß folgt.)