Titel: | Ueber ein Mittel, echtes Dampfroth vor dem Einfluss des Eisens zu bewahren; von J. Wagner und J. Dépierre. |
Autor: | Kl. |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 349 |
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Ueber ein Mittel, echtes
Dampfroth vor dem Einfluss des Eisens zu bewahren; von J. Wagner und
J.
Dépierre.
Wagner und Dépierre, über echtes
Dampfroth.
Das echte Dampfroth, welches auf Baumwolle mit Krappextract oder
künstlichem Alizarin gedruckt wird, ist ungemein empfindlich
gegen jede Berührung mit metallischem Eisen, also insbesondere
gegen die Berührung mit den Stahlrakeln. Die Druckfarbe, in der
Hauptsache aus salpetersaurer Thonerde, essigsaurem Kalk, einem
Verdickungsmittel und einem Ueberschuß von Essigsäure bestehend,
greift dieselben an, nimmt das gelöste Eisen in sich auf, von
welchem die geringste Spur hinreicht, um das Roth fahl und trübe
zu machen. In manchen Fällen hilft man sich, indem man statt der
Stahlrakel eine Messingrakel verwendet, wenn das Muster es
erlaubt. Oder man bestreicht die Stahlrakel mit einer
weingeistigen SchellacklösungWenn eine gute Sorte Asphalt
disponibel ist, so leistet eine Lösung desselben in Benzol noch
bessere Dienste, der Ueberzug haftet besser auf dem Metall und
wird von der Farbe weniger angegriffen als Schellacküberzug.Kl.
oder mit einem Gemenge von Wachs und Seife oder mit Seife
allein, um die Druckfarbe vor der unmittelbarsten Berührung mit
dem metallischen Eisen zu schützen. Wo ein Muster große Mengen
Farbe beansprucht, so daß dieselbe unter der Rakel und im
Farbschiff sich oft erneuert, reicht dieses Auskunftsmittel aus,
nicht aber für feine, leichte Muster, bei welchen dieselbe
Quantität Farbe längere Zeit an der Stahlrakel haftet, und bei
welchen gerade die Verwendung der Messingrakel wegen ihrer
geringen Härte nicht zulässig ist. Alsdann bleibt nur übrig, die
während des Gebrauches durch Eisen verunreinigte Druckfarbe von
Zeit zu Zeit zurückzustellen, um sie entweder für echtes
Alizarinbraun zu conserviren, oder um aus ihr das reine Alizarin
wieder zu gewinnen. I. Wagner hat nun
versucht, durch geeignete Zusätze zur Druckfarbe dem Uebelstand
auf eine gründlichere Weise abzuhelfen. Das Ferrocyankalium,
welches sonst wohl zur Reinigung des Thonerdemordant von seinem
etwaigen Eisengehalt Anwendung findet, mußte in diesem Falle,
ebenso wie das Ferricyankalium umgangen werden, weil beide beim
Dämpfen der Farbe sich zerlegen und dem entstehenden Roth ein
ziemlich festhaftendes Blau hinzufügen. Dagegen empfiehlt Wagner (Bulletin
de Rouen, 1875 S. 331) das Sulfocyankalium als vollkommen
zweckdienlichen Zusatz zum Alizarinroth. Mit einem solchen von
20g zu je 1l Druckfarbe arbeitend, hat
er zwischen dem ersten und fünzigsten Stück bedruckter Waare
keinen merkbaren Unterschied in der Nüance des Roths bemerkt.
Diese Angabe findet ihre volle Bestätigung in dem
Controlversuche, die mit Sulfocyankalium versetzte Druckfarbe
längere Zeit (24 Stunden) mit einem Stückchen Stahl in Berührung
stehen zu lassen. Ohne den Zusatz frißt die Farbe den Stahl an,
und das resultirende Roth hat eine violette Nüance; mit dem
genannten Zusatz versehen, greift sie das Metall nicht an, und
das Roth auf der Baumwolle ist frei von jeder violetten
Nüancirung.
Dépierre findet (a. a. O. S. 333) Wagner's Mittheilung bei Wiederholung von
dessen Versuchen vollkommen bestätigt. Er betont noch
insbesondere, daß das Sulfocyankalium nur wirksam sei, wenn die
Druckfarbe salpetersaure Thonerde als Mordant, nicht aber, wenn
sie essigsaure Thonerde als solchen enthalte. Es muß das
verunreinigende Eisen Gelegenheit finden, sich zu
Eisensesquioxyd zu oxydiren, damit daß Sulfocyankalium seine
volle Wirkung ausüben kann, wie Dépierre durch directe Versuche mit Alizarinviolett unter
Zusatz von Sulfocyankalium nachgewiesen hat. Da letzteres noch
sehr hoch im Preise steht, hat er auch versucht, es durch das
billigere Sulfocyanammonium zu ersetzen, das Resultat war jedoch
ein negatives. Dagegen empfiehlt er als billigstes Schutzmittel,
dem Alizarinroth ein Salz der arsenigen Säure beizufügen, damit
aus dem verunreinigenden Eisen auf dem Stoff arsenigsaures
Eisenoxyd entstehen kann, welches nach seinen Versuchen offenbar
nicht fähig ist, mit dem Alizarin einen auf Baumwolle fixirbaren
Lack zu bilden, und auf diese Weise die Verunreinigung der
Druckfarbe durch Eisen unwirksam macht, so daß nur der reine
Thonerdelack, d. h. ein reines Alizarinroth auf der Baumwolle
zurückbleibt.
Kl.