Titel: | Neuere Athmungs- und Beleuchtungsapparate für den Aufenthalt in irrespirablen Gasen und unter Wasser, für Bergwerke, chemische Fabriken, bei Bränden u. s. w.; von L. Ramdohr. |
Autor: | L. Ramdohr |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 417 |
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Neuere Athmungs- und
Beleuchtungsapparate für den Aufenthalt in irrespirablen Gasen und
unter Wasser, für Bergwerke, chemische Fabriken, bei Bränden u. s.
w.; von L.
Ramdohr.
Mit Abbildungen auf Taf. VI [a.d/1].
(Schluß von S. 366 dieses
Bandes.)
Ramdohr, über neuere Athmungs- und
Beleuchtungsapparate.
Die Sicherheitslampe mit Zuführung von
comprimirter Luft unterscheidet sich von der gewöhnlichen
Sicherheitslampe im Wesentlichen nur durch das
Luftzuführungsrohr und eine Vorrichtung, welche den
Verbrennungsproducten nur dann den Austritt gestattet, wenn im
Innern der Lampe ein bestimmter Ueberdruck gegen den der
umgebenden Atmosphäre vorhanden ist. Figur 31
[d/3] zeigt eine bewährte
Construction dieser Lampe. Sie besteht aus drei durch Gewinde
unter einander verbundenen Theilen, ist aus Messing hergestellt
und etwa 23cm hoch.
Der Untertheil a ist der Oelbehälter,
welcher mit Petroleum oder Schieferöl zu füllen ist (Rüböl läßt
zu bald den Docht verkohlen, und ein Putzen des Dochtes ist
während des Brennens nicht möglich). Ein etwa 3m
langer Schlauch b schließt sich an
den Regulator an und mündet in die Röhre d, welche mittels der Schraube c in ihrem Querschnitte nach Bedarf verengt, jedoch nie
ganz verschlossen werden kann. Ueber dem obern Ende dieser Röhre
befindet sich das halbcylindrische Stück e, das dazu dient, die heraufströmende Luft nach beiden
Seiten zu vertheilen; f ist eine
aufgeschraubte Haube, g ein Brenner
wie bei jeder Schieferöllampe, h der
Dochtsteller, i Luftlöcher, k das Gewinde, auf welches sich der
mittlere Theil der Lampe aufschraubt. Dieser besitzt bei l einen starken, mit einem Metallnetze
n überzogenen, oben und unten mit
Tucheinlagen gedichteten Glascylinder; an demselben ruht der
Metallconus o, der oben durch das
Ventil p geschlossen ist. Dieses
hebt sich, wenn die Luft in der Lampe eine gewisse Pressung hat,
und gestattet so den Verbrennungsgasen Abzug. Damit in diesem
Falle nicht Funken mitgerissen werden, sind die Drahtnetze q und r
vorhanden. Will man die Lampe zerlegen, so sind die sechs
Schrauben s zu lüften. Mittels des
Gewindes t wird der oberste Theil
der Lampe befestigt, welcher mit einem Haken zum Transport der
Lampe und vier Stäben u zum Schutz
der Drahtnetze versehen ist.
Die Herrichtung der Lampe geschieht in guten Wettern, und wenn
der Arbeiter bereits durch den Apparat athmet. Vor allem
verbindet man den Untertheil der gefüllten Lampe
mit dem Regulator. Man schraubt die Haube f ab, stellt den Docht genau auf die Höhe der Dille wie
bei jeder Schieferöllampe, gibt mittels der Luftkammer m Druck auf die Gummihaube des
Lampenventiles, worauf Luft nach der Lampe zu strömen beginnt,
und zündet nun letztere an. Ist dies geschehen und ist die Größe
der Flamme mittels des Dochtstellers regulirt, so schraubt man
die Haube und den Obertheil der Lampe auf. Die Lampe brennt
ruhig, hell und ohne Geruch; ist die Flamme zu lang, so dreht
man die Schraube c; hinauf und
umgekehrt; denn je mehr Luft zuströmt, desto mehr verkürzt sich
die Flamme. Soll die Lampe erlöschen, so braucht man nur die
Bewegung des Regulatorventiles durch Lüftung der Schraube s aufzuheben.
Eine andere Construction zeigt die in Figur 32
[d/3] abgebildete Sicherheitslampe.
Letztere kann zeitweise auch ohne künstliche Luftzuführung
benützt werden und unterscheidet sich dann durch nichts
Besonderes von der gewöhnlichen Müseler-Lampe. Das
Luftzuführungsrohr B ist, wie bei
der soeben beschriebenen Lampe, mit einer Stellschraube
versehen, mittels deren der Querschnitt des Rohres zwar
verkleinert, aber niemals gänzlich verschlossen werden kann. Bei
C kann die luftdicht gearbeitete
Metallhaube D ebenfalls luftdicht
aufgesetzt werden. Sie enthält in ihrem obern Theile einen
Messingaufsatz mit einem leichten Ventilkegel, welcher in seinem
Sitze durch eine schwache Platinfeder so lange festgehalten
wird, bis ein Ueberdruck im Innern der Lampe die
Verbrennungsproducte zwingt, durch Hebung des Ventiles sich
einen Weg ins Freie zu suchen. Zu größerer Sicherheit ist die
Ausströmungsöffnung durch ein Drahtnetz überdeckt.
Im Anschluß an die Beschreibung der Sicherheitslampen haben wir
mit einigen Worten der submarinen
Lampen derselben Constructeure um so mehr zu gedenken, als
diese Lampen in neuerer Zeit nicht nur bei den eigentlichen
Taucherarbeiten, sondern auch bei wichtigen, früher
unausführbaren Arbeiten unter Wasser in den Grubenbauen
Verwendung gefunden haben. Die Figuren
33 und 34 [a/3] zeigen diese Lampe mit eigenem
Luftdruckregulator. Zweck dieser Anordnung ist, den Arbeiter
unter Wasser möglichst frei beweglich und von Hilfsapparaten
unbelästigt zu machen, welche man ihn bei andern Arbeiten ohne
Nachtheil auf dem Rücken tragen lassen darf.
Die ganze Lampe setzt sich aus dem eigentlichen
Beleuchtungsapparat und dem Luftdruckregulator zusammen. Der
erstgenannte Theil besteht aus einer einfachen Petroleumlampe
mit flachem Docht und ohne Cylinder, welche innerhalb eines
zwischen zwei starken Metallplatten luftdicht eingefügten starken
Glascylinders brennt. Die obere Platte ist haubenförmig
gestaltet und mit einem cylindrischen, oben offenen Aufsatz W versehen, innerhalb dessen ein
Lippenventil V aus Gummi sich
befindet, welches unter dem auf dasselbe einwirkenden
Wasserdruck geschlossen ist und sich nur dann öffnet, um
Verbrennungsproducte austreten zu lassen, wenn die Spannung der
letztern im Innern der Lampe den ihm entgegenwirkenden
Wasserdruck übersteigt.
Der untere Theil der Lampe besteht aus einem aus drei Metallfüßen
zusammengesetzten Gestell, zwischen welchem der
Luftdruckregulator angebracht worden ist. In den hohlen Fuß A tritt bei A′ die comprimirte Luft ein und gelangt in das
Reservoir C. Ueber demselben
befindet sich, wie bei allen andern Regulatoren, die durch eine
Gummihaube geschlossene und durch das bekannte Ventil mit dem
Raume C communicirende Luftkammer,
umgeben von dem ebenfalls bekannten Gehäuse R. Letzteres ist aber, abweichend von
der Einrichtung des gewöhnlichen Lampenregulators, mit einer
Anzahl von Oeffnungen und außerdem mit einer Schraube M versehen, welche mittels einer
Spiralfeder auf den beweglichen Deckel der Luftkammer einwirkt
und den Zweck hat, daß auch schon außerhalb des Wassers der
Flamme ein Luftstrom zugeführt werden kann. Dies ist
erforderlich, um die Lampe anzünden zu können. Sobald dies
geschehen ist und der Arbeiter in das Wasser geht, tritt
letzteres durch die in R
angebrachten Oeffnungen in den Raum C′ und wirkt auf die Gummihaube und durch diese auf
das kleine Einlaßventil in derselben Weise wie die
atmosphärische Luft beim gewöhnlichen Lampenregulator. Es ist
einleuchtend, daß auch bei dieser Einrichtung der Flamme die
frische Luft mit einer Pressung zugeführt wird, welche von der
des umgebenden Mittels nur wenig verschieden ist. Die Wirkung
des Regulators hat mithin bei jeder beliebigen Tiefe unter dem
Wasserspiegel stets den gleichen Erfolg.
Aus der Luftkammer gelangt die Luft durch den hohlen Fuß B und das mit einem Hahn versehene Rohr
D zur Lampe L, bei welcher auf die sehr zweckmäßige Einrichtung
aufmerksam zu machen ist, daß dieselbe bis dicht unter den
Schlitz der Brennerkappe mit einer halbkugeligen Metallkapsel
überdeckt ist, in welche die frische Luft eintritt und so von
allen Seiten gleichmäßig durch den Brenner der Flamme zugeführt
wird.
Nebenapparate. Außer den bis jetzt
besprochenen Apparaten, welche das eigentliche Rettungs- und
Tauchermaterial bilden, ist noch eine Anzahl von Neben- oder
Hilfsapparaten erforderlich. Hierzu gehören
Luftleitungsschläuche, welche aus abwechselnden Lagen von Gummi
und starkem Leinen angefertigt, im Innern mit einer
Metallspirale versehen, von außen durch eine starke Leinwandhülle
geschützt sind und auf einen Haspel gewickelt aufbewahrt werden;
ferner das aus einer lockern Filzplatte bestehende Luftfilter,
welches gröbere Staubtheilchen zurückhält, bevor die Luft in den
Stiefel der Luftpumpe gelangt; Nasenklemmer, welche nur eben so
stark drücken, daß der Arbeiter nicht ein-, wohl aber von Zeit
zu Zeit durch die Nase ausathmen kann; endlich die Schutzbrille,
welche besonders in kohlensäurereicher Luft nothwendig ist, da
diese die Augen besonders stark angreift.
Die Brillengläser sind, wie Figur 35
[c/2] zeigt, in einer besondern
Maske angebracht, welche aus einem kleinem Luftkissen aus dünnem
Gummistoff besteht und durch den Schlauch s aufgeblasen werden kann. Die Maske, welche mittels
zweier Riemen um den Kopf geschnallt wird, legt sich überall
ganz luftdicht an. Sie trägt unten zwei steifere Ansätze n, welche als Nasenklemmer dienen. An
der innern Seite eines jeden Glases befindet sich eine kleine
weiche Bürste zum Abwischen des Glases, welche von außen mittels
einer durch eine kleine Stopfbüchse geführten schwachen Stange
o hin- und herbewegt werden
kann.
Die Taucherrüstung ist aus undurchdringlichem Stoff hergestellt
und endigt in einen metallenen Helm, welcher dicht mit der
Bekleidung verbunden ist, und in den sowohl das
Luftzuführungsrohr als auch das Sprachrohr einmündet. Letzteres
ist an seinem untern Ende durch ein Diaphragma aus Metallblech
geschlossen, welches wie ein künstliches Trommelfell wirkt und
die Schallwellen um so stärker zum Ohre trägt, je kräftiger der
Luftdruck ist. Außerdem trägt der Taucher Schuhe mit 10k
schweren Bleisohlen; er kann ferner noch mit besondern Gewichten
belastet werden und bis nahe an 30m unter den Wasserspiegel
hinabsteigen. Soll ein Arbeiter ohne Taucherrüstung unter Wasser
gehen, so braucht er sich nur mit dem Nasenklemmer und
Bleisohlen zu versehen; er trägt dann den Regulator auf dem
Rücken.
Die Behälter für die comprimirte Luft.
Wenn der Arbeiter nicht in directer Communication mit der
Luftpumpe bleiben kann, dann ist es, wie schon bemerkt,
erforderlich, ihm einen größern oder kleinern Vorrath an stark
comprimirter Luft mit auf den Weg zu geben. Die Lösung dieser
Aufgabe ist in so fern schwierig, als in der Herstellung
möglichst kleiner und bequem zu transportirender
Vorrathsbehälter einerseits, und in der Anforderung anderseits,
daß die dem Arbeiter mitgegebene Luftmenge ihn und seine Lampe
auf einen möglichst langen Zeitraum versorgen soll, zwei sehr
schwer zu vereinigende Factoren enthalten sind. Indeß liefert
die Firma Rouquayrol-Denayrouze die
Luftbehälter in drei verschiedenen Anordnungen, welche den
verschiedenen Verhältnissen und Bedürfnissen angepaßt
sind und sich in jeder Hinsicht vorzüglich bewährt haben. Es
werden entweder 6 kleinere Cylinder zu einer Batterie vereinigt,
oder es wird ein einziger größerer Behälter auf einem
Wagengestell fahrbar gemacht, oder endlich drei kleinere mit
einander verbundene Cylinder als Tornister auf dem Rücken
getragen.
Die Figuren
36 und 37 [c/2] zeigen die zuerst genannte
Vereinigung von 6 kleinern Cylindern zu einer Luftbatterie (wenn
dieser Ausdruck der Kürze halber gestattet ist). Die Cylinder
sind aus Gußstahlblech angefertigt, werden in einem eisernen
Gestell zusammengehalten und fassen jeder 1/30cbm,
zusammen also 20l comprimirte Luft. Nur einer
derselben, a, kann mit dem
Athmungsapparate in unmittelbare Verbindung gebracht werden,
während die fünf andern zur Reserve dienen. Die Cylinder stehen
durch starke Gummischläuche und Hähne unter einander in
Verbindung. Während der Füllung der Batterie sind sämmtliche
Hähne geöffnet, so daß sich der Druck auf alle Cylinder
gleichmäßig vertheilt. Ein am Cylinder a befindliches Manometer b
zeigt den Druck an, welcher am besten nicht über 25at
gesteigert werden sollte.
Da es unthunlich ist, einen so hohen Druck unmittelbar auf den
Athmungsregulator wirken zu lassen, so mußte der
Vertheilungscylinder a mit einem
besondern Regulator r versehen
werden, welcher dem oben bereits beschriebenen
Beleuchtungsregulator ganz ähnlich, außerdem aber mit einem
Manometer c ausgerüstet ist. Der auf
die Gummihaube wirkende Druck wird auch hier, wie beim
Lampenregulator, durch periodisches Oeffnen eines mit einem
kleinen Luftsack ausgestatteten Hahnes (vgl. Fig. 27
[a/2]) h
regulirt. Die comprimirte Luft verläßt diesen Regulator mit
einer sehr gleichmäßigen und geringen Spannung, welche, wie wir
bereits gesehen haben, durch den Athmungs- und den
Beleuchtungsregulator weiterhin bis auf die des umgebenden
Mittels reducirt wird, bevor sie zum Verbrauch gelangt. Wenn in
der ganzen Batterie die Spannung 5 bis 10at
beträgt, so zeigt, während der Arbeiter athmet und die Lampe
brennt, das Manometer c etwa 1at,5,
bei höhern Spannungen in der Batterie dagegen etwa 2at.
Die Luftbatterie kann auf einem Karren, Förderwagen o. dgl. bis
an den Ort ihrer Bestimmung geschafft, auch können während der
Arbeit durch einen zweiten Arbeiter an Stelle der leergewordenen
frisch gefüllte Cylinder eingeschaltet und so die
Rettungsarbeiten auf beliebig lange Zeiträume ausgedehnt werden.
Für gewöhnlich wird man, um eine nachtheilige Erhitzung der
Luftpumpe zu vermeiden, die Compression nicht über 20at
treiben.
Die Leistungsfähigkeit einer Batterie ergibt sich aus folgenden,
durch mehrfache Versuche festgestellten Zahlen. Ein
Batteriecylinder genügt für einen Mann nebst Lampe:
bei
5at
=
6
Minuten
bei
10
=
12
Minuten
bei
15
=
19
Minuten
bei
20
=
26
Minuten
bei
25
=
34
Minuten
Die soeben beschriebene Batterie zeigt einen Nachtheil, der ihre
Verwendung unter Umständen unbequem und selbst fraglich machen
kann, d. i. ein zu großes Volum. Bei mit leeren und gefüllten
Wagen oder andern Hindernissen angefüllten Förderstrecken ist
der Transport oft beschwerlich, wenn nicht unmöglich; ebenso
groß sind die Schwierigkeiten, wenn die Batterie auf Bremsbergen
(schiefen Ebenen) hinauf geschafft werden soll. Denayrouze hat deshalb später und mit
Erfolg einfache Luftreservoire von
30l Inhalt und inclusive des Fahrgestelles 65k
Gewicht eingeführt, welche für Mann und Lampe 45 bis 60 Minuten
ausreichen.
Die neueste Vervollkommnung besteht endlich in der Herstellung
eines tragbaren Tornisters, in welchem drei Luftcylinder aus Stahlblech derart vereinigt sind,
daß der mittlere als Vertheilungs-, jeder der beiden andern als
Vorrathscylinder dient. Ursprünglich war der mittlere Cylinder
nur mit einem Vertheilungsregulator versehen, und der Mann
hatte, außer dem Lufttornister, noch den gewöhnlichen Athmungs-
und Beleuchtungsregulator zu tragen. Um diese doppelte und bei
der Bewegung sehr hinderliche Inanspruchnahme des Arbeiters
möglichst zu vermeiden, hat Denayrouze schließlich einen ganz neuen, gleichzeitig oben
auf dem Tornister angebrachten Athmungsregulator construirt,
welcher kleiner ist als der sonst gebräuchliche
Athmungsregulator, dessen Größe nicht vermindert werden darf,
wenn das Athmen ohne Anstrengung erfolgen soll.
Der tragbare Luftbehälter ist in Figur 38
[a.b/3] abgebildet. Der oben auf dem
(mittlern) Vertheilungscylinder angebrachte Athmungsregulator
hat nur den Durchmesser dieses Cylinders. Unterhalb des letztern
befindet sich der Vertheilungsregulator R, welcher dem Athmungsregulator die Luft unter ermäßigtem
Druck durch das Rohr A zuführt.
Dieser endigt in ein Lippenventil C,
welches in der Luftkammer B sich
befindet, flach auf einen kleinen Bock D aufliegt und von oben durch eine kleine Metallwalze e zusammengedrückt, also geschlossen
wird. Diese Walze e bildet das eine
Ende eines Winkelhebels e f g, an
dessen anderm Ende g eine kurze
Stütze angreift, welche mit dem Mittelpunkte der Haube g fest verbunden ist. Im Zustande der
Ruhe nimmt der um f drehbare
Winkelhebel die in der Abbildung angegebene Lage, in welcher er
das Ventil C zusammendrückt, dadurch
ein, daß die bei der Montage des Apparates etwas nach unten
gezogene Gummiplatte das Bestreben hat, sich gerade zu spannen
und den Endpunkt g des Winkelhebels
nach oben zu ziehen. Bei jedem Athemzuge des Arbeiters findet
nun eine Luftverdünnung in der Luftkammer B und dadurch ein Herabziehen der obern Platte der
Gummihaube statt; dadurch wird der Winkelhebel bei g herabgedrückt, bei e gehoben und eine entsprechende Menge
frischer Luft tritt durch das Lippenventil C ein. — Bei K befindet sich das Ventil zur Füllung
des Lufttornisters und bei L eine
Verschraubung zur Befestigung eines Gummischlauches für ein
kleines Manometer, welches von dem Arbeiter in der Hosentasche
getragen wird und ihm über den im Tornister vorhandenen
Luftvorrath Auskunft gibt. Dieser neue Apparat wiegt nur 12k, ist
aus Stahlblech angefertigt und liefert für Mann und Lampe Luft
für 15 bis 20 Minuten. Dauert die Arbeit länger, so kann so oft
als nöthig mit dem Tornister gewechselt werden; die zwischen
zwei Athemzügen liegende Zeitpause genügt hierzu vollkommen.
Die verschiedenen Apparate von Rouquayrol-Denayrouze haben sich unter den verschiedensten
Verhältnissen wohl bewährt und sind namentlich beim
Steinkohlenbergbau in Belgien, Frankreich und Deutschland fast
unentbehrlich geworden. Namentlich hat die Vereinfachung der
Taucherausrüstung es ermöglicht, Arbeiten, Reparaturen etc.
unter aufgegangenen Grubenwässern in Schächten und Strecken
vorzunehmen, deren Ausführung bisher oft den kostspieligen
Einbau und Betrieb von Hilfspumpen u. dgl. nothwendig machte.
Ebenso sind bei den meisten europäischen Armeen diese Apparate
eingeführt worden.
Bevor ich meinen Bericht mit einer Vergleichung der
Verwendbarkeit der verschiedenen Systeme schließe, kann ich
nicht umhin, zur warmen Empfehlung der Rettungsapparate für alle
bergbaulichen und industriellen Anlagen, bei denen sie zur Zeit
der Gefahr von unberechenbarem Werthe für Leben und Gesundheit
von Menschen, sowie zur Erhaltung werthvoller Anlagen sein
können, einige kurze Mittheilungen über Arbeiten zu machen, die
mit Hilfe der beschriebenen Hochdruckapparate ausgeführt worden
sind.
Der erste Versuch, in den aufgegangenen Wässern eines
Pumpenschachtes zu arbeiten, wurde im September 1867 zu
Mariaschein im Teplitzer Kohlenbecken behufs Ausbesserung der
Ventilkammer an einer Schachtpumpe gemacht. Die Arbeit erfolgte
bei 9m,50 unter dem Wasserspiegel, mußte indeß wegen
mangelhafter Beschaffenheit der Flanschenflächen ohne Erfolg
bleiben. — Im J. 1868 wurde auf der Grube
„Königin-Louise“ zu Zabrze in Oberschlesien
mit Hilfe eines Niederdruckapparates eine Abdämmung in der Grube
zur Isolirung eines Grubenbrandes inmitten einer durchaus
unathembaren Atmosphäre hergestellt. — Im J. 1869
erfolgte auf der Grube „Krug von Nidda“ bei
Iserlohn eine Pumpenreparatur bei 14m unter dem Wasserspiegel mit
Benützung eines englischen Scaphanders. — Das Jahr 1871
brachte eine ausgedehnte Anwendung dieser Apparate in den
Bergbaubezirken Essen und Bochum in Westphalen, die Bildung und
specielle Einübung besonderer ArbeiterabtheilungenDie
Anschaffung einer größern Anzahl von Rettungsapparaten und die
Bildung und mit militärischer Genauigkeit erfolgende Einübung
der Arbeiterabtheilungen wurde von dem Gewerkverein in Dortmund
auf Grund eines ausführlichen, von Hrn. Schulz (Director der Bergschule in Dortmund) erstatteten
Berichtes beschlossen. Von der richtigen Ansicht ausgehend, daß
jeder Arbeiter die schwierigsten Arbeiten in irrespirablen Gasen
auszuführen im Stande ist, wenn er gelernt hat, unter Wasser
leicht und sicher zu arbeiten, hat man in Dortmund die Einübung
der Leute in einem über Tage gelegenen und überbauten, event.
auch mit warmem Wasser zu speisende Bassin angeordnet. Nach
Erlangung eines gewissen Grades von Fertigkeit erfolgen die
Uebungsarbeiten auch in der Grube selbst. — Sämmtliche
Rettungsabtheilungen (aus je 10 Mann bestehend) stehen unter dem
Commando eines für diesen Zweck speciell angestellten
Beamten. für den Rettungsdienst, und bis zum J. 1873
die erfolgreiche Anwendung der Apparate in nicht weniger als
siebenzehn Fällen. — Die königliche Bergwerksverwaltung
zu Saarbrücken folgte im J. 1872 dem von dem Gewerken-Vereine
der Bezirke Bochum und Essen gegebenen Beispiele.
In Frankreich bediente man sich der Apparate zuerst im J. 1872
bei der Steinkohlen-Bergbaugesellschaft von St. Etienne, um bei
19m unter dem Wasserspiegel im Thibaut-Schachte einen
locker gewordenen Plungerkolben wieder fest zu machen, und kurze
Zeit darauf wurden in demselben Jahre und bei derselben
Gesellschaft ähnliche Arbeiten bei 14m und
3m,50 unter dem Wasserspiegel ausgeführt, sowie
endlich bei Méons ein Pumpenkörper bei 8m
unter Wasser in einen im Abteufen begriffenen Schacht eingebaut.
— Im J. 1873 wurde im Achilles-Schachte zu Treuil bei
8m
unter Wasser eine Pumpe aufgestellt und in der Grube zu Brassac
eine mit Kohlensäure und schlagenden Wettern erfüllte
Förderstrecke auf 60 bis 80m Länge ausgebessert.
In Belgien erfolgte die Ausbesserung einer Schachleitung bei
108m bis 121m,50 unter Tage und bei einer
Maximaltiefe unter dem Wasserspiegel von 23m im
J. 1873; nach Vollendung dieser Reparatur konnten die
aufgegangenen Wässer durch Tonnen wieder ausgefördert
werden.
In demselben Jahre erfolgte endlich die Anwendung der Apparate
auch in Italien, und zwar unter der Einwirkung der größten
zulässigen Wassersäule von 30m bei
einer Pumpenreparatur in dem der Bergbaugesellschaft von
Monteponi in Sardinien gehörigen Victor-Emanuel-Schachte.
Fast gleichzeitig erfolgte die erste Anwendung in England im
Meadow-Schachte der Steinkohlengruben zu Cwm-Avon bei 13m,50
Tiefe unter Wasser.
Diese Mittheilungen dürften zum Nachweis der großen Wichtigkeit
und des außerordentlichen Nutzens der Athmungsapparate um so
mehr genügen, als die Arbeiten unter Wasser in jedem Falle
schwieriger sind als die in irrespirablen Gasen, und es möchte
gewiß im eigensten Interesse aller Bergwerkbesitzer liegen,
einen geeigneten Athmungsapparat bereit zu halten, wenn in ihren
Gruben schlagende oder stickende Wetter auftreten oder ein
zeitweise wiederkehrendes Aufgehen des Wassers zu befürchten
ist.
Was die Auswahl der geeignetsten
Apparate anlangt, so kann dieselbe eigentlich nur da schwierig
sein, wo man durch dringende Verhältnisse gezwungen ist, die
Geldausgabe auf das geringste Maß zu beschränken; in allen
andern Fällen möchte ich den Hochdruckapparaten von Rouquayrol-Denayrouze den Vorzug geben,
denn sie lassen sich für alle möglichen Vorkommnisse verwenden.
Namentlich dürften die zuletzt beschriebenen
TornisterapparateAuch von der Firma L. v. Bremen in
Kiel zu beziehen. für Hochdruck besondere Empfehlung
verdienen. Im Uebrigen mögen noch die nachstehenden Angaben
berücksichtigt werden, welche auf Grund eingehender und von
Fachmännern angestellter Versuche und Beobachtungen
zusammengestellt worden sind.
1) Als die absolut leichtesten, solidesten und gegen äußere
Beschädigungen am besten geschützten Apparate müssen die von Rouquayrol-Denayrouze und der von BrasseIm ersten Theil dieser Abhandlung
und auf Taf. VI ist statt
„Braß“ zu lesen
„Brasse.“ bezeichnet werden. Im
Gewichte folgt diesen der Apparat von Galibert, doch setzt der voluminöse Luftsack geräumige
Strecken voraus erscheint vor Beschädigung am wenigsten
geschützt. Der bis 6k wiegende Nieder- und
Hochdruckapparat ist zwar der schwerste, zugleich aber auch der
solideste. Bei ihm ist eine Trennung der Bestandtheile ohne
Anwendung von Gewalt kaum denkbar, während bei dem Brasse'schen Apparat die leichte
Lösbarkeit der Schlauchverbindungen als ein erheblicher Mangel
bezeichnet werden muß.
2) Bei Lichtbedarf ist der einfachste
Apparat der von Galibert, ohne
Lichtbedarf der von Brasse und der
von Rouquayrol-Denayrouze (mit
directer Luftzuführung ohne Pumpe).
3) Auf kleinere Entfernungen ist
entsprechend:
a) zu Arbeiten
von kurzer Dauer, welche incl. des
Hin- und Rückweges nicht mehr als ¼ Stunde Zeit, außerdem
aber künstliche Beleuchtung
beanspruchen, das System Galibert;
b) zu solchen
Arbeiten, wo künstliche Beleuchtung nicht erforderlich ist und
Weg und Arbeit zusammengenommen nicht mehr als ½ Stunde
Zeit beanspruchen, das System Brasse
und das von Roquayrol-Denayrouze mit
directer Luftzuführung;
c) zu solchen
Arbeiten endlich, welche von längerer
Dauer sind und Licht erfordern, der Niederdruckapparat von
Rouquayrol-Denayrouze.
4) Für größere Entfernungen, langer
Arbeitsdauer und bei Lichtbedarf
ist ausschließlich nur der Hochdruckapparat von Rouquayrol-Denayrouze anwendbar und
leistet ganz vorzügliche, in der Praxis vielfach bewährte
Dienste.
5) Das leichteste Athmen gewährt
sowohl der Nieder-, als auch der Hochdruckapparat von Rouquayrol-Denayrouze; beim Beginne auch
der von Galibert. Dagegen ist das
Athmen mit Anstrengung verbunden sowohl bei dem Apparate von Brasse, als auch bei dem von Rouquayrol-Denayrouze mit directer
Luftzuführung besonders bei einer Schlauchlänge von mehr als 30
bis 40m. Indeß ist auch in diesem Falle der letztere
Apparat wegen seiner größern Schlauchweite (20mm)
dem von Brasse vorzuziehen.
6) Bei den sämmtlichen Constructionen von Rouquayrol-Denayrouze und beim Brasse'schen Apparat wird die ausgeathmete Luft in
vollkommenster Weise von der eingeathmeten abgesondert, so daß
beide nie mit einander vermengt werden. Dagegen hat das System
Galibert den großen Nachtheil, daß
die Athmungsproducte den Weg zurück in den Luftsack nehmen und
hier mit der frischen Luft vermengt sich bald fühlbar
machen.Dieser
Uebelstand ließe sich übrigens leicht durch Anwendung eines
Ansatzrohres mit Gummiventil (wie bei den
Rouquayrol-Denayrouze'schen Apparaten)
beseitigen.
7) Die Zuführung von Luft kann bei den Rouquayrol-Denayrouze'schen Hoch- und Niederdruckapparaten
auf beliebige Zeitdauer ausgedehnt werden. Beim Hochdruckapparat
reicht beispielsweise eine einmalige Füllung der 6
Batteriecylinder für 156 Minuten hin, und ist ein Nachfüllen
derselben, wenn Wetter- und Streckendimensionen das Pumpen
gestatten, leicht durchzuführen.
Bei Anwendung der Tornisterapparate kann die Arbeitsdauer selbst
für beengte und für Förderwagen u. dgl. unwegsame Grubenräume
ganz beliebig ausgedehnt werden, wenn man dafür sorgt, daß ein
zweiter Arbeiter stets rechtzeitig einen frischgefüllten
Lufttornister zubringt, welchen der ausführende Arbeiter
innerhalb zweier Athemzüge leicht einwechseln kann.
8) Die eigentlichen Athmungsvorrichtungen sind bei allen Systemen
von Rouquayrol-Denayrouze so solid hergestellt, daß ein Eindringen von
unathembarer Luft in den Mund oder die Nase nicht vorkommen
kann. Ebenso ist dies bei dem Brasse'schen Apparat bis auf den zu schwachen
Nasenverschluß der Fall. Das System Galibert ist in dieser Hinsicht das mangelhafteste, indem
die in den Luftsack ausgeathmeten irrespirablen Gase theilweise
wieder mit der frischen Luft eingeathmet werden.
9) Für Beleuchtung ist nur bei den Niederdruck- und
Hochdruckapparaten von Rouquayrol-Denayrouze und jenem von Galibert gesorgt. Die Lampe der
Erstgenannten ist sehr sorgfältig für die Anwendung in
schlagenden Wettern gearbeitet und leuchtet sehr gut, die
Galibert'sche Lampe dagegen hat sich in schlagenden Wettern noch
nicht bewährt und leuchtet auch schlecht.