Titel: | Ueber die Verseifung von Neutralfetten in Autoclaven; von Fabrikdirector Franz Nitsche. |
Autor: | Franz Nitsche |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 459 |
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Ueber die Verseifung von
Neutralfetten in Autoclaven; von Fabrikdirector Franz
Nitsche.
Nitsche, über die Verseifung von Neutralfetten
in Autoclaven.
Mit Bezug auf L. Ramdohr's Bericht (*
1876 219 518) über die von Droux empfohlenen Verbesserungen in der
Stearinsäurefabrikation theile ich nachstehend die Resultate
einiger Arbeiten auf diesem Gebiete mit.
Die Destillation der Fettsäuren in Verbindung mit der Verseifung
der Neutralfette in Autoclaven erweist sich, ganz abgesehen von
darauf ausschließlich beruhender Fabrikation, von größtem Werthe
für die rationelle Aufarbeitung von Retourgängen, wie für die
Erhöhung des Preßausbringens durch Mischung der groß
krystallisirenden Destillationsproducte mit den Fettsäuren, die
durch Kalkverseifung und Zersetzung gewonnen wurden. Für das
Resultat der Destillation ist selbstredend neben der
Zweckmäßigkeit der Apparate, die Beschaffenheit des
Destillationsgutes entscheidend.
Die von Droux aufgestellte Bedingung
der möglichst niedrigen Temperatur läßt sich mit großer
Stundenproduction leicht vereinen durch entsprechendere
Anordnung der Dampfgebung und Condensatoren, sowie durch
continuirlichen und sorgfältigst regulirten Nachlauf der zur
Destillation kommenden Fettsäuren. Ueber die Beschaffenheit des
Destillationsgutes aber muß man sich durch Controle der
Autoclavenarbeit klar werden. Die der Zerlegung entgehenden
Neutralfettreste spielen in der ganzen Fettsäure-Industrie eine
weit größere Rolle, als man glaubt. Den wahren Einblick in den
Gang der Fabrikation gewinnt man erst dann, wenn man sich
gewöhnt, die erste Arbeit, die Verseifung der Neutralfette,
thunlichst zu überwachen. Die unverseift gebliebenen
Neutralfettreste beeinflussen das Preßresultat ebenso, wie sie
beim Destillationsverfahren die Blasenrückstände vermehren,
abgesehen von andern dadurch veranlaßten Unzukömmlichkeiten im
Betrieb.
In der Liesinger Millykerzenfabrik, wo alle Fabrikationsphasen
stets an der Hand der Analyse verfolgt werden, habe ich
seinerzeit Hunderte von Autoclavenoperationen controlirt und
dabei folgende Methode als hinreichend genau und für Vergleiche
jedenfalls sehr sicher in Anwendung gebracht. Mittels eines am
Autoclaven angebrachten Hahnes wird Probe gezogen, von welcher
eine gewogene Menge mit einem stets im Verhältniß berechneten
Quantum Schwefelsäure von bestimmtem specifischem Gewicht
zweimal gekocht wird. Die erhaltene, mit Wasser gewaschene
Fettsäure wird rasch gekühlt und 10g derselben in 500g
Alkohol (96 Proc.) im Wasserbad gelöst, wozu gewöhnliche
cylindrische Flaschen mit nicht zu engem Hals gut verwendbar
sind. Nach beendigter Lösung schließt man die Flasche mit einem
Korke und stellt sie zum Abkühlen hin. Die Neutralfettreste
scheiden sich dabei flockig aus, und man kann mit einiger Uebung
aus diesen Ausscheidungen sofort einen Schluß auf deren
Quantität ziehen; eine quantitative Bestimmung läßt sich sehr
rasch ausführen durch Filtriren, Nachwaschen mit kaltem Alkohol,
Lösen des Filterinhaltes mit Aether und Verdampfen der
ätherischen Lösung in einem tarirten Gläschen.
Obwohl diese Probe nur Annäherungsresultate liefert, da sich
Neutralfette in stark fettsäurehaltigem Alkohol nicht
unbedeutend lösen, und da die Temperatur die Ausscheidungen
beeinflußt, so ist doch die relative
Richtigkeit der Probe durch genaues Einhalten gleicher Verhältnisse und Anwendung einer
so großen Alkoholmenge (eine nur 2 proc. Fettsäurelösung)
weitgehendst gewahrt.
Im Folgenden gebe ich eine Zusammenstellung von Resultaten, die
sowohl die große Ungleichheit in der Autoclavenarbeit, als auch
den Werth der Probe für Untersuchung anderer
Fabrikationsproducte zeigt.
Textabbildung Bd. 220, S. 461
Bezeichnung der
Proben.; Neutralfett.; Bemerkungen.; Stunden.; at; Agentien. Proc.; 3 Proc. Kalk;
Fettsäure-Schmelzpunkt; Fettsäure-Schmelzpunkt;
Fettsäure-Schmelzpunkt; Entsprechend abnehmende Trübungen.;
Entsprechend Trübungen.; Wasser allein; Successiv geringere
Trübungen.; Dampfabzug.; Palmöl.; ⅓ Talg und ⅔
Palmöl.; 1 Proc. Schwefelsäure; 1 Proc. Schwefelsäure; 1
Proc. Schwefelsäure; 1 Proc. Schwefelsäure; Wasser allein; 2
Proc. Schwefelsäure; Da diese Resultate nicht ermuthigten
und auch für die Autoclaven zu fürchten stand, wurden
weitere Versuche mit Schwefelsäure unterlassen.;
Destillationsfettsäure; Nach 8 Tagen Keine Spur einer
Ausscheidung.; Talg mit 6 Proc. concentrirter Schwefelsäure
bei 135° 1 Stunde gerührt; Fettsäure; Fettsäure bei
105° mit 2 Proc. Schwefelsäure gerührt; Fettsäure bei
121° mit 2 Proc. Schwefelsäure gerührt;
Filterpreßfett; 2 Fettsäuren, nach Bock's Verfahren erhalten; Nach tagelangem Stehen
Keine Abscheidung.
Es ist diese Probe noch manch anderer Anwendung fähig, auf welche
ich gelegentlich zurückkommen werde.