Titel: | Richards' Wassermesser. |
Autor: | F. H. |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, S. 503 |
Download: | XML |
Richards' Wassermesser.
Mit Abbildungen auf Taf. IX [d/3].
Richards' Wassermesser.
Die Anforderungen, die an einen in jeder Richtung befriedigenden
Wassermesser gestellt werden, sind so umfangreich, daß die
Aufgabe einer derartigen Construction noch immer nicht als
vollständig gelöst zu betrachten ist, was zu immer neuer
Vermehrung der ohnedies schon nach mehreren
Hunderten zählenden einschlägigen Patente führt. Viele derselben
vermochten sich überhaupt nicht Bahn zu brechen; andere fanden
nur für bestimmte Zwecke Anwendung, da sie blos einzelnen
Bedingungen, diesen aber ziemlich vollständig genügen. So sind
die wirklich cubicirenden Wassermesser mit wenigen Ausnahmen
überall dort vom Gebrauche ausgeschlossen, wo die Vermeidung von
Druckverlusten unerläßlich ist; braucht man auf solche keine
Rücksicht zu nehmen, und steht überdies ein genügender Druck zu
ihrem Betriebe zur Verfügung, so leisten sie insoferne gute
Dienste, als sie die genauesten Resultate liefern. Unter ihnen
erhalten natürlich jene den Vorzug, welche bei gleicher
Präcision des Ganges möglichst einfach und billig sind, und mit
Rücksicht darauf dürfte ein neuer Wassermesser von William Richards, dem Erfinder der trockenen
Gasuhr, immerhin Verbreitung finden.
Er besteht nach Figur 2 und 3 (Engineer, 1876 Bd. 41 S. 50) aus einem cylinderischen,
theilweise aus Glas hergestellten Gehäuse g, welches durch die Zwischenböden b,b in zwei Kamnern I und II geschieden
ist. An die durchbrochenen Zwischenböden sind auf entsprechende
Weise zwei Membranen m,m nach Art
der cylindrischen Blasbälge angesetzt, die an ihren Enden durch
je eine Metallplatte p geschlossen
und gleichzeitig am innern Gehäuseumfang geführt sind. Es wird
auf diese Weise ein dritter Raum III gebildet, welcher ebenso
wie die beiden andern bei Formänderungen der Membranen bald
größer, bald kleiner werden kann. Tritt nun Wasser unter einem
gewissen Druck in diesen Raum, so dehnen sich die Membranen aus
und verdrängen das Wasser aus den Räumen I und II durch
Oeffnungen a in den Platten p zum Abflußrohr. Wird dagegen Wasser
den Kammern I und II zugeleitet, so werden die Membranen wieder
zusammengedrückt und das innerhalb derselben angesammelte Wasser
entweicht aus dem Raum III.
Zur continuirlichen Wiederholung dieser wechselseitigen
Verdrängung ist nun ein Steuerungsmechanismus nothwendig,
welcher das Wasser bald zwischen, bald um die beiden Membranen
gelangen läßt. Zu diesem Zwecke wird deren Bewegung durch zwei
Zugstangen s auf eine doppelt
gekröpfte Welle w, deren
Krummzapfen unter 120° stehen, übertragen und von dieser durch
einen Mitnehmer n (Fig. 6)
einem Rundschieber r (Fig.
5) mitgetheilt, welcher durch die Oeffnung i eine Communication des Gehäuses mit
dem Eintrittsraum im Schieberkasten k (Fig. 6)
zuläßt, durch die Oeffnung o
dagegen die Verbindung von Gehäuse und Abflußrohr vermittelt.
Der Schieberspiegel (Fig. 4)
communicirt mit seinem äußern, durch drei Stege getheilten,
kreisförmigen Schlitz 1, 2 und 3 der Reihe nach mit den Räumen
I, II und III und correspondirt mit dem Schieber
derart, daß das Wasser nur in einen dieser drei Räume gelangen
kann, während es gleichzeitig aus einem andern dieser Räume
durch die Oeffnung o des Schiebers
in den innern Ring des Schieberspiegels treten und von da zum
Abfluß gelangen kann.
Die Wirkung des Apparates ist nun eine solche, daß das Wasser
zunächst in den Schieberkasten k und
von da durch den Schieber in den Raum III tritt; die Membranen dehnen sich aus, bis zunächst die
eine Kurbel ihrer todten Lage nahe ist, worauf durch weitern
Wasserzufluß auch die mit der obern Membrane verbundene Kurbel
ihrer todten Lage genähert und die untere Membrane gleichzeitig
etwas zusammengezogen wird. Mittlerweile wurde das Wasser aus
dem Raum I, darauf auch aus II verdrängt und derart umgesteuert, daß
das Zuflußrohr mit dem Raum I
communicirt, wodurch die Zusammendrückung der Membranen und das
Verdrängen des Wassers aus III
eingeleitet wird. Die Drehung der Welle bedingt endlich noch die
Zuführung des Wassers zum Raum II
und damit den weitern Schluß der Membranen. Hierauf gelangt das
Wasser wieder zwischen diese, und das Spiel wiederholt sich von
Neuem. Damit hierbei keine zu große Anspannung der Membranen
eintreten kann, wird die Umsteuerung vermöge einer Voreilung des
Schiebers schon vor der todten Lage der Kurbeln ausgeführt.
Die Registrirung der Hübe erfolgt durch ein gewöhnliches
Zählwerk, welches von der Welle w
bethätigt wird.
Der Apparat soll schon bei einem Druck von 80mm
Wassersäule regelmäßig zu functioniren im Stande sein.
F. H.