Titel: | Beiträge zur Analyse des Eisens: von Dr. H. Uelsmann in Königshütte O. S. |
Autor: | H. Uelsmann |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 534 |
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Beiträge zur Analyse des
Eisens: von Dr. H.
Uelsmann in Königshütte O. S.
Mit einer
Abbildung.
Uelsmann, zur Analyse des Eisens.
Im Anschluß an die bereits (1875 218
492) veröffentlichten
Notizen über die Bestimmung des Phosphors im Eisen und dessen
Erzen bringe ich die nachstehenden Daten über die im hiesigen
Laboratorium ausgeführten Bestimmungsmethoden auch der andern
Bestandtheile des Roheisens und Stahls. Hinsichtlich der im
frühern Aufsatz angegebenen Methode der directen Wägung des
Molybdänniederschlages kann ich berichten, daß auf andern
Hüttenwerken der Nachbarschaft die Methode im Vergleich zur
Wägung als Magnesiasalz ebenfalls ausgeführt wurde, und wie die
Collegen mir mündlich mittheilten, mit gleichen
übereinstimmenden Resultaten, wie sie hier erhalten wurden. Es
sei dabei auf einen Umstand aufmerksam gemacht, welcher
namentlich bei Bestimmung sehr geringer Phosphormengen nicht
übersehen werden darf, daß nämlich das schwedische Papier von
Munktell phosphorhaltig ist, und zwar
in so hohem Grade, daß, um ein Beispiel anzuführen, aus einem
Filter von 80mm Durchmesser 6mg Molybdänniederschlag erhalten
wurden. Solches Papier muß vorher mit verdünnter Salpetersäure
ausgewaschen werden, oder man muß für jedes Filter, durch
welches die saure Lösung filtrirt wurde, die vorher bestimmte
Menge Niederschlag in Abzug bringen. Wie sich leicht ergibt, ist
dieser Phosphorgehalt des Papiers die Ursache, daß beim
Filtriren Molybdänlösung enthaltender Flüssigkeiten diese
anfänglich stets etwas trübe durch das Filter gehen; die
Phosphorsäure wird ausgezogen und im Filtrat durch die
Molybdänlösung gefällt.
Bestimmung des Kohlenstoffes. Nachdem,
mit Ausnahme der von Boussignault
angegebenen, sämmtliche Kohlenstoffbestimmungen im Stahl und
Eisen wiederholt eingehend hier durchgemacht wurden, sind die
beiden Methoden von Wöhler und von
Ullgren je nach dem vorliegenden
Material beibehalten worden. Läßt das Eisen sich staubfein
pulvern, so ist die Mischung mit gepulvertem Kupferoxyd und
Verbrennung in Sauerstoff gewiß die eleganteste und sicherste
Methode. Geht dies nicht an, und es dürfte das die Regel sein,
so führt die Methode nach Ullgren
(Behandeln des Eisens mit Kupfervitriol oder Kupferchlorid und
Oxydation des Rückstandes mit Chromsäure und Schwefelsäure) am
schnellsten und besten zum Ziele. Hinsichtlich der anzuwendenden
Mengenverhältnisse kann lediglich auf die wiederholten
Beschreibungen des Verfahrens in den verschiedenen analytischen
Handbüchern verwiesen werden; über den Apparat und die
Ausführung der Analyse erlaube ich mir, einiges hinzuzufügen.
Nachdem das Eisen durch das Kupfersalz zersetzt ist, wird die
Lösung, welche sich nur schwer absetzt, nicht direct abgegossen,
wie Fresenius angibt, sondern wir
filtriren dieselbe sammt dem Rückstände auf einen kleinen, mit
Asbest verstopften Trichter, worauf das letzte Flüssige mit der
Luftpumpe abgezogen wird. Der Inhalt des Trichters wird noch
feucht mittels eines in einer feinen Pinzette gefaßten
Asbestbäuschchens vollständig in den Entwicklungskolben
gebracht, und dieser dann nach Beschickung mit Chromsäure und
Schwefelsäure — letztere mit ¼ Vol. Wasser
verdünnt und erkalten gelassen — dem Apparat
eingeschaltet. An demselben habe ich, wie beistehender
Holzschnitt
Textabbildung Bd. 220, S. 535
zeigt, die obere Condensationskugel
C mit einem Kühlgefäß T umgeben, welches, mit kaltem
Wasser gefüllt, eine vollständige Zurückhaltung des
Wasserdampfes aus A und B bewirkt. Sonst durfte, um nicht
ein starkes Uebergehen von Wasser in den mit Schwefelsäure
und Bimsstein beschickten Cylinder und damit dessen baldige
Unwirksamkeit zu bewirken, nur langsam erwärmt werden,
wodurch die Operation sich ungebührlich verzögerte. Auch
konnte man sich nur auf Augenblicke entfernen, —
Unbequemlichkeiten, die hier gehoben sind. Ich nahm in
Ermanglung einer andern Vorrichtung einen Trichter, dessen
Pfeife kurz abgeschnitten war, lackte mittels eines Korkes
b das untere Rohrende der Kugel
C in den Stutzen und verband die
ganze Anordnung bei m mittels
eines Kautschuckröhrchens mit dem Entwicklungskolben. Sobald
jetzt durch das erste Erwärmen nach etwa 6 bis 8 Minuten das
anfänglich bis in B
hineinreichende Aufschäumen zu Ende ist, kann man bei
gleichbleibender Hitze die ganze Operation bei starkem
Kochen sich selbst überlassen; in C werden die Dämpfe so vollständig
abgekühlt, daß kaum ein Hauch von
Feuchtigkeit in das Rohr R, welches
nach den Trockenvorrichtungen führt, hineingelangt.
Als Absorptionsmittel für die Kohlensäure wird ein Rohr mit
gekörntem Natronkalk genommen. — Wer einmal den
empfohlenen Kalibimsstein gemacht hat, wird sich dieser
unangenehmen Arbeit zum zweiten Male ohne Noth gewiß nicht
aussetzen; derselbe ist völlig unnöthig, da der Natronkalk so
vollständig absorbirt, daß wir nicht die mindeste Veranlassung
hatten, davon abzugehen. Das Durchsaugen von nur 5 bis 6l Luft
nach Beendigung des Kochens hat sich als nicht genügend
erwiesen, da dadurch bei uns in keinem Falle die ganze
Kohlensäure mitgenommen war. Es wird hier stets die doppelte
Menge durchgesaugt; dabei nimmt bei der zweiten Wägung der
Natronkalk höchstens um 1mg zu. Controlproben, welche wir in
der Art anstellten, daß der Rückstand vom Stahl mit
überschüssigem Kupferchlorid und Salzsäure von Kupfer befreit
und dann mit Kupferoxyd im Sauerstoffstrome verbrannt wurde,
stimmten mit der Ullgren-Probe bis in die Hundertstel
überein.
Die so vielfach angepriesene colorimetrische Probe von Eggertz hat uns keine brauchbaren
Resultate geliefert. Abgesehen davon, daß Stahlproben mit
bekanntem Gehalt von Kohlenstoff bei der colorimetrischen Probe
völlig verschiedene Verhältnisse ergaben, hat sich auch hier die
schon anderwärts gemachte Beobachtung bestätigt, daß genau
dieselbe Menge Stahl, unter völlig gleichen Umständen aufgelöst,
zwei durchaus verschiedene Nüancen der Färbung ergibt. Liegt
hierin schon von vornherein eine Unsicherheit der Methode, so
sind auch für den praktischen Ingenieur, selbst wenn dieselbe
tadellos wäre, die Resultate nur dann von Werth, wenn wirklich
nur der Kohlenstoff der die Härte
bedingende Bestandtheil ist, alle andern Bestandtheile aber
stets gleich bleiben. Wie oft dies in der Praxis der Fall, wird
jeder Fabrikant von Stahl am besten wissen.
Bestimmung des Siliciums. Die Frage
nach diesem nie fehlenden Bestandtheil des Eisens tritt wohl
stets zugleich oder, wie beim Stahl, noch vor der Frage nach den
übrigen Bestandtheilen an den Chemiker heran, und es finden sich
vielfache Vorschriften zu dessen Bestimmung. Beim Auflösen des
Eisens in Salpetersäure von 1,20 spec; Gew., wie bei der
Phosphorbestimmung beschrieben, wo sofort eine starke Reaction
eintritt, ist das Entweichen von Siliciumwasserstoff von
vornherein ausgeschlossen; durch das Abdampfen und Glühen in der
Platinschale wird die Kieselerde unlöslich und bleibt nach dem
Auflösen des Eisenoxydes in Salzsäure zugleich mit dem Graphit
als Rückstand auf dem Filter. Bei technischen Analysen läßt sich
jetzt das Verfahren gegen den gewöhnlichen Weg der Schmelzung mit
chlorsaurem Kali und Soda bedeutend vereinfachen.
Man trocknet den Niederschlag, gibt ihn mit dem eingeäscherten
Filter in einem Platintiegel, wo er mit einem kleinen
Platinspatelchen zu Pulver zerdrückt wird, und verbrennt nun den
Graphit im schief liegenden Tiegel mit angelegtem Deckel, wobei
man zwei oder dreimal vorsichtig umrührt. Bei der in allen
Lehrbüchern zu findenden Angabe, daß dieser Graphitrückstand
erst bei der allerstärksten Glühhitze im Sauerstoff verbrenne,
ist es wunderbar, die Thatsache, daß der
Graphit in der eben angedeuteten Weise (von 4g
Eisen in 30 bis 40 Minuten) über einer einfachen guten
Finkner'schen Lampe vollständig verbrennt und die Kieselerde
rein und weiß zurückläßt, nirgends angeführt zu finden.
Jeder, der sich davon überzeugen will, wird das angegebene
Verfahren vollständig bestätigt finden. Da die graphitische
Kieselsäure gern etwas Eisen zurückhält, so ist es gut,
dieselbe, ehe man sie zuletzt auf das Filter bringt, noch mit
wenig warmer Salzsäure zu digeriren; thut man dies, so fällt
dieselbe nach dem Verbrennen völlig weiß aus und kann direct
gewogen werden. Bei zwei mit grauem Roheisen nach dieser Methode
A und dem gewöhnlichen Verfahren B durch Schmelzung ausgeführten Analysen
ergab sich Silicium für
A
B
1,79
1,71
2,24
2,19.
Auch bei der Verbrennung des Graphits zur
Kohlenstoffbestimmung genügt ein böhmisches Glasrohr
vollständig; der Graphit verbrennt im Sauerstoff, namentlich mit
Kupferoxyd gemischt, in kurzer Zeit. Hier wurden in einem Rohr
hinter einander sechs Kohlenstoffbestimmungen gemacht, ohne daß
dasselbe völlig unbrauchbar geworden wäre.
Die Bestimmung des Schwefels geschieht
ausschließlich nach der Methode von Johnston (Zeitschrift für analytische Chemie, 1874 S. 39)
durch Einleiten des aus dem Eisen durch Salzsäure entwickelten
Schwefelwasserstoffes in Brom haltende Salzsäure, nachdem vorher
die Luft durch reinen Wasserstoff verdrängt ist. Die dortigen
Angaben, sowie die Hoffnung, welche R. Wagner (1876 219 545) an das Verfahren knüpft,
kann ich nach Hunderten von ausgeführten Schwefelbestimmungen
völlig bestätigen. Es werden 6g zerkleinertes Rohmaterial
angewendet, mit 20cc Wasser und 60 bis 70cc
concentrirter Salzsäure in einen Kochkolben mit Trichterrohr
übergossen und das Gas in einen Will'schen Stickstoffapparat
geleitet, welcher mit Brom gesättigte Salzsäure enthält. Das
weitere Verfahren ist das a. a. O. beschriebene.