Titel: | Ueber die Absorptionspectren verschiedener Ultramarinsorten; von Justin Wunder in Lauf. |
Autor: | Justin Wunder |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 551 |
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Ueber die Absorptionspectren
verschiedener Ultramarinsorten; von Justin Wunder in Lauf.
Mit Abbildungen.
Wunder, über die Absorptionspectren
verschiedener Ultramarinsorten.
Die Nürnberger Ultramarinfabrik hatte im J. 1873 in Wien
Spectralaufnahmen verschiedener Ultramarine ausgestellt, welche
auf folgendem Wege erhalten worden waren: Man schlemmt die zu
besichtigende Ultramarinprobe in einem farblosen Oele oder
Lackfirnisse auf und bringt sie in einem Gläschen mit parallelen
Wänden vor den Spalt des Spectralapparates, den man gegen die
Sonne richtet. Besser noch ist es, das Ultramarin mit einer
klaren Harzlösung verrieben, z. B. mit Dammar in Schieferöl oder
Terpentinöl, auf Glas aufzutragen und nach dem Trocknen vor den
Spalt des gegen die Sonne gerichteten Spectralapparates zu
bringen. Vor dem Versuche hat man sich zu überzeugen, daß das
Mittel, mit welchem das Ultramarin aufgeschlemmt oder
aufgetragen ist, in der gleichen Dicke selbst kein erkennbares
Absorptionsspectrum hat.
Um die Anwendung eines Heliostaten zu sparen, stellt Wunder (Berichte der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1876 S. 295) seinen Kirchhoff und Bunsen'schen
Spectralapparat auf einen tellerartigen
Textabbildung Bd. 220, S. 552
Rahmen A mit
nach innen übergreifendem obern Rand a
a, in welchem drei Ausschnitte den Füßen des Apparates
entsprechend angebracht sind. Man stellt den Apparat hinein, und
bei geringer Drehung wird er durch den übergreifenden Rand
festgehalten. Der Rahmen wird auf drei Füße schräg gestellt; die
zwei gleichlangen kürzern Füße b
stehen nahezu in der Ebene des Rahmenbodens, der längere Fuß c ist mittels eines Scharniers am Teller
befestigt und besteht aus zwei auf einander verschiebbaren und
mittels Stellschraube zu befestigenden Theilen, so daß er länger
oder kürzer gemacht werden kann. So kann der Teller und mit ihm
die Drehungsebene des Spectralapparates leicht in die Ebene der
scheinbaren Sonnenbahn gebracht werden, und man kann jederzeit
durch kleine Drehung das Objectivrohr in die Richtung der
Sonnenstrahlen bringen und den Apparat auf jedes Fenstersims
stellen.
Auch jedes Taschenspectroskop läßt sich leicht an einem Stativ
drehbar richten in der Ebene der scheinbaren Sonnenbahn, um eine
Achse parallel zur Erdachse.
Der Spalt des Apparates ist in einer Vierordt'schen Platte dDr.
Karl Vierordt: Die Anwendung des
Spectralapparates zur Photometrie der Absorptionsspectren und
zur quantitativen chemischen Analyse. (Tübingen 1873. H. Laupp'sche Buchhandlung.) aus
zwei über einander stehenden Theilen bestehend, deren jeder
besonders regulirt werden kann. Für einfache Betrachtung eines
Spectrums genügt auch der gewöhnliche einfache Spalt.
An der Spaltfläche sind Halter e und
f angeschraubt, in welche die
Glasplatten g, g1 mit den aufgetragenen
Ultramarinproben mittels Stellschrauben befestigt werden können,
und zwar eine oben und eine unten, so daß man zwei
Ultramarinspectren über einander vergleichen kann. Die
Glasplatten sind bis zum Rand mit dem Ultramarinfirniß
angestrichen, und bei der Beobachtung ist die eine Platte wenig
über die andere vorstehend, so daß zwischen beiden Proben kein
störendes Sonnenlicht eindringen kann; oder man läßt die
Musterplatten stumpf zusammenstoßen und klebt unter die Fuge mit
Wachs ein 1mm breites Papierstreifchen h auf die Spaltplatte. Bei dem Auftragen der Proben nehme
man nicht zu wenig Firniß zum UltramarinStatt des Harzterpentinölfirnisses
eignen sich auch Gummi arabicum, Gelatine und andere stark
lichtbrechende Mittel dazu, Spectren von Körperfarben zu
erhalten, springen aber vom Glas leicht ab., so daß
die Platte mit der aufgetragenen Probe durchsichtig erscheint;
man trage auch die Probe an verschiedenen Rändern der Glasplatte
verschieden dick auf, damit man die Stellen sich aussuchen kann,
welche das Spectrum in der besten Lichtstärke geben, was geringe
Uebung erfordert.
Nachstehend sind die Absorptionsspectren verschiedener
Ultramarinsorten, wobei die Größe der Ordinaten der Curven die
relativ abgeschätzten Lichtstärken der betreffenden Stellen der
übrig bleibenden Absorptionsspectren bedeutet.Wollte
man umgekehrt die Stärke der Absorption durch die Größe der
Ordinate bezeichnen, so könnte man das charakteristische rothe
Band am Anfang des Spectrums, welches manche Sorten haben, als
nicht absorbirt, nicht erkennen.
Man sieht, blaues Ultramarin hat seine Farbe daher, daß es den
orangen und gelben und theilweise rothen Theil des Sonnenlichtes
absorbirt, thonerdereiches stärker als kieselerdereiches.
Thonerdereiches Blau hat mitunter das leuchtende Roth von A bis a sehr
stark entwickelt.
Violettes Ultramarin dagegen absorbirt den grünen Theil des
Sonnenlichtes und behält den rothen und orangen Theil, welcher
vom blauen Ultramarin am stärksten absorbirt wird.
Merkwürdigerweise absorbirt das violette Ultramarin auch das
tiefste Violett hinter H.
Textabbildung Bd. 220, S. 554
Kieselerdereiches Ultramarinviolett hat das gleiche
Spectrum wie thonerdereiches Ultramarinviolett.
Thonerdereiches blaues Ultramarin.;
Kieselerdereiches blaues
Ultramarin.; Grünes
Ultramarin.; Violettes
Ultramarin.
Grünes Ultramarin hat seine Farbe daher, daß es den violetten
Theil des Lichtes vollständig und einen Theil des Roth
theilweise absorbirt. Da es aber auch das Orange und Gelb
theilweise absorbirt und das äußerste Roth behält, so ist es
erklärlich, warum es einen in das Bläuliche gehenden, nicht sehr
lebhaften Ton hat.
Neben der Zusammensetzung hat auch die Art des Brennens einen
Einfluß auf das Spectrum eines Ultramarins. Man hat daher zur
Erforschung der chemischen Constitution des Ultramarins nicht
allein seine Zusammensetzung zu berücksichtigen, sondern auch,
welches die wesentlichen und welches die accessorische
Bestandtheile (die beim Brennen nicht in Reaction getreten sind)
eines Ultramarins sind, wozu die Untersuchung des
Absorptionsspectrums eine berücksichtigungswerthe Beihilfe
bietet.