Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 186 |
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Miscellen.
Miscellen.
Brayton's
Petroleummotor.
In einem neu gegründeten amerikanischen Fachblatte „The Polytechnic Review“
(herausgegeben in Philadelphia von Dr. Will. H. Wahl und Dr. Rob. Grimshaw) ist Beschreibung und Zeichnung dieses
Petroleummotors (hydro-carbon
engine) enthalten, welcher von der „Pennsylvania
Ready Motor Company“ in Philadelphia in Größen von 1,
3, und 5e gebaut wird. Die Maschine
besteht aus einem wassergekühlten Arbeitscylinder, in welchem
das Gas expandirend verbrennt (nicht explodirt) und dabei den
Kolben vorwärts treibt, während er beim Rückgänge vom Schwungrad
geschleppt werden muß, — ferner aus einer Luftpumpe und
einer Oelpumpe. Letztere läßt bei jedem Kolbenrückgange einige
Tropfen Petroleum in eine Filzmanschette im obern Deckel des
Arbeitscylinders zutreten; beim Niedergang des Kolbens tritt
sodann die comprimirte Luft hindurch, vermischt sich mit dem
Petroleum zu einem entzündlichen Gemenge und wird durch eine
eigene Steuerung mit einer continuirlich brennenden Flamme in
Verbindung gebracht und entzündet. Bei der nun folgenden
Verbrennnng findet Niedergang des Kolbens unter
Arbeitsverrichtung statt; beim Aufgange des Kolbens werden
darauf die Verbrennungsproducte durch ein eigenes Ventil
entfernt, frisches Oel wird zugeführt, neuerdings Luft
comprimirt, und das Spiel kann von neuem beginnen.
Die oben citirte Quelle rühmt diesem neuen Petroleummotor noch
höhere Oekonomie nach, als sie die Otto und Langen'sche
Petroleummaschine (vgl. 1876 219 195) und der Hock'sche Petroleummotor (vgl. 1874 212 73) *198. 1876 219 196) besitzen; mit letztern
hat übrigens die Brayton'sche
Maschine eine sehr entschiedene Verwandtschaft.
Selbstverständlich kann sie, wie alle diese Maschinen im
Gegensatz zur Dampfmaschine, in äußerst kurzer Zeit (angeblich 1
Minute) in vollen Betrieb gesetzt werden; daher auch der
eigenthümliche Name: „ready
motor, dienstbereite Maschine“ adoptirt
wurde.
R.
Der „wahre“ Erfinder
der Locomotiven und Dampfschiffe.
Ein kürzlich in Amerika veröffentlichtes und zuerst im
Hannoverschen Wochenblatt, 1876 S. 82 erwähntes Buch stellt die
mit zahlreichen Belegen beglaubigte Behauptung auf, daß Nathan
Read, geboren 1759 zu Warren
(Massachusetts, Nordamerika), gestorben 1849, zuerst die
Anwendung des Hochdruckdampfes zum Maschinenbetrieb empfohlen
habe und zu diesem Zwecke den ersten (verticalen) Röhrenkessel
construirte, welchen er sich am 26. August 1791 Patentiren ließ.
Daß jedoch dieser Kessel jemals ausgeführt und in Betrieb
gesetzt wurde, scheint nirgends ersichtlich zu sein, so daß wir
noch immer, ungeachtet des Read'schen Patentes, Georg Stephenson seinen Ruhm als Erbauer des
ersten Röhrenkessels (Locomotive Rocket, 1829) ungeschmälert
erhalten sehen. Ebenso mag es sich auch mit der Erfindung der
Dampfschifffahrt verhalten, die gleichfalls in N. Read ihren Ursprung haben soll.
Thatsache scheint zu sein, daß Read
1790 und 1791 verschiedene Patente auf Straßenlocomotiven und
Dampfschiffe mit Schaufelrädern anstrebte, und daher gewiß unter
den Anregern dieser großartigsten Erfindungen genannt zu werden
verdient. Der wahre Erfinder jedoch in unserm Sinne, bleibt
stets der Mann, welcher nicht allein eine Idee zu fassen vermag,
sondern sie auch durchzuführen und zu gedeihlichem Ende zu
bringen versteht, und als solcher wird stets der Amerikaner Fulton in der Geschichte der
Dampfschifffahrt, sowie der Engländer G. Stephenson als Vater unserer modernen Eisenbahnen
unerschüttert dastehen, mag auch noch so oft erwiesen werden,
daß eine oder die andere ihrer Ideen auch von andern
erfindungsreichen Köpfen geplant wurde.
M-M.
Illustration zur Verläßlichkeit der
hydraulischen Druckproben bei Dampfkesseln.
Oberinspector Kraft der
österreichischen Dampfkesseluntersuchungs- und
Versicherungs-Gesellschaft veröffentlicht in der Zeitschrift
dieser Gesellschaft einen interessanten Fall von Kesselböden
zweier sogen. „Dreirohrkessel“ (vgl. *1873
213 374).
In einem der größten industriellen Etablissements Böhmens wurden
vor Kurzem 5 solche Kessel für 8at Betriebsüberdruck construirt und
aufgestellt; sie bestanden die amtliche hydraulische Druckprobe
auf 13at anstandslos. Ueber Anordnung der Organe
Versicherungsgesellschaft wurden nun in den vordern Kesselböden
der Oberkessel, welche als Köpfe aus der Stirnmauer hervortreten
sollen und aus Gußeisen waren, die vorgeschriebenen Zeiger bei
den Wasserstandsgläsern betreffs des zulässigen tiefsten
Wasserstandes angebracht. Diese Manipulation führte jedoch zu
der zwar unangenehmen, aber wichtigen Entdeckung, daß die
flachen, gußeisernen Böden von 800mm Durchmesser in
ihrer Fleischstärke zu schwach sind, indem diese nur ca. 27mm
betrug, obwohl die Böden ohne alle Verstärkungsrippen waren. Auf
Grundlage dieser Beobachtung wurde nun ein technisches Gutachten
abgegeben, mit welchem die Betriebsleitung wegen eines
„Constructionsfehlers“ gegen den
Kesselverfertiger auftrat.
Daß diese gußeisernen Kesselköpfe zu schwach und für den Betrieb
gefährlich sind, ergibt die Rechnuug sofort. Nach Reuleaux müßte die Wandstärke, 2k,5
pro 1qmm Beanspruchung angenommen, 58mm
stark gemacht werden.
Kraft bemerkt treffend, daß, wenn die
Construction eine richtige (und eine solche muß bei einem
Dampfkessel unbedingt verlangt werden), die gußeisernen
Kesselböden mindestens den gleichen Grad der Sicherheit bieten
müssen, welche die cylindrischen Kesselbleche besitzen. Ist
nun
δmm die Blechstärke,
Dm der Durchmesser des Kessels,
n1,
die Zahl der Atmosphären, auf welche der Kessel wirklich probirt wurde, η der
Sicherheitsgrad der Construction, so ergibt sich für eine
Durchschnittsfestigkeit des Bleches von 30k pro 1qmm:
η = 6/D .
δ/n1.
In vorliegendem Falle war δ = 11mm,
D = 0m,8 und n1 = 13at,
sonach η = 6,34.
Nach Kirkaldy's Versuchen beträgt nun
die Festigkeit der einfachen Nietnäthe etwa 40 Proc. derjenigen
des vollen Bleches, hiermit ist der wirkliche Sicherheitsgrad
der cylindrisch genieteten Kesselbleche:
η = 2,54.
Rechnet man nach Reuleaux dieses η für den 27mm
starken Boden, so ergibt sich für eine Durchschnittsfestigkeit
des Gußeisens von 12k,5 pro 1qmm:
η = 0,65.
Daß diese verhältnißmäßig so schwachen
Böden die gesetzliche Probe überhaupt
ausgehalten haben, ist lediglich der Güte des Materials
zuzuschreiben.
Da nun bei einer richtigen Construction die gußeisernen
Kesselköpfe denselben Grad von Sicherheit bieten sollen, wie die
cylindrischen Kesselbleche in ihren Vernietungen, so hätte in
vorliegendem Falle die Wandstärke wenigstens 50mm
betragen müssen. Daß dies bei der Herstellung der Kessel
unbegreiflicher Weise nicht geschah, muß nun irgend einem
unvorsichtigen Mißgriffe zugeschrieben werden.
Selbstverständlich wurde die Inbetriebsetzung der Kessel in so
lange untersagt, bis die Böden ausgewechselt waren.
Die vorliegenden Dreirohrkessel, welche der Firma Bolzano, Tedesco und Comp. in Schlan (Böhmen) eigenthümlich
sind, waren nicht von dieser, sondern von einer andern Prager
Maschinenfabrik ausgeführt worden.
C.
Ueber Kesselspeisung mit vorgewärmtem
Wasser; von Guzzi.
Die Speisung der Dampfkessel mit Wasser, welches durch die
Auspuffdämpfe der Dampfmaschinen oder durch Condensationswasser
von Heizapparaten vorgewärmt ist, ermöglicht eine bedeutende
Kohlenersparung, welche bis zu 15 Proc. betragen kann und daher
vom ökonomischen Standpunkte aus sehr zu berücksichtigen ist.
Hierbei stellt sich jedoch der Uebelstand ein, daß derartig
vorgewärmtes Wasser mit steigender Temperatur auf immer
geringere Höhen angesaugt werden kann. Von den Injectoren
vermögen selbst die besten nichtsaugenden Injectoren nicht über
50° vorgewärmtes Speisewasser zu fördern; saugende
Injectoren versagen schon bei noch niedrigern Temperaturen. Bei
Speisepumpen herrscht wohl eine größere Sicherheit der Action;
doch ist hier durch die Temperatur des anzusaugenden Wassers
eine Grenze der Wirkung gegeben, welche dann eintritt, wenn die
Spannung der aus dem warmen Wasser entwickelten Dämpfe, vermehrt
um das Gewicht der zu hebenden Wassersäule, dem Druck der äußern
Atmosphäre das Gleichgewicht hält. Bezeichnet man letztern mit
H, ausgedrückt in Wassersäulenhöhe
der Temperatur t des auszusaugenden
Wassers, mit H′den Druck des
Wasserdampfes bei t Grad gleichfalls
in Wassersäulenhöhe, und ebenso mit h die erreichbare Minimalspannung der unter dem
Pumpenstiefel enthaltenen Luft, endlich mit r die den gesammten Bewegungswiderständen entsprechende
Druckhöhe, so ist die erzielbare Maximalsaughöhe:
X = H - (H′ + h + r).
Für t = 0,
normalen Barometerstand H = 10, wird
H′ = 0m,06,
kann somit vernachlässigt werden; die sicher erreichbare
Saughöhe mit 7m angesetzt, erhält man für h + r den
Werth = 3, und die Formel modificirt sich zu:
X = 7 - H′.
Für die verschiedenen (aus Regnault's Tabellen zu entnehmenden)
Werthe der Spannung des Wasserdampfes wird demnach:
m
bei t =
46°
X =
5,970
60
4,933
69
3,900
76
2,866
82
1,833
90
-0,234
94
-1,267
97
-2,301
100
-3,330.
Um somit auf die Siedehitze vorgewärmtes
Wasser mit Sicherheit speisen zu können, muß das
Warmwasser-Reservoir 3m,330 über die höchste Stellung des Pumpenkolbens gesetzt
werden.
Fr.
Nessel's
Centrifugal-Puddelofen.
Zur Ausführung des Puddelprocesses auf mechanischem Wege schlägt
L. Nessel in der Oesterreichischen
Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen (1875 S. 419 Taf. XI)
einen um eine verticale Hohlachse rotirenden Tellerofen mit
Siemens'scher Regenerativfeuerung und totaler Wasserkühlung vor.
Die gußeisernen Wände und Boden sind inwendig mit feuerfestem
Material (Bauxit) und einem geschmolzenen Gemenge von
gepulverter Schlacke und Erz 100 bis 150mm
stark ausgefüttert, während sie außen von einem blechernen
Mantel zum Zwecke der Wassercirculation umgeben sind. Das
Kühlwasser tritt von unten in die hohle Tragachse ein, um nach
erfolgter Circulation um den Ofen durch einen zweiten Canal in
dieser Achse auszutreten. Zur Uebertragung der Rotation an den
Ofen von der Transmissionswelle aus ist an der Tragachse unter
dem Ofen eine horizontale Riemenscheibe befestigt. Die
eingetragene, vorher im Cupolofen geschmolzene Roheisencharge
(500 bis 600k) wird durch die Centrifugalkraft an die Wand
geschleudert und fällt alsdann in den Ofen zurück, wodurch eine
gründliche continuirliche Mischung erreicht wird.
Die Vortheile dieses Systems bestehen einerseits in der nahezu
vollständigen Unschmelzbarkeit resp. leichten Erneuerung des
Ofenfutters, anderseits in einer bedeutenden Abkürzung der
Chargendauer und in einer großen Ersparniß an Handarbeit, welche
letztere sich auf das Eintragen des flüssigen Roheisens mittels
einer Rinne und auf das Luppenmachen beschränkt.
Seiltransmission.
Die Verwendung von Hanfseilen statt Riemen zur Krafttransmission
in Fabriken beginnt sich in England immer mehr auszubreiten, und
eine einzige Fabrik in Dundee (Pearce
Brothers) hat nun schon Anlagen von im ganzen mehr als
7000e auschließlich mit Seiltransmissionen versehen,
darunter die Kraftübertragung einer Maschine von 1000e in
einer Spinnerei zu Calcutta. Selbstverständlich ist hier eine
ganze Reihe von endlosen Seilen erforderlich, von denen eines
neben das andere in die entsprechend geformten Rillen der
Seiltrommeln gelegt wird; die Seile haben dann Stärken von 30
bis 60mm und müssen aus sorgfältig vorbereitetem Hanf
hergestellt werden. Wird aber diese Vorsicht gebraucht, und
haben die Rillen der Seiltrommeln, was äußerst wichtig ist, die
richtige Form, so bewährt sich dieses Transmissionsmittel
vortrefflich, ist bedeutend billiger in der ersten Anschaffung,
kostet nichts zur Erhaltung und besitzt eine fast
unbeschränkte Dauerhaftigkeit. Die bequeme Disposition der
Kraftübertragung zu den einzelnen Arbeitsmaschinen gewährt
gleichfalls wesentliche Vortheile gegenüber dem
Riemenbetrieb.
Es sind solche Seiltransmissionen in England an einzelnen Orten
(beispielsweise Belfast in Irland) schon Jahre lang in Gebrauch
und haben sich durchaus bewährt; die Sache ist somit schon
längst aus dem blosen Versuchsstadium herausgetreten; die
Schwierigkeiten, welche das Aufbringen und Nachspannen der Seile
mit sich bringt, werden wohl bald zu überwinden gelernt werden,
und es kann daher zu Versuchen mit der Kraftübertragung durch
Seile nicht dringend genug aufgefordert werden.
M-M.
Siamesischer Kitt.
Unter diesem Namen kommt im Handel in
„Zwillings-Flacons“ ein Kitt vor, welcher
nach der Analyse von E. Kögler aus
geschlemmter Kreide (in dem einen Fläschchen) und Kaliwasserglas
(in dem zweiten) besteht. (Technische Blätter, 1875 S. 257.)
Ueber die Verwendung der Phosphorsäure in
den Zuckerfabriken.
Scheibler (1874 211 267) zeigte
bereits, daß beim Entkalken der Zuckersäfte mittels
Phosphorsäure auch organische Nichtzuckerstoffe gefällt werden.
Vibrans hebt als vortheilhaft bei der
Anwendung von Phosphorsäure namentlich die Abscheidung größerer
Mengen organischer Stoffe hervor und in Folge dessen die
leichtere Verarbeitung des Saftes, schnelleres Verdampfen,
bessere Bodenarbeit nebst reinerer und größerer Ausbeute an
Füllmasse. Ferner wird die Knochenkohle geschont, während die
Phosphorsäure leicht als Düngemittel wiedergewonnen werden
kann.
Nach Angabe von Vibrans wurde der
Rübensaft gleich beim Eintritt in die Scheidepfanne auf etwa
80° erwärmt, dann demselben auf 1500l Saft
5l
Phosphorsäure von 20° B. zugefügt, die Temperatur auf
88° gesteigert und nun in bekannter Weise die Behandlung
mit Kalk und Kohlensäure ausgeführt. Der aus den Scheidepfannen
erhaltene Scheideschlamm zeigte im Durchschnitt folgende
Zusammensetzung:
Ohne Phosphorsäure
Mit Phosphorsäure.
Feuchtigkeit
50,85
47,12
Kohlensäure
10,22
11,85
Schwefelsäure
0,31
0,22
Phosphorsäure
0,27
0,86
Eisenoxyd und Thonerde
1,06
0,33
Kalk
24,75
16,13
Magnesia
0,33
0,47
Unlöslicher Rückstand
0,38
0,10
Organische Substanz
10,25
22,30
Darin Stickstoff
0,33
0,52
Rest und Alkalien
1,58
0,62
––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––––
100,00
100,00.
Während ohne Phosphorsäure die Füllmasse 4,07 Proc. organischen
Nichtzucker enthielt, hatte dieselbe bei Anwendung von
Phosphorsäure davon nur 1,93 Proc.
Auch Gruber und Hulva bestätigen den günstigen Erfolg der Anwendung von
Phosphorsäure, namentlich bei Verarbeitung abnormer Säfte und
angefaulter Rüben.
Nach Hulva wird auf 500k
Rüben 1l Phosphorsäure von 30 Proc. angewendet, doch ist die
passende Menge noch nicht für alle Fälle festgestellt.
Schlesische Fabriken, welche geradezu still standen, weil die
Säfte weder scheiden noch filtriren wollten und der Sud im
Vacuum selbst nach 12stündiger Arbeit kein ordentliches Korn
gab, brachten den Betrieb durch Anwendung von Phosphorsäure
sofort wieder in Gang. Hulva hebt
hervor, daß bei der Phosphorsäure-Kalkscheidung namentlich die
stark Melasse bildenden und das Kochen erschwerenden
stickstofffreien organischen Stoffe beseitigt werden.
Sickel hat mit bestem Erfolg die
Phosphorsäure in die Diffuseure gebracht. (Zeitschrift des
Vereins für Rübenzuckerindustrie des deutschen Reiches, 1875 S.
528, 534. 634 und 639.)
Vegetationsversuche mit
Zuckerrüben.
Dr. O. Kohlrausch und Strohmer haben
eine Reihe von Vegetationsversuchen ausgeführt, aus denen
hervorgeht, daß eine Vermehrung des Zuckergehaltes der Rübe
entsprechend der steigenden Düngung mit salpetersaurem Kalium
nicht stattgefunden hat, und daß auch betreffs des von der
Rübenpflanze erzeugten Gesammtzuckers sich keine bestimmten
Beziehungen zu steigender Kalisalpeterdüngung erkennen lassen.
(Organ des Centralvereins für Rübenzuckerindustrie in der
österr.-ungar. Monarchie, 1876 S. 77.)
Zur Kenntniß der Käsebildung; von F. Cohn.
Bekanntlich fand Blondeau, daß bei der
Fabrikation der Käse von Roquefort die Umwandlung des Caseïns in
eine Fettsubstanz durch den gemeinen Schimmelpilz Penicillium glaucum bewirkt wird
(Wagner's Jahresbericht, 1863 S. 552). Jetzt macht F. Cohn in den bereits (1876 219 375) erwähnten Beiträgen zur Biologie der Pflanzen (S.
188) über die Vorgänge bei der Fabrikation des Schweizer Käse
ausführliche Mittheilungen, denen wir Folgendes entnehmen.
Die Milch wird in großen kupfernen Kesseln durch Zusatz von
Labflüssigkeit in eine steife Gallerte verwandelt. Nachdem diese
etwa eine Viertelstunde ruhig gestanden, wird die Masse in
erbsengroße Stücke gequirlt und über offenem Feuer bei 55 bis
60° eine Stunde lang durchgerührt. Der Käsebrei wird
hierauf unter allmälig gesteigertem Druck von der
Molkenflüssigkeit getrennt, der so erhaltene Käselaib in den
Keller gebracht, wo er bei 10 bis 12° verbleibt; die
Rinde wird hier täglich mit Salz eingerieben, bis der Käse ins
Magazin kommt, wo er sehr langsam seine völlige Reife
erlangt.
Das Gerinnen der Milch geschieht ohne Frage durch ein in der
Labflüssigkeit vorhandenes unorganisirtes Ferment, da der
alkoholische Labauszug die Milch ebenso gut gerinnen macht als
der wässerige und durch eine bestimmte Menge desselben nur ein
entsprechendes Quantum Milch coagulirt wird, während organisirte
Fermente sich vermehren und daher eine unbegrenzte lebendige
Kraft entwickeln können.
Die Sonderung des geronnenen Caseïns von den Molken scheint ein
rein mechanischer Vorgang zu sein, bei dem kein Ferment im
Spiele ist.
Das Reifen des Käse, durch welches die weiße, fade, süße
Käsemasse erst allmälig ihren pikanten Geschmack und Geruch,
ihre durchscheinende Consistenz, gelbe Farbe u. s. w. erlangt,
hält Cohn für eine echte Gährung,
welche unter dem Einflusse von Fermentorganismen steht. Schon
auf der Presse, also innerhalb 24 Stunden, beginnt die Gährung,
welche mit lebhafter Gasentwicklung (Kohlensäure, Wasserstoff?)
verbunden ist; in Folge dessen wird der Käselaib aufgetrieben
und seine ebenen Flächen werden nach außen gewölbt. Während des
langsamen Reifens geht die Gasentwicklung fort, und es bilden
sich die Löcher im Käse in ähnlicher Weise wie bei der
Brodbereitung. Die chemischen Vorgänge, welche während der
Käsegährung stattfinden, sind noch wenig bekannt; Verfasser
vermuthet, daß es vorzugsweise die im Käselaib zurückgehaltene
Molkenflüssigkeit ist, deren Milchzucker zunächst durch die
Zymophyten in Buttersäure versetzt wird.
Die Labflüssigkeiten, wie sie in den Molkereien benützt werden,
enthalten sehr lebhaft bewegte Fadenbakterien (Bacillus), welche wahrscheinlich
Buttersäuregährung einleiten und auch das langsame Reifen des
Käses veranlassen; ihre Dauersporen sind es, welche, von der
trockenen Käsesubstanz eingeschlossen, der Siedehitze eine Zeit
lang widerstehen und in geeigneter Nährflüssigkeit sich wieder
zu Bacillusstäbchen entwickeln können, während die etwa
vorhandenen Fäulnißbakterien durch die Erwärmung der Milch
getödtet werden.
Eine Anwendung der Photographie als
Zeugdruck.
In England benützt man seit längerer Zeit die Einwirkung der
Sonne auf eigens dazu präparirten Stoffen und erzielt auf diese
Weise verschiedene Druckmuster von wirklich bewunderungswürdigem
Effect.
Das saure chromsaure Kali ist außerordentlich empfindlich für das
Licht. Wenn man ein mit diesem Salze getränktes Gewebe in einem
geschlossenen Zimmer den Sonnenstrahlen aussetzt, welche durch
die Spalten der Sommerläden einfallen können, so werden die vom
Licht berührten Stellen sich in eigenthümlicher Weise färben.
Nach dieser Theorie hat man Muster auf Geweben angebracht, wobei
man folgendermaßen verfährt.
Man legt ein Papier oder dünnes Metallblech, worin das Muster
ausgeschnitten ist, auf das Gewebe, welches vorher in eine
Auflösung des sauren chromsauren Kalis gebracht wurde; beide
werden nun in einem Rahmen auf einander gepreßt, worauf man das
ausgeschnittene Papier oder Blech der Sonne aussetzt, oder
vielmehr dem Einflüsse des zerstreuten Lichtes, welches in
diesem Falle besser ist. Nach kurzer Zeit schon färbt sich das
Gewebe in sehr merklicher Weise überall dort, wo das Licht
durchgedrungen, und man sieht auf demselben die genaue Copie des
Musters.
Dieses Muster wird durch eine blaßrothe (bräunliche) Farbe
gebildet, welche ganz echt ist. Diese Farbe vermag sich übrigens
als Mordant mit Krapp, Blauholz, Gelbholz u. s. w. zu verbinden.
Behandelt man nämlich das mit Lichtbild versehene Gewebe in
einem Bade dieser Farbstoffe, so ändert das Muster seine Farbe,
indem es sich diese Farbpigmente aneignet.
Man kann den entgegengesetzten Effect erzielen, indem man anders
verfährt. Man bringe z. B. ein Farrenkrautblatt auf eine
Glastafel an und spanne hinter letzterer ein gleich großes
(präparirtes) Gewebe aus. Es werden sich nun alle dem Lichte
ausgesetzt gewesenen Theile färben, während die durch das
Farrenkrautblatt gegen das Licht verwahrten Theile weiß bleiben
wie zuvor, man erhält folglich ein weißes Farrenkrautblatt auf
einem blaßrothen (bräunlichen) Grunde. R. H. (Centralblatt für
die Textil-Industrie, 1876 S. 198.)
Ueber die in Pompeji aufgefundenen
Farbstoffe.
P. Palmieri hat mehrere bei den
Ausgrabungen in Pompeji aufgefundene Farbmaterialien analysirt.
Die unorganischen gelben Stoffe
bestehen aus Ockerarten, mit Gyps oder Thon gemengt. Die rothen unorganischen Materialien sind
gebrannte eisenhaltige Erden. In den grünen Farbstoffen ist das
Färbende eine Eisen- oder Kupferverbindung, ebenfalls mit Thon
gemengt. Ein hellrothes, sehr
haltbares Farbmaterial erwies sich als ein mit einem organischen
Farbstoff gefärbter Thon; der Farbstoff selbst scheint
thierischen Ursprunges zu sein. Verfasser erörtert eingehend,
welchen von Plinius erwähnten
Farbmaterialien die untersuchten Substanzen wohl entsprechen
könnten. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876
S. 345.)
Ueber den Einfluß der Kieselsäure auf die
Bestimmung der Phosphorsäure mittels molybdänsauren
Ammons.
Allgemein scheint man anzunehmen, daß durch die Gegenwart
gelöster Kieselsäure die Methode der Phosphorsäurebestimmung mit
molybdänsaurem Ammonium ungenau wird. Jenkins (Journal für praktische Chemie, 1876 Bd. 13 S.
237) zeigt dagegen, daß unter gewöhnlichen Umständen die Fällung
der Phosphorsäure mit Ammoniummolybdat durch Anwesenheit von
Kieselsäure nicht beeinträchtigt wird, und daß es daher nicht
nöthig ist, dieselbe vorher abzuscheiden.