Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 220, Jahrgang 1876, Nr. , S. 561 |
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Miscellen.
Miscellen.
Schädlichkeit der
Kesselsteinbildungen.
Weinlig hat einen Dampfkessel gesehen,
der nach halbjährigem Betriebe 398k Kesselstein und Schlamm, im
lufttrocknen Zustande gewogen, enthielt. In Folge einer
Anhäufung von Kesselstein auf der Feuerplatte eines
Bouilleurkessels war diese durchgebrannt und zeigte zwei Beulen
und einen Querriß. (Technische und gewerbliche Mittheilungen des
Magdeburger Vereins für Dampfkesselbetrieb, 1876 1. Heft.)
Grabau berichtet, daß bei 218 innern
Revisionen die Feuerplatte von 10 Dampfkesseln (9 Cylinderkessel
mit einem Unterkessel und 1 einfacher Cylinderkessel) Beulen
hatten in Folge einer Kuchenbildung von Kesselsteinsplitter
(vgl. 1876 220 172) und forcirtem Feuern.
(3. Jahresbericht des hannoverschen Vereins zur Ueberwachung der
Dampfkessel.)
Umhüllungsmasse für
Dampfleitungsröhren.
Leydet hat sich folgendes Gemisch in
England patentiren lassen:
Töpferthon
41
Sand oder pulverisirte Schlacke
41
Thierhaare
3
Ruthenzweige
5
Sägemehl
3
Pulverisirte Holzkohle
5
Glycerin
2.
Die in Preußen 1870 bis 1874 stattgehabten
Dampfkessel-Explosionen.
Zahl der
Explosionen.
1870
1871
1872
1873
1874
Summe.
19
10
16
16
10
71.
Anlagen, zu welchen die
explodirten Kessel gehörten.
1870
1871
1872
1873
1874
Summe.
Bergwerke
5
2
3
5
1
16
Hüttenwerke
3
3
3
3
1
13
Maschinenfabriken
2
1
1
2
1
7
Chemische Fabriken
—
1
—
—
—
1
Spinnereien, Webereien
1
—
—
2
1
4
Färbereien
—
—
—
—
—
—
Zuckersiedereien
1
1
—
—
—
2
Dampfmühlen
3
—
2
1
1
7
Schiffe
—
—
—
—
—
—
Andere Anlagen
4
2
7
3
5
21
Alter der explodirten
Kessel.
Ueber
16
Jahre
2
—
—
4
—
6
Ueber
12
Jahre
2
3
1
—
1
7
Ueber
9
Jahre
2
—
—
1
3
6
Ueber
6
Jahre
4
—
3
—
3
10
Ueber
4
Jahre
1
1
1
3
2
8
Ueber
3
Jahre
—
—
—
1
—
1
Ueber
2
Jahre
2
1
1
—
—
4
Weniger
2
1
2
3
—
8
Unbekannt
4
4
8
4
1
21
Höhe der zulässigen
Dampfspannung.
Unter
und
bis
2at
—
—
—
1
—
1
Unter
und
bis
3
4
2
2
2
1
11
Unter
und
bis
4
7
5
3
3
4
22
Unter
und
bis
5
6
—
2
4
2
14
Unter
und
bis
6
—
—
—
1
1
2
Unter
und
bis
7
—
—
—
—
2
2
Unbekannt
2
3
9
5
—
19
Arten der explodirten
Kessel.
Einfache Rohrkessel
2
2
1
1
2
8
Cylinderkessel mit Sieder
8
4
4
3
1
20
Kessel mit innerm Feuerrohr
7
3
10
10
7
37
Kessel mit innerm Feuerrohr und Sieder
2
1
—
—
—
3
Kleine Dampfkessel
—
—
—
1
—
1
Locomobilen
—
—
—
1
—
1
Unbestimmt
—
—
1
—
—
1
Nähere Umstände der
Explosionen.
1870
1871
1872
1873
1874
Summe.
Zerstörung des Feuerrohres
6
2
7
7
5
27
Zerstörung der Boden- oder Kopfplatte
1
2
3
2
—
8
Abreißen der Verbindungsstutzen
—
—
—
1
—
1
Zerstörung des Außenkessels
3
4
1
2
3
13
Zerstörung des Oberkessels
3
1
1
—
—
5
Zerstörung der Kesselplatte über dem Feuer
2
1
2
1
1
7
Zerstörung anderer Platten
4
—
2
3
1
10
Wahrscheinliche
Ursachen der Explosion.
Wassermangel
2
1
6
2
4
15
Uebermäßige Dampfspannung
3
—
1
2
—
6
Schlechtes Material
2
2
—
1
—
5
Schwache Construction des Feuerrohres
2
—
2
2
2
8
Abnützung
5
3
2
4
2
16
Kesselstein
1
—
—
—
1
2
Ungeeignete Beschaffenheit des Dampfentwicklers
2
1
1
3
1
8
Unbekannt
2
3
4
2
—
11
Zahl der bei den
Explosionen vorgekommenen Todesfälle.
12
16
34
16
21
99
Steinkohlengas als Brennmaterial.
Bei Gelegenheit eines Vortrages über die Verbrennung von
Steinkohlengas und die Structurtheorie der Flammen, welchen
kürzlich John Wallace in der Society for Promotion of Scientific
Industry hielt, zeigte und erläuterte derselbe einen
Gasofen mit 12 Brennern, jeder von 25mm
Durchmesser (vgl. *1875 218 204). Diese Brenner waren an
einen flachen, gußeisernen Kasten befestigt, welcher sie mit Gas
versorgte. Der Ofen gehörte unter einen Dampfkessel, welcher zum
Betrieb dreier Buchdruckerpressen diente und stündlich für etwa
4 Pf. Gas consumirte. Die Verbrennungsproducte stiegen durch die
Röhren aufwärts nach dem Kessel, wurden dann an der äußern Seite
desselben durch einen Mantel hinabgeleitet und entwichen durch
einen unterhalb des Kessels befindlichen Feuercanal, so daß die
ganze Kesselfläche für die Heizung verwerthet wurde. Da die
Geschwindigkeit des Zuges von dem Temperaturunterschied der in
den Röhren aufsteigenden und den im Mantel niedersteigenden Gase
abhängig war, so machte diese Einrichtung ein Register
entbehrlich. Seit Einführung dieses Ofens brauchten die Röhren
nie ausgeputzt zu werden, ein Beweis für die Vollständigkeit der
Verbrennung, während früher bei einem andern vom Zuge im
Schornstein abhängigen Ofen die ganze Heizfläche in regelmäßigen
Zeiträumen geputzt werden mußte. (Nach dem Engineering and Mining Journal, 1876 Bd.
21 S. 37.)
P.
Schnee und Salzsäure als
Kältemischung.
Pierre und Puchot (Comptes rendus, 1876
t. 82 p.
45) haben ein neues Hydrat der Chlorwasserstoffsäure von der
Formel HCl.2H2O hergestellt. Nach ihren weitern Beobachtungen gibt ein
Gemisch von Salzsäure (von 23° B.) und Schnee eine
billige Kältemischung. Sie erhielten z. B. folgende
Resultate:
Versuch.
Schnee.
Salzsäure.
Endtemperatur.
1
500
200
-29°
2
500
230
-29
3
500
250
-31
4
500
300
-27
5
500
250
-32.
Bei den 4 ersten Versuchen wurde die Säure langsam und unter
beständigem Umrühren mit dem gesammten Schnee gemischt; beim
fünften Versuche wurde die Säure mit der Hälfte des Schnees
gemischt und erst dann der übrige Schnee zugefügt.
Zu den beiden folgenden Versuchen wurde die Säure erst auf -15
bis -16° abgekühlt und zu den Versuchen 8, 9 und 10 bei
-18° mit gasförmiger Chlorwasserstoffsäure gesättigt 1k
absorbirte hierbei 268g HCl). Sie erhielten:
Versuch.
Schnee.
Abgekühlte Säure.
Endtemperatur.
6
500
250
-35°
7
500
300
-34
8
500
260
(gesättigt)
-34
9
500
200
-35
10
500
175
-34.
2 Th. Schnee geben also beim Mischen mit 1 Th. käuflicher
Salzsäure eine Temperatur von -32° und -35°, wenn
man die Säure vorher auf -15° abkühlt. Die bei
-18° übersättigte Säure bietet keine Vortheile im
Vergleich zu gewöhnlicher Säure.
Will man die Temperatur einer solchen Kältemischung constant
erhalten, so ist es schwer, auf -34 bis -35° zu bleiben;
leicht gelingt dieses bei -25° durch Zumischen von Schnee
und Salzsäure. Die Verfasser haben so mit 3k
Salzsäure 4l Flüssigkeit 9 bis 10 Stunden lang auf -25°
erhalten.
Nach G. Witz (Comptes rendus, 1876 t. 82 p. 329) ist ein Gemisch von gleichen
Theilen Schnee und Salzsäure von 1,18 spec. Gew. vorzuziehen.
250g trockner lockerer Schnee mit
250g Salzsäure, welche auf
-1° abgekühlt war, gemischt, gaben in kaum einer Minute
ein an der Luft nicht rauchendes Gemenge von 37,5°. Diese
Temperatur hielt sich längere Zeit, wenn das betreffende Gefäß
mit schlechten Wärmeleitern umgeben war. Wurde 1/10 Schnee mehr
oder weniger genommen, so stieg die Temperatur um 2 bis
3°.
Desinficirungskerzen und
Räucherpastillen.
Dr. W. Reißig (englisches Patent vom 22. August 1874) will dem
Kerzenmateriale 2 bis 20 Proc. Schwefel oder ein organisches
Sulfid beimengen.
Für Räucherpastillen soll man ein Gemenge von Schwefel,
Schwefelkies, Kohle, Harz, Braunstein und Gummi mit Wasser zu
einem Brei anmachen, zu Pastillen formen und trocknen.
Schwefeldioxyd (SO2) ist allerdings ein gutes
Desinfectionsmittel (vgl. 1876 219
550), aber nur für
solche Räume zu verwenden, in denen sich weder Menschen noch
Thiere aufhalten. Die Herstellung derartiger Kerzen ist daher
eine unnütze Spielerei.
F.
Ile's
Differential-Compaß.
Derselbe enthält zwei Nadeln, welche über einander in so großer
Entfernung von einander in gewöhnlicher Weise aufgehängt sind,
daß sie sich nicht gegenseitig influenziren. Jede Nadel besteht
aus einem Zeiger aus nicht magnetischem Stoffe (am besten
Aluminium) von 152mm Länge und 20mm
Breite und einer großen Anzahl darauf befestigter kleiner
Stahlmagnete von 20mm Länge, deren befreundete Pole
nach derselben Richtung liegen. Bei der obern Nadel liegt der
Zeiger parallel, bei der untern gekreuzt zu den Magneten. Ist
also keine örtliche Anziehung vorhanden, so stehen die Zeiger
rechtwinklig zu einander; bei örtlicher Anziehung machen sie
einen spitzen Winkel mit einander, da die Ablenkung jeder Nadel
von der Lage und Stärke der örtlichen Anziehung abhängig
ist.
Die Ausgleichung einer solchen örtlichen Ablenkung und die
Wiederherstellung richtiger Ablesung führt man mittels der
abstoßenden Wirkung eines großen Magnetstabes herbei, dessen
Richtung man jedoch mit der Richtung der störenden Ursache
zusammenfallen lassen muß, weil man nur so richtige Ablesungen
erhält. Die Richtung der störenden Ursache bestimmt man mit
Hilfe einer kleinen, dem Compaß beigegebenen Tafel. (Nach dem
Journal of the Franklin Institute,
1876 S. 149.)
E—e.
Ueber die in Leclanché-Elementen
gebildeten Krystalle.
Entgegen der Angabe von Davis, daß die
Zusammensetzung der in Leclanché-Elementen gebildeten Krystalle
der Formel Zn H2O2 . NH4Cl entsprächen, zeigt Priwoznik, daß bis jetzt nur die Bildung
des krystallisirten Chlorzink-Ammoniak Zn Cl2 (NH3)2
nachgewiesen ist (1871 200 389), welches aber durch
Wasser sehr bald zersetzt wird. (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1876 S. 612.)
Darstellung von Cellulose.
Im Anschluß an die Notiz S. 479 theilen wir nachstehend das von
Dr. Mitscherlich in England erlangte Patent auf Darstellung
von Holzcellulose mit: Das klein geschnittene Holz wird in einem
kupfernen oder mit Kupfer oder Zinn gefütterten eisernen Kessel,
der im Stande ist, einen Druck von 3at zu ertragen, mit einer
wässerigen Lösung von schwefligsaurem Kalk, welcher etwas Gyps
und nachher Salzsäure zugesetzt worden, einige Stunden lang auf
110° erhitzt. Nach der Kochung wird das so zubereitete
Holz zwischen Walzen zerquetscht und wie üblich zu Papierbrei
verarbeitet.
Ueber das specifische Drehungsvermögen des
Traubenzuckers.
B. Tollens hat reinen, über
Schwefelsäure getrockneten Traubenzucker (C6H12O6. H2O) und bei 100° entwässerten Traubenzucker (C6H12O6. oder
C12H12O12) mittels eines von Scheibler
bezogenen Soleil-Ventzke'schen Polariskops und zweier Wild'schen
Polaristrobometer bei Natriumlicht optisch untersucht. Als
Mittel der Beobachtungen ergab sich für
C6H12O6 + H2O
αj = 48,21°
und für
C
6
H
12
O
6
αj =
53,17°.
Berechnet man aus der Zahl für wasserhaltigen Zucker nach der
Proportion C6H12O6:C6H12O6 + H2O =
48,21 : x die Drehung für das
Anhydrid, so erhält man 53,03°. Das Mittel von dieser
Zahl und 53,17° d. i. 53,10° hält Verfasser für
den richtigsten Ausdruck für die specifische Drehung des
wasserfreien Traubenzuckers für das gelbe Licht (in Lösungen von
etwa 3g in 100cc
aufwärts).
Für wasserfreien Traubenzucker sind bisher sehr verschiedene
Zahlen angegeben, z. B. von
Dubrunfaut
53,20°
Béchamp
57,44
Pasteur
55,15
O. Schmidt
57,0
Berthelot
56
Hoppe-Seyler
53,5
O. Hesse (in concentrirtern
Lösungen)
51,17–51,80
Clerget und Listing
52,47
Bondonneau
52.
Einem specifischen Drehungsvermögen von 53,10° entspricht
die Constante 1833,3, mittels welcher man nach der Formel C = 1883,3 α/L den Gehalt eines Liters Lösung an
Gramm Traubenzucker enthält.
Für über Schwefelsäure getrockneten reinen Rohrzucker ergab sich
αj = 66,53°, für den
bei 100° getrockneten = 66,03°; ersteres stimmt
mit den von den meisten neuern Beobachtern angegebenen Zahlen
und dem von Tuchschmidt berechneten
Mittel 66,4; letztere ist kleiner, stimmt wohl mit der Weiß'schen Zahl 66,1° dagegen um
so weniger mit der neuesten von De
Luynes und Girard gegebenen Zahl
67,31°.
Die Zahl, mit welcher die Grade des Scheibler'schen Apparates
multiplicirt werden müssen, um absolute Ablenkungen der
Polarisationsebene zu geben, ist bei vollkommen
übereinstimmenden Apparaten 0,346017; denn eine Lösung, welche
26g,048 Rohrzucker in 100cc
enthält, dreht nach Wild's Tabelle 34 Grad 36,1 Minuten und
bewirkt am Scheibler'schen Apparate eine Verschiebung von 100
Scalentheilen, so daß 100 × 0,346017 = 34 Grad 36,1
Minuten. Beim Vergleich der vom Verfasser mit beiden Apparaten
erhaltenen Zahlen hat er eine nicht ganz constante
Verhältnißzahl gefunden, und zwar etwas kleinere Beträge, meist
0,345, so daß er diese Zahl als die seinen Apparaten
entsprechende zur Berechnung von α j benützt hat nach der Formel
Textabbildung Bd. 220, S. 565
während die Beobachtungen an den
Polaristrobometern nach der Formel
Textabbildung Bd. 220, S. 565
oder
Textabbildung Bd. 220, S. 565
berechnet wurden. (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1876 S. 487.)
Thierisches Bier.
Nach einem englischen Patente von Tallerman und Clarke soll man
Fleischextract in Wasser lösen, die Lösung filtriren, mit Hopfen
würzen, mit Kohlensäure behandeln und nach dem Absetzen auf
Flaschen ziehen.
Zur Bieruntersuchung.
F. A. Haarstick (Chemisches
Centralblatt, 1876 S. 201) hat ebenfalls gefunden, daß alle
käuflichen Traubenzucker eine nicht vergährbare, stark
rechtsdrehende Substanz (Béchamp's
Amylin) enthalten (1876 219 146). Ob bei der Herstellung
von Bier Traubenzucker verwendet wurde, läßt sich hiernach auf
folgende Art nachweisen.
1l
Bier wird auf dem Wasserbade zu einem Syrup eingedampft, der
Rückstand ganz allmälig mit etwa 300cc Alkohol von 90 Proc., dann
zur völligen Abscheidung des Dextrins nach und nach mit soviel
95proc. Weingeist vermischt, bis in einer abfiltrirten Probe
keine Trübung mehr erfolgt. Nach zwölfstündigem Stehen wird
filtrirt, der Alkohol größtentheils abdestillirt, der Rest auf
dem Wasserbade verdampft, der Rückstand in 1l
destillirtem Wasser gelöst und mit ausgewaschener Hefe bei
20° der Gährung überlassen. Wenn man am zweiten und
dritten Tage etwas frische Hefe hinzurührt, ist die Gährung am
vierten Tage beendet, und die Flüssigkeit zeigt bei Bieren, die
ohne Traubenzucker bereitet wurden, Null, bei mit Traubenzucker
dargestellten Bieren aber eine mehr oder minder große
Rechtsdrehung.
Ueber das optische Verhalten verschiedener
Weine und Moste und über die Erkennung mit Traubenzucker
gallisirter Weine.
In weiterer Verfolgung seiner bereits (1876 219 146) kurz
mitgetheilten Versuche berichtet C. Neubauer(Zeitschrift für analytische Chemie, 1876 S 188),
daß der im Handel vorkommende Traubenzucker im Mittel folgende
Zusammensetzung hat:
Vergährbarer Zucker
61,08
Unvergährbare Substanzen
20,54
Asche
0,34
Wasser
18,04
–––––––
100,00.
Zehnprocentige Lösungen geben in einer 200mm
langen Röhre folgende Drehungswinkel:
Vor der Gährung.
Nach der Gährung.
Chemisch reiner Rohrzucker
13,3°
0
Chemisch reiner, vom Verf. selbst dargestellter
Traubenzucker
10,4
0
Käuflicher Traubenzucker, feucht, aber blendend
weiß
13,2
3,40°
Käuflicher Traubenzucker, gelblich, aber sehr
fest
14,9
4,65
Käuflicher Traubenzucker, gelblich, aber
trocken
14,3
3,90.
Verfasser berichtet dann ausführlich über die Versuche, diese
stark rechtsdrehende, unvergährbare Substanz zu isoliren, welche
jedoch noch nicht zum Abschluß gekommen sind. Eine 16,59proc.
Lösung des in Alkohol löslichen Theiles dieser Substanz lenkte
in einer 200mm langen Röhre, mit dem Wild'schen Polaristrobometer
untersucht, die Polarisationsebene um 25,9° nach rechts
ab.
Die specifische Drehung findet man bekanntlich nach der
Formel:
Textabbildung Bd. 220, S. 566
worin α den beobachteten
Drehungswinkel, p den Gehalt von
1cc Flüssigkeit an der circularpolarisirenden Substanz
und 1 die Länge des Beobachtungsrohres, in Decimeter
ausgedrückt, bedeutet. Es ergibt sich mithin die specifische
Drehung des in Alkohol löslichen Theiles:
Textabbildung Bd. 220, S. 566
Aus der specifischen Drehung findet man eine sogen.
Drehungsconstante A nach der
Formel
Textabbildung Bd. 220, S. 566
hier also zu 1282.
Für den in Alkohol unlöslichen Theil ergab sich eine specifische
Drehung von 93,52° und die Drehungsconstante zu 1069,3.
Da diese Substanzen noch nicht ganz rein waren, so sind diese
Bestimmungen jedoch nur annähernd richtig (vgl. Neubauer S. 383. Tollens S. 564 und Haarstick S.
565).
Aus einer großen Anzahl mitgetheilter Beobachtungen ergibt sich
ferner, daß Traubenmoste stets von der darin enthaltenen
Levulose eine mehr oder weniger starke Drehung der
Polarisationsebene nach links bewirken, und daß nach der
Vergährung der Moste mittlerer Jahrgänge, mit einem Zuckergehalt
von 14 bis 18 Proc., schließlich ein Wein resultirt, dessen
Drehungsvermögen wohl in den meisten Fällen 0 sein wird, aber
auch, entweder von der Weinsteinsäure oder andern unbekannten
Körpern herrührend, 0,1 bis 0,2° nach rechts betragen
kann. Bei Ausleseweinen zeigt dagegen, wie bereits mitgetheilt
(1876 219 147), nicht nur der Most,
sondern auch der Wein immer Linksdrehung (vgl. S. 383).
Aus einer weitern Reihe von Versuchen möge folgender hier
mitgetheilt werden. Zwei selbst mit Rohrzucker (I) und mit Traubenzucker (II) gallisirte Moste hatten folgende
Zusammensetzung:
I
II
Zucker
30,00
Proc.
30,00
Proc.
Freie Säure
0,58
0,58
Albuminate
0,14
0,14
Extractivstoffe
1,04
6,29
Mineralstoffe
0,17
0,29
––––––––––––––––––––
31,93
Proc.
37,30
Proc.
Während der Gährung wurde das optische Verhalten in einer 100mm
langen Röhre mittels eines Wild'schen Polaristrobometers mit
folgenden Resultaten beobachtet:
Tag.
Mit Rohrzucker gallisirt.
Mit Traubenzucker
gallisirt.
Tag.
Mit Rohrzucker gallistrt.
Mit Traubenzucker
gallisirt.
April.
April.
20.
+ 9,90°
+ 15,90°
30.
- 5,50°
+ 11,00°
24.
+ 4,80
+ 14,45
Mai.
26.
- 1,15
+ 13,60
3.
- 4,40
+ 10,10
27.
- 4,55
+ 13,10
6.
- 2,80
+ 9,80
28.
- 5,70
+ 12,45
12.
- 1,20
+ 9,80
21.
- 0,30
+ 9,80
Nachdem sich die Weine vollständig geklärt hatten, ergab die
Analyse derselben folgende Resultate:
Gallisirt mit
Rohrzucker.
Gallisirt mit
Traubenzucker.
Spec. Gewicht mit Alkohol
0,991
1,0262
Spec. Gewicht ohne Alkohol
1,0095
1,0373
Alkohol
12,250
Proc.
9,318
Proc.
Zucker
0,397
Proc.
4,090
Proc.
Freie Säure
0,660
Proc.
0,630
Proc.
Mineralstoffe
0,146
Proc.
0,244
Proc.
Gesammtextract
2,256
Proc.
11,354
Proc.
Die mitgetheilten Resultate zeigen zunächst den gewaltigen
Unterschied zwischen den mit käuflichem Traubenzucker und den
mit reinem Rohrzucker gallisirten Weinen. Während letztere bei
einem hohen Alkoholgehalt arm an Extractivstoffen sind, findet
bei erstern gerade das Gegentheil statt. Hierin liegt auch
sicherlich der Grund, warum der Rohrzucker von den Winzern
ungern zum Gallisiren der Weine benützt wird. Rohrzucker, sagen
sie, macht den Wein spitz, während er durch das Gallisiren mit
Traubenzucker Schmalz, d. h. Körper bekommt. Die bedeutende
Differenz beider Weine in Alkohol und Extractgehalt erklärt
diese technische Bezeichnung der praktischen Winzer wohl
genügend. Der Rohrzucker vergährt noch bei ziemlich hohem
Procentsatz bis auf 4 bis 4,5 Proc. vollständig, während die
unvergährbaren Stoffe der käuflichen Traubenzucker, welche bis
zu 20 Proc. betragen können, nach der Gährung zurückbleiben und
so dem Weine einen hohen Extractgehalt ertheilen, den der Winzer
offenbar mit dem Worte „Schmalz oder
Körper“ bezeichnet.
Zur Ausführung der optischen Weinprüfung benützt man am besten
das große Polaristrobometer von Wild.
Ist der Wein nur mäßig gefärbt, so untersucht man ihn zunächst
direct, und zwar in 100mm oder 200mm
langer Röhre, und wird in den meisten Fällen über eine
bestehende Rechtsdrehung nicht lange in Zweifel bleiben. Ist der
Wein in anderm Fall zu dunkel, oder die gefundene Rechtsdrehung
zu unbedeutend, um jeden Zweifel auszuschließen, so verdunstet
man je nach Ausfall der ersten Prüfung 500, 300, 200 oder 100cc bis
zum Herauskrystallisiren der Salze, läßt die Mutterlauge einige
Zeit stehen, verdünnt auf 50cc entfärbt mit Thierkohle und
prüft darauf das völlig klare Filtrat abermals und zwar in
200mm langer Röhre. Selbst sehr geringe Rechtsdrehungen
werden sich so der Entdeckung nicht entziehen. Verwendet man zum
Entfärben rohe, nicht mit Salzsäure ausgezogene Thierkohle, so
setzt das Filtrat nicht selten Krystalle, wahrscheinlich von
weinsaurem Kalk, ab. In diesem Falle wartet man, bis die
Krystallisation beendigt ist und benützt die abermals filtrirte
Mutterlauge zur optischen Prüfung.
Ist die mit Thierkohle behandelte Flüssigkeit nur noch schwach
gefärbt so wird man selbst bei Anwendung einer 200mm
langen Röhre bei gelbem Natriumlicht zum gewünschten Ziele
gelangen. Im andern Falle, wo die Dunkelfärbung die Anwendung
des Natriumlichtes verbietet, benützt man eine hellbrennende
Gas- oder Petroleumlampe mit breiter Flamme.
Rothweine werden stets zunächst vom Alkoholgehalt durch
Eindampfen befreit und, nachdem das ursprüngliche Volum wieder
hergestellt und die Flüssigkeit mit Thierkohle behandelt ist,
zur optischen Prüfung benützt.
Ueber ein roth färbendes Oxydationsproduct
der Chrysophansäure; von Rosenstiehl.
Durch Oxydation der Chrysophansäure in alkalischer Lösung hat Rosenstiehl nach dem Bulletin de Mulhouse, 1876 S. 159 einen
Körper erhalten, welcher mit Thonerdemordant eine sehr solide
granatrothe Farbe liefert. Nach der Analyse stellt das Product
ein höheres Homologes des Purpurins vor, wie die Chrysophansäure
selbst wieder, nach Liebermann's
Ausführungen, ein höheres Homologes des Alizarins ist.
Kl.
Berlinerblau aus den Abfällen der
Leuchtgasfabrikation.
Nach dem Vorschlage von Valentin
(englisches Patent vom 12. November 1874) wird Eisenoxydhydrat,
welches zum Reinigen von Leuchtgas verwendet war, nach dem
Auswaschen mit Wasser mit Magnesiumcarbonat oder mit Kreide bei
höherer Temperatur digerirt und die Masse mit Wasser ausgezogen.
Der lichtgelbe, etwas alkalische Auszug enthält
Ferrocyan-Calcium oder -Magnesium, und setzt auf Zusatz von
etwas Säure und einem Eisensalze ein schönes Berlinerblau
ab.
Aehnliche Vorschläge wurden schon von Kraft (1850 135 393) und Gautier-Bouchard (Wagner's Jahresbericht,
1864 S. 255) gemacht.
Ueber einen neuen Kresolfarbstoff.
Erhitzt man nach Annaheim 100g Steinkohlenkresol vom Siedpunkt 195
bis 202° mit 40g rauchender
Schwefelsäure, so erhält man eine zähflüssige Masse, welche sich
in Eisessig mit schöner, fuchsinrother Farbe löst. Der Farbstoff
scheint gegen Säuren beständig zu sein; Alkalien zerstören ihn
jedoch. Für technische Verwendung desselben ist demnach nur
wenig Hoffnung. (Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft,
1876 S. 662.)
Ueber das Entfetten von Wolle mit
Aether.
Nach dem patentirten Verfahren von O. Braun in Berlin soll Wolle u. dgl. in großen Apparaten mit
Aether entfettet werden. (Deutsche allgemeine polytechnische
Zeitung, 1876 S. 79.) Zur Extraction von auf dem Schafe
gewaschener Wolle, Garn u. s. w. wird das Fett mit Aether aus
der Wolle gelöst und verdrängt; der dann die Wolle benetzende
Aether soll durch Spiritus, und der Spiritus wieder durch Wasser
verdrängt werden. Alles das geschieht kalt in geschlossenen
Gefäßen, ohne die Wolle zu bewegen.
Schweißwolle wird zuerst in offenen Gefäßen mit kaltem Wasser in
der Art extrahirt, daß man die aus dem einen Gefäß ablaufende
Flüssigkeit in ein zweites bringt und so fort, wie dies bei der
Potaschengewinnung aus Wolle üblich ist, und dann mit besondern
Maschinen (wozu indessen auch die jetzt üblichen Waschmaschinen
benützt werden können) der größte Theil der Schmutzes mit kaltem
Wasser entfernt. Triefend naß kommt nun die Wolle in die
Aetherextractionsgefäße; das Wasser daraus wird durch Spiritus,
dieser durch Aether verdrängt; ferner nachfließender Aether löst
und verdrängt das Fett aus der Wolle, und er wird wieder
verdrängt durch Spiritus, welcher letztere wieder kaltem Wasser
weichen muß. Die nun von Fett, Aether und Spiritus befreite
Wolle wird naß aus den Extractionsgefäßen herausgehoben und auf
mechanischem Wege von dem nun durch kein Klebmittel mehr
befestigten Rest von Schmutz befreit. Aus den
Ertractionsflüssigkeiten soll das Fett, der verwendete Aether
und der Spiritus durch Destillation wieder gewonnen werden.
Der verhältnißmäßig geringe Werth des Wollfettes, der
voraussichtlich bedeutende Verlust an Aether und Spiritus lassen
die Rentabilität dieses Verfahrens sehr zweifelhaft
erscheinen.
F.