Titel: | Besprechung des Vortrages von Charles Wood: über fernere Verbesserungen der Construction der Hohofengestelle; von Fritz Lürmann. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 28 |
Download: | XML |
Besprechung des Vortrages von Charles Wood: über fernere Verbesserungen der Construction der
Hohofengestelle; von Fritz
Lürmann.
Mit Abbildungen auf Taf.
II [a/1].
Lürmann und Wood, über Hohofengestelle.
Wenn wir den im Journal of the Iron and Steel Institute,
1875 S. 427 ff. mitgetheilten Vortrag von Wood, Director
der Tees-Iron-Works in Middlesbro', und die sich anschließende
Discussion einer Besprechung unterziehen, so geschieht dies nicht, weil wir der
Ansicht sind, daß die Hüttenleute des Continentes viel aus diesem Vortrage lernen
können, sondern mehr um durch dieselbe zu zeigen, wie wenig man selbst in dem am
meisten vorgeschrittenen Hüttendistrict Englands in Betrieb und Erhaltung der
Hohöfen die Fortschritte des Continentes kennt.
Ueber den erstern Theil des Vortrages, welcher sich des Breitern über die bekannte
große und rasche Abnützung der weiten Gestelle mit 5 Fuß englisch (1m,524) dicken Gestell- und
Rastwänden ausläßt, können wir rasch hinweggehen, da auf dem Continent alle diese
Uebelstände schon vor vielen Jahren erkannt und nach Möglichkeit beseitigt sind. Man
weiß längst, daß je dicker die Wände der Rast und des Gestelles über den Formen,
desto größer die Abnützung, daß die Abkühlung durch die äußere Luft und selbst durch
Wasserkühlung, sei es durch eingeschobene Wasserkästen, Formen, äußere
Wasserplatten, Berieselung etc. auch nicht die Wände in einer Dicke von 2 1/2 Fuß
(762mm) erhält, wie Wood in seinem Vortrage glaubt annehmen zu dürfen,
sondern daß diese Wände oft trotz der Kühlung in kurzer Zeit bis auf einige Zoll
wegschmelzen. Man macht deshalb die Gestellwände über den Formen, und die Rastwände,
nicht wie im Clevelanddistrict 5 und mehr Fuß, sondern nur so dick, als durchaus
nothwendig ist, um die feuerfesten Steine gut zusammen fügen zu können, und sorgt
für ausreichende Kühlung durch Wasser und Luft.
Wood erwähnt auch der bekannten Uebelstände der weiten
Gestelle durch zu großen Abstand der Formmündungen von einander, und werden von Williams in der Discussion der Vortheile gedacht, welche
das Vorstehen der Formen vor der Innenkante des Gestelles gewährt. Wood räth in Betreff der Weite der Gestelle zu den
frühern, bessern Verhältnissen zurückzukehren, wie das auf dem Continent auch
geschieht.
Der Vortragende geht dann zu den großen Nachtheilen der bisherigen Vorherde über und
entwickelt nun, wie aus den frühern und jetzigen, seiner Ansicht nach alle als Blauöfen
zugestellten Holzkohlenöfen, durch Verschmelzung des Schlacken- mit dem
Eisenabstich, die Oefen mit Vorherd entstanden.
Da es für Wood eine geschichtliche Hüttenkunde nur in dem
englischen Patentarchiv zu geben scheint, so führt uns der Vortragende eine Reihe
von seit 1794 in England genommenen Patenten vor, welche von Verschiedenen entweder
auf unbedeutende, oder nicht zur Ausführung gelangte Verbesserungen genommen
sind.
Als eine der erwähnenswerthesten von diesen Neuigkeiten wird von Wood die erst 1869 dem Jos. Bonne in Cluis (Indre) patentirte Gestelleinrichtung hervorgehoben.
Derselbe – beiläufig bemerkt ein Kaufmann – ließ sich nach der uns
vorliegenden Patentbeschreibung und nach der Zeichnung Fig. 16 und 17 (welche
auch Wood unter Fig. 9 seines Vortrages
mittheilte) einen Ofen von wunderlicher Form, mit geschlossenem Herd patentiren, an
welchem er naiver Weise als Schlackenabflußöffnung ein Loch im Mauerwerk angebracht
hatte, welches durch ein Schieberchen a und einen Hebel
b zu schließen sein sollte.
Wood kommt dann zu den in den letzten Jahren gemachten
Versuchen, den Vorherd durch Ausfüllung mit Thon oder feuerfesten Steinen zu
beseitigen, und erkennt an, daß alle diese Einrichtungen an dem Fehler leiden, daß
die aus Mauerwerk oder Thon gebildete Schlackenabflußöffnung nicht constant zu
erhalten ist. Der Vortragende sagt dann:
„Eine der wichtigsten Erfindungen, und vielleicht eine der am meisten
praktischen, ließ im September 1867 C. Holste
patentiren und ist dieselbe unter dem Namen Lürmann's Einrichtung der
geschlossenen Brust bekannt.“
Charakteristisch für die Kenntnisse, welche ein englischer Hüttenmann von einem
andern als seinem eigenen Betriebe hat, sind dann die folgenden sich hieran
schließenden Erläuterungen.
„Die Oefen, mit denen Lürmann auf dem Continent
zu thun hatte, waren von vornherein ohne Vorherd, und
bei den meisten wurden die Schlacken von Zeit zu Zeit abgelassen, und zwar durch
ein Loch oder einen Schlitz in der Gestellwand, da wo der Transport am
bequemsten war.“
Die Unkenntniß mit den continentalen Verhältnissen, welche dieser Satz
verräth, hat Wood durch eine (nachträgliche?)
Bemerkung zu dem Text abzumildern gesucht; dieser Zweck ist jedoch, weil
auch die Voraussetzungen in dieser Bemerkung unrichtig, nicht erreicht.
Diese ganze vorhergehende und folgende Beschreibung der Entwicklung der geschlossenen
Brust bei den Kokeshohöfen des Continentes, ist nicht zutreffend, ist je doch darum bemerkenswerth, weil
Wood als Autorität im Clevelanddistrict angesehen
wird.
Wood entwickelt dann, wie folgt, weiter:
„Als die Oefen jedoch an Größe und Production zunahmen, behielt man die
alte Form des Gestelles, die geschlossene Brust bei, wodurch sich
Schwierigkeiten einstellten.
Es wurde nöthig, die Schlacke beständig laufen zu lassen, und fand man sehr bald,
daß der Schlitz oder das Loch nicht erhalten werden konnte.
Der continuirliche Schlackenstrom fraß, wie schon oben angedeutet wurde, das
Mauerwerk bald weg, das Loch wurde so groß, daß Wind und Kokes beständig
herausgeworfen wurden, und der Wind oft abgestellt werden mußte, um das Loch
durch neuen Thon zu repariren.
Es wurde bald klar, daß, wenn man die Schlackenabflußöffnung nicht in der
ursprünglichen Größe erhalten könne, diese Art des Betriebes ernstlich erschwert
sein würde.
In diesem Stadium führte Lürmann seine Schlackenform
in den Ofen ein, welche alle Schwierigkeiten mit einem Schlage besiegte und
großen Erfolg hatte. Der Erfolg dieser Einrichtung ist jedoch in England nicht
so groß gewesen als auf dem Continent, obgleich ich glaube, daß dieselbe bei den
kleinen Hämatitöfen gut arbeitet, bei welchen die Quantität der Schlacke im
Verhältniß zum producirten Eisen geringer als im Clevelanddistrict ist.
Da ich mich entschlossen hatte, dünne Gestellwände anzuwenden, das Stichloch dem
Innern des Gestelles so nahe als möglich zu bringen, den Vorherd also
abzuschaffen, wurde es nöthig, eine neue Schlackenabflußmethode einzuführen.
Unter andern Einrichtungen prüfte ich das System von Lürmann sorgfältig; aber ohne irgend wie seiner Einrichtung nahe
treten zu wollen, welche unzweifelhaft für gewisse Klassen von Oefen wohl
geeignet ist, kam ich zu der Ueberzeugung, daß da, wo eine große Menge Schlacke
producirt wird (wie bei den Cleveland-Oefen), deren Beschaffenheit so
sehr abwechselt, und welche eine solche Menge Kokes, Kalkstein und andere
Rückstände enthält, Lürmann's Einrichtung nicht so angebracht sei; ich verwarf
deshalb die Idee der Anwendung derselben und traf schließlich eine Einrichtung,
welche ich nun beschreiben will.
Dazu sei zur Erklärung bemerkt, daß viele der englischen Hüttenleute, zu welchen nach
Obigem auch Wood gehört, keine Ahnung davon haben, daß es auf dem Continent,
und speciell in Deutschland, schon lange Kokeshohöfen gibt und zwar früher nur
solche, welche mit Vorherd betrieben wurden; noch viel weniger wissen sie aber von
den Productionsmengen der Kokeshohöfen des Continentes.
Bekanntlich existiren nur noch wenige der frühern Holzkohlenöfen, und von diesen
wenigen sind noch weniger im Betriebe. Dagegen hat sich die Zahl der continentalen
Kokeshohöfen seit 20 Jahren ganz außerordentlich vergrößert; und was ebenso wichtig
ist, der Betrieb ist von intelligenten, wissenschaftlich gebildeten Ingenieuren so
geführt, daß die in England erzielten Betriebsresultate dagegen weit zurückstehen.
Zur Entschuldigung für die englischen Hüttenleute kann man nur anführen, daß sie
glauben, den eigentlichen Hohofenbetrieb ihren Schmelzern überlassen zu müssen,
welche aus dem ungebildeten, vorurtheilsvollen Arbeiterstande hervorgegangen,
auffallender Weise selbst die intelligentesten Ironmasters, oder deren Manager
vollständig beherrschen.
Es sind nicht die Betriebsleiter, sondern die außerordentlich glücklichen,
natürlichen Verhältnisse, sowohl in Bezug auf Reichthum und Güte aller Materialien,
als auf geographische Lage, welche Klima und die denkbar günstigsten
Transportverhältnisse bedingen, die den continentalen Hütten die Concurrenz mit den
englischen Eisenwerken fast unmöglich machen. Wir sind in der Lage, diese
Behauptungen, betreffend die Leistungen der continentalen Hütten im Vergleich zu den
englischen, mit Thatsachen und Zahlen zu beweisen.
Es sei hier jedoch bemerkt, daß man übrigens die Leistungsfähigkeit eines Hohofens,
also auch die des ganzen Werkes, nicht nach der Menge des erblasenen Roheisens
allein beurtheilen kann, wie das jetzt noch allgemein geschieht, sondern daß auch
die Menge der durchgesetzten Beschickung und der erforderlichen Kokes, welch
letztere von dem Gehalt der Erze und der Qualität des Roheisens abhängen, mit zur
Beurtheilung dienen muß. Von dem Kokesquantum hängt vor allen Dingen die Menge des
Windes, also die Größe der Maschinen- und Kesselanlage pro Hohofen ab.
Wenn z.B. Thompson, der Manager der
Clarence-Iron-Works in der Discussion des Vortrages die Production von
430 Tonnen (zu 1016k) pro Woche von zwei
seiner Oefen als eine bemerkenswerthe bezeichnet, so können wir ihm nachrechnen, daß
dazu pro Tag ca. 153,57 Tonnen Eisenstein, 36,85 Tonnen Kalkstein, also 190,42
Tonnen Beschickung und 72,18 Tonnen Kokes, also 262,60 Tonnen Materialien nöthig
waren. Leider ist von Thompson nicht angegeben, welchen
Inhalt diese Oefen hatten. Nach dem bekannten Werk von Lowthian Bell
gibt es deren auf den
Clarence-Iron-Works von 20000 und mehr Cubikfuß (zu 0cbm,02832) Inhalt.
Nun verarbeitet ein Ofen in Ilsede bei Peine (Braunschweig) von 7549 Cubikfuß engl.
Inhalt 220,71 Tonnen Beschickung und 88,53 Tonnen Kokes oder 46,64 Tonnen, d.h. 17,7
Proc. mehr. Die Production betrug dabei 80,7 Tonnen pro Tag oder 564,9 Tonnen pro
Woche und die Schlackenmenge 60,52 Tonnen.
Noch schärfer tritt das Verhältniß der größern Leistungsfähigkeit der continentalen
Oefen bei den armen mulmigen Erzen der Georgs-Marienhütte bei Osnabrück
(Hannover) hervor. Ein Ofen von 7042 Cubikfuß engl. Inhalt verarbeitete schon 1867
in den ersten 9 Monaten nach seiner zweiten Inbetriebsetzung und nachdem er mit
Lürmann's Einrichtung der geschlossenen Brust versehen war, durchschnittlich täglich 173,9 Tonnen Beschickung, aber auch, weil die
Beschickung sehr arm an Eisen ist und 1 1/2mal mehr Schlacke als Eisen enthält,
ebensoviel Kokes als ein großer Cleveland-Ofen neuester Construction, nämlich
73,5 Tonnen pro Tag, in Summe also 247,4 Tonnen Materialien. Daraus resultirten nur
41,7 Tonnen Eisen, dagegen 60,16 Tonnen Schlacken pro Tag oder 292 Tonnen Eisen Pro
Woche.
Uebrigens beträgt die Durchschnittsproduction der im J. 1874 betriebenen Oefen von
Middlesbro', nach dem Berichte der Chamber of Commerce, nur 43,8 Tonnen pro Tag oder
306,6 Tonnen pro Woche, welches unter Berücksichtigung der Größe der Oefen und der
Vortheile der Materialverhältnisse gewiß eine geringe zu nennen ist.
Selbst die oben erwähnten großen Schlackenmengen laufen durch eine Schlackenform ab,
deren Oeffnung höchstens 1 1/4 Zoll (32mm)
Durchmesser hat.
Wood hat jedoch ein Beispiel, daß auch die von einem
Cleveland-Ofen producirte Schlacken durch eine solche Schlackenform ablaufen
können, an den beiden großen neuen Oefen der HH. Whitwell
auf den Thornaby-Iron-Works bei Stockton-on-Tees, welche
seit 30 Monaten zur größten Zufriedenheit der Besitzer mit einer Schlackenform von 1
1/4 Zoll (32mm) Durchmesser arbeiten.
Es folgt nun zunächst in dem Vortrage die Beschreibung der Lürmann'schen Einrichtung
der geschlossenen Brust, wobei noch hervorgehoben wird, daß bei derselben der
Schlackenabfluß nicht über dem Eisenabstichloch angebracht werde. Diese Anordnung
hält der Vortragende aber, wie wir weiter unten sehen werden, für durchaus
nothwendig, um das Roheisen, wie er meint, aus dem Sumpf zu locken, so daß er sie
als einen Hauptvortheil seiner Einrichtung anführt. Wie Wood nun zu der
Idee kommt, daß bei der Lürmann'schen Einrichtung der Schlackenabfluß nicht über dem
Stichloch liegen dürfe, ist unerfindlich; bekanntlich sind sehr viele Oefen so
eingerichtet, obgleich dies, was Wood anerkennt, unbequem
ist.
Wood geht dann zu der Einrichtung des Abstichloches über
und findet, daß dasselbe bei Lürmann's Einrichtung an der Außenseite des Gestelles
sitzt und durch eine sehr gefährliche Kühlplatte erhalten werden soll; mehr an der
Außenseite des Gestelles sitzt es nur in der von Wood in
Figur 10
(vgl. Figur
18 Taf. II) seiner dem Iron and Steel Institut
mitgetheilten Zeichnungen, welche sonst mit den in diesem Journal, 1875 217 460 Taf. VIII mitgetheilten Abbildungen
übereinstimmt, in diesem Punkt aber nicht richtig übertragen ist.
Der Vortragende ist der Ansicht, daß das Stichloch bei einiger Aufmerksamkeit nicht
kürzer wird und gegen einen Durchbruch des Eisens an dieser Stelle Vorkehrungen
nicht getroffen zu werden brauchen. Nun hebt aber Wood an
verschiedenen Stellen seines Vortrages hervor, daß Durchbrüche des Eisens an andern
Stellen des Herdes stattfinden, und da nun selbst seiner Ansicht nach das Stichloch
der Innenkante des Gestelles auch noch möglichst nah gelegt werden muß, so ist doch
klar, daß an der Stelle des Stichloches ein Durchbruch am wahrscheinlichsten ist,
deshalb hier am nothwendigsten Vorkehrungen dagegen getroffen werden müssen.
Wie wir aus der in diesem Journal (*1875 217 460)
mitgetheilten Beschreibung der Einrichtung von Lürmann
wissen, hält dieser die gekühlte Platte für ein sehr schwaches Mittel zur Erhaltung
des Stichloches und wendet die viel energischern Mittel der unmittelbaren Kühlung
durch Berieselung an. Vor dieser haben die englischen Schmelzer allerdings, wie wir
aus Erfahrung wissen, eine heilige Scheu, weil sie nicht die nöthige Aufmerksamkeit
auf das nachherige Trocknen der Rinne verwenden und die Explosionen dann dem Wasser
und nicht ihrer Unachtsamkeit zuschreiben.
Wood erwähnt dann zweier auf gekühlten Schlackenabfluß
genommenen Patente, welche von William Ferrie 1868 (vgl.
Fig. 19
und 20) und
von Green in Brymbo 1873 (vgl. Fig. 21 und 22) erhoben,
als Modificationen von Lürmann's Einrichtung anerkannt werden.Beiläufig sei hier bemerkt, daß das letztere Patent in England zu einem
längern, noch nicht beendeten Patentproceß Veranlassung gegeben hat.
Wood beschreibt nun seine in neuerer Zeit erfundene und
auf den Tees-Iron-Works eingeführte Einrichtung mit Hilfe der Figur 23, wie
folgt:
„Die Gestellwände sind ringsherum geschlossen, ein hutförmiges Abstichloch
ersetzt den Vorherd; die Gestellwände sind nur 2 1/2 anstatt 5 Fuß dick.
Die Schlackenabflußöffnung liegt über der Eisenabstichöffnung.
Wenn nun über einem Abstichloch von solch großen Dimensionen die Schlacke
fortwährend abfließt, so ist es sicher, daß dieselbe sich in einigen Stunden bis
zu demselben durchfrißt; auch würde das Abstichloch so warm werden, daß es
unmöglich wäre, das Roheisen am Durchbrechen zu hindern.
Um die auflösende oder fressende Thätigkeit der Schlacke aufzuheben, und um das
Mauerwerk über dem Abstichloch kühl zu halten, habe ich eine mit Wasser gekühlte
Platte c so eingesetzt, daß deren Oberkante in
derselben Höhe wie die Wallsteinplatte d liegt.
Da die Wände dünn sind, so ist die Wallsteinplatte bündig unter die Tümpelplatte
l so gesetzt, daß ein Zwischenraum von 7 Zoll
(178mm) zwischen beiden bleibt; die
Breite dieser (Schlackenabfluß-) Oeffnung ist ungefähr dieselbe wie beim
alten Vorherd, d.h. ungefähr 26 Zoll (660mm).
Wenn der Hohofen im Betriebe ist, wird die Schlackenabflußöffnung mit kleinen
Kohlen und feuerfestem Thon geschlossen und behufs Schlackenabfluß mit einer 1
3/4 bis 2 Zoll (44 bis 51mm) starken
Stange ein Loch f in die Mitte derselben
gestoßen.
Die Wirkung dieser Platte c ist so vollkommen, daß
sie die Abstichöffnung g vollständig von der
fressenden Einwirkung und der Erwärmung durch die Schlacke schützt, während
oberhalb der Platte c die Thonausfüllung, welche
zwischen dieser und der Tümpelplatte l angebracht
ist, so vollständig gegen das Wegbrennen geschützt wird, daß sich die
Schlackenablauföffnung f nur so wenig erweitert, daß
sie fast während des ganzen Tages dieselbe bleibt, wenn ein kleines Stück Thon
oder ein wenig kleine Kohle dasselbe für weitere 12 Stunden haltbar
machen.“
Wood spricht dann von der Möglichkeit eine größere
Oeffnung durch Wegnehmen der ganzen Einrichtung zu machen, um nach der alten Weise
mit Stangen im Ofen arbeiten zu können. Er sagt dann:
„Die Wasserplatte c ist noch wie neu, und das
Wasser, welches durchfließt, ist immer auffallend kühl.
Bei dieser Einrichtung bleibt, wie man bemerkt, die Tümpelplatte l genau an demselben Platz wie beim alten Ofen; auch
ist an der Wallsteinplatte d nichts geändert; nur
ist sie tiefer in den
Ofen gesetzt und der Vorherd hinter derselben, anstatt wie früher mit Thon, mit
Mauerwerk ausgefüllt, während die Schlacke über dem Stichloch g abgelassen wird.“
Soweit die Beschreibung von Wood's Einrichtung, welche wir in folgende Theile
zerlegen und dann besprechen wollen:
1) Was suchte Wood zu erreichen?
2) Was hat Wood wirklich erreicht?
Den ersten Punkt betreffend, so geht aus dem ersten Theil des Vortrages von Wood, enthaltend die Beschreibung und Kritik aller der
Einrichtungen, welche bis heute getroffen sind, um auch Kokeshohöfen mit
geschlossener Brust zu betreiben, und auch aus seiner Beschreibung selbst
unzweifelhaft hervor, daß Wood beabsichtigte, das
Vollkommenste in dieser Beziehung zu erreichen. Der Vortragende hebt mehrfach
ausdrücklich hervor, daß die frühere Einrichtung an den Holzkohlenöfen, die
Schlacken durch eine nichtgekühlte Oeffnung ablaufen zu
lassen, sich für größere Kokeshohöfen mit größern Schlackenmengen als durchaus
unbrauchbar erwiesen habe. In der Fortsetzung des Vortrages erklärt dann Wood, daß Lürmann durch
Einführung einer mit Wasser gekühlten Oeffnung alle diese Uebelstände mit einem Mal
und in einer vollkommenen Weise beseitigt habe.
Es folgt aus der Beschreibung unzweifelhaft, daß Wood
seine Einrichtung mit zwei über einander gesetzten Platten als eine für alle Fälle
genügend gekühlte Schlackenabflußöffnung erachtet,
welche nur den Vortheil vor Lürmann's Einrichtung haben sollte, daß man sie beliebig
groß machen kann, um in dem Herd arbeiten zu können.
Wood hat also offenbar im Principe nichts Neues, sondern
nur das einführen wollen, was Lürmann schon längst
eingeführt hat, nämlich „eine gekühlte
Schlackenabflußöffnung.“
Der bekannte Professor Dove in Berlin pflegt in seinen
Vorträgen immer besonders darauf aufmerksam zu machen, daß die einzigste
Anerkennung, welche Deutsche mit ihren Bestrebungen bei Engländern und Franzosen zu
finden Pflegen, darin besteht, daß sie ihre Resultate noch einmal finden. –
Ist das Hrn. Wood gelungen?
Bezüglich des zweiten Fragepunktes können wir füglich das Urtheil über seine
Einrichtung Wood ganz allein überlassen, und nehmen
Folgendes nur aus seiner eigenen Beschreibung.
Zunächst spricht Wood noch von Tümpelplatte,
Wallsteinplatte, Vorherd und der Möglichkeit, mit Stangen im Ofen zu arbeiten, gibt
also dadurch zu erkennen, daß er nichts weniger als überzeugt ist, daß ein großer Kokeshohofen mit
wirklich geschlossener Brust betrieben werden kann.
Die Wirkung der Wallsteinplatte, welche Wood, nebenbei
bemerkt, bei der Lürmann'schen Einrichtung als Kühlplatte des Stichloches für
außerordentlich gefährlich hält, obgleich dieselbe durch starkes Mauerwerk geschützt
ist, erklärt er da, wo er sie, wie bei seiner Einrichtung, anwendet, um nach oben
die fressende Wirkung des Schlackenabflusses und nach hinten die Wirkung des
heißflüssigen Eisens abzuhalten, nicht allein für genügend, sondern auch für
ungefährlich. Er sagt eingangs seiner Beschreibung, daß ein solch großer
Schlackenstrom, wenn er über das Eisenabstichloch laufe, sich sicher durchfresse,
auch daß das Eisen dann bald durchbräche.
Beiden durch die Wirkung der Wärme von Schlacken und Eisen herbeigeführten
Uebelständen kann man auch nach Wood nur durch Abkühlung,
d.h. durch Entziehung von Wärme begegnen. Diese
Entziehung soll das seine Platten passirende Wasser vornehmen. Nun sagt aber Wood am Schlusse seiner Beschreibung wörtlich:
„die Wasserplatte ist noch wie neu, und das Wasser, welches durchfließt,
ist immer auffallend kühl.“
Die Kühlung durch die Platte ist also jedenfalls auch auffallend gering, und die
Schlackenabflußöffnung wird nicht constant erhalten; es ist also der constante
Betrieb mit dieser Einrichtung nach dem oben gegebenen eigenen Urtheil von Wood ebenso unmöglich als bei den frühern Holzkohlenöfen
des Continentes.
Obgleich Wood's Einrichtung offenbar eine verbesserte Nachahmung von Lürmann's
Einrichtung sein soll, ist sie nichts als eine Variation derselben, wie solche Lürmann schon im J. 1867 als Uebergangsconstruction zu
seiner jetzigen Einrichtung der geschlossenen Brust verwendete, und welche in Fig. 24 und
25
dargestellt ist.Dieselbe ist auch in Percy-Wedding:
Lehrbuch der Eisenhüttenkunde, 2. Abtheilung, S. 701, Fig. 346 (Braunschweig
1868, Vieweg und Sohn), sowie in der Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, 1874
Bd. 18 S. 613 mitgetheilt und beschrieben. Diese frühere Einrichtung Lürmann's enthält auch
Tümpelplatte, Wallsteinplatte, den Zwischenraum zwischen beiden zum Schlackenabfluß,
und diesen sogar über dem Eisenabstichloch, unterscheidet sich also in Nichts von
der Einrichtung Wood's, ist jedoch 6 Jahre früher bekannt
und benützt worden.
Wood's Einrichtung hat am meisten Aehnlichkeit mit der von Büttgenbach in Neuß angeblich erfundenen neuen Einrichtung der
geschlossenen Brust, welche in der Zeitschrift deutscher Ingenieure, 1874 Bd. 18 S. 613 beschrieben und
kritisirt ist. Während Wood einen horizontalen Schlitz
von 26 × 7 Zoll (660 × 178mm)
durch Platten gekühlt sein läßt, wendet Büttgenbach einen
solchen Schlitz senkrecht an. Was in obiger Kritik über Büttgenbach's Einrichtung
gesagt wird, paßt direct auch auf die des Hrn. Wood.
Wood kommt dann nochmals darauf zurück, daß Lürmann's
Einrichtung den Schlackenabfluß an einer andern Stelle als über dem Eisenabstichloch
bedingt, und stellt folgende köstliche Theorie auf:
„Meine Erfahrung hat mich gelehrt, daß sich immer an der Stelle, wo die Schlacken abfließen, die größte Menge des Eisens
ansammelt. Es wird dies daher kommen, daß die Schlacke, indem sie abfließt, das
Eisen mit sich gerissen hat; deshalb ist der beste Platz für das
Eisenabstichloch unter der Schlackenabflußöffnung. Wenn dasselbe an einer andern
Stelle angebracht ist, wird man finden, daß das Eisen im Herd
zurückbleibt.“
Es wäre interessant, von Wood eine Begründung dieser neuen
physikalischen Theorie zu hören, nach welcher eine Flüssigkeit (die Schlacke) von
etwa 2,5 spec. Gew. bei ihrem Abfluß aus einem Gefäß (dem Gestell) in der Höhe von
ca. 760 bis 920mm über dem Boden einen
Einfluß auf eine ruhig unten auf dem Boden stehende Flüssigkeit (das Roheisen) von
7,25 spec. Gew. ausüben soll!
Mit der Erfahrung der Hüttenleute des Continentes, welche seit 8 Jahren mit
wirklicher geschlossener Brust nach Lürmann's Einrichtung arbeiten, stimmt diese
Erfahrung von Wood absolut nicht.
Den Schluß des Vortrages bildet eine nochmalige Besprechung der dünnen Wände der
Gestelle und deren Schutz durch Wasserkästen. Wood tritt
dann dem Vorurtheil mit Recht entgegen, daß der Nachtheil größer sei, wenn man den
Gestellen durch Abkühlung mit Wasserkästen etc. Wärme entziehe, als der Vortheil
durch Erhaltung der Form des Gestelles und dadurch des regelmäßigen Betriebes des
Ofens. Der Vortragende kommt hierauf auf die Wahrscheinlichkeit der Explosionen
durch solche Kühlungen, und bemerken wir hierzu, daß es gewiß angenehmer wäre, wenn
man am Hohofen gar keine Wasserkühlungen nöthig hätte. Da man diese nothwendigen
Uebel aber immer schon sogar bis tief in das Innere des
Ofens durch die Windformen einführte, so ist nicht abzusehen, wie die äußern Wasserkühlungen die Wahrscheinlichkeit der
Explosion so ungeheuer vergrößern sollen, daß man sich deren leider nothwendigen
Benützung enthalten soll.
Wood kommt endlich zu dem Schluß, daß es gefährlicher
wäre,
ohne als mit Wasserkühlung zu
arbeiten, weil im ersten Fall leichter Eisendurchbrüche stattfinden.
Dieser Ausspruch steht im directen Widerspruch zu der oben erwähnten Verurtheilung
der Kühlplatte am Stichloch bei Lürmann's Einrichtung; dazu kommt, daß Wood seine gekühlte Wallsteinplatte durch eine dünne Wand
geschützt so nahe als möglich an das Innere des Ofens bringen will, um die
Schwierigkeiten eines Vorherdes fast beseitigen zu können.
Dies ist ganz genau so durch Lürmann's Kühlplatte erreicht, welche ebenfalls durch
Mauerwerk geschützt ist.
Wood erwähnt nun noch die Erfolge des Hrn. Büttgenbach und findet, daß dessen ganzes Verdienst sich
in der Weise der Kühlung der Rast concentrirt, welche Büttgenbach nicht als von ihm eingeführt beanspruchen wird.
Wood verurtheilt noch die Verwendung kleiner Steine zum
Gestell und schlägt die alten, nicht durchzubrennenden, mit vielen starken Rissen
durchzogenen, möglichst großen Blöcke vor. Diese sollen gut behauen, dicht
zusammengefügt und die Fugen mit feinem, trockenem, feuerfestem Material ausgefüllt
werden. Der Vortragende theilt mit, daß die besten Herdböden in neuerer Zeit von
einem Schotten Bagnall eingeführt sind, welcher dieselben
stampft.
Wenn Wood sich für die continentalen Fortschritte in dem
Bau der Hohöfen interessirt hätte, würde er diese Mittheilung, sowie manches Andere,
was er als neu angeführt hat, für sich behalten haben.
Den Schluß des Vortrages bildet eine Zusammenstellung der Vortheile des Betriebes mit
geschlossener Brust, welche wir nicht übertrieben finden. Wir treten Wood's Wunsch bei, daß diese gute Einrichtung bald auch
allgemein eingeführt werden möge, bezweifeln aber, daß das Vorurtheil der Engländer
bald überwunden wird, selbst wo jetzt einer ihrer Landsleute sie der
Unannehmlichkeit überhoben hat, eine Construction eines Ausländers zu
acceptiren.