Titel: | Ueber Faure und Kessler's Platinschale. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 85 |
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Ueber Faure und
Kessler's
Platinschale.
Faure und Keßler's Platinschale.
In einigen Werken, besonders in der deutschen Ausgabe von Muspratt's technischer
Chemie, sowie auch in diesem Journal (1865 176 *34. 164)
und in R. Wagner's Jahresbericht für 1875 S. 227, findet man die Beschreibung eines
Apparates zum Concentriren von Schwefelsäure, welcher wie der unsrige aus einer
Schale von Platin besteht, die überdeckt ist von einem bleiernen Helm. Die dazu
gegebene Figur kann einen Zweifel über die Uebereinstimmung nicht aufkommen lassen.
Dieser Apparat wird den HH. Johnson, Matthey und Comp. zugeschrieben, und ohne Zweifel hat der Bericht von
Hasenclever (1875 217 145)
aus ähnlichen Quellen geschöpft, welcher die Urheberschaft ebenfalls der genannten
englischen Firma zuschreibt.
Im J. 1863 sandte ich den HH. Johnson, Matthey und Comp. die Pläne zu einem ähnlichen Apparat, welchen sie
unter gewissen Bedingungen und mit der Berechtigung ausführten, daß sie für die
künftig auszuführenden Apparate als Erfinder gelten sollten. Dieser Apparat von dem,
welchen wir endlich 10 Jahre später eingeführt haben, noch sehr abweichend, wurde in
London versucht, wie dies eine am 29. April 1864 beendigte Correspondenz beweist. In
diesem Briefe meldete mir Hr. Matthey den völligen
Mißerfolg des Apparates und seinen Entschluß, ihn nicht patronisiren zu wollen.
Die HH. Johnson, Matthey und Comp. hätten mich wohl informiren können, als sie in Griesheim (bei
Frankfurt a. M.) denselben Apparat anbrachten, und ebenso hätten sie in den bei
dieser Gelegenheit geschriebenen Artikeln neben ihrem Namen als dem der Erbauer auch
den meinigen als den des Erfinders nennen können. Nachdem der Griesheimer Apparat so
wenig Erfolg hatte wie der Londoner, so würde wenig dabei herauskommen, wenn ich die
Ehre des Mißerfolges für mich reclamiren wollte. Jetzt aber, wo 44 Schalen in 28
Fabriken Europas und Amerikas gehen und mehrere Fabriken nach und nach deren drei
adoptirt haben, sind wir gezwungen, die Thatsachen festzustellen.
Was die Aeußerung in Hasenclever's Bericht anlangt, nach
welcher über unsere Schalen erst noch Resultate abzuwarten bleiben, so ist es
überflüssig, dies anders abzuweisen als mit dem Hinweis auf das Verzeichniß der
Fabriken, welchen wir Schalen geliefert haben. Ich lasse den Verdiensten des Hrn.
Hasenclever volle Gerechtigkeit widerfahren, und wenn
ich recht unterrichtet bin, so hat er auch Ursache, auf dieselben stolz zu sein;
aber mit seinem Urtheile über unsere Platinschalen muß ich ihm zurufen:
„Vous êtes orfèvre, Monsieur
Josse!“
Clermont-Ferrand, April 1876.
L. Keßler in
Firma Faure und Keßler.
Bemerkungen auf
Vorstehendes.
Mein Bericht über „Schwefelsäurefabrikation“ datirt vom 1.
Februar 1874, und muß ich meine Bemerkungen als für den damaligen Zeitpunkt
zutreffend aufrecht halten. Erzielt man inzwischen zufriedenstellende
Betriebsresultate mit dem Faure und Keßler'schen Apparate, so werde ich dies gerne anerkennen.
Stolberg, Mai 1875.
Hasenclever.
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Die HH. Johnson, Matthey und Comp. verzichten in einer Zuschrift an die Redaction dieses Journals auf
jede Polemik, mit dem Beifügen, daß alle Betheiligten sowohl bei den Proben, welche im
J. 1863 in London angestellt wurden, als auch bei der Grießheimer Probe wußten, es
sei Keßler's Idee. Außerdem trugen sämmtliche Zeichnungen
und Pläne, welche die HH. Johnson, Matthey und Comp. von den bezüglichen Apparaten anfertigen ließen,
den Namen Keßler, wie dies durch eine vorgelegte, aus
jener Zeit stammende Photographie erhärtet wurde.
Juni 1876.
Die Red. v. D. p. J.