Titel: | Gasapparat für quantitative Löthrohrproben; von Professor J. Hirschwald in Berlin. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 136 |
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Gasapparat für quantitative Löthrohrproben; von
Professor J. Hirschwald in
Berlin.
Mit Abbildungen auf Taf.
IV [b.c/2].
Hirschwald's Gasapparat für quantitative
Löthrohrproben.
Der von Plattner so sinnreich ausgestattete
Löthrohrapparat entspricht in einer Weise allen Anforderungen, daß seither kaum eine
nennenswerthe Aenderung desselben vorgeschlagen worden ist. Bedient man sich jedoch
zur Ausführung quantitativer Proben des Leuchtgases, so läßt sich für diesen Fall
die Vorrichtung wesentlich zweckentsprechender gestalten Seit mehreren Jahren
benütze ich für den Unterricht in der Probirkunde an der kgl.
Gewerbe-Akademie den nachstehend beschriebenen einfachen Apparat, der sich in
jeder Hinsicht vorzüglich bewährt.
Ein gewöhnlicher Bunsen-Brenner ist mit folgender Ausrüstung versehen: An
Stelle der Brennerröhre wird ein dünnes Rohr a (Fig. 30) mit
feiner Spitze aufgeschraubt, welches zur Einführung atmosphärischer Luft mittels
eines Kautschukgebläses dient. Hierüber schiebt sich ein weiteres Rohr b mit seitlichem Einlaß zur Einführung des Leuchtgases.
Auf diese Weise ist der Bunsen-Brenner bequem in ein verticales
Löthrohrgebläse zu verwandeln und läßt sich schnell wieder für seinen ursprünglichen
Zweck abrüsten. Der
Brenner trägt zugleich ein kleines Stativ, dessen Einrichtung aus der Zeichnung
ersichtlich ist.
In den Schieber d ist der Träger i lose hineingesteckt, so daß durch eine leichte Drehung die Probe schnell
vom Feuer entfernt werden kann. Von den beiden Ringen e
und f dient der größere e
zum Aufstellen des Oefchens, der kleinere f zum Absetzen
der heißen Tiegel und Röstschälchen.
Der kleine Ofen g, h, der keines besondern Halters
bedarf, besteht aus Graphit (oder aus Gaskoke), wie solcher zu galvanischen
Elementen benützt wird. Die Form ist dieselbe, wie sie Plattner aus Holzkohle herstellt, nur daß der Feuercanal senkrecht unter
den Tiegel einmündet. Letzterer hängt in einem Platinring, dessen Drahtende zur
Befestigung seitlich um den Ofen herumgebogen wird. Dergleichen Oefchen sind immer
aufs Neue wieder zu benützen und gestatten einen mehrjährigen Gebrauch. Es erfordern
daher die Proben keinerlei besondere Vorbereitung, und es lassen sich bei Anwendung
eines etwas größeren Gebläses mehrere solcher Apparate zugleich in Thätigkeit setzen
und somit eine Anzahl von Proben auf einmal ausführen.
Die Vortheile dieser Methode bestehen überdies in einem schnellern und gleichmäßigem
Zusammenschmelzen der Beschickung, so daß Blei-Niederschlagsproben in 2 bis 3
Minuten ausführbar sind und weit seltener fehlschlagen, als dies bei seitlicher
Feuerung der Fall ist. Auch hier muß man jedoch vorzugsweise darauf Acht geben, daß
die Spitze der innern Flamme außerhalb des Heizcanals bleibt, um eine zu starke
Erhitzung und dem zu Folge ein Durchbrennen des Tiegels zu vermeiden. Besonders
hervorzuheben ist das fast ausnahmslose und leichte Gelingen der Reductionsproben in
solchen mit Kohle ausgefütterten Tiegeln, bei denen bekanntlich im Plattner'schen
Kohlenhalter nur schwierig die erforderliche Temperatur zu erzielen ist.Da wo es an Leuchtgas fehlt, kann man sich mit Vortheil eines Gemenges von
Benzindampf mit atmosphärischer Luft bedienen. Füllt man eine große
Woulf'sche Flasche mit Schlackenwolle, tränkt letztere mit Benzin und läßt
mittels eines Kautschukgebläses atmosphärische Luft durch die Flasche
strömen, so gibt dieselbe bei ihrem Austritt durch eine feine Spitze eine
sehr brauchbare Löthrohrflamme.
Was die Proben betrifft, welche, wie Silber- und Kupferproben, in der freien
Löthrohrflamme behandelt werden, so pflegt man der Bequemlichkeit halber, sich statt
des Handlöthrohres vielfach des sogen. Rohrbeck'schen Gebläses zu bedienen. Dasselbe
ist jedoch in Folge des zu wenig stabilen Kugelscharniers höchst zweckwidrig, und
ich benütze daher statt dessen mit Vortheil den einfachen Apparat, welchen Fig. 31
veranschaulicht.
Das Stativ a wird je nach der Höhe des Brenners
eingestellt und das
Löthrohr durch die Klemmschraube b in der gewünschten
Neigung fixirt. Alle während der Operation erforderlichen Bewegungen werden durch
Drehung des ganzen Stativs leicht ausgeführt. Auf diese Weise gewährt der Apparat,
bei hinlänglicher Stabilität, eine ausreichende Veränderlichkeit der Größe und
Richtung der Spitzflamme, ohne daß wie bei der Rohrbeck'schen Vorrichtung jeder
Tritt auf das Kautschukgebläse eine Ablenkung der Flamme bewirkt. (Berg- und
hüttenmännische Zeitung, 1876 S. 145.)