Titel: Tiefloth von Hopfgartner und Arzberger.
Fundstelle: Band 221, Jahrgang 1876, S. 224
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Tiefloth von Hopfgartner und Arzberger. Mit Abbildungen auf Taf. VI [c/3]. Hopfgartner und Arzberger's Tiefloth. Die Fehler, welche sich bei der Messung von Meerestiefen mittels Leinen oder Schnuren ergeben, entspringen aus zwei Ursachen: einerseits aus dem durch die Oberflächenströmung bedingten Schräglegen und Durchbiegen der Schnur, anderseits aber aus der Schwierigkeit, das thatsächliche Anlangen des Lothes am Meeresgrunde bestimmt festzustellen. Man hat nun allerdings zur Vermeidung der Leinen Lothe construirt, welche, mit Schrauben oder Woltmann'schen Flügeln versehen, den beim Sinken zurückgelegten Weg aus der Umdrehungszahl derselben erkennen ließen – allein mit wenig Erfolg, so daß die Anwendung der Leinen trotz ihrer anerkannten Mangelhaftigkeit noch eine allgemeine ist. Es liegt uns nun abermals ein Tiefloth vor, welches die Leine entbehrlich macht, oder wenigstens unabhängig von dieser ist. Das Instrument, welches über Anregung des k. k. Schiffslieutenants F. Hopfgartner vom Civil-Ingenieur M. Arzberger in Wien zunächst als Versuchsapparat ausgeführt wurde, beruht auf dem Princip der Aneroidbarometer und registirt beim Sinken die Höhe der über ihm lastenden Wassersäule in Folge der Wirkung ihres Druckes. Zur Benützung ohne Leine ist es mit einer Vorrichtung versehen, welche das Belastungsgewicht beim Anlangen auf dem Grunde auslöst, und ferner mit einem Schwimmer, welcher hierauf den Auftrieb bedingt und beim Anlangen an der Meeresfläche als Signal dient. Das Loth zerfällt demgemäß in drei Theile, von denen der Registrir- oder Indicirapparat (Fig. 26) als der wesentlichste zunächst betrachtet werde. Drei luftdicht schließende Metalldosen X, Y, Z sind unter einander durch die Zapfen a verbunden und mittels eines an der untersten Dose befestigten Zapfens e in einem Messingrahmen RR gelagert. Die obere Dose trägt einen Bügel MM, welcher mit einem Auge das oben am Rahmen befestigte Rohr K umfaßt. Dieses Rohr ist mit einer Millimetertheilung versehen und trägt einen Nonius N, welcher mit so viel Reibung auf ihn gleitet, daß er in jeder Stellung, in welche er eingestellt wurde, verbleibt. Der Zapfen l ist mit einem Schraubengewinde von geringer Steigung versehen, so daß er sich mit dem ganzen Dosensystem bei dessen Drehung in dem Muttergewinde des untern Rahmenbalkens verschieben läßt, worauf er durch die Gegenmutter g festgestellt werden kann. Dadurch ist es möglich, die untere Fläche des Bügelauges mit der Oberkante des auf Null eingestellten Nonius in genaue Berührung zu bringen, so daß dieser jeder Abwärtsbewegung des Bügels sogleich folgen muß. Eine solche tritt aber ein, wenn die Dosen einem Druck ausgesetzt werden, welcher ein Einbiegen ihrer elastischen Deckel zur Folge hat. Läßt der Druck nach, so dehnen sich die Dosen vermöge der Expansion der in ihnen eingeschlossenen Luft und der Elasticität ihrer Deckel wieder aus, der Bügel kehrt in seine Anfangslage zurück; nur der Nonius verbleibt in jener Lage, welche dem größten stattgehabten Druck auf die Dosen entspricht, und gestattet somit die Ablesung der entsprechenden Wassersäule, also des vom Loth zurückgelegten senkrechten Weges. Dieser Indicirapparat wird nun durch ein Rohr r (Fig. 27 und 28) aus Zinkblech geschützt, welches durch den Zwischenboden b in zwei Räume getheilt ist. Der obere, durch Löcher in der Rohrwand mit dem Wasser communicirende Raum nimmt den Indicirapparat auf, welcher in die durch vier angelöthete Lappen l gebildete Führung von oben eingeschoben ist; der untere dagegen ist mit groben Kiessand als Ballast gefüllt. An seinem untern Ende ist das Rohr r mit viereckigen Ausschnitten c versehen, welche durch ein übergeschobenes Rohr r' verschlossen bleiben, so lange dieses nicht so verschoben wird, daß die in ihm angebrachten gleich großen Ausschnitte c' mit den Ausschnitten c zusammenfallen. Das Rohr r' sitzt nun mit so viel Reibung auf dem Rohr r, daß eine solche Verschiebung nur beim Auftreffen des Lothes am Meeresgrund eintreten kann. Wenn diese erfolgt, so steht dem Ausfluß des Sandes und der Entlastung des Lothes kein weiteres Hinderniß entgegen; dieselbe muß vielmehr vollständig erfolgen, da der kegelförmige Rohrboden k das Zurückbleiben von Sand im Rohr r verhindert, die freie Entwicklung des Schuttkegels des Sandes aber durch die untere Verlängerung des Rohres r' gesichert ist. Der untere Theil dieses Rohres r' nimmt übrigens noch einen kleinen Apparat zur Hebung von Grundproben auf: zwei Erdlöffel m, welche aus dem gekugelten Rohrboden heraustreten und sich durch einen einfachen Mechanismus bei der Berührung mit dem Grunde schließen. Am obern Ende des Rohres r kann nach Bedürfniß mittels eines einfachen Bajonettverschlusses ein kupferner Schwimmer s angekuppelt werden, welcher den Auftrieb des ganzen Lothes nach Entleerung des Ballastes veranlaßt. Es wurden mit einem Versuchsapparat im Golf von Trieft durch Hopfgartner Versuche gemacht, welche die Richtigkeit des Princips und die Verläßlichkeit der Angaben bei guter Ausführung des Lothes zur Genüge darlegten. Die gewonnenen Resultate weisen jedoch darauf hin, daß die Bewegung des Nonius nicht direct proportional dem Wasserdruck sei; allein dieser Umstand bleibt insoferne bedeutunglos, als mittels einer hydraulischen Presse der Apparat einem Druck von Atmosphäre zu Atmosphäre ausgesetzt und der jeweilige Noniusstand abgelesen werden kann, worauf die Entwerfung einer Tabelle für die gangbaren Tiefenmaße keine weitern Schwierigkeiten bietet. Die Bedeutung des Instrumentes in praktischer und wissenschaftlicher Beziehung unterliegt somit keinem Zweifel, und da es vor andern noch den Vorzug der Billigkeit voraus hat, so dürfte es bald eine größere Verbreitung finden. (Nach den Mittheilungen aus dem Gebiete des Seewesens. Pola 1876, S. 149.) F. H.

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