Titel: | Ueber den Einfluss verschiedener Lösungen auf Metalle. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 259 |
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Ueber den Einfluss verschiedener Lösungen auf
Metalle.
Wagner, über den Einfluß verschiedener Lösungen auf
Metalle.
Prof. A. Wagner hat seine Untersuchungen über den Einfluß
verschiedener Lösungen auf Eisen (1875 218 70) auch auf
andere Metalle und zwar Kupfer, Zink, Blei, Zinn und die Legirungen Britanniametall,
Messing und Neusilber ausgedehnt.
Das verwendete Kupferblech war rein, das Zink gewöhnliches Zinkblech mit 0,68 Proc.
Bleigehalt, das Blei aus käuflichen Bleiplatten herausgeschnitten; das Zinn bestand
aus reinem geschmolzenen und ausgehämmerten Metall. Das Britanniametall bestand aus
90 Proc. Zinn und 10 Proc. Antimon, das Messing aus 64,5 Proc. Kupfer und 35,5 Proc.
Zink, das Neusilber aus 70,2 Proc. Kupfer und 29,8 Proc. Zink und Nickel.
Von diesen Metallen und Legirungen wurden gleich große und dicke Blechstreifen von
11qc,831 Oberfläche in Glasgefäßen mit
je 100cc der betreffenden Lösungen
übergossen, so daß sie völlig von den Flüssigkeiten bedeckt waren. Es wurde dann in
der bereits angegebenen Weise während einer Woche einmal kohlensäurefreie Luft, in
der zweiten Versuchsreihe Luft und Kohlensäure hindurch geleitet.
Die Lösungen wurden von folgender Concentration angewendet. In 100cc Wasser waren gelöst je 0g,5 Chlorkalium oder Chlornatrium, 1g Salmiak, 0g,83 Chlormagnesium, 1g schwefelsaures Kalium, 1g Salpeter, 1g kohlensaures Natrium, 0g,923 Natriumhydrat.
Die in unserer Quelle (Bayerisches Industrie- und Gewerbeblatt, 1876 S. 1 bis
18) ausführlich mitgetheilten Resultate dieser Versuche sind in folgender Tabelle
zusammengestellt. Unter I sind die Gewichtsabnahmen der Bleche in den lufthaltigen,
unter II in luft- und kohlensäurehaltigen Lösungen angegeben. Die beigefügten
Zeichen geben an, ob die abfiltrirte Lösung metallhaltig (+), ob sie nur
zweifelhafte Spuren (?) oder gar kein (0) Metall gelöst enthielt. Zum Vergleich sind
die bereits mitgetheilten Resultate der über das Rosten des Eisens angestellten
Versuche, auf dieselbe Oberfläche berechnet, in Klammern beigefügt.
Demnach wird Kupfer bei Zutritt von kohlensäurefreier Luft
höchst energisch angegriffen von Salmiaklösung (Gewichtsabnahme 904mg), nur wenig von Chlormagnesium (5mg) und Chloralkalium (4mg), äußerst wenig durch destillirtes
Wasser (1mg), gar nicht durch Lösungen von
schwefelsaurem Kalium, Salpeter, kohlensaurem Natrium, Aetznatron und Kalkwasser.
Sehr bedeutende Kupfermengen gingen in Lösung über durch Einwirkung von Salmiak,
nur Spuren durch Liegen in destillirtem Wasser; alle übrigen Lösungen konnten kein
Kupfer in lösliche Verbindungen überführen.
Textabbildung Bd. 221, S. 260
Lösung; Kupfer; Zink; Blei; Zinn;
Britanniametall; Messing; Neusilber; (Eisen); Destillirtes Wasser; Chlorkalium
und Chlornatrium; Salmiak; Chlormagnesium; Schwefelsaures Kalium; Salpeter;
Kohlensaures Natrium; Natriumhydrat; Kalkwasser
Bei Zutritt von Kohlensäure und Luft wird Kupfer durch alle Lösungen angegriffen;
gleichfalls am stärksten durch Salmiaklösung (Gewichtsabnahme 138mg), eine Einwirkung, welche jedoch nur
etwa 1/6 so stark ist als ohne Zutritt von Kohlensäure. Die Lösungen von
Chloralkalien (115mg) und von
Chlormagnesium (112mg) wirken nahezu gleich
stark; sehr wenig wirken die Lösungen von schwefelsaurem Kalium (4mg), Salpeter (3mg) und destillirtes Wasser (3mg). Durch alle Lösungen wurden merkliche
Kupfermengen in lösliche Verbindungen übergeführt.
Zink wird bei Zutritt von kohlensäurefreier Luft durch
alle Lösungen angegriffen, am stärksten durch Aetznatron (Gewichtsabnahme 60mg), sowie durch Salmiak (51mg), bedeutend durch schwefelsaures Kali
(30mg), weniger durch Chlormagnesium
(18mg), destillirtes Wasser (14mg) und kohlensaures Natron (13mg), ziemlich wenig durch Salpeter (9mg) und Chloralkalien (7mg), unbedeutender durch Kalkwasser (3mg). Merkliche Mengen löslicher
Zinkverbindungen entstehen durch Einwirkung von Aetznatron-Salmiak-
und von Chlormagnesium-Lösung, Spuren durch destillirtes Wasser und
Kalkwasser. Alle übrigen Lösungen konnten kein Zink in lösliche Verbindungen
überführen.
Bei Zutritt von Kohlensäure und Luft wirken alle Lösungen auf Zink ein; am stärksten
Chlormagnesium (Gewichtsabnahme 54mg) und
schwefelsaures Kali (53mg), bedeutend
Chloralkalien (38mg), Salpeter (37mg) und Salmiak (36mg), weniger destillirtes Wasser (19mg). Bei Einwirkung aller Lösungen gingen
merkliche Zinkmengen in löslichen Zustand über.
Alle Beobachtungen über den Einfluß des destillirten Wassers auf Blei, bei welchen nicht genau berücksichtigt ist, ob
Zutritt von kohlensäurefreier Luft allein, oder von Luft und Kohlensäure gestattet
war, haben keinen vergleichbaren Werth. Bei Zutritt von kohlensäurefreier Luft
bildet sich durch Einwirkung von destillirtem Wasser auf Blei hauptsächlich ein
Niederschlag, in Lösung gehen nur Spuren davon. Dagegen werden bei Zutritt von Luft
und Kohlensäure sehr bedeutende Bleimengen in löslichen Zustand übergeführt. Die
Einwirkung von Kohlensäure und Luft haltigem destillirtem Wasser auf Blei ist nahezu
dreimal so stark als die von kohlensäurefreier Luft haltigem Wasser.
Durch Lösungen von Chloralkalien wird Blei bei Zutritt von kohlensäurefreier Luft
unter Bildung eines starken Niederschlages zwar siebenmal so stark angegriffen als
durch destillirtes Wasser; jedoch konnte kein Blei, als in Lösung gegangen, durch
Schwefelwasserstoff nachgewiesen werden. Bei Zutritt von Luft und Kohlensäure war
dagegen die Einwirkung der Chloralkalienlösung auf Blei fast nur halb so stark, als
bei Zutritt von kohlensäurefreier Luft; es bildete sich kein Niederschlag, aber viel
Blei ging in Lösung über.
In einer Lösung von schwefelsaurem Kalium erleidet Blei keine Gewichtsabnahme; in der
Lösung konnte keine Spur desselben nachgewiesen werden. Die Wirkung einer
Salpeterlösung auf Blei ist bei Zutritt von kohlensäurefreier Luft geringer als die
einer Chloralkalienlösung; gelöst wurde kein Blei. Bei Zutritt von Luft und
Kohlensäure ist die Einwirkung der Salpeterlösung dagegen stärker, und es werden
bedeutende Bleimengen gelöst.
In verdünnter Sodalösung ändert sich Blei nicht. Aetznatron wirkt dagegen sehr
energisch auf Blei; es bildet sich kein Niederschlag; wohl aber löst sich viel Blei
auf. In Kalkwasser überzieht sich das Blei mit einem rothgelben Niederschlag. (Vgl.
1876 219 458.)
Auf Zinn wirkt bei Zutritt von kohlensäurefreier Luft nur
Aetznatron (Gewichtsabnahme 220mg)
energisch ein, von den übrigen Lösungen nur wenig kohlensaures Natron (7mg), Chloralkalien (6mg), Salmiak (5mg), Salpeter (3mg), schwefelsaures Kali (5mg) und Chlormagnesium (1mg); gar nicht wirkt destillirtes Wasser
und Kalkwasser ein. Nur Aetznatron und kohlensaures Natron waren im Stande,
merkliche Zinnmengen in löslichen Zustand überzuführen. Bei Zutritt von Kohlensäure
und Luft wird diese Einwirkung völlig gehindert. Nur in der Salpeterlösung findet
sehr geringe Gewichtsabnahme (1mg)
statt.
Britanniametall. Bei Zutritt von kohlensäurefreier Luft
wirkt am stärksten Aetznatron (Gewichtsabnahme 94mg) ein, von den übrigen Lösungen nur unbedeutend Chloralkalien (9mg), kohlensaures Natron (6mg), Salmiak (3mg), schwefelsaures Kali, Chlormagnesium
und Salpeter (mit je 1mg), gar nicht
destillirtes Wasser und Kalkwasser. Nur Aetznatron und kohlensaures Natron können
merkliche Metallmengen in Lösung führen.
Bei Zutritt von Kohlensäure und Luft ist gleichfalls wie bei Zinn die Einwirkung von
destillirtem Wasser, Salmiak und schwefelsaurem Kali auf Metall völlig verhindert;
Chloralkalien, Chlormagnesium und Salpeter wirken sehr wenig ein (mit je 1mg Gewichtsabnahme), wobei nur durch
Salpeterlösung nachweisliche Metallmengen in Lösung gehen. Bei Zutritt von
kohlensäurefreier Luft wird Messing sehr stark
angegriffen durch Salmiaklösung (Gewichtsabnahme 269mg), nur wenig durch Chlormagnesium (4mg) Chloralkalien, Aetznatron und
Kalkwasser (mit je 2mg) und gar nicht durch
destillirtes Wasser, schwefelsaures Kali, Salpeter und kohlensaures Natron. In
Lösung gehen merkliche Metallmengen durch Salmiak und Chlormagnesium, Spuren durch
Aetznatron und Kalkwasser.
Bei Zutritt von Kohlensäure und Luft wirkt am stärksten Salmiaklösung
(Gewichtsabnahme 167mg), sehr stark
Chlormagnesium (92mg) und Chloralkalien
(80mg), wenig destillirtes Wasser,
kohlensaures Kali (mit je 4mg) und Salpeter
(3mg). Durch alle Lösungen wurden
merkliche Metallmengen in löslichen Zustand übergeführt.
Neusilber verhält sich zwar ähnlich wie Messing, wird
aber durchgehends weniger energisch angegriffen. Bei Zutritt von kohlensäurefreier
Luft wird es stark, jedoch viel weniger als Messing, durch Salmiak (Gewichtsabnahme 86mg) angegriffen, wenig durch Chlormagnesium
(3mg), Chloralkalien (1mg) und Aetznatron (1mg), gar nicht durch destillirtes Wasser,
schwefelsaures Kali, Salpeter, kohlensaures Natron und Kalkwasser. Merkliche
Metallmengen werden in Lösung geführt durch Salmiak und Chlormagnesium, Spuren durch
Aetznatron. Bei Zutritt von Kohlensäure und Luft wirkt am stärksten Salmiak
(Gewichtsabnahme 116mg), sehr stark
Chlormagnesium (67mg) und Chloralkalien
(61mg), wenig destillirtes Wasser,
schwefelsaures Kali und Salpeter (mit je 4mg). Merkliche Metallmengen werden durch alle diese Lösungen in löslichen
Zustand übergeführt.