Titel: | Bestimmung des Caseïn-, Albumin- und Fettgehaltes der Milch; von A. Gerber. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 276 |
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Bestimmung des Caseïn-,
Albumin- und Fettgehaltes der Milch; von A. Gerber.
Mit Abbildungen.
Gerber's Bestimmung des Caseïngehaltes etc. der
Milch.
10 bis 20cc Milch werden mit dem 20 bis 30
fachen Volum destillirten Wassers verdünnt und in ein hinreichend großes Becherglas
gebracht. Nun wird so lange sehr verdünnte Essigsäure tropfenweise unter Umrühren
zugesetzt, bis die Milch anfängt, kleine Flocken zu bilden. Man bringt jetzt das
Glas mit der Flüssigkeit in auf 75° erwärmtes Wasser und läßt es darin so
lange, bis sich das Caseïn vom Serum in großen Flocken getrennt hat, worauf
man durch ein bei 110° getrocknetes Filter filtrirt. Das Serum wird nicht nur, wie gewöhnlich
angegeben, aufgekocht, sondern zur vollständigen Abscheidung der noch in Lösung
enthaltenen Albuminate auf 1/4 seines Volums abgedampft. Die so erhaltenen
Albuminate werden zum Caseïn filtrirt und dann das Coagulum noch so lange mit
kaltem destillirten Wasser ausgewaschen, bis sein Auswaschwasser nicht mehr sauer
reagirt.
Textabbildung Bd. 221, S. 277
Die Flüssigkeit dient zur Zuckerbestimmung. Um einheitlichere Resultate im
Gehalt der Milchalbuminate (Caseïn und Albumin) zu erhalten, schlägt
Verfasser vor, das Caseïn und Albumin immer zusammen und nicht getrennt zu
bestimmen, indem die mehr oder weniger große Quantität an letzterm von verschiedenen
Factoren abhängig ist. Nimmt man mehr oder weniger Säure zur Coagulation der Milch,
oder kocht man das Serum nach gewöhnlicher Methode mehr oder weniger lang auf, so
erhält man davon abhängig auch mehr oder weniger von den sogen. Albuminaten, was zur
Folge hat, daß ein und dieselbe Milch in den Händen verschiedener Chemiker je nach
ihrem analytischen Verfahren verschiedene Resultate geben muß.
Die so erhaltenen Milchalbuminate werden nun mit dem Filter in den trichterförmigen
Aufsatz B gebracht und dieser auf das lufttrocken
gewogene Fläschchen A gesetzt.Im Holzschnitt ist dieser Theil fehlerhaft gezeichnet. Der trichterförmige
Aufsatz B soll in den Hals des Fläschchens und
nicht über denselben aufgesetzt werden können. Zuerst wird das Coagulum mit etwas Alkohol ausgewaschen und zu diesem in das
Fläschchen 3/4 seines Volums Aether gebracht, der Apparat dann mit dem Liebig'schen
Kühler in Verbindung gesetzt und auf das Wasserbad gestellt; der Aether darf nur
schwach sieden, um nicht in zu großen Quantitäten in den Trichter zu steigen und
etwa Theile des Coagulums mit sich in das Fläschchen zu reißen. Der im Kühler
condensirte Aether fällt wieder auf das Coagulum zurück und bezweckt damit eine
constante doppelte Bearbeitung desselben. Hat der Aether einige Zeit eingewirkt, so
überzeugt man sich von der Entfettung dadurch, daß ein Tropfen des vom Trichter
abfließenden Aethers, auf Filterpapier gebracht, keine Fettflecken zurücklassen
darf. Ist die Entfettung vollendet, so dreht man den Kühler, welcher durch die
Klammer C gehalten, bei a
und b um seine Achse drehbar ist, um (D), verbindet denselben mit einem knieförmig gebogenen
Rohr mit dem Fläschchen und destillirt den Aether und Alkohol ab. Allfällig
zurückbleibende Flüssigkeit wird im Fläschchen noch so viel wie möglich auf dem
Wasserbade abgedampft und zum Schluß im Luftbad bei 105 bis 110° getrocknet,
ebenso das Filter mit Caseïn und Albumin.
Analysen condensirter Milch von:
Cham.Anglo-Swiß Co.
Norwegen.Gebr. Thomsen.
Gerber.
Wasser
28,24
32,80
35,66
Caseïn und Albumin
9,41
13,13
16,35
Fette
8,64
9,80
14,68
Zucker und Milchzucker
51,56
41,25
30,18
Salze
2,13
3,01
3,12
–––––
–––––
–––––
99,98
99,99
99,99.
Es scheint, daß mit vermindertem Zuckergehalt der condensirten Milch ein vermehrter
Wassergehalt nothwendig sei. (Nach den Berichten der deutschen chemischen
Gesellschaft, 1876 S. 656.)