Titel: | Chameroy's controlirende Schnellwage. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 322 |
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Chameroy's controlirende Schnellwage.
Chameroy's controlirende Schnellwage.
Nach der Revue industrielle, März 1876 S. 128, dienen bei
Chameroy's Schnellwage die Hauptorgane, d. s. der Wagebalken und Läufer, dazu, die
Gewichtsbeträge in gewöhnlichen Ziffern auf besondere Kärtchen (ähnlich den
Eisenbahnbilleten) zu stempeln, ohne daß es nöthig wäre, die gewöhnliche Form der
Wage oder die übliche Art der Wägung zu ändern. Der Wagebalken enthält nämlich an
seiner untern Kante erhabene Stahlziffern in Abständen, welche nach den Dimensionen
des Wagebalkens und Läufers bestimmt sind. Diese Ziffern repräsentiren die Hunderter
für eine zum Abwiegen von etwas über 1000k
bestimmte Wage. Im Innern des Läufers ist unterhalb des Wagebalkens ein bewegliches
Stück angeordnet, welches sich mit Hilfe eines Hebels und Excenters demselben nähern
läßt. Eine im Läufer angebrachte Seitenöffnung dient zur Einführung des Kärtchens
zwischen dem beweglichen Stück und der untern Kante des Wagebalkens. Auf diese Weise
lassen sich die Hunderterziffern auf die Karte stempeln. Um aber auch die
Unterabtheilungen zu markiren, bringt Chameroy im Läufer
eine riegelartig verschiebbare Metallschiene an und versieht diese an der untern
Kante ebenfalls mit erhabenen Ziffern, welche die Zehner darstellen und von einem
kleinen horizontalen Strich begleitet sind. Die Einheiten endlich sind im Voraus auf
eine Karte von genauen Dimensionen gedrückt und durch Horizontalstriche näher
markirt, welche mit den die Kilogramm ausdrückenden Ziffern correspondiren. Jeder
Raum zwischen zwei Strichen ist durch einen Punkt in zwei Abtheilungen getheilt. Um
nun den Gewichtsbetrag einer gewogenen Waare abzustempeln, führt man den Läufer auf
diejenige Hunderterziffer, welche dem Gleichgewichtspunkte am nächsten liegt, und
stellt dann das Gleichgewicht dadurch vollends her, daß man jene riegelartige
Schiene des Läufers in der diesem Zwecke entsprechenden Richtung gleiten läßt.
Hierauf schiebt man das Billet in die Oeffnung des Läufers und gibt auf den
Excenterhebel einen kurzen kräftigen Schlag, wodurch die Hunderter und Zehner in das
Billet sich einpressen. Die Lage des Striches der Zehnertheilung in dem Zwischenraum
eines Punktes und eines Striches des Kärtchens gestattet eine bis auf 1/4k genaue Wägung. Es findet sich somit das
durch die Wage angezeigte Gewicht genau auf dem Billet verzeichnet, und diese
Billete können als Belege die Facturen und Lieferungsscheine der gewogenen Waaren
begleiten.
Die Vortheile der Controlwage, deren Anwendung für Zollämter, Waarenmagazine, Märkte,
sowie bei Eisenbahnen zu Registrirung des Passagiergutes, von großer Wichtigkeit
ist, lassen sich in folgenden Punkten zusammenfassen.
1) Absolute Controle durch Einführung eines Beleges in Form eines Abdruckes, welcher
durch die Wage selbst hervorgebracht wird, statt der flüchtigen Angabe durch das
gewöhnliche Ablesen vom Wagebalken.
2) Leichteres Ablesen des Gewichtes an einer und derselben Stelle des Billets auf
einer horizontalen Linie, statt des seither üblichen, auf die Dauer ermüdenden
Ablesens vom Wagebalken.
3) Leichte Ueberwachung der Operationen. Es bedarf seitens des Bediensteten weiter
nichts, als die richtige Lage der Zunge im Momente des Abstempelns zu constatiren.
Chameroy hat sogar einen Mechanismus ersonnen,
welcher den Abdruck verhindert, bevor das Gleichgewicht hergestellt ist.
4) Aufbewahrung des Gewichtsbetrages auf einem oder mehreren Billeten und absolute
Gewißheit, daß jede unrichtige Gewichtsangabe nur das Resultat eines Betruges sein
kann.
Zu diesen Vortheilen des in Rede stehenden Systems kommt noch der weitere hinzu, daß
man die Wagen, durch welche eine und dieselbe Waare gegangen ist, unter einander
vergleichen, auf diese Weise die Apparate selbst controliren und diejenigen
ausfindig machen kann, welche falsch wiegen, also fehlerhaft construirt sind oder
einer Reparatur bedürfen.
P.