Titel: | Ueber die Verwendung der comprimirten Luft zur Filtration von Flüssigkeiten; von Prof. W. Leube. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 348 |
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Ueber die Verwendung der comprimirten Luft zur
Filtration von Flüssigkeiten; von Prof. W. Leube.
Leube, über Filtriren.
Gelegentlich der Einrichtung eines Apparates für die Anwendung comprimirter und
verdünnter Luft bei Lungen- und Herzkrankheiten kam ich auf den Gedanken, die
comprimirte Luft zur Filtration von Flüssigkeiten zu benützen.
Ich ließ zu diesem Zweck zwei Trichter von Kupferblech anfertigen, deren weite Enden
luftdicht auf einander geschraubt werden können. In den untern Blechtrichter ist ein
genau anschließender Glastrichter durch Verkittung luftdicht eingefügt. Dieser
untere Blechtrichter läuft mit seinem schmalen Ende durch einen Kautschukpfropf,
durch welchen außerdem eine gebogene Glasröhre gesteckt wird. Der Kautschukpfropf
selbst schließt luftdicht eine Glasflasche, in welche filtrirt werden soll; in den
Glastrichter ist ein kleiner Platintrichter und ein gut anschließendes genäßtes
Papierfilter in der bekannten Weise eingelegt. An die Röhre des (umgekehrt
stehenden) obern Blechtrichters endlich wird ein Kautschukschlauch angebracht und
dieser mit dem Hahn in Verbindung gesetzt, welcher die comprimirte Luft aus dem
betreffenden Luftcompressionsapparat ausströmen läßt.
Bei der Filtration von Flüssigkeiten zeigt sich nun, daß, indem die comprimirte Luft auf den
Flüssigkeitsspiegel drückt, eine beträchtliche Beschleunigung des
Filtrationsvorganges erzielt werden kann. Die Beschleunigung ist ziemlich dieselbe,
wenn man den obern Trichter mit der freien Luft communiciren läßt, die gebogene
Glasröhre dagegen mit einem luftverdünnten Raum in Verbindung bringt, dessen
negativer Druck dem Atmosphärendruck der comprimirten Luft entspricht.
Filtrirten z.B. von einer schlechtfiltrirenden Flüssigkeit in 1 Minute 3 Tropfen
durch, so filtriren bei einem negativen Druck von 1/42at 10 Tropfen, bei einem positiven von
1/42atm 9 Tropfen; in einer andern
Reihe im erstem Fall 8, im letztern 10 Tropfen. Mit der Steigerung des Druckes nach
der einen oder andern Richtung nimmt die Beschleunigung der Filtration
selbstverständlich zu.
Combinirt man nun beide Methoden, die Compression und Aspiration, indem man zu
gleicher Zeit die Röhre des obern Trichters mit der comprimirten Luft, die Glasröhre
mit der verdünnten Luft in Verbindung setzt, so erhält man eine Steigerung der durch
jede einzelne der beiden Filtrationsmethoden erreichten Geschwindigkeit:
Durchfiltrirende Tropfen in der Minute
bei gewöhnlichemLuftdruck.
bei Anwendungder Compression.
bei Anwendungder Aspiration.
bei gleichzeitigerCompression
u.Aspiration
12
46
46
56
12
40
42
56
10
25
27
36
9
32
20
30
9
32
29
46
6
16
15
24
3
12
13
17.
Ich habe nach diesen Erfahrungen die Ueberzeugung, daß die Anwendung der comprimirten
Luft zur Filtration sich in chemischen Laboratorien mit ähnlichem Nutzen wird
verwerthen lassen, wie die bis jetzt übliche Verwendung der Luftverdünnung. Außerdem
wird man vielleicht durch passende Combination beider Methoden eine Steigerung der
bis jetzt üblichen Filtrationsgeschwindigkeit erreichen können.
Durch klinische Thätigkeit in Anspruch genommen, bin ich selbstverständlich nicht
Willens, noch in der Lage, die Methode durch weitere Experimente zu prüfen und zu
verbessern. Ich begnüge mich, das Princip derselben hier angegeben zu haben und muß
die Abschätzung ihres Werthes und ihre Vervollkommnung den Chemikern und Technikern
überlassen. (Vom Verfasser gef. eingeschickter Sitzungsbericht der
physikalisch-medicinischen Societät zu ErlangenSitzung vom 26. Juni
1876. Sitzung vom 26. Juni
1876.)