Titel: | Einfluss des Asparagins, das im Runkelrüben- oder Rohrzuckersafte enthalten ist, auf die saccharometrische Bestimmung; Zerstörung der Drehkraft des Asparagins; Methode der Bestimmung; von P. Champion und H. Pellet. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 349 |
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Einfluss des Asparagins, das im
Runkelrüben- oder Rohrzuckersafte enthalten ist, auf die saccharometrische
Bestimmung; Zerstörung der Drehkraft des Asparagins; Methode der Bestimmung; von
P. Champion und
H. Pellet.
Champion und Pellet, über Asparagin.
Nach Bouchardat entspricht die Drehkraft des Asparagins in
ammoniakalischer Lösung: –11 Grad 18 Minuten. Nach unsern Versuchen ist die
Drehkraft des Asparagins in wässeriger LösungDie Löslichkeit des Asparagins in Wasser ist nach Sachs 1,72 Proc., nach Champion und Pellet 1,66 Proc., bestimmt mit dem Saccharometer Laurent (bei
gelbem Lichte), –6° 14'. Enthält die
wässerige Lösung aber 10 Proc. ihres Volums an Ammon, so ist ihre Drehung
–10° 41'. Wir haben bemerkt, daß diese
Drehkraft mit der Menge des Ammons zunimmt.
Berechnet man die Drehkraft der ammoniakalischen (10 procentigen) Asparaginlösung bei
weißem Lichte nach dem Verhältnisse der Drehkraft des Zuckers von + 73,80/+ 67,38,
so findet man –11° 23'. Die Differenz
zwischen diesen Resultaten und den Angaben Bouchardat's
rührt offenbar von der verschiedenen Concentration der ammoniakalischen Lösung
her.
Nach Pasteur und Dubrunfaut
ändert die wässerige Asparaginlösung ihr Zeichen, wenn ihr Mineralsäuren zugefügt
werden. So hat eine solche Lösung, die 10 Proc. ihres Volums Salzsäure enthält, eine
Drehkraft von + 37°,27' bei gelbem Lichte. Dubrunfaut meint, die Runkelrüben enthielten eine
Asparaginmenge, welche bis zu 2 oder 3 Proc. des Wurzelgewichtes ansteigt.
Fügt man Asparagin zu Runkelrübensaft und behandelt die Flüssigkeit dann mit
Bleizucker und filtrirt, so hat die Lösung, obwohl sie alkalisch reagirt, die
Drehkraft +, höher als die gleiche Saftmenge mit Bleizucker ohne Asparagin:
1)
Runkelrübensaft. Drehung entsprechend Zucker
9,58 Proc.
2)
Derselbe Saft und 1g Asparagin
auf 100cc
10,13 „
–––––––––
Differenz
0,55 Proc.
Beim Studium der optischen Eigenschaften des Asparagins erkannten wir, daß Essigsäure
in genügender Menge die Rotationskraft des Asparagins zerstört. Man fügte z.B. 10cc Essigsäure von 8° zum Safte Nr.
2, dessen Rotationskraft alsdann einem Zucker von 9g,60 in 100cc entsprach. Daraus ergibt sich, daß mit
Rücksicht auf die häufige Anwesenheit des Asparagins im Runkelrübensafte der saccharometrische
Titer in der Regel zu hoch ist. Bisweilen beträgt die Differenz der beiden Titer vor
und nach Zugabe von Essigsäure 0,7 Proc.Nach einer bestimmten Zeit der Aufbewahrung scheinen die Runkelrüben kein
Asparagin mehr zu enthalten. Wir fügen hinzu, daß es nicht genügt (nach Behandlung mit Bleiessig), die
Flüssigkeit mit Essigsäure anzusäuern, sondern man muß auf 100cc Saft immer 10cc Säure von 8° anwenden.
Die geringe Alcalinität der Säfte scheint das Asparagin (freies oder gebundenes) bei
der Concentration nicht ganz zu zerstören, und die Melassen aus Runkelrüben oder
Zuckerrohr zeigen oft diese Reaction.
Verdünnte
Melasse
und
10cc
Bleizucker:
2,88
Zuckerprocente
„
„
„
10cc
Essigsäure:
2,79
„
was eine Differenz von 0,09 Zucker ergibt, entsprechend
31/100.
Enthielt die Melasse 50 Proc. Zucker, so hätte man durch den directen Versuch einen
Fehler von 1g,5 gemacht.
g
Dieselbe
Melasse
verdünnt
und
20cc
Bleiessig:
Zucker
3,02
„
„
„
„
40cc
„
„
3,19.
Hieraus ergibt sich, daß die Drehkraft des Asparagins steigt
mit der Menge des Bleizuckers, ohne Zweifel im Verhältniß zur Alcalinität des
Gemenges.Das Umgekehrte tritt ein, wenn man eine ungenügende Menge essigsauren Bleis
anwendet; auch muß man beim Aufsuchen des Asparagins vermeiden, den
Ueberschuß des Acetates durch Natriumsulfat zu fällen.
Bestimmung des Asparagins. Man habe Runkelrübensaft, der
eine Ablenkung von 300 Th. am Saccharometer Laurent
aufweise:
Ablenkung
nach
Zugabe
von
Essigsäure
283
Th.
„
„
„
„
2g Asparagin
325
„
Hieraus ergibt sich:
1) Die Differenz der Ablenkung zwischen dem normalen Safte und dem mit Zugabe von
Asparagin beträgt 25 Th., entsprechend 2g
Asparagin.
2) Die Differenz des ursprünglichen Saftes ohne Zuthat und nach Behandlung mit
Essigsäure, beträgt 300 – 283 = 17 Th.; man hat also 25 : 2 =17 : x, woraus x = 1g,36 Asparagin für 100cc.
Wir haben durch directe Versuche constatirt, daß für Zuckersäfte, die eine geringere
oder gleiche Asparaginmenge wie 3 Proc. enthalten, nach Zugabe von 10cc Bleiessig (34° B.) die Ablenkung
der Polarisationsebene genau proportional der Asparaginmenge ist. Man braucht aus
obigem Versuche übrigens nicht zu schließen, daß in allen Runkelrübensäfteneine Ablenkungsdifferenz
von 25 Th., zwischen der directen und der Essigsäure-Probe, einem
Asparagingehalte von 1g,36 entspricht. Die
variable Zusammensetzung des Saftes kann das Volum des Bleiniederschlages und
hiermit die Alcalinität der Flüssigkeit modificiren. (Comptes
rendus, 1876 t. 82 p. 819.)
V. G.