Titel: | Notizen von der Weltausstellung in Philadelphia 1876; von Ingenieur Müller-Melchiors. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 393 |
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Notizen von der Weltausstellung in Philadelphia 1876; von Ingenieur Müller-Melchiors.
Mit Abbildungen auf Tafel
IX.
(Fortsetzung von S. 302 dieses Bandes.)
Müller-Melchiors, Notizen von der Weltausstellung in
Philadelphia 1876.
20. Kohlenschrämmmaschine von W.
Baird und Comp. in Gartsherrie (England). (Fig. 1 bis 3 [a/1].)
Diese Maschine, welche der Hauptsache nach eine Verbesserung von Gledhill's Patent ist, wurde zuerst in den
Espie-Kohlengruben der obengenannten Firma in Thätigkeit gesetzt, verbreitete
sich von hier aus, nach mehrjährigem erfolgreichem Gebrauche, nach verschiedenen
Kohlengruben in England und Schottland, und soll nun auch in Amerika eingeführt
werden. Die Ausstellungsmaschine, welche in Fig. 1 und 2 dargestellt ist, kann
selbstverständlich die praktische Arbeitsweise der Maschine nicht vorführen, obwohl
sie mit Dampf leerlaufend in Bewegung gesetzt ist; dagegen zeigt die ganze Anordnung
derselben, daß sie schwerer Arbeit wohl gewachsen ist und keine empfindlichen,
Störungen unterworfenen Bestandtheile besitzt.
Die Arbeitsweise der Baird'schen Maschine besteht darin, daß sie das Kohlenflötz an
der Sohle des Stollens mit einem 910mm
langen und 65mm hohen Schnitte abtrennt und
damit das hierauf erfolgende Losbrechen der über dem Schnitte befindlichen Kohle
außerordentlich vereinfacht. Zu diesem Zwecke trägt eine in der Mitte des
Maschinengestelles gelagerte verticale Welle w (Fig. 2) am
untern Ende ein Kettenrad k (Fig. 1), um welche sich
eine mit Gußstahlmessern armirte Kette ohne Ende schlingt, deren Construction aus
Figur 3
ersichtlich ist. Diese Kette schlingt sich am andern Ende um eine zweite Kettenrolle
k', die in einem expandiblen Arm mm gelagert ist, welcher unterhalb des
Maschinengestelles hervorragt und mit dem auf der Verticalwelle w frei beweglich gelagerten Schneckenrade s verbunden ist. Mit dem Schneckenrade s im Eingriffe steht eine Schraube ohne Ende, deren Welle quer unter
dem Maschinengestelle läuft und beiderseits je ein Vierkant angearbeitet hat, auf
welches eine Ratsche q aufgesetzt wird, mittels deren
das Schneckenrad s und mit demselben der Arm mm verdreht werden kann. Auf diese Weise wird die
Messerkette beim Beginn der Arbeit in die Kohle eingebracht, bis der Arm mm senkrecht zur Bewegungsrichtung des
Maschinengestelles steht (Fig. 2), dann die Maschine
in der Richtung des Pfeiles verschoben, bis der Schnitt in gewünschter Länge
ausgeführt ist, und endlich der Arm mm wieder aus
der Kohle herausgedreht in der Richtung des Pfeiles der Figur 2. Dabei bewegt sich
selbstverständlich die Kette fortwährend um die beiden Trommeln k und k', angetrieben von
einer zweicylindrigen, auf dem Maschinengestelle befindlichen Luftmaschine, welche
gleichzeitig die Vorwärtsbewegung des auf vier Rädern laufenden Maschinengestelles
besorgt. Die Cylinder haben 150mm
Durchmesser und 230mm Hub und arbeiten mit
comprimirter Luft von 3at Spannung mit ca.
200 Umdrehungen pro Minute; die Maschine ist dabei im Stande, einen Schnitt von
910mm Tiefe mit einer Geschwindigkeit
von etwa 5mm pro Secunde auszuführen. Die
Cylinder sind, wie aus Figur 2 ersichtlich, unter
90° gegen einander geneigt an die Grundplatte des Maschinengestelles
befestigt; die Kreuzköpfe bewegen sich in seitlich von den Cylindern angebrachten
Führungen (vgl. die rechte Seite der Figur 1, wo der Cylinder
weggenommen ist), und die Treibstangen, deren eine gegabelt ist, greifen gemeinsam
an einer abgekröpften Welle v an, die mit ihrem untern
Ende in der Grundplatte und oben in einem Bock rr
(Fig. 2)
gelagert ist. Oberhalb desselben ist ein Excenter aufgekeilt, von welchem die
Steuerungsschieber der beiden Cylinder angetrieben werden, und zwischen den beiden
Lagern befindet sich ein kleines Stirnrad a, das mit der
Uebersetzung 1 : 6 in ein zweites Rad b eingreift,
welches auf der Welle w der Kettentrommel aufgekeilt ist
und auf diese Weise die Bewegung der Messerkette hervorbringt. Die Welle w ist in der Grundplatte der Maschine gelagert und trägt
unterhalb derselben, wie schon oben bemerkt, die Kettentrommel k; oberhalb des Stirnrades b
erhält sie ihr zweites Lager in dem Ständer p, und über
letzterm endlich ist ein Excenter e aufgekeilt, welches
zur Fortbewegung der Kohlenschrämmmaschine benützt wird. Zu diesem Zwecke wird ein
Pfosten H am Ende der von der Maschine zurück zu
legenden Strecke befestigt, um den sich eine Kette schlingt, die mit dem einen Ende
an das Maschinengestell gehängt ist, mit dem andern Ende über eine Trommel t geschlungen, welche in zwei Ständern der Grundplatte
gelagert ist und ein Sperrrad aufgesetzt hat; in letzteres greift der von dem
Excenter e aus bewegte Sperrkegel u ein und verdreht somit jedesmal beim Rückgange die Trommel t und nähert allmälig die auf vier Rädern laufende
Maschine dem Pfosten H. Zur Bewegung der
Kohlenschrämmmaschine nach der andern Seite dient die zweite Kettentrommel t' mit dem Sperrklinkenmechanismus u', welcher von demselben auf der Welle w befindlichen Excenter e
angetrieben wird; die Steuerung ist dann zu reversiren und die Messerkette nach der
andern Seite umzulegen.
Die Räder der Maschine laufen auf leichten gußeisernen Grubenschienen von 910mm Spur, welche in Längen von je 900mm auf den Schwellen zusammengesetzt werden
und zwar derart, daß beim Betrieb der Maschine ein Arbeiter hinter derselben die
Schienen aufhebt und ein zweiter Arbeiter vor der Maschine mit denselben die neue
Bahn legt, während ein Junge zur Wartung der Maschine selbst ausreicht.
Die Grundplatte der Maschine ist 1800mm lang
und 900mm breit; die Höhe einschließlich
der Laufbahn beträgt nur 600mm, so daß sie
die Passage durch den Stollen nicht versperrt; eine zweite Maschine, welche jedoch
nicht ausgestellt war, soll bei derselben Leistungsfähigkeit nur 450mm Höhe haben.
21. Sicherheitsregulator von D. Shive. (Fig. 4 bis 10 [c/2].)
Der im Journal (*1869 192 265) bereits erwähnte und in
verbesserter Anordnung in den Figuren 4 bis 10
dargestellte Regulator ist an verschiedenen Dampfmaschinen der Ausstellung
angebracht; außerdem ist eine Zeichnung „des größten je ausgeführten
Regulators“ ausgestellt, von 1900mm Höhe, 500mm Kugeldurchmesser,
einem Kugelgewicht von je 500k und 2500k Gesammtgewicht. Die Eigenthümlichkeiten
der Construction bestehen zunächst in der Aufhängung der Kugeln und in der
Gestaltung des Drosselventiles, ferner in dem Ersatz des Gegengewichtshebels durch
eine Feder und endlich in einer sinnreichen Sicherheitsvorrichtung, um das
Drosselventil für den Fall eines Riemenbruches u. dgl. zu schließen.
Was die Aufhängung der Kugeln betrifft, so ist aus Figur 4 ersichtlich, daß
die Schwingungsebene derselben nicht in die Regulatorspindel, sondern außerhalb
derselben fällt und zwar so, daß für die angedeutete Drehungsrichtung der Ball
hinter seinem Aufhängungspunkte zurückbleibt. Es wird behauptet, daß hierdurch die
Empfindlichkeit des Regulators erhöht und die Reibungswiderstände vermindert werden,
und „Niemand, der irgend welche Kenntniß der Mechanik besitzt, wird dies
läugnen können, ohne seinem Renommée zu schaden“, um uns der
Worte des Erfinders zu bedienen. Und in der That bietet diese Art der Aufhängung, obwohl
der Erfinder uns die Aufklärung dafür schuldig bleibt, einen gewissen Vortheil.
Textabbildung Bd. 221, S. 396
Bewegt sich nämlich der Regulator mit gleichförmiger Geschwindigkeit, so stehen
die Kugeln nur unter dem Einflusse ihres Gewichtes und der Fliehkraft und
bleiben in Ruhe, sobald die Resultirende derselben in die Richtung des
Fahrstrahles zur Drehungsachse fällt. Wenn daher die Schwingungsebene des
Kugelarmes um die Achse xx außerhalb der
Regulatorspindel in die Ebene yy fällt, so ist
für den Ruhezustand, bei der im Holzschnitt gezeichneten Aufhängung, der Zapfen
xx einem Drehungsmoment normal zu seiner
Längsachse ausgesetzt. Sobald aber die Geschwindigkeit des Regulators zunimmt,
so stehen die Kugeln zunächst unter dem Einflusse der Resultirenden aus
Fliehkraft und Schwerkraft, deren Horizontalprojektion im Holzschnitt mit f bezeichnet ist, außerdem aber noch unter dem
Einflusse einer Kraft g, welche tangential zur Bahn
der Kugeln ist und den Widerstand derselben gegen eine Beschleunigung, d. i. die
Accelerationsarbeit der bewegten Massen bezeichnet. Wenn dann der Abstand ξ der Schwingungsebene yy von der Drehungsachse des Regulators so
gewählt ist, daß bei den normalen Geschwindigkeitsgrenzen ξ = 1 g/f wird, so fällt die Resultirende der Kräfte f und g genau in die Ebene yy, und es findet die Verdrehung des
Kugelarmes um den Zapfen xx ohne jede
Verklemmung und Reibung durch seitlich gerichtete Kräfte statt. Ebenso fällt bei
Abnahme der Geschwindigkeit, wo sowohl f als g negativ werden, die Resultirende derselben in die
Ebene yy, und so klein auch der hieraus
folgende Gewinn geschätzt werden mag, so ist es doch unzweifelhaft, daß die
Shive'sche Kugelaufhängung eine wirkliche Verbesserung des Kugelregulators
bewirkt. Auffallend erscheint es, daß dieses nette Detail, obwohl schon nahezu
ein Decennium alt und bereits der Hauptsache nach veröffentlicht, unseres
Wissens noch keine nähere Beachtung gefunden hat.
Die Regulirung des Dampfzuflusses findet durch ein Ventil v statt (Fig. 7), dessen Spindel durch die hohle Regulatorwelle geführt ist und
von den Daumen der Kugelarme bei zunehmender Geschwindigkeit nach abwärts, bei
abnehmender Tourenzahl nach aufwärts bewegt wird. Das Ventil sitzt in einem Gehäuse,
welches so eingerichtet ist (Fig. 5 und 6), daß der eintretende
Dampf durch zwei gegenüber liegende Oeffnungen
B zwischen den beiden Tellern des Drosselventiles Figur 7
eintritt und beim Heben des Ventiles sowohl oben als unten in der Richtung der
Pfeile der Figur
5 ausströmen kann. Wären dabei beide Teller des Ventiles scharfkantig, so
würde bei einer geringen Oeffnung des Ventiles der durch die engen Oeffnungen sich
drängende Dampf eine Tendenz zum weitern Anheben des Ventiles entwickeln, welche die
Empfindlichkeit des Regulators beeinträchtigen könnte. Um dies zu vermeiden, ist,
wie aus Figur
7 ersichtlich, sowohl die innere Seite des obern Ventiltellers, als die
innere Kante des untern Ventilsitzes abgerundet, wodurch die Richtung des
ausströmenden Dampfes verändert und eine wesentliche Verbesserung erzielt werden
soll.
Zum Einstellen des Regulators auf verschiedene Geschwindigkeiten dient die Feder i (Fig. 4), welche mit ihrem
obern Ende gegen eine feste Kante des Regulatorständers anstößt und mit dem untern
Ende gegen die Nase eines im Ständer drehbaren Hebels h
gespannt ist; hierdurch drückt die Feder die Ventilspindel nach aufwärts, die
Regulatorkugeln nach abwärts und hat somit denselben Effect wie das bekannte
Porter'sche Hülsengewicht, oder der Ersatz desselben durch einen belasteteten Hebel.
Doch hat die Feder vor den ältern Einrichtungen den Vortheil der leichtern und
compendiösern Anordnung voraus und gestattet durch einfaches Anziehen der
Stellschraube s (Fig. 4) die
Geschwindigkeit innerhalb weiter Grenzen zu verändern. Daß dabei die oben
entwickelte Bedingung für die Richtigkeit der excentrischen Kugelaufhängung
unmöglich erfüllt bleiben kann, und somit eine schädliche Wirksamkeit dieser
Kugelaufhängung eintreten muß, bedarf keiner weitern Erörterung.
Wie aus der Disposition des Ventiles und dem Antrieb der Ventilspindel hervorgeht,
wird der Dampfeintritt beim Sinken der Kugeln immer mehr geöffnet, so daß beim Bruch
irgend eines Theiles des Regulatorantriebes, durch welchen der Regulator zum
Stillstand und die Kugeln in ihre tiefste Lage kommen würden, der Dampfeintritt
vollkommen geöffnet und ein Durchgehen der Maschine zu befürchten wäre. Um dies zu
vermeiden, ist unterhalb des Kegelrades, welches die Regulatorspindel antreibt, die
in Fig. 8 bis
10
dargestellte Auslösevorrichtung angebracht (in Figur 4 der Einfachheit
halber weggelassen), welche beim Sinken der Kugeln auf ihren tiefsten Stand
selbstthätig zur Wirksamkeit kommt, das Drosselventil nach abwärts drückt und den
Dampfzutritt abschließt. Der obere Theil der Ventilspindel, welcher von dem Daumen
der Kugelarme bewegt wird und sich mit denselben dreht, ist unterhalb des erwähnten
Kegelrades mit einer Hülse H verbunden, welche nur eine
verticale Bewegung gestattet und für gewöhnlich den untern Theil der Ventilspindel
in ihrem Auf- und Niedergange – entsprechend dem Sinken und Steigen
der Kugeln – mit sich nimmt. Die Verbindung der Hülse H mit der untern Ventilspindel ist jedoch keine feste, sondern geschieht
mittels des Rohres C, das mit zwei vorstehenden Zapfen
in einem Schlitze der Hülse H geführt ist und nur so
lange fest mit der Hülse verbunden bleibt, als der Hebel B mit dem an H befestigten Arme A ein Stück bildet. Es geschieht dies durch die am Ende
von A drehbar angebrachte Klinke E, welche durch eine Feder stets nach innen gegen den Hebel B gedrückt wird und denselben somit hindert, dem
Einflusse der Feder D zu folgen, welche den Hebel B nach abwärts zu drücken sucht. Sobald aber die
Regulatorkugeln aus irgend welchem Grunde ihren tiefsten Stand erreicht haben, stößt
die Klinke E gegen eine am Regulatorständer befestigte
Feder F an und verläßt den Hebel B, worauf derselbe sofort nach abwärts schnellt (Fig. 9), dabei das Rohr
C sammt der daran befestigten Ventilspindel mittels
der in B eingreifenden Zapfen des Rohres C mitnimmt und das Drosselventil schließt. Die Maschine
wird hierdurch sofort zum Stillstand gebracht und jede Gefahr eines Bruches
vermieden. Um sie dann wieder anzulassen und die Sicherheitsvorrichtung neuerdings
zur richtigen Functionirung einzulösen, wird der Hebel B
mittels des Drückers K nach aufwärts gedrückt, dabei die
Feder F durch den an B
befestigten Zahn Z nach innen abgebogen (Fig. 10), so daß dann die
Klinke E unter dem Einflusse ihrer Feder über den Hebel
B einfallen und denselben aufs neue arretiren kann.
Nach erlangter normaler Geschwindigkeit sinkt die Hülse H sammt dem daran befestigten Mechanismus nach abwärts, die Feder F verläßt den Zahn Z und der
in Figur 8
skizzirte Zustand ist neuerdings hergestellt.
22. Armstrong's Vorwärmer und
Filtrirapparat für Dampfkessel. (Fig. 11 und 12 [d/1].)
Der Abdampf der Maschine tritt bei a (Fig. 11) in ein
gußeisernes Gehäuse und begegnet bei seinem Wege nach aufwärts zur Ausströmöffnung
b dem bei c eintretenden
Wasser. Dasselbe fällt über eine Reihe von Pfannen nach abwärts, welche abwechselnd
mit geschlossenem, oder nach Art der Figur 12 durchbrochenem
Boden über einander aufgestellt und durch eine Schraube verbunden sind. In dieser
Pfanne läßt das durch den Dampf erwärmte Wasser einen Theil seiner fremden
Bestandtheile zurück, wie dies durch die ausgestellten, vollkommen inkrustirten
Theile eines 6 Monate gebrauchten Vorwärmers gezeigt wird, und sammelt sich dann in
dem Reservoir R im untern Theile des Vorwärmers, welcher
bei e mit einem Ablaßhahn versehen ist. Von dort wird das
Wasser durch die Wirkung der Kesselspeisepumpe, welche bei d mit dem Vorwärmer verbunden ist, durch ein Sieb in den mit
entsprechenden Filtermitteln gefüllten Raum F angesaugt
und gelangt von F endlich durch ein zweites Sieb und ein
Tuchfilter L zur Austrittsöffnung d.
Diese Vorwärmer und Filter repräsentiren allerdings kein neues Princip (vgl. 1876 220 368), sind aber in Amerika vielfach in Gebrauch und
werden wegen ihrer einfachen Construction und großer Leistungsfähigkeit sehr gelobt.
Für 300mm Cylinderdurchmesser wird ein
Vorwärmer von 630mm Durchmesser, 1200mm Höhe mit 9 Pfannen, mit einem Filter von
630mm Höhe und Breite und 450mm Länge angewendet. Der Preis desselben
beträgt sammt einem Regulator für den Wasserzufluß 200 Dollars, also etwa 750 M.
23. Condensationswasser-Ableiter
von A. L. Jones in Philadelphia. (Fig. 13 [d/3].)
Die wesentliche Eigenthümlichkeit des in Figur 13 abgebildeten
Condensationswasserableiters besteht darin, daß die Welle w, um welche sich der Schwimmerarm s und der
daran befestigte Schwimmer dreht, hohl ist und auf der einen Seite, von einer
Stopfbüchse abgedichtet, aus dem Gehäuse heraustritt. Hierdurch und mittels des
hohlen Armes s communicirt das Innere der Schwimmerkugel
S stets mit der äußern Atmosphäre, so daß alles
Wasser, das sich durch Undichtheiten der Löthung darin ansammeln könnte, sofort
verdampft und somit aus der Kugel entfernt wird. Die übrige Einrichtung des
Condensationstopfes ist bekannt und ergibt sich auch aus der Skizze von selbst.
24. Städtische Wasserversorgung mit
Sicherheitsvorrichtung bei Feuersgefahr; von H. P. M. Birkinbine in Philadelphia. (Fig. 14 und 15 [a/3].)
Die Anlage von städtischen Wasserleitungen – ein Luxus, welchen sich in
Deutschland fast nur die größten Städte gestatten können, ist in dem industriellen
östlichen Theil von Nordamerika ein so allgemeines Bedürfniß, daß kaum das kleinste
Städtchen derselben entbehrt. Dabei ist allerdings die Einrichtung derselben eine
möglichst billige und primitive, knappe Deckung des täglichen Bedarfes, selbst in
New-York und Philadelphia, Entnahme des Wassers aus Flüssen und Ansammeln
desselben in ausgedehnten, aber seichten und offenen Reservoirs, so daß das Wasser
in den Sommermonaten in vollkommen warmem und nahezu ungenießbarem Zustande der
Leitung entströmt. Außerdem sind die Reservoirs stets möglichst nahe der Stadt
angelegt und haben nur eine geringe Höhe, so daß der natürliche Druck nur für die
niedern Stadttheile und die gewöhnlich einstöckigen Häuser ausreicht; für höhere
Stadttheile und 2- bis 3stöckige Häuser ist neben dem Reservoir ein sogen.
Standrohr (Wasserthurm) errichtet, ein oben offener Blechcylinder von 1 bis 2m,5 Durchmesser und 50m und mehr Höhe, welcher statt des
Reservoir mit der Pumpenleitung in Verbindung gesetzt werden kann und die höher
gelegenen Objecte versorgt.Beispiele von Wasserversorgung ohne Hochreservoirs liefern u.a. Braunschweig
und Berlin.
Bei Feuersgefahr wird gleichfalls der Druck des Standrohres in Anwendung gebracht, um
bei den Hydranten eine größere Strahlhöhe zur Verfügung zu haben. Nachdem aber die
Errichtung dieser Standröhren und der darin enthaltenen Wasserkessel ein
außerordentlich kostspieliges Object ist, so hat der Ingenieur Birkinbine in Philadelphia, der Constructeur zahlreicher
Wasserversorgungsanlagen benachbarter Städte, eine andere Einrichtung erdacht, um
ohne großen Kostenaufwand einen hohen Wasserdruck bei Brandfällen disponibel zu
haben, während für den gewöhnlichen Gebrauch ein Niederdruckreservoir ausreicht, um
das Wasser in den ersten Stock zu leiten. Der dazu erforderliche Mechanismus für
eine Leitung von etwa 300mm Durchmesser ist
in der Maschinenhalle ausgestellt und in Figur 14 in der
Draufsicht skizzirt.
In derselben ist A die Druckleitung, welche von der
Wasserhaltungsmaschine zum Sammelreservoir führt, B der
Hauptstrang, welcher dem Reservoir das Wasser entnimmt und dasselbe zu dem
städtischen Rohrnetze leitet. Beide Leitungen sind an einer passenden Stelle durch
ein Querrohr C mit einander verbunden, die Communication
durch dasselbe ist jedoch für gewöhnliche Fälle durch den Drehschieber c unterbrochen, während ein zweiter, in der Leitung A enthaltener Drehschieber a
vollkommen offen ist und dem angepumpten Wasser den Weg zum Reservoir gestattet.
Wenn jedoch auf der Polizeistation oder im Pumpengebäude ein Feuer gemeldet wird,
kann gleichzeitig der Schieber a geschlossen und c geöffnet werden, so daß dann die Pumpe direct in die
Hauptleitung pumpt. Sobald der hierdurch hervorgebrachte Wasserdruck die Höhe des
Reservoir übersteigt, wird das Klappenventil b
automatisch geschlossen und jede Communication der Leitung B mit dem Reservoir unterbrochen, so daß nun bei entsprechendem Gang der
Pumpen eine beliebig hohe Spannung in der Leitung erzielt werden kann, deren Größe
nur durch die Widerstandsfähigkeit der Rohre begrenzt und dadurch regulirt wird, daß auf
der Pumpenleitung A ein Ventil v aufgesetzt ist, welches durch Hebel und Gewicht entsprechend belastet
wird und bei Ueberschreitung der Maximalspannung durch ein hinter dem Schieber a in A einmündendes Rohr s die Communication mit dem Reservoir wieder eröffnet.
Die gemeinschaftliche Bewegung der beiden Drehschieber a
und c geschieht durch einen Steuercylinder H, dessen Kolben mittels durchgehender Stange mit den
Bewegungshebeln der beiden Drehschieber verbunden ist; an beiden Enden dieses
Cylinders münden Rohrleitungen ein, welche zu der Polizeistation und zum
Pumpengebäude führen. In letzterm ist ein Reservoir durch Wasserdruck mit
comprimirter Luft gefüllt, aus welchem mittels eines Hahnes, sowohl von hier, als
von der Station aus, comprimirte Luft in das eine oder andere Ende des
Steuercylinders H geleitet und dadurch der Kolben sammt
den Drehschiebern im gewünschten Sinne verschoben werden kann. Bei Feuersgefahr kann
man dann direct an die nächstgelegenen Hydranten die Schläuche anschrauben und hat
sofort nach Verstellung der Drehschieber die ganze Gewalt der Pumpmaschine als
Feuerspritze zur Verfügung.
Nach diesem Systeme wurde von dem Erfinder die Wasserversorgung der Stadt
Mount-Joy in Pennsylvanien eingerichtet, welche in Folge dessen eine
bedeutende Reduction ihrer Versicherungsprämien erzielte; als Beispiel dessen wird
ein in der Mitte der Stadt liegendes Blockhaus von 2000 Dollars (etwa 7000 M.) Werth
angeführt, welches vor der Wasserleitung 15, und nach Einführung derselben
„nur“ mehr 5 pro Mille zu zahlen hatte.Diese hohen Versicherungsprämien trotz der besten Vorkehrungen gegen
Feuersgefahr können übrigens kaum überraschen, wenn man bedenkt, daß selbst
in New-York eine große Zahl inmitten der Stadt gelegener Häuser aus
Holzpfosten mit Breterverschalung hergestellt sind, und damit auch alle
umliegenden Gebäude der größten Gefahr aussetzen. Kommt hierzu die
excessive, ununterbrochene Hitze der letzten Monate und die allgemeine
Spielerei mit allem möglichen Feuerwerk, die an besondern Festtagen
entfaltet wird, so ist es wohl erklärlich, daß am 4. Juli, dem
hundertjährigen Unabhängigkeitsfeste, allein in New-York an hundert
Häuser in Brand gerathen sind. Dieses Städtchen von einigen Tausend Einwohnern hat ein Reservoir, etwa
25m über dem Mittlern Niveau der Stadt
gelegen, mit 2000cbm Wasserinhalt; 6000m Rohrleitung von 200 und 160mm Durchmesser, welcher auf 20at geprüft sind, und 30 Feuerhydranten mit
Verschraubung für je 3 Schläuche. Die Pumpenstation ist ca. 1km,5 vom Reservoir am Ufer eines kleinen
Flusses errichtet und enthält zwei doppeltwirkende Pumpen, welche von einer Turbine
von 1700mm Druckhöhe und 1100mm Durchmesser angetrieben werden. Der
Antrieb der Pumpe P mittels der Zahnräder n und m von der Welle w aus, welche durch Kegelräder von der Turbine T bewegt wird, ist aus Figur 15 (Grundriß der
Pumpenstation) ersichtlich; hier ist jedoch die Turbine außer Eingriff gezeichnet
und statt dessen die Verbindung mit der Dampfmaschine D
hergestellt, welche bei eintretendem Wassermangel für die Turbine in Betrieb gesetzt
wird. Das Aus- und Einlösen der beiden Stirnräder m und n', welche die Verbindung der Pumpe mit
der Turbine oder mit der Dampfmaschine vermitteln, geschieht durch Schrauben und die
Griffräder g, g' von Hand.
Bei K ist der Kessel für den Betrieb der Dampfmaschine
– ein Röhrenkessel, welcher bei Feuersgefahr sofort angeheizt wird und rasch
Dampf liefert; bei L endlich befindet sich der
Compressionsapparat für die zum Betrieb des Steuercylinders erforderliche
comprimirte Luft.
25. Adjustirbarer Schraubenschlüssel
von O. T. Bedell in New-York. (Fig. 16 bis
18 [c/3].)
Derselbe ist in Fig.
16 und 17 in Ansicht und Schnitt dargestellt und besteht aus einem
Führungsprisma a mit angeschmiedetem Kopf, aus einem
darauf frei verschiebbaren Backen b (Fig. 18) und aus einer
Schraube r, welche durch eine geränderte Scheibe s verdreht wird und dabei die in a geführte Mutter m verschiebt. Am Backen b ist eine Blattfeder d,
welche längs des Prismas a schleift und b in jeder beliebigen Stellung festhält; der Schlüssel
kann somit leicht durch Verschiebung des Backens b bis
zum Anschlag an den zu fassenden Gegenstand geschlossen werden, worauf die Mutter
m durch Drehen der Scheibe s nachgerückt wird, bis sie an den Backen b
anstößt und dessen Rückgang bis zum Zurückschrauben der Mutter m verhindert. Dieser Schraubenschlüssel soll nach Angabe
des Erfinders alle andern in Stärke, Dauerhaftigkeit, Einfachheit und bequemer
Handhabung übertreffen; jedenfalls ist die Schraube hier keiner so schädlichen
Einwirkung ausgesetzt wie bei den bekannten sogen. französischen
Schraubenschlüsseln.
26. Apparat zum Anbohren von
Wasser- und Gasleitungsröhren; von Wm. Young in Easton, Pa. (Fig. 19 bis
25 [c/4].)
Die in Figur
19 in zusammengesetztem Zustande und in Fig. 20 bis 23 in ihren
einzelnen Theilen dargestellte Vorrichtung hat den Zweck, das Anbohren von
Wasser- und Gasleitungsröhren zu ermöglichen, während dieselben unter Druck
stehen, so daß Abzweigungen von denselben abgeleitet werden können, ohne die
Hauptleitung absperren zu müssen.Für diesen Zweck sind schon verschiedene Apparate angegeben worden, so z.B.
von Schäffer und Budenberg 1860 157 76; Upward *1861 162 107;
J. Sommerville *1862 165 182; Cordier *1864 174 174.
Zu dem Behufe wird der
in Figur 22
separat gezeichnete Bügel über das Rohr gelegt, das in Figur 20 dargestellte
Wechselgehäuse e mit dem Futter f und dem Kautschukring g auf das Rohr
aufgepreßt und abgedichtet, der Wirbel (Fig. 21) eingesetzt und
so gestellt, daß er dem in Figur 23
veranschaulichten Bohrwerkzeuge den Durchgang gestattet; auf dieses wird sodann eine
Ratsche r (Fig. 19) aufgesetzt und
der Bohrer mit der Körnerschraube k an das Rohr gerückt
und beim Arbeiten successive vorgeschoben. Das Werkzeug ist gleichzeitig Bohrer,
Reibahle und Gewindbohrer, so daß in einer Operation das Loch fertig gebohrt und
geschnitten wird, ohne daß jedoch das im Hauptrohre enthaltene Wasser aus dem
Wechselgehäuse dringen kann, nachdem der Bohrer durch das genau passende Futter f (Fig. 20) abgedichtet
wird. Um das etwa doch durchsickernde Wasser abzuleiten, ist im Wechselgehäuse eine
Bohrung angebracht, an welche ein Kautschukschlauch p
(Fig. 19)
angesetzt ist. Nach vollendeter Bohrarbeit wird das Werkzeug herausgezogen und der
Wechsel (Fig.
21) geschlossen, hierauf der in Figur 24 gezeichnete Hahn
h mit dem langen Ansatzrohr, dessen Durchmesser
selbstverständlich mit dem Bohrer übereinstimmt, in das Wechselgehäuse eingeführt,
der Wirbel geöffnet und das Zweigrohr h in das gebohrte
Loch eingeschraubt, worauf der Bügel vom Hauptrohre abgenommen und das zweitheilig
construirte Wechselgehäuse e abgeschraubt wird.
Für den Fall, als der in Figur 24 dargestellte
Hahn h vermieden werden soll, genügt es, ein Zweigrohr,
welches in der aus Figur 25 ersichtlichen Weise zusammengesetzt ist, in das Hauptrohr
einzuschrauben. Hier ist zwischen den beiden durch schwaches Anziehen der Muffe
verbundenen Röhren eine dünne Glasplatte eingelegt und durch Kautschukringe auf
beiden Seiten abgedichtet. Nach Befestigung des Rohres und Completirung der Leitung
wird dann die Communication mit dem Hauptrohr einfach dadurch hergestellt, daß das
eine der beiden Rohre fester angedreht wird, worauf die Glasplatte zerspringt und
die Splitter von dem durchströmenden Wasser rasch ausgewaschen werden.
27. Patterson's Druckblöcke für
Holzhobelmaschinen. (Fig. 26 [d/2].)
Die gewöhnlich bei Holzhobelmaschinen angewendeten Pressionsrollen haben den
Nachtheil, daß sie vermöge ihrer Form das zu hobelnde Bret nicht unmittelbar vor dem
Messerkopf halten können und so bei schwachen Bretern schädliche Schwankungen
gestatten, besonders, wenn das eine Ende eines zu hobelnden Bretes die
Frictionsrolle noch nicht erreicht oder schon verlassen hat, wie dies regelmäßig
beim Einschieben oder
Abnehmen eines Bretes geschieht. Um dies zu vermeiden, wendet C. R. Patterson aus Pittston (Pennsylvanien) zwei Reihen von
Druckblöcken an, welche vor und hinter dem Messerkopfe in je einem Querarme a oder b des
Maschinengestelles mit Frictionsrollen gehalten und durch Kautschukfedern f und g, welche durch
Schrauben s und t
anzuspannen sind, unabhängig von einander nach abwärts gedrückt werden. Auf diese
Weise können sich die Blöcke genau den Unebenheiten des eintretenden Bretes
anschmiegen und halten es auf beiden Seiten des Messerkopfes fast unmittelbar bei
der Schnittkante fest. Da bei den amerikanischen Holzhobelmaschinen die Messer in
der Richtung gegen die Bewegung der herankommenden rauhen Holzoberfläche
arbeitenVgl. Prechtl's technologische Encyklopädie, 3.
Supplementband S. 493., so verhütet der Druckblock auch das Reißen und Splittern des Holzes.
28. Raddin's automatisch schließende
Waggonkupplung. (Fig. 27 [d/4].)
Nachdem die amerikanischen Wagenkupplungen durchaus ohne Vorrichtungen zum Verlängern
oder Verkürzen, nachdem sie ferner alle einseitig sind, ohne Nothketten und ohne
Höhenadjustirung, so ist auch die Construction einer automatisch schließenden
Kupplung eine außerordentlich leichte Aufgabe, und wir führen die in Figur 27 skizzirte
Kupplung als einfachste und beste verschiedener ähnlichen Ausstellungsobjecte
hauptsächlich deshalb hier an, um darzulegen, wie verschiedene Gestalt dasselbe
technische ProblemVgl. Fuchs *1874 212
203. Brockelbank *1875 216 24. Massing *1875 218 23. Obermaier
*1876 219 494. unter verschiedenen Himmelsstrichen annehmen kann.
A ist ein gußeiserner Barren, welcher mit dem
Wagengestelle verbunden ist, und der vorn in einen offenen Kasten ausgeht, welcher
durch eine Scheidewand in zwei Theile getheilt ist, um je nach der Höhenlage der zu
kuppelnden Wagen den Kupplungsbügel oben oder unten einzulegen; bei zu großen
Höhendifferenzen pflegt man auch abgebogene Kupplungsglieder zu nehmen, deren der
Zugführer immer welche im Vorrath hat. Insoweit stimmt die hier skizzirte Kupplung
vollkommen mit der gewöhnlichen und allgemein verbreiteten überein, bei welcher es
die Aufgabe des bedienenden Arbeiters ist, den Kupplungsbügel der einen in die
Oeffnung der andern Kupplung einzuführen und nach erfolgtem Zusammenstoßen der
Waggons den Kupplungsbolzen durchzustecken. Statt dessen hat die Raddin'sche
Kupplung den Kupplungsschuh in der Mitte gespalten und eine Klaue c eingesetzt, die um einen Zapfen i drehbar ist und in Folge ihres Uebergewichtes sofort nach vorwärts fällt, sowie die
Kupplungsbolzen ausgezogen und der Bügel ausgehängt ist. Dabei unterstützt die
vorgefallene Klaue c den Bolzen b in seiner höchsten Stellung, wie dies auf der linken Seite der Figur 27
dargestellt, während auf der rechten Seite ersichtlich ist, wie der Kupplungsbügel
bei zurückgeschobener Klaue c im Innern des Gehäuses
festgehalten und am Herabsinken gehindert wird. In dieser Lage genügt es dann
einfach, die Waggons zusammen zu schieben, worauf die Klaue c der linken Seite zurückweicht, der Kupplungsbolzen b einfällt und die Kupplung geschlossen ist.
(Fortsetzung folgt.)