Titel: | Heizkessel für Warmwasserheizungen; von Hermann Fischer. |
Autor: | Hermann Fischer |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 424 |
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Heizkessel für Warmwasserheizungen; von Hermann Fischer.
Mit Abbildungen auf Taf.
X [a/1].
Fischer's Heizkessel für Warmwasserheizungen.
Für die Erwärmung von Wohnräumen, Gewächshäusern u.s.w. mit warmem Wasser ist in der
Regel die Bequemlichkeit der Bedienung eine so berechtigte Forderung, daß man zu
ihren Gunsten unbedenklich das Opfer theueren Brennmaterials bringen kann. So finden
wir von verschiedenen Constructeuren Koke als Brennmaterial angewendet, um sogen.
Füll- oder Schüttfeuerungen benützen zu können. Wenn diese richtig angeordnet
werden, so bedürfen sie nicht allein wenig Bedienung während des Tages, so daß sie
stundenlang ohne jede Beaufsichtigung gelassen werden können, sondern sie gestatten
auch eine letztmalige Beschickung des Abends, welche das Feuer während der Nacht
nährt, so daß das Wasser der Heizung am Morgen noch fast seine normale Temperatur
hat. Dieses letztere ist von hervorragendem Werth namentlich für Gewächshäuser,
deren dünne Glaswände und leichte Eisenconstruction eine sehr geringe Wärmecapacität
besitzen, so daß im Interesse einer gleichförmigen Temperatur der Räume eine
möglichst gleichförmige Wärmeabgabe des Heizkörpers erforderlich ist. Man wählt
deshalb den Fassungsraum der Heizkörper gegenüber deren Wärme abgebenden Flächen
recht groß; man gibt den Heizröhren einen großen Durchmesser, damit dieselben für
jeden Quadratmeter der Heizfläche möglichst viel Wasser enthalten. Wenn das Feuer
aber des Abends ausgelöscht war, so werden so bedeutende Anforderungen an den
Wärmegehalt der in Rede stehenden Wassermassen gestellt, daß deren Temperatur
erheblich sinkt, mit ihr natürlich die Wärmeabgabe an die umgebende Luft. Nach
Beginn des Heizens, am Morgen, muß nothwendigerweise zunächst die dem Wasser
entzogene Wärmemenge ersetzt werden, bis die normale Wärmeabgabe wieder eintritt. Da
dies nur zu einer Zeit geschieht, während welcher in der Regel – wegen der
niedrigen Temperatur im Freien – die stärksten Anforderungen an die Heizanlage gemacht
werden, so ist ein intensives Bedienen der Feuerung erforderlich, dem später ein
mäßigeres Feuern zu folgen hat. Hierdurch ist es dem Heizer sehr erschwert, sich ein
nothwendiges praktisches Gefühl für den erforderlichen Grad des Heizens zu
verschaffen.
Für Wohnungen kommt hauptsächlich die bequeme Bedienung in Frage, indem die Feuerung
des Heizkessels irgend einem Dienstboten, welcher seine andern Obliegenheiten nicht
vernachlässigen darf, als Nebengeschäft übertragen zu werden pflegt. Daneben ist die
gleichförmige Erwärmung gewiß auch eine große Annehmlichkeit. Die Verwendung eines
um 10 bis 15 Proc. theueren Brennmaterials, der Koke, ist daher angesichts der damit
verbundenen Vortheile gewiß zu rechtfertigen.
Trotzdem findet man derartige Wasserheizkessel mit Schüttfeuerung fast gar nicht
beschrieben. Das mag es rechtfertigen, daß ich hier zwei Kesselconstructionen
veröffentliche, welche von mir vielfach ausgeführt worden sind. Es stellen zunächst
die Figuren
21 bis 24 in 1/30 natürlicher Größe einen Kessel für eine größere Anlage dar.
Figur 21
ist ein Verticalschnitt, Figur 22 eine
Vorderansicht, Figur 23 ein Horizontalschnitt, nach Wegnahme des Kessels, und Figur 24 zur
Hälfte ein Horizontalschnitt durch den Kessel nebst dessen Mauerwerk, zur Hälfte
eine Oberansicht desselben. Vier derartige Kessel sind neben einander aufgestellt
und dienen für ein und dieselbe Leitung.
Der eigentliche Kessel A besteht aus zwei concentrischen
Blechcylindern, zwischen welche Flacheisenringe – je einer an jedem Ende
– genietet sind, so daß ein wasserdichter Hohlcylinder entsteht. Mit diesem
Kessel sind zwei gußeiserne Rohrstutzen B durch Nieten
verbunden, welche, je an einem Rande befindlich, die Zu- und Abführung des
Wassers vermitteln. Zu dem Zwecke sind die Stutzen in der Nähe des Kessels flach
geformt (vgl. besonders Figur 22), während sie an
dem entgegengesetzten Ende, mit welchem sie an die Leitungsröhren C und D geschraubt werden,
kreisförmig sind. Der Kessel A ruht auf einer
gußeisernen viereckigen Platte H, die ihrerseits mit
drei Kanten auf Mauerwerk, mit der vierten Kante auf den Rahmen der Thür J sich stützt. Die innere Fläche der Ummauerung K ist dem Kessel concentrisch; aus ihr hervor treten
zwei Zungen L (in Fig. 21 und 24
ersichtlich), welche nicht bis auf die Platte H reichen.
Am obern Ende des Kessels schließt sich das Mauerwerk auf dem halben Umfange
– von Zunge L zu Zunge L – dicht an den Kesselrand, und befindet sich hier der Rauchcanal
M, welcher die abgekühlten Verbrennungsgase dem
gemeinschaftlichen Rauchcanal N zuführt. Der andere
halbe obere Kesselrand steht soweit von dem dort nach innen übergekragten
Mauerwerk zurück (Fig. 21), daß ein niedriger aber breiter Canal frei bleibt. Die obere
Fläche des Mauerwerkes ist mit einer eisernen Platte O
bedeckt, in der ein ausgemauerter Deckel P liegt,
welcher das Ganze oben schließt. Unten begrenzt ein Rost Q den innern Raum des Kessels. Der Rost Q wird
durch die kleine, mittels Klappe p zu verschließende
Oeffnung des Deckels P gespeist.
Die Verbrennungsgase steigen zunächst im Innern des Kessels empor, überschreiten
dessen freie Kante und bespülen seine halbe äußere Fläche, indem sie sich nach unten
bewegen, passiren die beiden von den Zungen L
freigelassenen Räume (vgl. Fig. 21) in horizontaler
Richtung, um aufwärts strömend an die andere Hälfte der Kesselaußenfläche Wärme
abzugeben, und gelangen, den Canal M passirend, in den
gemeinschaftlichen Rauchcanal N. Die Regulirung des
Zuges geschieht theils mittels des durchbrochenen Schiebers i der Thür J, theils durch den Schieber m des Canales M.
Der Rost Q ist in einem Stück gegossen, mit ihm zwei
Zapfen a, a, deren gemeinschaftliche Achse hinter dem
Mittelpunkte des Rostes liegt. In der Platte H befinden
sich zwei Schlitze, deren Lage und Weite der Lage und Dicke der Zapfen a, a angepaßt ist. Nachdem diese beiden Schlitze von
unten mit kleinen Deckeln geschlossen sind und der auf der Platte stehende
Kesselrand dieselben von oben geschlossen hat, bilden sie sichere Lagerungen für die
Zapfen a, a des Rostes. Den nöthigen dritten Stützpunkt
des Rostes bietet das aufgebogene Ende des Schiebers d.
Soll der Rost gereinigt werden, was bei mittelgutem Brennmaterial etwa jeden zweiten
Tag nöthig wird, so schließt man die Thür J nebst dem
Schieber i und auch den Rauchschieber m, und zieht den Schieber d
nach außen, worauf der Rost, sich um seine Zapfen a, a
drehend, umkippt und Schlacken sowie andere Unreinigkeiten in den Aschenraum
abwirft. Nachdem man vermuthen kann, daß sich der aufgewirbelte Staub gelegt, öffnet
man die Thüre J, ergreift mit einem Haken die mit dem
Rost verbundene Oehse e, zieht den Rost in seine
horizontale Lage zurück und schiebt den Schieber d vor.
Die Reinigung findet daher rasch und mit geringer Mühe statt. Die Verstopfungen des
Rostes durch Asche werden von Zeit zu Zeit mittels eines Hakens gehoben, welcher
durch die Schlitze des Schiebers i gesteckt wird. Eine
Auswechslung des Rostes kann leicht stattfinden nach Wegnahme der Deckel, welche den
Boden der Lagerungen von a, a bilden. Der Ruß u.s.w.,
welcher sich in der ringförmigen hohlen Umfassung des Kessels ablagert, wird entfernt durch
die vier ovalen Handlöcher h; dieselben sind mit
leichten Deckeln geschlossen.
Zu weiterer Orientirungs mag noch erwähnt werden, daß C
das Rohr bezeichnet, welches das abgekühlte Wasser den Heizkesseln zuführt, während
E das warme Wasser in die zu beheizenden Räume
leitet. F bezeichnet ein in Metall gefaßtes Thermometer,
dessen Kugel unmittelbar vom Wasser umspült wird.
Einen Kessel für kleinere Anlagen zeigen die Figuren 25 bis 27 in 1/20 der
wahren Größe. Figur
25 ist ein Verticalschnitt durch die Achse des Kessels und diejenige
seines Schürhalses; Figur 26 linke Hälfte zeigt einen Schnitt durch den halben Schürhals und
einen Theil des Mauerwerkes, rechte Hälfte eine halbe Vorderansicht; Figur 27 endlich ist zur
Hälfte ein Horizontalschnitt durch den Kessel mit Schürhals, zur Hälfte ein solcher
über dem Schürhals.
Die obere Partie des Kessels A (Fig. 25) ist in derselben
Weise construirt, wie der betreffende Theil des vorhin beschriebenen Kessels. Unten
dagegen haben beide Blechcylinder winkelrechte Ansätze, die an ihrem Ende wieder
durch zwischengenietetes Flacheisen verbunden sind und den Schürhals B bilden. Der Kessel ist unten durch eine angenietete
ebene Platte geschlossen, welche auf dem Boden ruht. Der Schürhals wird durch zwei
halbe Klappen C geschlossen, die auf dem festen Bolzen,
um welchen sie sich drehen, in der Richtung des Bolzens verschiebbar sind. Das
Mauerwerk umschließt den Kessel concentrisch, einen ringförmigen Raum für die
Verbrennungsgase freilassend, und der ganze Feuerraum ist durch einen ausgemauerten
Deckel D geschlossen, in welchem sich die verschließbare
Oeffnung zum Einwerfen des Brennmaterials befindet.
Der Kessel hat keinen Rost; die Luft wird seitwärts durch den Schürhals eingeführt,
wie es bei den Meidinger'schen Füllöfen, die mir bei der ersten Ausführung eines
solchen Kessels als Muster dienten, der Fall ist. Wenn noch erwähnt wird, daß E (Fig. 25 und 27) den
Rauchabzugscanal bezeichnet, so ist die Bewegung des Rauches, von seinem
Entstehungsorte aus bis zum Verlassen des Heizkessels, ohne weiteres klar.
Das Rohr F führt das abgekühlte Wasser in den Kessel
zurück, das Rohr H das erwärmte Wasser zu den
Heizkörpern. J bezeichnet durch Thüren verschließbare
Oeffnungen zur Entfernung von Ruß und Flugasche.
Die Regulirung des Feuers geschieht hier ausschließlich durch das Verschieben der
Thüren oder Klappen C. Sobald eine Ansammlung von Asche
und Schlacke den Zug zu sehr erschwert, wird dieselbe mittels einer Schaufel
herausgenommen. Bei einiger Aufmerksamkeit kann das Feuer während des ganzen Winters
im Betriebe gehalten werden, so daß die Bedienung der Feuerung im Aufgeben von Koke
und Herausnehmen von Asche und Schlacke besteht.
Hannover, Juni 1876.