Titel: | Mittheilungen über neue Handfeuerwaffen; von F. Hentsch, Hauptmann a. D. in Berlin. |
Autor: | F. Hentsch |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 510 |
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Mittheilungen über neue Handfeuerwaffen; von
F. Hentsch, Hauptmann a. D.
in Berlin.
Mit Abbildungen auf Taf.
XII [a/1].
Hentsch, über neue Handfeuerwaffen.
Gewehrsystem Keßler, Modell
1876.
In jüngster Zeit ist von dem Büchsenmacher Fr. Wilh. Keßler in Suhl unter Zugrundelegung des Peabody-Gewehres (* 1866
182 278) eine Handfeuerwaffe (Fig. 5 bis 8) construirt worden,
welche zur Classe der Hinterladeblocksysteme gehört. Ebenso wie bei den sämmtlichen
andern Waffen dieser Gattung ist auch bei diesem Modelle auf das hintere Ende des
Laufes eine oben und unten offene, kastenartige Hülse A
zur Aufnahme des Verschlußblockes aufgeschraubt; indessen hat dieselbe hier eine
solche Einrichtung erhalten, daß nicht wie bei dem Peabody-Gewehre der Schaft
aus zwei vollständig gesonderten Theilen, sondern aus einem Stücke besteht, wodurch
die Einfachheit und besonders die Solidität der Waffe außerordentlich gewonnen hat. Zu
diesem Zwecke reichen die Seitenwände der Hülse A nicht
ganz nach unten durch den Schaft hindurch, sondern nur bis etwas unter die Hälfte,
und bewegen sich die Verschluß- und Schloßtheile somit nicht mehr allein
zwischen den Seitenwänden der Hülse, sondern auch zwischen denen des Schaftes. In
dem hintern Theile der Hülsenseitenwände, und zwar etwas tiefer als die Seelenachse,
befinden sich zwei mit einander correspondirende, cylindrische Bohrungen a (Fig. 6) zur Aufnahme des
Pivotbolzens B des Verschlußblockes C.
Das durch diesen Bolzen festgehaltene Verschlußstück C
entspricht in der Hauptsache demjenigen des Peabody-Gewehres. Die bei allen
sonstigen Blocksystemen auf der obern Seite befindliche muldenförmige, zum
Einbringen und Auswerfen der Patrone dienende Vertiefung ist durch die
eigenthümliche, mehr geschweifte Form der obern Fläche des Verschlußstückes in
Fortfall gekommen. Letzteres enthält der Länge nach eine am vordern Ende conische,
in dem Mittlern längsten Theile quadratische, hinten absatzartig sich erweiternde
und hier cylindrische Form annehmende Bohrung für den Schlagbolzen D. Etwa in der Mitte derselben tritt von unten eine in
der untern Verschlußstückwand angebrachte Schraube b bis
in sie hinein und begrenzt dadurch das Vor- und Zurückbewegen des
Schlagbolzens D, daß ihr Ende zwischen zwei an der
untern Seite des letztern angebrachte kleine Ansätze c
tritt.
Der ebenso wie bei dem Peabody Gewehre an der untern Seite des Verschlußblockes
angebrachte Haken d ist nach vorn derartig geöffnet, daß
der bei dem Oeffnen und Schließen der Waffe in ihm liegende und das Verschlußstück
bewegende Hebelarm f bei geschlossenem Gewehre nach vorn
aus ihm heraustreten, senkrechte Lage annehmen, sich unter die untere Fläche des
Verschlußstückes C legen und dadurch das Gewehr in
geschlossenem Zustande erhalten kann.
Die hintere Fläche des Blockes besitzt nicht wie bei den Peabody- und den
meisten diesem Systeme nachgebildeten Waffen die Gestalt eines Kreisabschnittes,
sondern bildet in dem über dem Pivotbolzen B liegenden
Theile eine ebene Fläche g, welche bei geschlossenem
Gewehre senkrechte Lage einnimmt, sich gegen eine gleiche Fläche der hintern
Hülsenwand legt, in Höhe der Laufbohrung sich befindet und den Rückstoß des
Verschlußstückes bei dem Schusse aufnimmt. Unter dem Pivotbolzen ist die hintere
Fläche abgerundet.
Die zur Aufnahme des Pivotbolzens in dem Verschlußblocke vorhandene, horizontale,
quer hindurchgehende, cylindrische Bohrung a ist hinten
geöffnet, und bewegt sich der Bolzen B zum Theile noch
in einer diese Bohrung vervollständigenden, flachen Vertiefung der hintern
Hülsenwand, durch welche
Einrichtung die Herausnahme und das Einsetzen des Verschlußstückes ungemein
erleichtert ist.
Hinter dem oben erwähnten Haken d ist an der untern
Verschlußstückfläche der Längs nach eine verticale, oben abgerundete Auslassung h vorhanden, in welcher die Schlagbolzenbohrung mündet,
und welche den erforderlichen Spielraum zum Bewegen des Schlagstückes F bietet. Diese Auslassung reicht in ihrem hintern
Theile bis in die Pivotbolzenbohrung, in ihrer obern Fläche ist der Länge nach eine
Rinne i senkrecht über der Seelenachse angebracht, in
welche bei dem Abschießen ein an dem obern Ende des Schlagstückes F befindlicher Ansatz, dessen Zweck wir später kennen
lernen werden, tritt.
Der an seinem rechten Ende mit einem Flügelgriffe behufs Handhabung versehene
Pivotbolzen B wird durch eine in einer Auslassung an ihm
befestigte kleine, äußerlich bei dem Niederdrücken sich mit ihm vergleichende Feder
E gehalten, deren an ihrem Ende befindlicher Ansatz
oder Griff sein Herausfallen verhindert. Derselbe besitzt ferner in seiner Mitte
eine Auslassung k, welche der soeben besprochenen Rinne
des Verschlußblockes entspricht. Ist erstere nach unten gelehrt, so bildet sie die
Fortsetzung der letztern nach hinten, und kann der Schlagbolzen vorschnellen; wird
aber der Pivotbolzen um etwa 90° nach vorn gedreht, so tritt sein voller
Theil nach unten, die Verschlußblockrinne i wird nach
hinten geschlossen, das Schlagstück F kann somit nicht
in dieselbe eintreten, also nicht vorschnellen und deshalb ein Abschießen des
Gewehres nicht erfolgen. Hierdurch ist somit eine Ruhestellung des Gewehres
herbeigeführt und zu diesem Zwecke auf der obern Schlagstückfläche der oben erwähnte
schmale Ansatz angebracht. Um das willkürliche Drehen des Bolzens zu verhindern,
sind in der Bolzenbohrung a der linken Hülsenwand zwei
kleine Auslassungen angebracht, in welche ein kleiner Ansatz der Bolzenfeder E sich legt. Es muß somit vor dem Drehen des Bolzens B die Feder E erst so weit
niedergedrückt werden, daß ihr Ansatz aus der betreffenden Auslassung heraustritt.
Behufs Ruhestellung wird der Bolzen nach vorn, zum Abschießen nach rückwärts
gedreht.
Die übrigen Schloßtheile sind an dem mit der Hülse in keinem Zusammenhange stehenden
Abzugsbleche G angebracht. Letzteres ist durch zwei an
seinem vordern Ende befindliche, über eine an der untern Schaftseite angebrachte
Eisenplatte tretende Haken I, ferner die Kreuzschraube und eine durch sein hinteres
Ende hindurch gehende Holzschraube in dem untern Schafttheile befestigt. Auf dem
vordern Ende des Abzugsbleches G sind zwei niedrige
Backen angebracht, auf deren oberer Fläche je eine seichte, einen Kreisabschnitt
bildende Auslassung behufs Aufnahme der seitwärtigen Ansätze des Ejectors H, um welche sich letzterer dreht, eingearbeitet ist.
Der zugehörige größere Theil der cylindrischen, für diese Ansätze bestimmten Lager
befindet sich in der untern Hülsenwandfläche, und fällt der Ejector bei Abnahme des
Abzugsbleches von selbst nach unten aus dem Schafte heraus. Der Ejector entspricht
demjenigen des Peabody-Gewehres, besteht aus zwei annähernd einen rechten
Winkel mit einander bildenden Theilen und umfaßt die Patrone in ihrer untern Hälfte
mit zwei Armen.
Hinter dem Ejector H ist in einer senkrechten Auslassung
des Abzugsbleches mittels einer horizontalen Schraube der zum Bewegen und
Feststellen des Verschlußstückes bestimmte Hebel K
befestigt. Derselbe besteht aus dem langen, zugleich als Abzugsbügel dienenden, an
der untern Seite des Abzugsbleches liegenden und dem kurzen, senkrecht zu ersterm
stehenden Hebelarme f und ist in verticaler Richtung
drehbar. Der kurze, oben eine ebene, hinten abgerundete Fläche besitzende Hebelarm
f legt sich bei geschlossenem Gewehre unter das
Verschlußstück C und hält letzteres in gehobener Lage
fest; bei dem Oeffnen tritt er in den Haken d des
letztern und veranlaßt die Drehung desselben.
Der Hebel K wird an der untern Abzugsblechfläche bei
geschlossenem Gewehre durch eine besondere, nach oben gerichtete und hinten federnde
Feder L gehalten, welche mittels einer Schraube auf der
obern Fläche seines hintern Endes befestigt ist und unter einen Ansatz des
Abzugsbleches G tritt. Die Drehung des Bügels wird durch
einen nach vorn hervorstehenden, sich bei geöffnetem Gewehre gegen die untere
Abzugsblechfläche legenden Ansatz m an dem vordern Ende
des langen Hebelarmes begrenzt.
Hinter dem kurzen Hebelarme f ist zwischen zwei
senkrechten, seitwärtigen Backen des Abzugsbleches G
mittels einer durch letztere quer hindurchgehenden, horizontalen Schraube das
Schlagstück F befestigt. Dasselbe besteht aus zwei unter
rechtem Winkel zu einander stehenden Armen. Der senkrechte, als eigentliches
Schlagstück dienende Arm n bewegt sich in der hintern
Auslassung h des Verschlußstückes C und besitzt auf seiner obern Fläche einen schmalen Ansatz, welcher, wie
wir oben bereits erwähnt haben, in die Rinne i des
Verschlußstückes und des Pivotbolzens tritt. Der wagrechte, nach hinten gerichtete
Arm o ist mit einer senkrechten Auslassung versehen, in
welche ein Kettchen N mit seinem untern Ende eingehakt
ist, während der obere Theil desselben mit dem obern, nach aufwärts federnden Arme
der Schlagfeder O in Verbindung steht. Auf das hinter
der Kette N befindliche Ende des Schlagstückes F legt sich der untere Schlagfederarm p.
Die Schlagfeder O besitzt zwei Arme, von denen der obere
q, wie soeben erwähnt, als eigentliche Schlagfeder
dient, während der untere, kräftigere Arm p bei
gespannter Waffe sich auf die obere Fläche des hinter der Pivotschraube liegenden
Theiles der Stange P legt, somit als Stangenfeder dient,
außerdem aber auch die Aufgabe hat, nach erfolgter Entzündung der Patrone sofort das
vorgeschnellte Schlagstück F wieder so weit
zurückzuziehen, daß der Schlagbolzen D zurücktreten kann
und seine Spitze nicht mehr nach vorn aus dem Verschlußblocke hervorsteht. Die Feder
ist mit ihrem hintern, stärkern Theile in Auslassungen zweier Abzugsblechansätze,
zwischen denen auch der Abzug angebracht ist, befestigt.
Die Stange P ist mittels einer horizontalen Schraube
zwischen den Ansätzen des Abzugsbleches G befestigt,
tritt mit ihrem vor der Schraube liegenden Schnabel r in
die Rast des hintern Armes des Schlagstückes bei gespanntem Gewehre und wird darin
durch den auf ihr hinteres Ende drückenden, als Stangenfeder dienenden Arm p, welcher den vordern Theil der Stange P stets zu heben strebt, gehalten. Der Abzug R legt sich mit seinem obern Theile unter den hintern
Stangenarm.
Was das Zusammenwirken der Schloß- und Verschlußtheile betrifft, so nehmen
dieselben bei abgeschossenem und geschlossenem Gewehre folgende Stellung zu einander
ein.
Der Schlagbolzen D steht nicht über die vordere Fläche
des Verschlußstückes C hervor; letzteres liegt mit
seiner vordern Fläche an der hintern Seite des Laufes und des Patronenbodens, seine
hintere Seite stützt sich in ihrem obern Theile g gegen
die hintere Hülsenwand und wird in dieser Stellung durch den unter seiner untern
Fläche liegenden,. kurzen Hebelarm f erhalten. Der
Pivotbolzen B hat eine solche Lage, daß seine Auslassung
k die Verlängerung der Rinne i des Verschlußstückes bildet. Das Schlagstück F liegt an der hintern Fläche des Schlagbolzens D und Verschlußstückhakens d, die Schlagfeder
O ist abgespannt, der untere Schlagfederarm p liegt auf den Backen des Abzugsbleches und dem
horizontalen Arme des Schlagstückes o, der Hebel K wird in seiner Lage durch die an seinem hintern Ende
befestigte und unter den nasenförmigen Ansatz des Abzugsbleches G greifende Feder L
gehalten. Der Ejector H endlich liegt mit seinen beiden
nach oben gerichteten Armen vor dem Patronenbodenwulste.
Behufs Ladens der Waffe wird der Hebel K unter kräftigem
Drucke niedergelegt, seine Feder L tritt aus dem Ansatze
des Abzugsbleches G, und wird dem Niedergehen des langen
Armes dadurch eine Grenze gesetzt, daß sein vorderer Absatz m die untere Fläche des Abzugsbleches G
trifft. Der kurze, senkrechte Hebelarm f tritt in Folge
dessen in den Haken d des Verschlußstückes C,
geht nach hinten und veranlaßt dadurch das letztere zu einer Drehung um den
Pivotbolzen. Die hintere Fläche des Hakens d drückt
gegen das Schlagstück F, zwingt dieses zu einer Drehung
nach hinten und zwar so weit, daß bei völligem Niederlegen des Verschlußstückes C die Stange P in die
Spannrast einspringt. Da letztere entfernter von dem Drehpunkte des Schlagstückes
F ist als derjenige Theil des letztern, gegen
welchen sich die Stange bei abgeschossenem Gewehre legt, so wird der Schnabel r der Stange P
niedergedrückt, ihr hinterer Theil gehoben und gegen den untern Schlagfederarm
gepreßt; der Schnabel r kann somit nicht aus der Rast
heraustreten. Das Gewehr ist also gespannt.
Das vordere Verschlußblockende trifft bei dem Niedergehen den horizontalen Arm des
Ejectors H, dieser dreht sich in Folge dessen um seine
Pivotansätze, und wirft sein nach oben gerichteter Theil die Hülse der
abgeschossenen Patrone aus dem Laufe heraus.
Nach Einführung der neuen Patrone wird der Hebel K so
weit gehoben, daß seine Feder L in den betreffenden
Ansatz des Abzugsbleches G einspringt. Der kurze
Hebelarm f hat dabei das Verschlußstück C gehoben, ist aus dessen Haken d und unter die vor diesem liegende untere Fläche desselben getreten, hält
das Verschlußstück somit unverrückbar fest. Bei dem Hochgehen hat die vordere
conische Spitze des bei dem Oeffnen etwa vorgeschnellten Schlagbolzens D die hintere Lauffläche getroffen, ist in das
Verschlußstück zurückgedrückt und sein hinteres Ende in Folge dessen aus der Bohrung
des letztern nach hinten herausgetreten. Alle andern Theile sind in ihrer Stellung
unverrückt geblieben.
Behufs Abschießens des Gewehres wird mittels eines Druckes gegen den Abzug R das vordere Ende r der
Stange P aus der Rast des Schlagstückes F gehoben, dieses frei, von dem in Thätigkeit
gelangenden Arme q der Schlagfeder O vorgeschnellt, trifft den Schlagbolzen D, schleudert ihn ebenfalls vor gegen das Centrum des
Patronenbodens und erfolgt die Entzündung der Patrone. Bei dem Vorschnellen des
Schlagstückes F ist sein oberer Ansatz in die
betreffende Rinne i des Verschlußblockes C, sein hinterer horizontaler Arm o über die Ansätze des Abzugsbleches G nach
oben hervorgetreten; derselbe hebt den untern Schlagfederarm p und spannt letztern. In dem Augenblicke, in welchem das Schlagstück F die hintere Verschlußblockfläche trifft, wird der
obere Schlagfederarm q außer Thätigkeit gesetzt, der
untere, stärkere Arm p gelangt in Wirksamkeit, drückt
den horizontalen Schlagstückarm o nieder, bis daß er auf
der obern Fläche der Abzugsblechansätze wieder aufliegt, dreht somit das Schlagstück
um seine Pivotschraube nach hinten, und wird dadurch die hintere Fläche des
Schlagbolzens D freigelegt. Letzterer kann nunmehr
zurückgehen und wird hierzu durch die auf das Zündhütchen im Patronenboden wirkenden
und dasselbe zurückdrückenden Pulvergase veranlaßt. Der Schlagbolzen wird so weit
zurückgeführt, daß er nicht nach vorn über die Verschlußstückfläche hervorsteht und
dadurch Veranlassung zu Hemmungen gibt.
Die Waffe erfordert somit zum Laden nur zwei Griffe, nämlich
1) Niederlegen des Hebels, d.h. Oeffnen des Gewehres,
2) Hochheben des Hebels, d.h. Schließen des Gewehres.
Die Ruhestellung wird, wie schon erwähnt, durch den Pivotbolzen B des Verschlußstückes C in
der Weise bewirkt, daß dieser um etwa 90° nach vorn gedreht wird. Dadurch
gelangt die in ihm enthaltene Auslassung k nach oben,
der volle Bolzentheil nach unten, derselbe legt sich mit seiner runden Fläche gegen
die vordere Fläche des Schlagstückes F, drückt es noch
etwas zurück, so daß es nicht vorschnellen kann; außerdem ist aber auch das
Herausheben der Stange P aus der Rast unmöglich, da die
Schlagfeder O gespannt ist, d.h. ihre beiden Arme dicht
auf einander gepreßt sind. Da nun der obere Arm q durch
das Schlagstück F an einem Ausweichen nach oben
verhindert wird, so ist dadurch auch der untere Arm p in
seiner Stellung fixirt, und da gegen dessen untere Fläche sich wieder der hintere
Theil der Stange P legt, so kann diese ebenfalls nicht
gehoben, ihr vorderer Schnabel r also auch nicht aus der
Rast entfernt werden. Die Ruhestellung ist daher absolut sicher, da der Pivotbolzen
B durch seine Feder E an
einem freiwilligen Drehen verhindert wird.
Was das Auseinandernehmen und Zusammensetzen der Waffe betrifft, so ist dasselbe,
sobald nur eine oberflächliche Reinigung erfolgen soll, leicht, wenn auch nicht ohne
Anwendung eines Schraubenziehers ausführbar.
Um das Verschlußstück C aus der Hülse A zu entfernen, ist nur die Herausnahme des Pivotbolzens
B erforderlich. Letzteres erfolgt, indem man seine
Feder E niederdrückt und ihn dann seitwärts aus der
Hülse A herauszieht. Alsdann wird das Gewehr mit dem
Laufe nach unten gekehrt, und fällt das Verschlußstück C
aus der Hülse A heraus. Zum Entfernen des Schlagbolzens
D aus letzterm ist das Herausschrauben der seine
Vor- und Rückwärtsbewegung begrenzenden Schraube b erforderlich.
Um die übrigen Schloßtheile aus einander zu nehmen, muß die Kreuz- und
Abzugsblechschraube entfernt werden, worauf man das Abzugsblech G aushaken und mit den an ihm befindlichen Schloßtheilen
abnehmen kann. Der Ejector H fällt nach der Abnahme des
Abzugsbleches G von selbst aus dem Schafte heraus.
Die Abnahme der andern Schloßtheile, wie Hebel, Schlagstück, Stange etc. bedingt das
Entfernen ihrer betreffenden Schrauben.
Das Zusammensetzen erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.
Was endlich den Werth der Waffe betrifft, so sind an derselben folgende Vorzüge
hervorzuheben:
1) Der ungetheilte, aus einem Stücke bestehende Schaft, wodurch
die Solidität derselben ungemein gewonnen hat. Da die Seitenwände der Hülse die
Schaftwände innerhalb des Schloßkastens nicht vollständig decken, so könnte
unter ungünstigen Verhältnissen bei dem Platzen einer Patronenhülse und
Ausströmen einer großen, bedeutende Expansivkraft besitzenden Gasmenge nach
hinten in dem Schloßkasten eine Beschädigung des Schaftes, event. Ausreißen
desselben, entstehen; allein zur Verhinderung des letztern ist zu jeder Seite
unmittelbar hinter dem Patronenboden in Höhe der Seelenachse je eine
Durchlochung in der Lauf-, Hülsen-, und Schaftwand behufs
Entweichens dieser schädlichen Gase angebracht.
2) Die vollständig sichere Feststellung des Verschlußblockes
durch den kurzen Hebelarm f, wodurch ein Aufspringen
desselben bei dem Schusse unmöglich gemacht ist.
3) Die Uebertragung des Rückstoßes des Verschlußstückes auf die
Hülse, somit Entlastung des Pivotbolzens, welcher bei den meisten Modellen
dieser Gattung den Rückstoß aufzunehmen hat.
4) Die Beseitigung der muldenförmigen Auslassung auf der obern
Fläche des Verschlußstückes, wodurch die Solidität des letztern erhöht und die
Herstellung erleichtert worden ist.
5) Die Einrichtung des Pivotbolzens in der Art, daß er nicht
allein als solcher, sondern auch zur Herstellung einer absolut sichern
Ruhestellung dient.
6) Die verhältnißmäßig geringe Stückzahl des Verschluß-
und Schloßmechanismus.
Diesen Vortheilen gegenüber stehen die Nachtheile, daß
1) zur gänzlichen Auseinandernahme des Mechanismus das Entfernen
einer großen Anzahl von Schrauben, somit die Anwendung eines besondern
Instrumentes unbedingt erforderlich ist (besondere Schwierigkeit verursacht noch
das Abnehmen der Schlagfeder);
2) das Zurücktreten des Schlagbolzens nach dem Schusse, besonders
bei einiger Verschmutzung, nicht genügend sicher gestellt ist, ein Vorschnellen
bei den Manipulationen des Ladens leicht wieder eintreten und dieser Umstand
Hemmungen herbeiführen kann.
Fassen wir Obiges kurz zusammen, so muß das Endurtheil dahin
gefällt werden, daß
die Waffe vollständig kriegsbrauchbar ist, allerdings aber noch eine Verbesserung in
Bezug auf die beiden letzten Uebelstände wünschenswerth erscheint.
(Fortsetzung folgt.)