Titel: | Continuirlich arbeitender Ofen zum Trocknen feuchter Gegenstande, besonders von Ziegelsteinen u. dgl. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 521 |
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Continuirlich arbeitender Ofen zum Trocknen
feuchter Gegenstande, besonders von Ziegelsteinen u. dgl.
Mit Abbildungen auf Taf.
XII [b.d/4].
Stegmann, über Bock's Trockenofen für Ziegel etc.
Dem Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen (1876 S. 234) entlehnen wir nach einem
von H. Stegmann erstatteten Berichte die nachstehende
Beschreibung des dem Ingenieur Otto Bock in Braunschweig
patentirten Canalofens zum Trocknen feuchter Gegenstände. Dieser dem bekannten
Bock'schen Canalofen zum Brennen von Ziegelwaaren u. dgl. (*1875 216 200) in der Form ähnliche Ofen dürfte vorzugsweise
zur künstlichen Trocknung von Ziegelsteinen und andern Thonwaaren zu empfehlen, mit
entsprechenden Abänderungen aber auch zum Trocknen anderer Substanzen verwendbar
sein. (Vgl. Wesenberg's Schmauchofen S. 428.)
Es kann als genugsam bekannt vorausgesetzt werden, daß zahlreiche Versuche gemacht
worden sind, die künstliche Trocknung in der Ziegelfabrikation einzuführen, bekannt
ist es aber auch, daß die damit erzielten Resultate den Erwartungen und
gerechtfertigten Anforderungen keineswegs entsprochen haben; daher erklärt es sich
denn leicht, daß man das künstliche Trocknen von Ziegelfabrikaten nicht nur für nicht rationell, sondern
sogar für unausführbar hält. Und so ist denn nach dieser Seite hin die
Ziegelindustrie, die doch sonst eine außerordentlich fortschrittliche Umgestaltung
erfahren hat, ganz und gar auf dem althergebrachten Standpunkte stehen geblieben,
indem sie das Trocknen ihrer Erzeugnisse der freien Luft anheimstellt, wodurch die
ganze Fabrikation von unberechenbaren Einflüssen abhängig wird. Wenn, wie es in
unseren Breiten nicht selten vorkommt, die atmosphärische Luft mit Feuchtigkeit
gesättigt ist, dann erfolgt die Verdunstung des in der Ziegelwaare vorhandenen
Wassers unregelmäßig und langsam, und nicht selten geschieht es unter solchen
Umständen, daß die bereits lufttrocken gewordenen Steine aus einer sehr feuchten
Atmosphäre wiederum Wasser aufnehmen. Das Trocknen an freier Luft leidet anderseits
aber auch noch an dem Uebelstande, daß manche Ziegelthone scharfen Luftzug oder
directe Sonnenstrahlen nicht vertragen, sowie endlich daran, daß Nachtfröste im
Frühjahr und Herbst sehr häufig erhebliche Verluste verursachen.
Die Eigenschaft der Luft, Wasser aufzunehmen, hängt von dem Grade ihrer Trockenheit
und ihrer Temperatur ab. Bei geringer Temperatur, wie im Frühjahr und Herbst, ist
ihre Fähigkeit, Feuchtigkeit zu absorbiren, sehr gering, im Sommer verhältnißmäßig
größer; so nimmt z.B. bei 10° 1cbm
Luft 8g,525, bei 20° 17g,396, bei 30° aber 31g,602 Wasser auf. Diese Zahlen sind indeß
nur theoretisch richtig, da die Luft nie absolut trocken, sondern stets mehr oder
weniger mit Feuchtigkeit gesättigt ist; jedenfalls aber ergibt sich aus diesen
Zahlen die Thatsache, daß das Trocknen um so günstiger und schneller von statten
gehen muß, je höhere Temperaturen dabei in Anwendung kommen, weil mit dem Steigen
der Temperatur die Menge der erforderlichen Luft bedeutend abnimmt. So beträgt
beispielsweise die zur Verdunstung des in 1000 Ziegelsteinen eingeschlossenen
Wassers von etwa 875k erforderliche Luft
bei 20° 50000cbm; hat die Luft aber
eine Temperatur von 30°, so sind zur Verdunstung dieser Wasserquantität nur
noch 25000cbm Luft nöthig. Daher leisten
Trockenapparate nicht nur dann den größten Dienst, wenn man die Luft möglichst hoch
erwärmt, sondern auch deshalb, weil man in diesem Falle die geringere, mit
Feuchtigkeit gesättigte Luftmenge schneller zu entfernen vermag.
Ist die Luft mit Feuchtigkeit vollständig gesättigt, so steht sie an der Grenze des
Thaupunktes; in diesem Stadium wirkt die geringste Temperaturerniedrigung in der
Weise, daß die Luft einen Theil ihres Wassergehaltes in Form von Thau fallen läßt.
Würde die Temperatur der Luft z.B. von 30° auf 20° sinken, so müßte
sie sich nothwendig der
dieser Temperaturerniedrigung entsprechenden Differenz ihres Wassergehaltes
entledigen. Diese Erscheinung muß bei einem Trockenapparate unter allen Umständen
verhindert werden; es ist deshalb erforderlich, daß die Luft, welche die verdunstete
Feuchtigkeit aufgenommen hat, in immer wärmere Theile des Trockenraumes gelangt, so
daß dieselbe niemals eine fallende, sondern steigende Temperaturtendenz besitzt, ein
Princip, welches bei dem Bock'schen Trockenofen zur wirksamsten Anwendung gekommen
ist.
Die Form des Bock'schen Trockenofens entspricht, wie oben schon erwähnt, im
Wesentlichen der des Canalofens; die innern Einrichtungen weichen dagegen bedeutend
von denen des Canalofens ab, wie sich schon aus dem Längendurchschnitt Figur 9
ergibt.
Der dem Schornstein zugekehrte größere Theil des Ofens zeigt im Querschnitt Figur 10 drei
verschieden functionirende, über einander liegende Theile, die sich im Längenschnitt
als Canäle darstellen. Der mittlere dieser Canäle A, der
eigentliche Trockenraum, ist nach unten und oben hin durch Eisenplatten, zum Theil
durch Mauerwerk begrenzt. Auf der Sohle des Trockenraumes befindet sich ein
Schienengleise, auf welchem die Trockenwagen Figur 11 durch den Ofen
gelangen. Die für den Ofen erforderliche Wärme wird in der Feuerungsanlage a erzeugt, von wo die heißen Verbrennungsgase durch den
theils mit einem feuerfesten Steingewölbe, theils mit Eisenplatten abgedeckten Canal
a' nach dem Schornstein strömen, in welchen sie bei
b' eintreten, nachdem sie auf dem Wege von a her den größern Theil ihrer Wärme an den Raum A abgegeben haben.
Die höchste Temperatur ist im Trockenofen dort, wo die Verbrennung stattfindet, also
bei a, so daß zum Schutze gegen zu energische Einwirkung
der Hitze auf die trocknenden Gegenstände der Feuerraum mit einem Gewölbe von
feuerfesten Steinen abgedeckt werden muß, das man eventuell noch mit einer
Sandschicht versieht. Die genaue Innehaltung einer gewissen Temperatur, welche bei
dem Trocknen mancher Stoffe innerhalb sehr engen Grenzen liegt (man denke an Malz,
Stärke etc.), wird mit mancherlei Schwierigkeiten verknüpft sein. Außerdem muß ein
Verrußen der Eisenplatten, welche den Rauchcanal von dem Trockencanale trennen,
sorgfältigst verhütet werden, da im andern Falle die Strahlung der Wärme durch die
Platten in den obern Raum hinein wesentlich vermindert wird. Aus diesen und andern
Gründen empfiehlt sich die Anwendung der Gasfeuerung, welche nicht nur eine völlig
rauchfreie Verbrennung, sondern auch eine sehr vollkommene Beherrschung und
Regulirung der Ofentemperatur gestattet.
Nach dem Schornstein hin nimmt die Temperatur allmälig ab, so daß sie bei b nur noch unmerklich höher ist, als die der
atmosphärischen Luft. Die bei c in den Ofen gelangenden
feuchten Steine werden daher nur langsam erwärmt, wobei eine Ausdehnung stattfindet,
welche die Steine geeigneter macht, ihren Feuchtigkeitsgehalt abzugeben. Erst
nachdem ein Wagen einige Zeit in dem Ofen gestanden hat und in demselben vorgerückt
ist, kommt er in denjenigen Theil, wo atmosphärische Luft mit der Temperatur der
Ofenwärme in den Apparat gelangt, welche die nothwendige Ventilation in demselben
hervorruft. Diese Luft nun ist es, welche die Wasserdämpfe aufnimmt und mit
denselben in die einzige bei d liegende
Ventilationsöffnung entweicht. Hier ist die Temperatur die höchste, und da die
Wasserdämpfe und die Luft fortwährend aus der kältern in diese wärmere Region
dringen, so muß sich der Thaupunkt der Luft mit diesem Vorgange fortwährend
steigern, es kann also eine Wiederverdichtung des Dampfes unter keiner Bedingung
stattfinden. Indem sich nun die Wasserdämpfe in dem Canale d nach dem Schornsteine bewegen, kühlen dieselben ab, und es tritt jetzt
eine theilweise Condensation derselben ein, wodurch ein größerer Theil der für die
Verdampfung aufgewendeten Wärme wieder frei und durch Niederstrahlung in den
Trockenofen wieder nutzbar gemacht wird.
Das in dem obern Canale sich ansammelnde Condensationswasser fließt in der Richtung
nach dem Schornstein hinab, die nicht condensirenden Wasserdämpfe münden in das
Dampfrohr d', welches von den Feuergasen umspült
wird.
Der Betrieb des an beiden Enden luftdicht verschließbaren Ofens ist vollständig
continuirlich; zur Fortbewegung der Wagenreihe im Ofen bedient man sich einer
Schraube oder eines andern zweckentsprechenden Mechanismus.
L. R.