Titel: | Galvanometer zur Prüfung von Blitzableitern; von Dr. O. Buchner in Giessen. |
Fundstelle: | Band 221, Jahrgang 1876, S. 540 |
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Galvanometer zur Prüfung von Blitzableitern; von
Dr. O. Buchner in
Giessen.
Mit Abbildungen.
Buchner, über Mittelstraß' Galvanometer.
Die Vorbereitung (das Zusammenbringen der erforderlichen einzelnen Theile) für
Blitzableiterprüfungen ist lästig und manches selbst gut ausgestattete physikalische
Cabinet außer Stande, die dazu nöthigen Apparate in bequemer, handlicher Form zu
liefern. Und doch, wie wenig gehört dazu: ein galvanisches Element, ein Galvanometer
und eine hinreichende Menge übersponnenen Kupferdrahtes, das ist alles. Die Gebrüder Mittelstraß, Blitzableiterfabrik in Magdeburg,
haben die wesentlichen Theile in einem Galvanometerkästchen (Fig. I) vereinigt; vorn ist der Deckel durch zwei
Haken geschlossen, seitwärts sind zwei Klemmschrauben zur Befestigung der
Kupferdrahtleitung, oben ein empfindliches Galvanometer, dessen Nadel durch eine
Schraube arretirt werden kann. Im Innern des Kästchens stehen zwei Gläser (Fig. II) mit gleicher Halsweite, so daß der
eingeriebene Glasstöpsel von einem auf das andere Glas gesetzt werden kann und auf
beiden gut schließt.
Fig. 1., Bd. 221, S. 539
Fig. 2., Bd. 221, S. 539
Im einen ist die passende Lösung von
doppelt-chromsaurem Kali, im andern leeren das Kohle- und Zinkelement,
von welchem die Leitung zu den äußern Knöpfen durch eine Drahtspirale gebildet wird.
Dadurch ist es sehr
leicht, das Element aus dem leeren Glas in das gefüllte überzuheben und so einen
Strom zu erzeugen. In der dritten Abtheilung des Kästchens ist eine Rolle mit
übersponnenem Kupferdraht, der leicht abgewickelt und mit Hilfe einer kleinen Kurbel
auch leicht wieder aufgerollt werden kann. Endlich dient eine Klemmschraube zur
Befestigung der Leitung an dem Drahtseil des Blitzableiters.
Auf Wunsch wird die Einrichtung in der Art vervollständigt, daß man nur eine oder
alle Windungen des Leitungsdrahtes um die Galvanometernadel einschaltet, was im
Augenblick durch Drehung einer Klemmschleife auf der Oberseite des Kastens bewirkt
wird. Endlich können auf der untern Seite des Deckels noch zwei Widerstandsrollen
von 1 und 10 Siemens-Einheiten angebracht werden, die sich auch wieder durch
eine ähnliche Klemmschleife ein- und ausschalten lassen.
Bei der Prüfung des Blitzableiters wird nun: 1) Die Drahtleitung von der Rolle
abgewickelt, an einem Bindfaden auf das Dach gezogen und das Ende um die Spitze des
Ableiters gewickelt. 2) Der Kasten wird geöffnet, das Element in die Salzlösung
übergehoben, der Kasten wieder geschlossen und so gestellt, daß die Nadel einsteht,
dann die Klemmschraube der Rolle mit der des Kastens durch ein Stück Draht
verbunden. 3) Mit Hilfe der kleinen Klemmschraube, die unten im Kasten lag (Fig. II), wird ein Draht am untern Ende des
Blitzableiterseils befestigt, und dieser nach der zweiten Klemmschraube des Kastens
geführt. Ist zwischen der Spitze und der untern Hausleitung des Blitzableiters
vollkommene elektrische Verbindung, so wird die Nadel ausschlagen. Ist dies nicht
der Fall, so wird die irgendwo vorhandene Unterbrechung gefunden, indem die untere
Klemmschraube mit dem Draht immer höher angebracht wird. 4) Zur Untersuchung der
Erdleitung wird die Spitze des Blitzableiters ausgeschaltet, resp. der Draht
abgelöst und an einem benachbarten Gaskandelaber, einem eisernen Brunnen oder an
einer tief in die Erde eingerammten Eisenstange befestigt und dann die Kette wieder
wie vorher geschlossen. Der Ausschlag der Nadel wird um so größer sein, je
vollkommener die Erdleitung ist. Wesentliche Vortheile gewähren hier die erwähnten
Vorkehrungen zum Einschalten der Widerstandsrollen und nur einer oder der ganzen
Anzahl von Galvanometerwindungen.
Nach gemachtem Gebrauch wird natürlich das Element aus der Flüssigkeit wieder in das
leere Glas zurückgehoben und die Galvanometernadel wieder arretirt. (Nach dem
Gewerbeblatt für das Großherzogthum Hessen, 1876 S. 219.)