Titel: | Bewegliche Trockenrahme für seine Baumwollgewebe; von Gebrüder Benninger in Niederutzwyl (Schweiz). |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 32 |
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Bewegliche Trockenrahme für seine Baumwollgewebe;
von Gebrüder Benninger in Niederutzwyl (Schweiz).
Mit Abbildungen auf Taf.
I [d/1].
Benninger's bewegliche Trockenrahme.
Bekanntlich werden die feinen Baumwollgewebe, wie Mousselines, Tüll u. dgl. in der
Weise appretirt, daß dieselben sogleich nach dem Märken auf Rahmen aufgespannt und
an der Luft getrocknet werden. Das Trocknen auf der Cylindertrockenmaschine ist aus
dem Grunde ganz unstatthaft, weil diese Gewebe sehr satt und natürlich immer
beidseitig gestärkt werden und daher beim Aufliegen auf den Trockentrommeln
abstecken würden. Die meisten derartigen Gewebe müssen ferner elastisch appretirt
werden, d.h. sie dürfen durch das Trocknen nicht steif werden. Diesem letztern
könnte nun leicht durch eine gewöhnliche Brechvorrichtung abgeholfen werden. Die
Gewebe fallen aber um so schöner aus, je weniger die Stärke in den Zwischenräumen
zwischen den Fäden sich ausbreitet und je mehr dieselbe sich an die Fäden selbst
anhängt, so daß die Oeffnungen zwischen den Fäden frei und die letztern rund
bleiben. Dies wird nun ganz ausschließlich durch eine Trockenrahme erreicht, welche
so beweglich ist, daß das Gewebe während des Trocknens diagonal verzogen wird,
gleichzeitig aber sowohl in der Länge als in der Breite scharf angespannt erhalten
bleibt.
Die in Fig. 13
bis 15 in
1/20 der wirklichen Größe abgebildete Trockenrahme von Gebrüder Benninger in Niederutzwyl (Schweiz) dient nun ganz
speciell zur Erzeugung dieser sogen. elastischen Appretur (Organdy-Appretur)
durch bewegliche Rahme, kann aber auch ebensogut zur Herstellung der harten
(Glaçe-) Appretur benützt werden, in welchem Falle das Gewebe in Länge
und Breite scharf ausgespannt wird, eine Bewegung desselben während des Trocknens
aber nicht stattfindet.
Die beiden schmiedeisernen, aus Winkeleisen zusammengesetzten Rahmenschenkel a haben eine Länge von 20 bis 50m und tragen auf ihrer ganzen Länge die eisernen, mit
Messing gefütterten Kluppen oder Zangen c, von welchen
das auszuspannende Gewebe Y (Fig. 15) erfaßt und
festgehalten wird. Beide Rahmenschenkel a liegen mittels
der Rollen g auf den gußeisernen Quertraversen M auf, welche in Entfernungen von 2m,7 angebracht sind, und die sich auf den
Ständern p drehen lassen; diese letztern sind im
Mittelpunkte der Quertraversen angebracht und bilden zunächst die Lagerung der
conischen Räder Q und R. Die
Naben der Räder R bilden nun wiederum die Führung für
die Quertraversen.
Die Zahnstangen i₂ und i₃ sind an den Rahmenschenkeln a
befestigt und werden durch den kleinen Stirnkolben i und
die conischen Räder Q und R
von der sich längs der ganzen Rahme hinziehenden Welle s
aus mittels einer Kurbel k (am rechten Ende der
Maschine) je nach dem Sinne der Drehung aus- oder einwärts gezogen, die
Rahmenschenkel a also einander genähert oder von
einander entfernt. Zwischen die Kurbel k und der Welle
s ist eine Räderübersetzung 4 bis 6 (Fig. 13)
eingeschaltet.
Mitten unter der Rahme hin zieht sich eine Heizrohrleitung T, welche durch Dampf oder durch gewöhnliche Feuerung erwärmt wird. Ueber
der Rahme, und zwar ebenfalls in der ganzen Länge derselben, ist eine Art Wingflügel
in Form eines um eine Achse hin und her schwingenden Bretes B angebracht, welcher von einer Transmission aus durch Kurbel und
Schubstange in Bewegung gesetzt wird und das Abtrocknen des Gewebes durch Luftzug
befördert.
Bei vielen Rahmen werden statt dieser etwas schwerfälligen Luftbewegungsvorrichtung
einige rotirende Windflügel über der Rahme angebracht und zwar in Form von
vierarmigen Sternen, zwischen welchen starkes Baumwollzeug ausgespannt wird.
Am Anfange der Rahme ist zur Ausspannung des Gewebes in der Längenrichtung eine
Nadelleiste N (Fig. 14) angebracht,
welche ebenfalls an der schwingenden Bewegung der Rahme theilnimmt, in der
Längenrichtung dagegen unbeweglich festsitzt. Am entgegengesetzten Ende der Rahme
befindet sich eine ähnliche Nadelleiste, welche auch in der Längenrichtung beweglich
ist; durch ein Seil mittels Kurbel, Welle und Sperrrad wird diese Nadelleiste gegen
das Ende der Rahme hinausgezogen und bewirkt so die Spannung der Waare in der
Längenrichtung, wird aber auch zum Ausspannen des Gewebes, resp. zum Herüberziehen
desselben über die Rahme benützt.
Der Preis einer Rahme wie der abgebildeten beträgt 5000 Franken (4000 M.) für eine
Länge von 20m.
Die Kluppen selbst sind deutlich aus dem Querschnitte Figur 16 ersichtlich. Die
Messingbacken d₁ sind am Rahmenschenkel a befestigt, die Messingbacken d an den Kluppen c; letztere sind um b drehbar und werden durch eine sich bei x anstemmende Feder e
zugehalten, resp. an ihrem äußern Ende c₁ nach
oben und mit ihrem innern Ende c sammt den Backen d nach unten gedrückt. Durch leicht zu
bewerkstelligendes Verschieben einer sich längs der ganzen Rahme hinziehenden
eisernen Schiene x können sämmtliche Kluppen eines
Rahmenschenkels auf einmal geöffnet werden, indem diese Schiene die Federn aus ihrem
Anhalte herausdrückt. Das Schließen der Kluppen geschieht durch einen leichten
Schlag von unten nach oben auf das hintere Kluppenende oder den Griff c₁, indem die Federn bei einem solchen bei x wieder einklappen.
Diese Rahmen werden in der vorliegenden leichten Construction nur für feinere
baumwollene Gewebe angewendet.
Die genannte Firma baut aber noch stärker construirte Rahmen sowohl ganz in Eisen als
auch in Holz und Eisen, welche nicht nur für stärkere baumwollene Waaren feinerer
Qualität, sondern auch zum Abtrocknen halb- und ganzwollener Gewebe und für
dicke Tuche vorzügliche Dienste leisten. Wollene Waaren und ganz besonders Tuche
erhalten durch das Abtrocknen auf einer solchen Rahme eine so feine Appretur, wie
sie durch kein anderes Mittel auch nur annähernd erzielt werden kann. G. Meißner. (Deutsche Industriezeitung, 1876 S.
264.)