Titel: | Mittheilungen über neue Handfeuerwaffen; von F. Hentsch, Hauptmann a. D. in Berlin. |
Autor: | F. Hentsch |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 125 |
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Mittheilungen über neue Handfeuerwaffen; von F. Hentsch, Hauptmann a. D. in Berlin.
Mit Abbildungen auf Taf.
IV [a/1].
(Fortsetzung von S. 46 dieses Bandes.)
Hentsch, über neue Handfeuerwaffen.
Gewehrsystem Stahl, Modell
1876.
Im Beginne dieses Jahres ist von dem Waffenfabrikanten Stahl in Suhl ein neues Hinterladegewehr mit Cylinderverschluß (Fig. 13 bis
15)
construirt worden, welches derselbe als Modell 1876 bezeichnet hat. Dasselbe zeigt
in Bezug auf die Stückzahl der Schloß- und Verschlußtheile eine Vereinfachung
des deutschen Gewehres Modell 1871 (vgl. * 1875 216 145.
230) und ist wie dieses zur Anwendung von Metallpatronen bestimmt.
Auf das hintere Ende des Laufes ist wie bei allen Cylinderverschlußgewehren eine
Hülse A geschraubt. Die innere Bohrung des Laufes entspricht der Form der
Patrone; seine hintere Ausfräsung nimmt nicht allein den Patronenboden, sondern auch
den vordern Theil des Verschlußcylinders B auf. An der
linken Seite in Höhe der Seelenachse ist in der wand eine Auslassung für den
Extractor C angebracht, welche etwas bis über die
letztere Ausfräsung nach vorn reicht, speciell zur Aufnahme des Extractorhakens
dient, nach vorn in einer Spitze, entsprechend der vordern Gestalt des Extractors,
verläuft und sich etwas vertieft, wodurch es möglich gemacht ist, daß der vordere
Theil des Extractors C nach unten federn, sich bei
eingeladener Patrone unter dem Boden der letztern hinweg bewegen und vor denselben
legen kann.
Die Hülse A besitzt äußerlich achteckige Gestalt, wie
alle Gewehre dieser Gattung hinter dem Hülsenkopfe eine Auslassung,
Patroneneineinlage c genannt, rechts von dieser einen
Ausschnitt zur Aufnahme des Verschlußstückansatzes a
(Fig. 14)
und hinter derselben den Gang für letztern. Die hintere Fläche des Hülsenkopfes b ist abgerundet, um bei dem Oeffnen und Drehen des
Verschlußcylinders B nach links diesen allmälig
zurückzuführen und dadurch die Patrone in ihrem Lager zu lockern. An dem hintern
Ende besitzt die Hülse eine ringförmige Verstärkung d
und in deren oberer Fläche eine nach vorn gerichtete, halbkreisförmige Auslassung
zur Aufnahme der Verschlußbolzenscheibe D (Fig. 14).
In der innern, cylindrischen Bohrung der Hülse ist unmittelbar hinter der hintern
Lauffläche eine ringförmige Erweiterung e vorhanden, um
bei etwaigem Platzen einer Patrone das Entweichen der Pulvergase zu ermöglichen, und
in der linken Seitenwand der Länge nach eine Auslassung für den Extractor. In der
untern Wand der Hülse ist eine senkrechte, unter der vordern Fläche der ringartigen
Hülsenverstärkung d beginnende und nach hinten bis fast
zum Schwanzschraubenloche reichende, viereckige Auslassung f angebracht, durch welche der den Schlagbolzen vortreibende Hahn H eines unter dem Laufe im Schafte liegenden Schlosses
in die innere Hülsenbohrung treten kann.
Der aus Stahl gefertigte, cylindrische Verschlußbolzen B
nimmt den Schlagbolzen S auf und dient nur allein zum
Verschließen des Gewehres. An demselben ist der bei den neueren Modellen dieser
Gattung fast allgemein gebräuchliche Verschlußkopf in Fortfall gekommen. Der
Verschlußbolzen tritt selbst mit seinem vordern Theile in die hintere Laufbohrung
und verschließt dieselbe, wodurch diese Construction an Solidität und Einfachheit
bedeutend gewonnen hat. Der Verschlußcylinder B ist
äußerlich cylindrisch und an ihm eine praktische und sinnreiche Einrichtung
getroffen. Um den allen Cylinderverschlußmodellen anhaftenden Fehler der Reibung des
Verschlußbolzens an den Hülsenwänden möglichst zu verringern und Raum zur Aufnahme von Schmutz und Rost,
welcher sich bildet, sobald die Waffe den Einflüssen der Witterung ausgesetzt ist,
zu schaffen, hat Stahl der Länge nach den Cylinder
gerippt, so daß diese Cannelirungen ein ziemlich erhebliches Quantum Schmutz
aufzunehmen vermögen, ohne daß dadurch die Gangbarkeit des Mechanismus auch nur die
geringste Störung erleidet. Außerdem ist behufs leichtern Entweichens der Pulvergase
bei etwaigem Platzen einer Hülse der Verschlußcylinder an der bei geschlossenem
Gewehre links und über der zu obigem Zwecke in der Hülsenbohrung angebrachten
Ausfräsung e liegenden Seite mit einer runden Auslassung
h versehen, wodurch ein weiter freier Raum zwischen
Hülse und Verschlußcylinder gebildet wird.
An dem vordern Ende verjüngt sich der Verschlußcylinder absatzartig, und tritt der
schwächere, nur etwa 1mm,5 lange,
cylindrische Theil o in die hintere, zur Aufnahme des
Patronenbodens bestimmte Ausfräsung des Laufes. Die durch diese Verjüngung
entstehende, senkrechte Fläche des Verschlußcylinders legt sich gegen die hintere
Lauffläche und bewirkt, daß etwaige, nach hinten entweichende Gase nicht in der
Richtung nach dem Auge des Schützen ausströmen, sondern nach oben abgelenkt werden.
Auf der obern Seite des Verschlußcylinders befindet sich eine Führungswarze a, welche nach vorn bis zur Verjüngung i reicht. Auf derselben und zwar vor dem an ihr
befindlichen Knopfe ist mittels der Schraube E eine
ringförmige Scheibe D befestigt. Dieselbe liegt behufs
festerer Stellung in einer ringförmigen Auslassung der Warze a, überragt diese nach oben und seitwärts und dient dazu, bei dem Oeffnen
des Gewehres die Rückwärtsbewegung des Verschlußcylinders B zu begrenzen und sein gänzliches Herausziehen zu verhindern. An der
linken Seite der Führungswarze ist ebenfalls eine Rinne angebracht, um die Größe der
an einander sich reibenden Flächen der Führungswarze und linken Hülsenwand möglichst
gering zu machen. Etwa 20mm hinter der
vordern Verschlußbolzenfläche ist eine ringförmige, auch die Führungswarze
durchschneidende Auslassung k zur Befestigung des
Extractors C vorhanden. Der Querschnitt dieses Theiles
der Verschlußcylinderauslassung hat ovale Form, um das Abnehmen des Extractors C möglich zu machen. Hinter dieser ringförmigen
Auslassung an der rechten Seite der Führungswarze ist der Länge nach eine viereckige
Auslassung behufs Aufnahme eines Schiebers F angebracht.
Dieselbe geht an ihrem hintern Ende durch die ganze Wand des Verschlußcylinders
hindurch und reicht bis in die Bohrung des letztern; an ihrem vordern Ende ist in
ihr eine kurze Vertiefung w (Fig. 12) zur Aufnahme
einer nasenartigen Verstärkung des Schiebers F
angebracht. In der Verlängerung dieser Auslassung, an dem hintern Ende des Cylinders
befindet sich ferner eine 20mm lange, durch
die ganze Kammerwand hindurch bis in die Bohrung hinein reichende Auslassung l zur Aufnahme eines Ansatzes des Schlagbolzens S und des Hahnes H.
Das Verschlußstück ist der Länge nach cylindrisch durchbohrt, und verengt sich diese
Bohrung nach vorn absatzartig. An dem hintern Ende, gegenüber der dort befindlichen,
wie soeben angegeben, zur Aufnahme des Hahnes H
dienenden Auslassung l ist die Bohrung nach hinten
abgeschrägt, um den nöthigen Raum zur Aufnahme des Hahnes H zu gewinnen.
Der Extractor C ist ein federndes Stahlstäbchen, welches
an dem Verschlußcylinder befestigt wird. Etwa in der Mitte ist ein nicht ganz
geschlossener Ring m an ihm angebracht, welcher die oben
erwähnte ringförmige Auslassung k des Verschlußcylinders
B ausfüllt und sich äußerlich mit dem letztern
vergleicht. Um den Ring m aufzuschieben, muß derselbe so
gedreht werden, daß seine Oeffnung der Führungswarze zugekehrt ist und der Extractor
C selbst an der rechten Fläche des
Verschlußcylinders B liegt, worauf der Ring nach
erfolgtem Aufschieben gedreht wird. Das Ende des letztern besitzt eine nach hinten
gerichtete Abschrägung n, eine schiefe Fläche, welche
dazu dient, bei dem Oeffnen des Gewehres den Schieber F
und mit ihm den Schlagbolzen S zurückzudrücken.
Der in der vordern Auslassung des Verschlußcylinders liegende und etwas federnde
Schieber F dient dazu, das soeben erwähnte Einwirken der
schiefen Ringfläche n auf den Schlagbolzen S zu übertragen und diesen selbst in dem Cylinder zu
erhalten. Derselbe ist an seinem vordern Ende mit einem nach oben gerichteten
kleinen Ansatze versehen, welcher in die oben angegebene Vertiefung an dem vordern
Ende des Verschlußcylinders tritt und bei geschlossenem Gewehre den Schieber in
seiner zurückgezogenen Lage erhält. An dem hintern Ende des Schiebers und ebenfalls
an der nach innen gekehrten Seite ist ein Ansatz o,
welcher durch die Hülsenwand hindurch bis in eine Auslassung des Schlagbolzens S tritt und mit diesem durch eine Schraube fest zu einem
Ganzen verbunden ist. Zur Aufnahme des letztern ist der Ansatz cylindrisch
durchbohrt und mit einer Erweiterung für den sich äußerlich mit dem Schieber
vergleichenden Schraubenkopf versehen. Das Muttergewinde für diese Schraube befindet
sich in dem Schlagbolzen S. Der Ansatz o hat genau die Breite der Auslassung des
Verschlußcylinders, ist aber kürzer als diese, so daß er und mit ihm der Schieber
eine kurze Vor- und Rückwärtsbewegung ausführen kann.
Der Schlagbolzen S besitzt in seiner hintern Hälfte
cylindrische Gestalt und ist hier in der Mitte geschwächt, um die Reibung in dem
Verschlußgehäuse möglichst zu verringern. Durch diese Schwächung entstehen an dem
Bolzen zwei Köpfe. An dem hintern Kopfe p ist ein Ansatz
angebracht, welcher in die hintere Auslassung l des
Verschlußcylinders B tritt, und auf welchen der Hahn H des Schlosses einwirkt. In dem vordern Kopfe q befindet sich die schon erwähnte Auslassung für den
Ansatz o des Schiebers F und
das durch seine ganze Stärke hindurchgehende Muttergewinde für dessen Schraube. Die
vordere Hälfte des Schlagbolzens besitzt conische Gestalt und verjüngt sich nach
vorn.
Dem Schlagbolzen S wird die erforderliche Kraft zum
Entzünden der im Boden der Patrone befindlichen Zündmasse durch den Schlag eines
Hahnes H ertheilt; eine Einrichtung, welche wir bereits
bei einer Anzahl älterer Modelle wie Deprez, Carter u.a.
finden. Das Schloß liegt unter der Hülse, und sind seine einzelnen Theile auf dem
Abzugsbleche K befestigt. Letzteres hat zu dem Zwecke
zwei senkrecht stehende Ansätze erhalten, zwischen denen um eine horizontale, durch
beide Backen hindurchgehende Schraube der in verticaler Richtung drehbare Hahn H angebracht ist. Derselbe besteht aus einer etwa 6mm,5 starken Eisenplatte, deren vordere,
als Schlagfläche dienende Seite schräge Stellung bei abgeschossenem Gewehre einnimmt
und bei dieser Stellung in der betreffenden Auslassung l
des Verschlußcylinders B liegt. Das obere Ende dieser
Fläche ist fischhautartig gerippt und dient als Griff, das untere Ende bildet einen
kleinen Absatz x, welcher sich bei geschlossenem Gewehre
auf den obern Arm der Schlagfeder L legt. Nach rückwärts
ist ein Ansatz an dem Hahne angebracht, welcher die Hülsenöffnung in jeder Lage des
Hahnes geschlossen erhält, das Eindringen von Staub und Schmutz verhindert und
dessen obere Fläche die Form eines Kreisabschnittes besitzt, dessen Mittelpunkt
zugleich Drehpunkt des Hahnes ist. An dem untern Ende hat der Hahn eine verticale
Einlassung erhalten, in welcher die die Schlagfeder mit ihm verbindende und durch
einen Stift in ihr gehaltene Kette N befestigt wird. An
der untern Fläche des Hahnes endlich befindet sich die Spann- und Ruhrast, in
welche der Abzugsschnabel in den verschiedenen Lagen eintritt.
Die Schlagfeder L ist an der rechten Backe des
Abzugsbleches befestigt, besitzt zwei Arme, von denen der obere festliegt und
zugleich der Drehung des Hahnes bei dem Abfeuern eine Grenze dadurch setzt, daß
sich, wie schon bemerkt, ein an dem untern Ende des Hahnes befindlicher Ansatz x auf seine obere Fläche legt, während der untere Arm
mit der Kette verbunden ist und diese niederzuziehen strebt. Die Befestigung des obern Federarmes an dem
Abzugsbleche ist in der Weise ausgeführt, daß ein unweit des Punktes, wo beide Arme
zusammentreffen, an ihr befindlicher Ansatz v in die
Abzugsblechbacke tritt, während auf ihr hinteres Ende von oben die vorerwähnte
Schraube y in der Art drückt, daß die Feder wohl nach
unten, nicht aber nach oben auszuweichen im Stande ist.
Zwischen den Abzugsblechbacken ist endlich der um eine horizontale Schraube drehbare
Abzug P angebracht, welcher mit einem schnabelförmigen,
nach vorn gerichteten Ansatze in die entsprechenden Auslassungen des Hahnes H tritt, als Stange dient und in den Rasten durch eine
auf sein hinteres Ende von oben wirkende Feder R
gehalten wird.
Was das Zusammenwirken der Verschluß- und Schloßtheile betrifft, so nehmen
dieselben bei geschlossenem und abgeschossenem Gewehre folgende Stellung ein: Der
Schlagbolzen S steht mit seiner Spitze dort, wo diese
den Patronenboden getroffen hat. Der mit ihm verbundene Schieber F ist mit seinem vordern Ansatze aus der betreffenden
Auslassung w des Verschlußcylinders nach vorn heraus und
in die ringförmige, zur Aufnahme des Extractorringes bestimmte Auslassung k des Verschlußcylinders und so weit vorgetreten, als es
sein in der Auslassung des letztern liegender Ansatz o
gestattet. Der Extractor C liegt mit seinem Haken in der
Auslassung des Laufes und vor dem Patronenbodenrande. Der Verschlußcylinder B ist mit seiner vordern Verjüngung i in den Lauf getreten, seine hier befindliche
senkrechte Fläche (Schlußfläche) liegt an der hintern Lauffläche, die Führungswarze
a in der rechtsseitigen Hülsenauslassung c und der Hahn H in der
Auslassung l des Verschlußcylinders, wodurch das
Aufspringen des letztern verhindert wird. Der Hahn liegt mit seinem untern Ansatze
x auf dem obern Schlagfederarme und der Abzug P in der Ruhrast des Hahnes H. Dieser befindet sich somit in der Ruhstellung und berührt nicht die
hintere Schlagbolzenfläche.
Behufs Ladens des Gewehres wird der Hahn H gespannt, d.h.
niedergedrückt, dadurch aus der Auslassung l des
Verschlußcylinders B entfernt, und kann dieser nunmehr
um seine Achse nach links gedreht werden. Hierbei wird in Folge der Abrundung der
hintern Hülsenkopffläche b der Verschlußcylinder etwas
nach hinten zurückgezogen. Diese Drehung macht der Extractor C nicht mit, weil er in der geradlinigen Rinne der Hülse liegt und somit
nicht nach der Seite auszuweichen vermag. Da mit dem Verschlußcylinder B aber der Schieber F des
Schlagbolzens S die Drehung mitmachen muß, so trifft
sein vorderer in die ringförmige Auslassung hineinreichender Ansatz die schiefe
Fläche n des Extractorringes m und wird dadurch aus dieser Auslassung heraus und so weit zurück gedrückt, daß
sein vorderer Ansatz in die entsprechende Auslassung w
des Verschlußcylinders tritt, worin er durch die Federkraft des Schiebers
festgehalten wird. Diese kurze Rückwärtsbewegung des Schiebers F hat auch der Schlagbolzen S mitmachen müssen, und ist dadurch seine Spitze in die Cylinderbohrung
zurückgeführt. Die Drehung und die damit verbundene Rückwärtsbewegung hat auch den
Extractor C zu einer geringen Rückwärtsbewegung
veranlaßt und in Folge dessen der Extractorhaken die Patronenhülse in ihrem Lager
gelockert.
Hierauf wird der Verschlußcylinder B so weit
zurückgezogen, als es die auf ihm befindliche Scheibe D,
welche die hintere Hülsenverstärkung d trifft, gestattet
und dadurch die Patroneneinlage c frei gemacht. Diese
Rückwärtsbewegung macht der Extractor C mit und zieht
die Patronenhülse aus dem Laufe, welche letztere nun durch eine kurze Drehung des
Gewehres nach rechts gänzlich aus der Patroneneinlage entfernt wird.
Nach erfolgtem Einführen der neuen Patrone in den Lauf, schiebt man den
Verschlußcylinder B vor und dreht ihn nach rechts.
Hierbei legt sich der Haken des in gerader Richtung sich vorbewegenden Extractors
C vor den Patronenbodenrand. Die Drehung macht der
Extractor und sein Ring m nicht mit, wodurch die
ringförmige Eindrehung k vor dem Schieber F frei wird, da nun der nicht geschlossene Theil des
Ringes sich hier befindet.
Das Gewehr ist jetzt zum Abfeuern bereit. Drückt man den Abzug P zurück, so gelangt die Schlagfeder L in
Thätigkeit, schleudert den Hahn H gegen die hintere
Fläche des Schlagbolzens S und treibt diesen vor, so daß
er die Patrone trifft und entzündet. Zugleich tritt der Hahn H in die Auslassung l des Verschlußcylinders
B, wodurch die Drehung des letztern und somit das
Aufspringen desselben bei dem Schusse verhindert wird. Hierbei trifft der untere
Hahnansatz x aber den obern Schlagfederam, bevor er den
Schlagbolzen S erreicht hat, und da dieser
Schlagfederarm nach unten ausweichen kann, so folgt er der Bewegung nach unten so
weit, bis daß der Hahn den Schlagbolzen S erreicht und
vorgetrieben hat. Durch letztern wird der Bewegung des Hahnes H eine Grenze gesetzt, und gelangt nun wieder der obere Schlagfederarm in
Thätigkeit. Derselbe federt nach oben, bis er die ihn haltende Schraube y trifft, nimmt dabei den untern Ansatz x des Hahnes H mit hoch,
zwingt letztern zu einer Drehung und Rückwärtsbewegung, somit zum Entfernen von dem
Schlagbolzen S, und springt nun der Abzug P in die Ruhrast ein. Der Hahn H wird also bei jedem Schusse durch diese sinnreiche Einrichtung sofort wieder in die
Ruhstellung zurückgeführt, wobei er in der Auslassung l
des Verschlußcylinders B bleibt und dadurch dessen
Drehung verhindert.
Es sind somit folgende Griffe zum Laden des Gewehres erforderlich: 1. Spannen des
Hahnes, 2. Aufdrehen und Zurückziehen des Verschlußcylinders, 3. Herauswerfen der
Patronenhülse und 4. Vorschieben und Rechtsdrehen des Verschlußcylinders.
Behufs Auseinandernehmens des Verschluß- und Schloßmechanismus muß zunächst
die Führungswarzenschraube E mit der von ihr gehaltenen
Scheibe D entfernt werden. Hierauf spannt man den Hahn
H, dreht das Verschlußstück B nach links, zieht es aus der Hülse A
zugleich mit dem Extractor C heraus, nimmt diesen ab,
schraubt die Schieberschraube heraus, nimmt den Schieber E ab und zieht den Schlagbolzen S nach hinten
hervor. Hierdurch ist der Mechanismus bis auf das Percussionsschloß aus einander
genommen. Zum Auseinandernehmen des letztern, welches jedoch nicht bei jedem
Reinigen des Gewehres ausgeführt zu werden braucht, ist die Abnahme des
Abzugsbleches K und zu diesem Zwecke das Entfernen der
Kreuz- und der zwei Abzugsblechschrauben erforderlich. Hierauf beseitigt man
die Hahn-, Abzugs-, Abzugsfeder- und Schlagfederschraube,
worauf die durch dieselben gehaltenen Theile abgenommen werden können.
Das Zusammensetzen erfolgt in umgekehrter Reihenfolge.
Was nun die Beurtheilung der Waffe betrifft, so steht sie in Bezug auf die zum Laden
erforderliche Anzahl der Griffe den meisten Cylinderverschlußgewehren nach, da diese
nur 2 bis 3 Griffe erfordern, wodurch selbstredend die Feuergeschwindigkeit
verringert werden muß, obgleich die Lage des Hahnes sehr bequem und handgerecht ist.
Außerdem ist noch als Nachtheil zu bezeichnen, daß ein besonderes Schloß außer dem
Verschlußmechanismus zur Erzeugung der erforderlichen Percussionskraft existirt.
Dagegen zeichnet sich dieses Modell vor den andern gleicher Art durch die Einfachheit
und Solidität des Mechanismus aus. Während z.B. das Schloß des deutschen Gewehres M.
1871 19 Theile zählt, nämlich
1
Hülse
11
Verschlußkopf
2
Abzugsfeder
12
Extractor
3
Abzugsfederschraube
13
Schlößchen
4
Abzugsfederstollen
14
Sicherung
5
Abzugsfederstollenstift
15
Sicherungsstift
6
Abzug
16
Schraube zum Festhalten des Schlagstiftes
7
Abzugsstift
und Verschluß der Extractornuth
8
Verschlußcylinder
17
Schlagbolzenmutter
9
Verschlußcylinderscheibe
18
Schlagstift
10
Desgleichen Schraube
19
Spiralfeder,
besteht der Mechanismus von Stahl
nur aus 16 Theilen, nämlich
1
Hülse
9
Hahn
2
Verschlußcylinder
10
Hahnschraube
3
Verschlußcylinderscheibe
11
Abzug
4
Desgleichen Schraube
12
Abzugsschraube
5
Extractor
13
Schlagfeder
6
Schieber
14
Abzugsfeder
7
Schieberschraube
15
Abzugsfederschraube
8
Schlagbolzen
16
Kettchen,
hat also 3 Theile weniger. Dabei sind die einzelnen Theile
compacter, widerstandsfähiger und einfacher geformt und ihr Zusammenwirken
gesicherter. Als besonderer Vorzug muß auch hervorgehoben werden, daß durch die
Einrichtung des Extractorringes und seiner schiefen Fläche die unzeitige Entzündung
der Patrone absolut unmöglich gemacht ist, indem erst bei vollständig hergestelltem
Schlusse der Ring die vordere Schieberfläche freimacht. Endlich ist durch die
Cannelirung die Reibung des Verschlußcylinders in der Hülse auf ein Minimum
zurückgeführt und ein Verschmutzen, welches bei den andern Cylinderverschlußsystemen
sehr verderblich werden und selbst das Außerthätigkeitsetzen des Gewehres zur Folge
haben kann, unschädlich gemacht.