Titel: | Die Flecken und Wolken, die dunklen Rücken und Leisten in stückfarbenen Tuchen, die Ursachen und die Verhütung derselben. |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 181 |
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Die Flecken und Wolken, die dunklen Rücken und
Leisten in stückfarbenen Tuchen, die Ursachen und die Verhütung derselben.
Ueber Flecken etc. in stückfarbenen Tuchen.
Die Klagen über diese in der Stückfärberei vorkommenden Mängel und Fehler sind so
alt, wie die Stückfärberei selbst, und es ist wohl selten, daß ein Färber oder
Tuchfabrikant in seiner Praxis nicht mit diesem Uebel zu kämpfen gehabt hätte,
wiewohl dem Ersteren vielleicht in nur seltenen Fällen die Schuld beigemessen werden
kann.
Was nun zunächst die erwähnten Flecken und Wolken anbelangt, so charakterisiren sich
solche als größere und kleinere Fladen, die in der Färbung bald heller, bald dunkler
als der ursprüngliche Ton des Tuches auftreten, und deren Conturen allmälig wieder
in denselben verlaufen. Die helleren Wolken rühren zumeist von einem in der Walke im
Tuche zurückgebliebenen Seifenüberschuß her, der sowohl durch eine ungenügende
Lösung der im Tuche enthaltenen Fettbestandtheile, Leim, Oel oder Oleïn, bei
dem der Walke vorhergehenden Waschen entstanden ist, als auch durch mangelhaftes
Abläutern des Stückes nach der Walke seine Erklärung findet. Beide Nachlässigkeiten
sind selbstverständlich dem Walker zuzuschreiben, und sind diese Uebelstände für den
Färber um so unangenehmer, als in den zumeist weißen Tuchen sich dieser
Seifenrückstand durch die Prüfung mit dem Auge nur schwer constatiren läßt. Der
Färber kann sich gegen die Nachtheile, welche diese Unachtsamkeit des Walkers für
ihn selbst im Gefolge haben kann, nur dadurch sichern, daß er bei dem dem Ansieden
oder Färben des Tuches vorhergehenden Netzen desselben im warmen Wasser das Stück
einer genauen Besichtigung unterzieht.
Läßt der Färber das Tuch möglichst glatt und ohne Falten mehrmals über den Haspel
durch warmes Wasser laufen, und findet er, daß sich in demselben noch Stellen
zeigen, welche das Wasser nicht aufsaugen wollen, und an denen dieses gleichsam an der obern Schicht
der Waare hängen bleibt, ohne in den Kern derselben einzudringen, was sich sogar bei
oberflächlicher Besichtigung leicht erkennen läßt, so kann er ruhig das Stück zur
nochmaligen vollständigen Reinigung an den Walker zurückgeben. Unterläßt er dies
dennoch, dann wird allerdings der zweite Theil der Schuld auf ihn selbst übertragen
werden müssen.
Die in den Tuchen auftretenden dunklen Flecken sind meistentheils einer beim
Decaturverfahren eingetretenen Unregelmäßigkeit zuzuschreiben und basiren gewöhnlich
auf nasse Stellen, welche durch das bei Einströmung des Dampfes in die Decaturwalze
hineingerissene condensirte Wasser entstanden sind. Hiergegen empfiehlt es sich, den
Condensator während der Decatur möglichst oft zu entleeren, damit das Wasser sich
nicht in einem solchen Maße ansammeln kann, daß es von dem entströmenden Dampfe mit
in die Walze hineingerissen wird. Auch ist es rathsam, mit einer Dampfspannung unter
3at nicht zu decatiren (im Gegentheil
höher), weil bei zu niederm Dampfdruck die Condensation der Dämpfe viel rascher und
in viel größerm Maße eintritt als in höherer Spannung. Je nachdem nun das
Speisewasser des Dampfentwicklers mit mineralischen Bestandtheilen verunreinigt ist,
z.B. Eisen, Kalk etc., je nachdem werden die durch das Condensationswasser
entstandenen Flecken einen verschiedenen Ton annehmen: röthlich, bräunlich etc., je
nach der Grundfarbe. Bei Schwarz mit bläulichem Schein erscheinen die durch mit
Eisentheilen versetzten Wasser entstandenen Flecken tiefschwarz resp. kohlschwarz,
welche in der Aufsicht gewöhnlich eine bronzeschillernde Färbung annehmen. Das
sicherste Mittel, diese Condensationswasserflecken gänzlich zu verhüten, besteht
wohl darin, die Decaturwalze mit selbstthätigem Wasserabfluß zu versehen, wie auch
schon eine solche Einrichtung in der Praxis sich bestens bewährt hat.
Was die dunklen Rücken und Leisten der stückfarbenen Tuche betrifft, so kann deren
Ursache ebensowohl in einem Versehen in der Decatur, als auch in der Färberei
gesucht werden. Zunächst empfiehlt es sich, bei Anwendung eisen- und
kalkhaltiger Wässer in der Walke resp. Wäsche nach derselben, die Tuche nicht über
einen Bock zum Vertropfen zu hängen, sondern diese in horizontaler Lage über einen
Lattentisch auszutafeln, damit das ablaufende Wasser nicht stundenlang, ja fast den
ganzen Tag über in den Leisten des Tuches, sowie den zunächst daran stoßenden
Partien desselben sitzen bleibt und diese mehr oder weniger mit Eisentheilchen
sättigt. Eventuell kann man die Tuche auch bis zur Vornahme auf die Rauhmaschine auf
einer Centrifuge gut und gleichmäßig entwässern.
Die dunklen Rücken entstehen zumeist durch zu niedere Dampfspannung bei der Decatur,
da die rasche Condensation der Dämpfe den Rücken des Tuches mehr oder weniger
durchfeuchtet, wodurch beim Färben desselben die dunklere Nüancirung des Rückens
hervortritt. Man umgeht dies dadurch, daß man den Rücken des aufgewickelten Tuches
gut mit einem Stück alten Tuches einhüllt resp. umwickelt, damit derselben durch die
condensirten Dämpfe nicht durchfeuchtet werden kann, oder daß man überhaupt
Decaturwalzen von doppelter Breite anwendet, auf welchen das Tuch, ohne im Rücken
gestoßen zu werden, in voller Breite aufgewickelt werden kann. Bei feinen und
hochfeinen Waaren hat dieses Verfahren jedoch sein Bedenken, weil durch den Druck
der rohen Linkseite auf die Rechtseite der Lüster derselben wesentlich
beeinträchtigt wird.
Bei allen stückfarbenen Tuchen, zu denen zur Erreichung des Tones Eisenvitriol zum
Abdunkeln angewendet werden muß, muß sich der Färber hüten, diese behufs Verkühlung
auf Böcken zu tafeln und so längere Zeit hängen zu lassen. Die mit Eisenvitriol
gesättigte Flotte senkt sich in diesem Falle schnell nach den Leisten hin und bleibt
dort 12 bis 15cm von denselben, anfänglich
ganz unmerklich, fitzen, welche Sättigung nach den Leisten hin immer mehr zunimmt
und somit das Tuch an diesen Stellen in ganz gleichem Verhältniß mit Eisenvitriol
inficirt. Das Tuch dunkelt entsprechend dieser allmälig zunehmenden Sättigung nach,
und sind alle nachher dagegen angewendeten Mittel in der Regel ohne allen
Erfolg.
Auch hier müssen die Tuche, statt auf den üblichen Böcken, auf Lattentischen
horizontal verkühlt werden, und sobald dies geschehen, auf die Waschmaschine zur
Abläuterung gegeben werden. Im Behinderungsfalle lasse man dieselben wenigstens auf
einer Centrifuge gleichmäßig entwässern und man wird mit diesem Uebelstand, soweit
es die Färberei betrifft, nicht mehr zu kämpfen haben. C. F. (Nach dem Centralblatt für
Textilindustrie, 1876 S. 478.)