Titel: | Darstellung von kohlensaurem Lithium aus Lepidolith; von Dr. F. Filsinger. |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 271 |
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Darstellung von kohlensaurem Lithium aus
Lepidolith; von Dr. F. Filsinger.
Filsinger, über Darstellung von kohlensaurem Lithium aus
Lepidolith.
Die Zahl der vorgeschlagenen Methoden zur Verarbeitung der Lepidolithe ist sehr groß;
um ein Urtheil über ihre technische Brauchbarkeit zu gewinnen, hat Dr. F. Filsinger (Archiv der
Pharmacie, 1876 Bd. 208 S. 198) dieselben im Laboratorium geprüft und über die
Resultate seiner Untersuchung ausführlichen Bericht erstattet, dem wir Folgendes
entnehmen.
1) Der erste Chemiker, welcher zum Zwecke der Bereitung von Lithionpräparaten größere
Mengen Lepidolith verarbeitete, war wahrscheinlich Dr.
J. R. Jaß
Journal für praktische Chemie, Bd. 1 S. 139. in Wien. Derselbe mischte geschlämmten mährischen Lepidolith mit
concentrirter Schwefelsäure, dampfte zur staubigen Trockne ab, kochte die trockne
Masse mit Wasser aus und dampfte die so erhaltene Lösung wieder ein. Thonerde wurde
hieraus durch Ammon gefällt, abfiltrirt, eingedampft und durch Glühen die Ammonsalze
entfernt, der Rückstand aufgelöst und mit essigsaurem Bleioxyd völlig ausgefällt,
ein Bleiüberschuß durch Schwefelwasserstoff entfernt, eingedampft, die essigsauren
Alkalien durch Glühen in kohlensaure umgewandelt und das kohlensaure Lithion durch
seine Schwerlöslichkeit vom Kali getrennt.
2) Dr. A. Müller (1855 138 303) schmilzt das gröblich gepulverte Mineral im
Tiegel, pulvert die erhaltene glasartige Schmelze, rührt mit concentrirter
Schwefelsäure an und glüht sodann heftig und bis zur Verflüchtigung der
Schwefelsäure. Die durch Behandlung mit Wasser erhaltene Lösung wird mit Kalkmilch
gekocht und aus dem Filtrat nach dem Entfernen des Kalkes und Kalis das Lithion
mittels Soda als kohlensaures Lithion gewonnen. Die Auslaugerückstände können noch als
Farbmaterialien benützt werden.
3) C. v. Hauer (1856 142 237)
glüht fein gepulverten Lepidolith mit etwas mehr als 50 Proc. Gyps, laugt die
zusammengesinterte Masse wiederholt mit heißem Wasser aus, befreit die Lösung durch
Eindampfen vom größten Theil des schwefelsauren Kalis und schwefelsauren Kalkes,
fällt sodann Thonerde, Kalk und Mangan durch Ammon, oxalsaures Ammon und
Schwefelammonium und gewinnt zuletzt das Lithion als kohlensaures Salz.
4) L. Troost
Wagner's Jahresbericht, 1856 S. 328. Comptes rendus,
t. 42 p. 921. schmilzt ein Gemenge von Lepidolith mit kohlensaurem und schwefelsaurem
Barit; hierbei sondert sich die Masse in eine untere, zähflüssige, glasartig
erstarrende und in eine obere, leichtflüssige und krystallinisch erstarrende
Schicht. Die obere Schicht besteht aus Barium-, Kalium- und
Lithionsulfat, welch letztere durch Behandeln mit Wasser gewonnen und nach bekannter
Methode getrennt werden. Statt des kohlensauren und schwefelsauren Barits kann man
auch Aetzkalk und Gyps anwenden.
5) L. W. Mallet
Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 101 S. 370. glühte, um chemisch reines Chlorlithium zur Atomgewichtsbestimmung zu
erhalten, feingepulvertes Spodumen von Massachusetts heftig mit dem 3 bis 4fachen
seines Gewichtes Aetzkalk und 3/4 Chlorammonium, zog die gesinterte Masse mit Wasser
und Schwefelsäure aus, filtrirte vom gebildeten Gyps ab, setzte sodann durch
Chlorbarium die schwefelsauren Alkalien in Chloralkalien um, dampfte zur völligen
Abscheidung der Kieselsäure zur Trockne ein, fällte mit Ammon, kohlensaurem Ammon
und Schwefelammonium, verjagte nach dem Filtriren die Ammonsalze, schied Magnesia
mit Kalkmilch und sodann überschüssigen Kalk mit oxalsaurem Ammoniak und setzte nach
dem dritten Glühen in Chloralkalien um, aus welchen er Chlorlithium durch
Aether-Alkohol auszog.
6) O. D. Allen
Journal für praktische Chemie, Bd. 87 S. 780. fand, daß der Lepidolith von Hebron in Maine sich durch Glühen mit Kalk und
Chlorcalcium leicht aufschließen lasse. Er erschöpfte die geglühte Masse mit Wasser
und gewann sodann die Alkalien nach bekannter Methode.
7) A. Lunglmayr
Neues Jahrbuch für Pharmacie, Bd. 20 S. 372. glüht Lepidolith mit 1/5 Kalkhydrat, verwandelt das glasartige gepulverte
Glühproduct durch Wasser in einen dünnen Brei, fügt concentrirte Schwefelsäure zu
und läßt 5 Tage stehen.
Nach dieser Zeit wird mit Wasser verdünnt, Kalkmilch bis zur alkalischen Reaction
hinzugefügt, der Niederschlag durch einen Spitzbeutel getrennt und mit dem Filtrat
weiter verfahren.
8) C. Reichardt (1864 172 447)
constatirt, daß man durch Schwefelsäure allein den Lepidolith aufschließen kann. Er
verwandelt die erhaltenen schwefelsauren Salze durch Glühen mit Kohle in ein Gemisch
von Sulfiden und zerlegt den genügend verdünnten Auszug derselben durch einen Strom
von Kohlensäure.
9) Schon Kobell
Kastner's Archiv, Bd. 5 S. 164. Bd. 8 S. 447. Bd. 10 S. 15. beobachtete die Zersetzbarkeit der in ihrer Constitution dem Granat
nahestehenden Silicate durch Salzsäure, besonders nach vorherigem Glühen, und Regnault
Annales des mines, 1858 3. Serie Bd. 14 S.
151. schloß Lepidolith nach dem Glühen mit Salzsäure völlig auf. Hierauf gründete
Prof. A. Schrötter
Journal für praktische Chemie, Bd. 92 S. 275. in Wien ein Verfahren. Lepidolith wird im Tiegel geschmolzen, die erhaltene
glasartige Masse gepulvert und geschlämmt. Der Verlust an Alkalien bei letzterer
Reaction ist höchst unbedeutend. Der feuchte Schlamm wird erst kalt, dann heiß mit
Salzsäure behandelt und zuletzt gekocht; hierbei scheidet sich die Kieselsäure mehr
pulverförmig als gelatinös ab. Nachdem von der Kieselsäure abgegossen worden ist,
wird Thonerde etc. mit kohlensaurem Natron gefällt, das Filtrat schwach angesäuert
und, da Schrötter gleichzeitig Cäsium, Rubidium und
Thallium gewinnen will, mit Platinchlorid gefällt. Nachdem das überschüssige Platin
entfernt worden ist, wird das Lithion mittels Sodafällung gewonnen.
10) R. Mierzinski
Polytechnisches Notizblatt, 1868 S. 216. schließt mit concentrirter Schwefelsäure auf, fällt aus der aufgelösten
Masse Thonerde etc. durch kohlensaures Ammon, verwandelt durch Chlorbarium die
Alkalien in Chloralkalien und gewinnt das Chlorlithium mittels Alkohol.
11) L. Smith
Annalen der Chemie und Pharmacie, Bd. 159 S. 82. veröffentlichte eine vortreffliche Methode für die Alkalibestimmung in
Silicaten; er glüht das betreffende Mineral mit 8 Th. kohlensaurem Kalk und 1 Th.
Chlorammonium, zieht mit Wasser aus und entfernt den Kalk durch kohlensaures Ammon;
nach dem Eindampfen resultiren dann die reinen Chloralkalien. K. Kraut
Gmelin-Kraut's Handbuch der Chemie, Bd. 2
S. 234. bestimmte das Verhältniß für Lepidolith mit 4 Th. kohlensaurem Kalk und 1/2
Th. Chlorammonium.
12) Fuchs mischt Lepidolith mit 2 1/2 Th. Kalkhydrat und
setzt 2 1/2 Stunden der Rothglut aus.
13) Stolba (1870 198 225)
schlägt vor, mit der Lithiongewinnung die Bereitung von Kieselfluorwasserstoffsäure
zu verbinden, den Lepidolith, mit Flußspath und Schwefelsäure gemengt, in
geschlossenen Gefäßen zu zersetzen und das Fluorkieselgas mit Wasser in Berührung zu
bringen.
14) Quesneville will den Lepidolith mit Bleioxyd und
15) Arfvedson durch Glühen mit salpetersaurem Barit
aufschließen, während
16) Settersberg vorschlägt, ihn mit Kohle gemischt im
Chlorstrom zu erhitzen.
17) Endlich ist noch eine Angabe von Fuchs zu erwähnen,
nach welcher Lepidolith, mit wasserfreiem Eisenvitriol gemischt, durch heftiges
Glühen aufgeschlossen werden soll.
(Schluß folgt.).