Titel: | Zum Studium der Indicatorcurven; von Ingen. Gust. Heinrichs in Kaiserslautern. |
Autor: | Gust. Heinrichs |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 290 |
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Zum Studium der Indicatorcurven; von Ingen. Gust. Heinrichs in Kaiserslautern.
Mit einer Abbildung.
Heinrichs, zum Studium der Indicatorcurven.
Es soll in folgendem kurz auf eine Eigenthümlichkeit der Indicatordiagramme
hingewiesen werden, welche ihrer Wichtigkeit wegen verdient berücksichtigt zu
werden.
Wird eine Indicatorfeder durch den Druck des Dampfes zusammengedrückt, so ändert sich
die Länge der Feder, z.B. um 5mm. Wird der
Druck des Dampfes gesteigert, so drückt sich die Feder immer mehr zusammen. Hat
anfangs der Druck 1at betragen, bei der
Steigerung desselben 2at, so wird die Feder
sich nicht 10, sondern vielleicht nur 9mm
zusammendrücken. Ueberhaupt nimmt die Zusammendrückbarkeit der Feder mit zunehmendem
Drucke ab. Diese Thatsache muß aber bei Indicatorcurven berücksichtigt werden.
Sieht man sich die publicirten Diagramme an, so findet man die angezeichneten
Maßstabe alle gleichmäßig eingetheilt, was doch absolut nicht richtig sein kann. Daß
diese Diagramme aber schon rectificirt wären, davon ist dem Verfasser nichts
bekannt, Bevor ein Indicatordiagramm publicirt wird, sollte dasselbe vorher stets
rectificirt, d.h. umgezeichnet werden, und zwar folgendermaßen: die Größe 0 –
1 = a ist als die Größe für eine Atmosphäre anzusehen
und daher gleichmäßig auf einander aufzutragen. Die Ordinaten werden dann auf dem
Originalmaßstab abgelesen und auf dem rectificirten Maßstab abgegriffen und
aufgetragen; auf diese Weise erhält man ein etwas anderes Diagramm, welches aber
vollständig theoretisch richtig ist. Es setzt diese Methode aber einen durch
Gewichtsbelastung genau gefundenen Indicatormaßstab voraus. Z.B. nehmen wir an, es
sollte ein aufgenommenes Diagramm mit einem danach construirten theoretischen
Diagramm verglichen werden. Ist nun, wie gewöhnlich, bei dem gezogenen Diagramm der
Maßstab in gleiche Theile getheilt und wird hiernach das
Textabbildung Bd. 222, S. 291
Diagramm construirt, so kann dieses construirte Diagramm
schlechterdings nicht richtig sein und kann mit dem andern Diagramm nicht über
einander gelegt werden. Wenn man das aber bisher doch gethan hat, so ist es doch
sehr leicht erklärlich, warum die natürliche Expansionscurve so sehr hinter der
theoretischen zurückbleibt. Man hat eben nur den oben angedeuteten Fehler begangen,
durch welchen man schlechterdings zu keinen übereinstimmenden Resultaten gelangen
kann. Die Fehler mögen zwar nicht groß sein, jedoch kann bei einer so wichtigen
Sache nicht genau genug zu Werke gegangen werden, und die Annahme, daß die Federn
sich bei verschiedenen Spannungen genau gleichmäßig zusammendrücken, ist unter allen
Umständen unhaltbar.