Titel: | Dynamometer zur Untersuchung der Dehnbarkeit von Wolle und Tuchen; von Josef Hausner in Wien. |
Autor: | Josef Hausner |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 302 |
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Dynamometer zur Untersuchung der Dehnbarkeit von
Wolle und Tuchen; von Josef Hausner in Wien.
Mit einer Abbildung.
Hausner's Dynamometer zur Untersuchung der Tuche.
Von dem Standpunkte ausgehend, daß die Dehnbarkeit der Wolle mit zu den guten
Eigenschaften der zu Streichgarn verwendeten Schafwolle gehört, und daß überseeische
und ungarische Wollen häufig an dem Fehler der Mürbheit leiden (welcher Fehler aber
auch durch unrichtige Manipulationen bei der Verarbeitung sich öfters einstellt,
wozu auch unvorsichtiges Carbonisiren der stark mit Kletten, Cellulose etc.
verunreinigten Wollen oder Loden gehört), habe ich ein ganz einfaches Instrument
construirt, welches über den Grad dieses Fehlers Anhaltspunkte geben kann, wenn die
Mittel zur Anschaffung eines Dynamometers nicht ausreichen, welcher außer der
Dehnbarkeit auch noch den Aufwand an Kraft zeigt, der erforderlich ist, um den Stoff
zu reißen.
Das nachstehend veranschaulichte Dynamometer besteht aus dem festen Gestell ABC, den beiden gekerbten Backenpaaren c, d und a, e, endlich der
Zugschraube g.
Textabbildung Bd. 222, S. 302
Der Backen d ist unbeweglich und am Gestelltheile B befestigt; c ist in einer
senkrecht in der Mitte des Backens B eingeschnittenen
Nuth auf- und abwärts beweglich und kann durch die Stellschraube h mit Rad i gehoben oder an
den Backen d angedrückt werden.
Der Backen a läuft in einer an der Basisplatte A in der Mitte der Länge nach eingeschnittenen Nuth und
wird durch die Zugschraube g, deren Mutter im
Gestelltheile C sitzt, bei Drehung der Kurbel f verschoben. Der zu a gehörige Backen e ist zu beiden Seiten in Nuthen des am Backen a befestigten Gehäuses b
beweglich und wird ebenfalls durch eine Stellschraube h
mit Rad i gehoben oder an a
angedrückt.
Wird nun der nach einer Schablone 22cm,6
lang, 10cm breit geschnittene Stoff
zwischen die Backen c, d und a,
e eingeklemmt und die Kurbel f gedreht, so
erleidet derselbe eine gleichmäßige Spannung, die bei fortgesetzter Drehung endlich
die Grenze erreicht, wo der Stoff reißt.
Diese Grenze, welche man an der Millimetertheilung der Basisplatte A ablesen kann, gibt den Anhaltspunkt zur Bestimmung der
Dehnbarkeit bezieh. Qualität der Waarenprobe.
Stoffe, bei welchen das Gespinnst aus gedehntbogigen Wollen, die nicht zur Gattung
der Streichwollen gehören, oder aus zuviel kurzen Haaren (seien dies nun
Scher-, Rauhhaare oder Mungo) angefertigt wurden, auch solche, welche durch
unvorsichtiges Carbonisiren spröde geworden, zeigen nach der auf S. 304 folgenden
Tabelle eine geringere Dehnbarkeit als Stoffe von normalbogiger gesunder
Streichwolle, die für Militärwaaren vorgeschrieben ist.
Bei dieser Gelegenheit muß ich bemerken, daß gut carbonisirte Tuche, sobald sie den
höchsten Grad der Dehnung erreicht hatten, welcher nicht geringer als bei sonst
vorzüglichen Tuchen war, durch die ganze Breite abbrachen, während bei andern,
diesem Processe nicht unterzogenen Tuchen der höchst erreichte Dehnungsgrad sich
mehr in einem Auseinanderziehen der Fasern zeigte.
Das beschriebene Dynamometer ist 52cm lang,
16cm breit und bei B 22cm, bei C 15cm hoch;
der Preis desselben stellt sich, wenn die wesentlichsten Theile aus Eisen
angefertigt sind, auf etwa 15 fl. ö. W., während ein vollständiges Dynamometer,
welches außer der Dehnbarkeit auch die Tragfähigkeit zeigt, zwischen 800 und 1000
fl. kostet.Man vergleiche hierüber die vom Verfasser (k. k. Major der
Montur-Verwaltungsbranche etc.) kürzlich erschienene zweite Auflage
seines Werkes: Darstellung der Textil-,
Kautschuk- und Leder-Industrie mit Rücksicht auf
Militärzwecke. 570 S. in gr. 8. Mit 527 Holzenschnitten und 4 lith.
Tafeln. Preis 16 M. (Wien 1876. Manz'sche
Buchhandlung.)Die Red.
Versuche mit dem Dynamometer.
Abschnitte 22cm,6 lang,
10cm breit.
Textabbildung Bd. 222, S. 304
Tuch oder Wollstoff; Breite;
Gewicht pro Meter; Eingespannt nach Kette, Schuß; Eingespannt bei; Gerissen bei;
Dehnung; Monturstuch; Egalisirungstuch; Aermelleibelstoff; lichtblaues;
dunkelblaues; hechtgraues; blaugraues; leichtes; schweres; dunkelbraunes;
mohrengraues; croiséartig gearbeitetes lichtblaues (Civil); feiner blauer
Peruvien (Civil); hechtgraues zu Feldkappen; weißes; aschgraues; hechtgrauer;
dunkelblauer; lichtblauer; dunkelbrauner; Leibbindenstoff; Weißer; Naturbrauner;
Hallina; Calicot; Carbonisirt; Durch Carbonisirung etwas angegriffen; Durch
Carbonisirung angegriffen