Titel: | Ueber Versuche mit Zinkenfräsmaschinen nach den Systemen Hamilton und Zimmermann; von Prof. H. Falcke in Chemnitz. |
Autor: | H. Falcke |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 305 |
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Ueber Versuche mit Zinkenfräsmaschinen nach den
Systemen Hamilton und Zimmermann;
von Prof. H. Falcke in Chemnitz.
Falcke, über Versuche mit Zinkenfräsmaschinen.
In mehreren technischen Zeitschriften (vgl. * 1876 220 33)
sind vor einiger Zeit Mittheilungen über eine neue Zinkenfräsmaschine von Hamilton erschienen. Diese Maschine ist in mehreren
Exemplaren in Chemnitz eingeführt worden, so daß es möglich wurde, ihre Leistung mit
der von andern Constructionen zu vergleichen. Ein derartiger Vergleich wurde
zunächst durchgeführt in der Chemnitzer
Werkzeugmaschinen-Fabrik, und zwar wurden gleichzeitig und aus
gleich starken Bretern Schlitze und Zinken ausgeschnitten auf einer Hamilton'schen Originalmaschine und auf einer Zinkenfräsmaschine nach
Patent Zimmermann.Die Zimmermann'sche Zinkenfräsmaschine ist
abgebildet und beschrieben in diesem Journal, * 1869 193 177. 1873 209 6.
Die Zinken werden auf der Hamilton'schen Maschine mittels eines Sägeblattes
geschnitten, welches außer der Rotationsbewegung noch eine Seitenbewegung
(Taumelbewegung) hat. Bei der Zimmermann'schen Maschine sind dagegen wirkliche
sogen. Fräsen vorhanden, und zwar werden diese jetzt nach einem neuen Zimmermann'schen Patent ausgeführt mit
schraubenförmigen Schneidkanten, so daß deren Leistungsfähigkeit gegen früher
erheblich gesteigert ist. Die Hamilton'sche Maschine arbeitet mit einem einzigen
Sägeblatt, das man nur verhältnißmäßig wenige Umgänge (etwa 400 pro Minute) machen
lassen darf, da der etwas complicirte Mechanismus nicht mehr gestattet, wenn man
nicht befürchten will, in kurzer Zeit die Maschine zu ruiniren. Die Zimmermann'sche
Maschine arbeitet dagegen mit 4 Fräsen zugleich, denen man bis 5000 Umgänge
gestatten kann. In dieser großen Differenz der anwendbaren Geschwindigkeit liegt
schon etwas, was zu Gunsten der Zimmerman'schen Maschine gegenüber der
Hamilton'schen Maschine spricht, und erklärt sich auch daraus die Verschiedenheit
der qualitativen Leistung.
Es wurden geschnitten auf der Hamilton'schen Maschine:
18 Schlitze
in
371 Secunden
18 Zapfen
„
510 „
––––––––––––––––––––––––––––
18 Paar in
881 Secunden,
dagegen auf der Zimmermann'schen Maschine:
18 Schlitze
in
42 Secunden
18 Zapfen
„
85
„
––––––––––––––––––––––––––––
18 Paar in
127 Secunden,
demnach ist die Leistung der letztern Maschine nahe das
Siebenfache der erstern, was theils auf Rechnung der größern Geschwindigkeit kommt,
theils darauf, daß auf der Hamilton'schen Maschine nach jeder einzelnen Zinke ein
Weiterrücken des Bretes erfolgen muß und der Fortrückungsapparat (wenigstens an den
bisher gelieferten Maschinen) auch weniger vollkommen eingerichtet erscheint, als
dies bei der Zimmermann'schen Maschine der Fall ist, wo die Verschiebung durch
Wechselräder genau controlirt wird und ohnedies verhältnißmäßig weniger oft nöthig
wird, da vier Zapfen oder Zinken immer gleichzeitig fertig werden. Da die
Hamilton'sche Säge gegen Hirnholz arbeitet, so wirkt sie nur schabend und gibt außer
geringerer Glätte auch noch auf der Unterseite des Bretes vorstehenden Grat oder
ausgesplitterte Stellen, während die Zimmermann'schen Fräsen die Späne nach Art eines Hobels in
ausgezeichneter Weise ablösen und ganz glatte Bearbeitungsflächen liefern, so daß
sie für die feinsten Tischlerarbeiten genügen.
Das Einstellen der Hamilton'schen Maschine für eine andere Zinkendimension und
Schräge erfordert ein sehr mühseliges Probiren, da nach der jetzigen Einrichtung
derselben kein Stellbogen o. dgl. zur Erleichterung des Einstellens angebracht ist,
und auch wegen des beim Schärfen der Säge sich verringernden Durchmessers desselben
nicht gut angebracht werden kann.
Bei der Zimmermann'schen Maschine hat man allerdings für andere Schlitzendimensionen
andere Fräsen nöthig; doch sind dieselben weniger kostspielig, und der
Einstellapparat für eine andere Eintheilung ist unter Benützung einfacher Lehren
sehr leicht und schnell zu handhaben.
Hält man alle diese angedeuteten Momente zusammen, so findet sich, daß die deutsche
(Zimmermann'sche) Maschine der englischen (Hamilton'schen) in quantitativer und
qualitativer Leistungsfähigkeit bedeutend überlegen ist.