Titel: | Faure's Maschinen zur mechanischen Herstellung von Porzellantellern. |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 311 |
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Faure's Maschinen zur
mechanischen Herstellung von Porzellantellern.Nach einem Bericht von Salvétat im Bulletin d'Encouragement, Mai 1876 S. 223. Vgl. auch
Deutsche Töpfer- und Zieglerzeitung, 1876 S. 209; ferner Tenax in der Beilage zu Nr. 33 des Sprechsaals, 1876
S. 234.
Mit Abbildungen.
Faure's Herstellung von Porzellantellern.
Das französische Verfahren, Porzellanteller zu formen, ist im Allgemeinen folgendes.
Es wird ein Hubel gedreht und derselbe, wenn er etwas angezogen hat, mit einem
Schwamm übergeformt. Statt aber den Teller beim Ueberformen mit der Schablone gleich
fertig zu machen, wird derselbe so dick gelassen, daß für das nachherige Abdrehen
völlig Stoff vorhanden ist, um den Fuß herauszubringen und den übrigen Stellen die
nöthige Scherbenstärke zu geben. Dieses Abdrehen wird vorgenommen, wenn die Masse
über lederhart hinaus bis grautrocken ist. Der Rand wird weißtrocken fertig gemacht.
Das gibt im Ganzen viel schönere Teller als die in Deutschland übliche
Schablonenarbeit; aber man ist dabei in hohem Grade von der Geschicklichkeit und
Aufmerksamkeit der Tellerdreher abhängig. Dieselben verlassen sich namentlich beim
Abdrehen meist zu viel auf die Routine, weshalb die Teller doch immer etwas
verschieden ausfallen. Man hat aus diesem Grunde in Sèvres, wo es für die oft
kostbare Malerei wichtig war, ganz vollkommene Teller zu haben, schon im Anfang der
vierziger Jahre das Kalibriren der Teller in weicherm Zustande versucht. Es zeigte
sich dabei, daß trotz der nun genau hergestellten Scherbenstärken Verschiedenheiten
und Fehler an den Tellern nach dem Brennen sich zeigten, und fand bald, daß sie
hauptsächlich von der Behandlung der Arbeit beim Hubeldrehen herrührten. Man
ersetzte also den Hubel durch einen dicken Massekuchen, welcher auf einem Kalbfell,
das über einen kupfernen Reifen vom Durchmesser des Scheibenkopfes gespannt war, aus
dem Ballen sorgfältig gedreht und mit einer glatten, senkrecht herabkommenden
Schablone auf gleiche Dicke kalibrirt wurde. Dieser Massekuchen wurde mit dem über den
Ring gespannten Leder vom Scheibenkopf genommen und umgekehrt möglichst centrisch
auf die Tellerform gebracht und mit einem hölzernen Messer vom Leder losgelöst. Das
Antreiben des Kuchens geschah wie gewöhnlich mit dem Schwamm, und mit einer
senkrecht herabkommenden Schablone, die auf die nöthige Scherbenstärke eingestellt
war, wurde der Teller weich fertig gemacht. Die einzelnen mechanischen Hilfsmittel
waren sehr sorgfältig behandelt und haben in den Details vielfache Abänderungen
erfahren. Das ganze Verfahren war aber so zeitraubend, daß es, außer in
Sèvres, in Frankreich nicht angewendet wurde, und machte auch noch viel zu
starke Ansprüche an die Aufmerksamkeit des Arbeiters. Die auf diese Weise
hergestellten Teller waren indeß recht schön.
Diese Methode ist nun fast unverändert die Grundlage für das Faure'sche Verfahren geblieben, nur daß die mechanischen Hilfsmittel dabei
auf viel umfangreichere Weise zur Anwendung kommen. Faure
verwendet zur Anfertigung der Teller drei Maschinen, 1) eine zur Herstellung der
Masseblätter, 2) den Apparat zum Centriren und 3) die Maschine zum Formen und
Kalibriren.
1) Die Maschine zur Herstellung der Blätter ist im Holzschnitt 1 in 1/16 natürl. Größe dargestellt. A ist der aus Gyps hergestellte und durch eine
entsprechende Eisenarmatur gehaltene Drehscheibenkopf, auf welchen ein mit Leder
überspannter adjustirter Kupferring B gesetzt ist. Das
Kaliber C enthält eine starke Klinge, mittels welcher
die Thonmasse auf dem Leder ausgebreitet wird; es ist am untern Ende einer vertical
geführten Stange D befestigt, deren Hub durch den
Stellring E begrenzt wird; die Klemmschraube F dient zur beliebigen Feststellung der Stange D, welche mittels Schnur und Fußtritt gehoben wird und
durch ihr Eigengewicht sich senkt. Faure hat auch die
Einrichtung getroffen, daß die Stange D mittels eines
Daumens und Schneckengetriebes bewegt werden kann.
Die Arbeit erfolgt dann so, daß, wenn der flache Ballen aufgesetzt, die Scheibe in
Bewegung gebracht ist und der Ballen durch leichten Druck mit der Hand auf dem Leder
etwas anhaftet, das Kaliber, dessen Klinge nach einer Schraubenfläche gekrümmt ist,
schnell herabkommt und nun mit abnehmender Geschwindigkeit, die nach dem Bedürfniß
für das Ausbreiten der Masse regulirt wird, das Blatt herstellt. Dann lüftet man das
Kaliber, um zur Anfertigung eines zweiten Blattes wieder herab zu kommen, dem
Arbeiter Zeit lassend, einen neuen Lederring und Ballen aufzubringen.
Fig. 1, Bd. 222, S. 312
Fig. 2, Bd. 222, S. 312
2) Die Maschine zum Centriren der Blätter auf der
Arbeitsform ist in Figur 2 in 1/22 der wahren Größe
veranschaulicht. In dem gußeisernen Gestell A ist unten
in Lagern 3 und 4 der Scheibenkopf B mit aufgesetzter
Form gelagert; in den obern Führungen 1 und 2 gleitet eine Stange mit der Platte C, auf welche der Kupferring mit Leder und Masseblatt
aufgeschoben wird. Die Platte C ist durch ein
Gegengewicht so abbalancirt, daß ein leichter Druck hinreicht, sie herabzuziehen.
Berührt das Masseblatt die Form, so läßt man die Scheibe B laufen und trennt mit einem Holzmesser das Blatt vom Leder und befestigt
es durch leichten Druck mit einem angefeuchteten Schwamm auf der Form. Die Scheibe
erhält ihre Drehung durch einen Riemen von der Welle E,
wenn die Frictionskupplung D durch Niederdrücken des Trittes geschlossen
wird. Durch ein Gegengewicht b wird die Kupplung wieder
geöffnet und die Scheibe in Ruhe gesetzt; f ist ein
Holzbuffer zur Abschwächung des Stoßes.
Fig. 3, Bd. 222, S. 313
3) Die Maschine zum Ausformen und Kalibriren der
Teller (Fig. 3 in 1/20 der wirklichen
Größe) enthält im obern Theil einen mittels Hebel F
seitwärts verschiebbaren Schlitten E, welcher das
Formwerkzeug B trägt und dasselbe bei seiner
Seitenbewegung von links nach rechts entsprechend der Contour der
Vorformschablone G führt; das ausbalancirte Werkzeug
B gleitet hierbei, mittels des Handgriffes C niedergezogen, mit einer Rolle an der
Führungsstange auf Schablone G.
Ist der Teller vorgeformt, so wird das Werkzeug B in
die Ruhelage gebracht und dann das Kaliber zur Fertigstellung des Tellers
herabgedrückt.
Es ist ersichtlich, daß bei dieser Einrichtung die Arbeit, welche in Deutschland
von dem Kaliber (der Schablone) verlangt wird, in zwei Theile getrennt ist. Das
Kaliber hat nur fertig zu machen und kaum mehr Masse fortzunehmen. Den größern
Theil der Functionen der deutschen Schablone besorgt bei Faure das Werkzeug B, welches zugleich den
Theil der Arbeit übernimmt, der in Deutschland durch das eigentliche Ueberdrehen
mit Hand und Schwamm vertreten ist. Daß dies für die Genauigkeit der Arbeit von
entschiedenem Vortheil ist, ist klar; aber auch die Schnelligkeit der Arbeit
wird durch diese Anordnung wesentlich gefördert.
Mit der Faure'schen Maschineneinrichtung kann ein
Arbeiter, unterstützt durch zwei Jungen von 12 bis 15 Jahren, täglich 400 bis 600 Teller, im
Durchschnitt 450 Teller, ganz guter Qualität herstellen. Der gewöhnliche Preis für
flache Teller (ganz fertig gemacht) ist bei der alten Arbeitsmethode 5 Franken pro
100 Stück. Bei der Maschine stellt sich der Bruttopreis auf 2,40 Franken. Die
Differenz reicht völlig aus, um den Lohn für das Fertigmachen der Ränder, das
Masseschlagen, die Betriebskraft, die Unterhaltung und die Amortisation des
Ankaufspreises der Maschinen zu decken. Aber der wesentlichste Vortheil ist die
vollkommen identische Beschaffenheit der auf solche Weise hergestellten Teller, und
dadurch der Wegfall aller der Verluste, welche in so bedeutendem Maße gerade bei der
Tellerfabrikation durch Unregelmäßigkeit der Arbeit bisher überall entstanden sind.
Dies hat schon eine Anzahl der besten französischen Fabrikanten veranlaßt, die Faure'schen Maschinen bei sich einzuführen u.a. Gibus und Redon, Haviland und
Comp., Ardant und Bourdeau in Limoges; Hache und
Pepin, Lehalleur fils, F. Haviland in Vierzon; Pillivuyt und Comp. in Mehun; Vieillard und
Comp. in Bordeaux.