Titel: | Ringel's horizontale Verkokungsöfen. |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 320 |
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Ringel's horizontale
Verkokungsöfen.Vgl. auch Balling 1872 203
272. Hackney * 1875 218
430.
Mit Abbildungen auf Taf.
VIII [a.b/3].
Ringel's horizontale Verkokungsöfen.
Einem in der Oesterreichischen Zeitschrift für Berg- und Hüttenwesen, 1876 S.
320 enthaltenen Berichte von A. M. Balling in Przibram
entlehnen wir Beschreibung und Abbildungen Fig. 31 bis 34 der einen
wesentlichen Fortschritt in der Steinkohlenverkokung bezeichnenden horizontalen
Kokesöfen des Betriebsdirectors Ringel. Es sind bei
diesen Oefen zwar alle andern Erfahrungen und Verbesserungen benützt worden, die Art der Gasführung aber ist durchaus neu, nicht nur
hinsichtlich des von den Gasen zurückzulegenden Weges selbst, sondern vornehmlich
deshalb, weil alle Gase einen und denselben Weg zurücklegen müssen und somit
sämmtlich zur Heizung der Gesammtoberfläche des Ofens dienen.
Die Gase treten aus den 6m,3 langen, 1m,8 hohen und 0m,4 breiten Verkokungskammern a durch die in der Richtung nach A hin immer schmäler werdenden Oeffnungen b, b in den 0m,16 breiten und 0m,32 hohen Sammelcanal c, wo sie mit der durch die senkrechten Canäle d angesogenen atmosphärischen Luft sich mischen, und von
wo aus sie durch die mittels eines Schiebers verschließbare Oeffnung A in den 0m,16
breiten, 1m,16 hohen und 6m langen, in den Zwischenwänden der
einzelnen Kammern ausgesparten Canal e gelangen. Dieser
Canal e ist durch zwei schräg gerichtete Querwände f, von denen die eine von der Decke aus um 0m,75 herab-, die andere von der
Sohle aus um die gleiche Höhe hinaufreichtUrsprünglich hatten die Querwände f die in Figur
31 punktirt angegebene senkrechte Stellung; nach längerm Betriebe
zeigte sich indeß, daß an denjenigen Stellen ober- und bezieh.
unterhalb dieser beiden Querwände, wo die Gase aus dem einen Fache in das
andere übertreten, eine nach und nach den Zug hemmende Graphitablagerung
erfolgt war. Gleichzeitig wurde in den rechtwinkligen Ecken, welche die
Querwände mit der Decke, bezieh. der Sohle des Canals e bilden, eine Stagnation der Gase beobachtet, welche der
gleichmäßigen Beheizung der Seitenwände des Canals hinderlich war. Beide
Uebelstände sind durch Anlage der Querwände nach der in Figur 31
angegebenen Richtung vollständig beseitigt worden., in drei verschieden große Fächer derartig getheilt worden, daß die Gase
durch die verbleibenden, 0m,42 hohen
Durchlässe in ∾-förmiger Windung nach den 0m,16 breiten Abzugsöffnungen g und h gelangen, von denen
erstere 0m,32, letztere 0m,16 lang und durch einen Schieber
verschließbar ist. Durch g und h treten die Gase in den Canal i und von hier
aus durch K in die unter den Sohlen der Kammern entlang
geführten Canäle k, um schließlich durch die mit einem
Schieber regulirbare Oeffnung l in den
gemeinschaftlichen, nach dem Schornstein führenden Fuchs m zu gelangen.
Die weiter vorn bereits erwähnten, durch Schieber verschließbaren
Luftzuführungscanäle d, d sind derartig angeordnet, daß
der über A befindliche einen Durchmesser von 0m,13 hat, die übrigen dagegen nur 0m,08 weit sind und alle vier die in der
Abbildung eingeschriebenen Entfernungen haben.
Der Gascanal e zeigt, wie aus Fig. 31 und 32
ersichtlich, eine künstliche Vergrößerung der Oberfläche seiner Seitenwände, welche
durch Anbringung der unter einander versetzten Kragsteine n,
n erzielt worden ist. Diese Steine bilden gewissermaßen einen Wärmesammler,
an dessen hoher Glut die nach erfolgter Beschickung rasch entwickelten, mit etwas
atmosphärischer Luft gemischten Verkokungsgase sich sofort entzünden. Zu gleichem
Zwecke und in ähnlicher Weise sind in den Sohlcanälen k
unter den Kammern ähnliche Steine n, n von 0m,16 Höhe in 0 m,32 Entfernung angebracht worden, welche
die Gase zwingen, dicht unter dem Bodenstein der Kammern entlang zu streichen.
Die Beschickung der Kammern erfolgt durch je zwei Füllöffnungen
o, o, deren jede 2m,1 vom Ende des Ofens entfernt liegt. Das Gewicht einer jeden Charge
beläuft sich auf 2800k Steinkohlen, die
Brenndauer auf durchschnittlich 22 Stunden.
Die Armatur der Oefen besteht aus gußeisernen, durch Rippen verstärkten und vor den
Mittelwänden stehenden Platten, welche sowohl die Thüren T tragen, als auch gleichzeitig als Ankerplatten dienen. Die in den
Platten befindlichen Oeffnungen p dienen zur
Luftzuführung, die Oeffnungen r zur Regulirung der
Schieber A und l.
Hinsichtlich der Betriebsergebnisse ist folgendes zu bemerken. Die Verbrennung und
Wärmeabgabe in diesen Ringel'schen Oefen ist sehr vollkommen, so daß der Fuchs in
nur eine sehr schwache Glut zeigt, während in den Gascanälen die hellste, in den
Kammern selbst aber nur dunkle Rothglut herrscht. Als ein wesentlicher Fortschritt
in der Kokesbereitung ist der Umstand zu bezeichnen, daß in den Ringel'schen Oefen
die Kokes nicht in eine Spitze auslaufend, sondern blockförmig erzeugt werden,
wodurch der Abfall an Kleinkoke (sonst meist aus den abgebrochenen Spitzen der
Kokestücke bestehend) und Lösche auf 4 bis 5 Proc. herabgebracht worden ist. Die
Veraschung der auf der Oberfläche der Beschickung befindlichen Kohlen ist fast
gleich Null, weil die Verkokungsgase sich selbst in den Sammelcanal c hinauspressen müssen, woselbst ihr Volum durch die
hinzu tretende atmosphärische Luft vergrößert, ihre Bewegung gehemmt und dadurch ein
Rückstau veranlaßt wird, in Folge dessen fast keine atmosphärische Luft in den Ofen
gelangen kann.
Die Ausbeute in den Ringel'schen Oefen ist sehr bedeutend, denn es wird stets so viel
verkäufliches Product erzielt, als eine angestellte Tiegelprobe an Koke ergibt.
Schließlich mag noch erwähnt sein, daß Ringel stets ein
entsprechendes Gemisch von schwach backender Miröschauer Kohle mit solcher von
Littitz, welche die bestbackende Böhmens ist, verarbeitet und dadurch eine feste,
tragfähige Koke erzielt.
L. R.