Titel: | Ligny's Apparate zum Austrocknen feuchter Wohnungen. |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 343 |
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Ligny's Apparate zum
Austrocknen feuchter Wohnungen.
Ligny's Apparate zum Austrocknen feuchter Wohnungen.
Vorliegendes System, welches von seinem Urheber bereits seit länger als 10 Jahren mit
bestem Erfolge angewendet wird, umfaßt die rasche Austrocknung sowohl von
Neubauten, die man sofort zu beziehen wünscht, als auch von älteren Gebäuden, deren
Erdgeschoß in Folge der vom Boden aus durchfeuchteten Mauern unbewohnbar geworden
ist.
I) Austrocknung neuer Gebäude. Die hierzu dienliche
Vorrichtung besteht:
1) aus einem Rollwagen, um den Apparat bequem und leicht nach allen Stellen des
auszutrocknenden Raumes hinschaffen zu können;
2) aus einem auf diesem Wagen angeordneten Aschenbehälter;
3) aus einem rectangulären 0m,70 langen,
0m,40 breiten und 0m,40 hohen eisernen Ofen mit Feuerrost,
welcher mit Kokes gefüllt und mit einem als Reflector dienenden Schirm aus
Schwarzblech versehen ist;
4) aus sechs ungefähr 1 bis 1m,25 langen
Blechröhren, welche sich nach Belieben verlängern lassen und vertical über dem Feuer
dergestalt angeordnet sind, daß ihre trichterförmig erweiterten untern Enden beinahe
den ganzen Ofen bedecken. Diese Röhren, welche sich beliebig nach dieser oder jener
Richtung neigen und feststellen lassen, werden durch eiserne, an den Feuerrost
befestigte Träger gehalten.
Ist der Apparat geheizt, so wird die kalte und feuchte Luft des Raumes, indem sie
durch die Glut streicht, ihrer Feuchtigkeit beraubt und sehr heiß gegen die Wände
geworfen. Die Austrocknung vollzieht sich im Allgemeinen bei ganz oder halb offenen
Fenstern, und die Zimmertemperatur beträgt doch noch 30 bis 35°. Nöthigen
Falles wird ein kleiner Ventilator in einer der Röhren angebracht, um eine größere
Menge heißer Luft auf einen Punkt zu dirigiren, oder um Stellen zu erreichen, denen
der Apparat nicht nahe genug gebracht werden kann. Durch Vermehrung der Apparate
geht die Operation um so geschwinder vor sich; ein Zimmer kann in 4 oder 5 Tagen,
erforderlichen Falles noch schneller getrocknet werden.
II) Austrocknung und Gesundmachung älterer Gebäude, welche von
der Bodenfeuchtigkeit durchdrungen sind. Man nimmt im Innern des Zimmers,
das man aus sanitären Rücksichten austrocknen will, den Bewurf der Mauer an
denjenigen Stellen, wo sie feucht oder mit Salpeter bedeckt ist, ganz hinweg und
putzt alle Fugen bis zur halben Mauerdicke sorgfältig aus. Um allen Salpeter
aufzulösen, besprengt man alsdann das nackte Gemäuer wiederholt mit Wasser, trocknet
dasselbe nach jeder Waschung mit Hilfe des beschriebenen Apparates und reinigt es
mit groben Bürsten. Nachdem die Bruchsteine weder Feuchtigkeit noch Salpeter mehr
enthalten, erwärmt man sie aufs neue und tränkt sie unter Anwendung einer Bürste mit
einer siedend heißen Mischung aus Leinöl, Harz, Bleiglätte und Paraffin, die nun begierig absorbirt wird.
Man braucht von dieser Flüssigkeit im Allgemeinen 2k für 1qm. Diese Operation wiederholt man zwei-, drei- oder
viermal, bis die absorbirte Menge dem entzogenen Wasserquantum gleich ist und der
Bruchstein nichts mehr absorbirt. Das Ganze läßt man nun mehrere Tage lang trocknen.
Nachdem man sich von der vollständigen Austrocknung überzeugt hat, werden die Fugen
mit Portlandcement wieder verputzt. Dann wird der Mauerbewurf wieder hergestellt,
jedoch nur von der Höhe des Fußgesimses d.h. 10cm vom Boden an. Für den Raum vom Boden bis zur Gesimshöhe dient eine
Mischung von Erdharz, Pech und Theer, welche besser als der Cement, und ohne zu
zerbröckeln, die Nägel, womit das Gesims befestigt wird, aufnimmt und den Vortheil
darbietet, den Bewurf gegen die Bodenfeuchtigkeit zu isoliren.
Zwischenmauern sind auf beiden Seiten in der beschriebenen Weise zu behandeln, so daß
ihr Sockel in seiner ganzen Dicke für die Feuchtigkeit undurchdringlich wird. Bei
Façademauern nimmt Ligny diese Arbeit meistens nur
auf der innern Fläche vor, sieht aber darauf, daß der äußere Bewurf nicht bis auf
den Boden reicht, und daß, soweit die Feuchtigkeit auf der äußeren Seite sich
erstreckt hat, der Oelanstrich vermieden werde. Die Folge ist, daß die Einwirkung
der äußeren Luft hinreicht, die Ausbreitung von Feuchtigkeit, sowie die
Salpeterbildung zu verhindern. (Nach dem Bulletin de la
Société d'Encouragement, 1876 S. 289.)
P.