Titel: | Nachtrag über das sogen. plastische Dinaskrystall; von Dr. Carl Bischof. |
Autor: | Carl Bischof [GND] |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, S. 571 |
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Nachtrag über das sogen. plastische
Dinaskrystall; von Dr. Carl Bischof.
Bischof, Nachtrag über das sogen. plastische
Dinaskrystall.
In Anknüpfung an meinen Aufsatz in diesem Journal, 1876 221 345 über das sogen. plastische Dinaskrystall wurde mir von dem
bekannten Urheber dieses feuerfesten Cementes selbst, Hrn. Ingenieur H. Neuenheuser in Bonn, welcher seine Zusammensetzungsweise
der Bonner Portland-Cementfabrik von Dr. Rieth und O'Brien zur
Ausbeutung übergeben, eine Probe von 1k zur
Analyse eingesendet, um nachzuweisen, daß das Material zur Zeit reiner hergestellt
wird, als dies früher in Folge zufälliger Verunreinigungen geschehen. Da die
vorgenommene Untersuchung thatsächlich ein wesentlich flußmittelfreieres (im
speciellern Sinne) und nicht blos ein mehr oder weniger wechselndes, sondern
beträchtlich verschiedenartig zusammengesetztes Product ergeben, so stehe ich nicht
an, das Resultat meiner neuen Untersuchung hier mitzutheilen.
Das jetzige Material ist deutlich heller gefärbt, graulichweiß mit nur einem Stich
ins Graue, fühlt sich durchweg fein, nicht körnig an und färbt stärker (puderartig)
ab. Auf einem Messingsieb mit 225 Maschen auf 1qc bleibt von dem bei aller Feinheit doch knirschenden Mehl nichts
Siebgrobes liegen. Erst auf einem Siebe mit 720 Maschen verbleibt ein Rückstand von
3,4 Proc., bestehend aus ganz gleich feinem Streusand, der unter der Loupe klare,
durchscheinende, runde Quarzkörnchen mit nur wenigen schwarzen Pünktchen wahrnehmen
läßt.
Digerirt mit Wasser, reagirt dasselbe gleichfalls schwach, doch deutlich alkalisch,
und wird eine geringe Menge Kalk nebst Kieselsäure ausgezogen. Mit Salzsäure übergossen, zeigt
sich keine Bläschenentwicklung; sie ist nur vereinzelt in dem geringen
Streusandrückstand zu bemerken.
Die mit Wasser angemachte Masse gibt wie früher einen bildsamen, an der Luft jedoch
in kurzer Zeit thonharten Teig, dessen Formbarkeit eine noch vermehrtere ist. Das
specifisch leichtere oder voluminösere Material erfordert etwas mehr Wasser zur
Durchfeuchtung, gibt aber dann eine mehr homogene, kittähnliche Masse, geeignet zu
jeder gewünschten scharfkantigen wie zarten Formgebung. Entsprechend der größern
Wasseraufnahme schwindet auch dieser feinere Cement ein wenig mehr. Während für das
frühere Material bei völliger Austrocknung bis zu 170° die Schwindung = 4,5
bis 5 Proc. linear gefunden wurde, beträgt sie bei dem jetzigen reichlicher
durchfeuchteten Material 5 bis 5,5 Proc. Vermindert man den Wasserzusatz etwa von 18
bis auf 14 Gew. Proc. und noch mehr, so ist die Schwindung eine entsprechend
geringere und kann bis auf 3 und selbst 2 Proc. herabsinken.
Wird die hellere, feinkörnige und dichte, getrocknete Masse bis zur hellen Rothglut
erhitzt, so verhält sie sich namentlich hinsichtlich der Unveränderlichkeit des
Volums, der Abwesenheit von Rissen und Sprüngen ganz gleich; sonst erscheint sie ein
wenig fester gebrannt, und ist der Bruch von recht gleichmäßigem Aussehen. Wird der
Hitzgrad höher gesteigert und die Proben einer Temperatur ausgesetzt, in welcher ein
beigefügter Gußeisensplitter wulstförmig zusammenfloß, so läßt der neue Cement wie
der frühere keine Anzeichen von Schmelzung wahrnehmen. Der Bruch zeigt keine
verkittete, sondern eine mürbe, einsaugende Masse. Vermehrt man den Hitzgrad bis zur
Schmelzhitze von Gußstahl, so daß ein mitgeglühter Gußstahlsplitter abzufließen
beginnt, so erscheinen die Proben für das unbewaffnete Auge noch unverändert;
dagegen sind sie unter der Loupe und namentlich im Sonnenlichte mit feinstem,
glänzendem Schmelz überzogen. Bei dem jetzigen Cement tritt dieser Schmelz in
stärkerm Grade auf. Der Bruch zeigt jetzt eine verdichtete, ölige Masse; früher
ergab sich eine losere, körnige Masse, welche beim Zerschlagen stäubt.
Der Versuch wurde wiederholt und zwar unter Erhöhung des Hitzgrades, so daß der
mitgeglühte Gußstahlsplitter ohne sichtbaren Rest zusammenfloß; die Proben waren nun
glasirt, die jetzigen mehr als die früheren, doch ist die Form bei beiden noch gut
erhalten.
Wurde endlich die Prüfungshitze so weit getrieben, daß ein in einer Thonerdekapsel
eingeschlossener Platindraht zur Kugel zusammenfloß, so war die neue Cementprobe
außen stark glasirt, glasglänzend, innen löcherig-höhlig, rundblasig.
Gegenüber dem ältern Cement gibt sich eine größere Schmelzbarkeit durch den reichlichem Glanz außen,
wie größere Blasigkeit innen zu erkennen. Noch augenfälliger tritt dieser
Unterschied hervor, wenn vorher beide Materialien auf das allerfeinste zerrieben
werden; alsdann hat sich bei derselben heftigen Erhitzung der jetzige Cement völlig
ausgebreitet als ein glasig-glänzendes Email, während bei dem früheren noch
einigermaßen die Form erhalten war.
Die chemische Analyse ergab:
Kieselsäure
86,42Mittel aus zwei sehr nahe übereinstimmenden Bestimmungen.
Thonerde
9,33
EisenoxydKalkMagnesia
0,86 0,34 0,22 0,37
1,79
Glühverlust
2,40
–––––
99,94.
Die eigentlichen Flußmittel: die alkalischen Erden nebst dem Eisenoxyd und Alkali,
welches letztere dieses Mal nebst der Magnesia bestimmt wurde, haben um mehr als die
Hälfte abgenommen. Anderseits hat die Menge der Thonerde sehr bedeutend, fast genau
um das Doppelte zugenommen.Das inzwischen von Dr. Seger (vgl. S. 503) analysirte ähnliche Material bildet –
bei seinem vermehrten Thonerde- dagegen verminderten
Flußmittelgehalte – den Uebergang zwischen der ältern und neuern
Zusammensetzungsweise dieses Materials. Der Gehalt an Kieselsäure hat sich um 1 Proc. vermindert.
Das jetzige sehr gleichartige, feinkörnige, an eigentlichen Flußmitteln im
Wesentlichen freiere, dagegen an Thonerde bedeutend reichere Material, nimmt
pyrometrisch eine noch etwas tiefere Stellung ein. Wenn auch durch den geringern
Gehalt an eigentlichen Flußmitteln eine Erhöhung der Schwerschmelzbarkeit
eingetreten ist, so wird doch durch den so sehr vermehrten Thonerdegehalt, welcher
doch lange noch nicht eine basische Verbindung
erreicht, dieser Gewinn mehr als ausgeglichen. Wie schon oben näher dargelegt
worden, hält sich indeß das Material in bis zur Gußeisen- ja GußstahlschmelzhitzeGußstahlschmeltzhitze gesteigertem Hitzgrade ausgezeichnet.
Wiesbaden, 18. November 1876.