Titel: | Miscellen. |
Fundstelle: | Band 222, Jahrgang 1876, Nr. , S. 498 |
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Miscellen.
Miscellen.
Die Gefahren der Industrie.
Mit der kolossalen Entwicklung der Industrie, welche im Laufe dieses Jahrhunderts
durch die immer allgemeinere Anwendung der Dampfkraft hervorgerufen wurde, ist eine
beispiellose Erhöhung der Hilfsmittel und Annehmlichkeiten des menschlichen Lebens,
eine Erhöhung der gesammten Lebensthätigkeit unsers Geschlechtes Hand in Hand
gegangen. Gleichzeitig damit, und gewissermaßen als Reversseite in dem Bilde der
Segnungen der Industrie, haben sich die Gefahren für das Leben und die Gesundheit
nicht unbedeutend gemehrt, sind uns Feinde entstanden, von deren Existenz unsere in
in dieser Beziehung glücklichern Vorfahren keine Ahnung, oder wenigstens nur einen
sehr vagen Begriff hatten.
Eine große Zahl der lebenszerstörenden oder schädigenden Einflüsse der Industrie in
ihrer heutigen Entwicklung entziehen sich dabei jeder statistischen Aufstellung. Wem
ist es nicht bekannt, wie bei vielen Industriezweigen – speciell auch bei der
Eisengewinnung und
Verarbeitung – das Durchschnittsalter der dabei Beschäftigten selten die
Fünfzig erreicht oder übersteigt, und wer nur einmal die Zerstörung gesehen, welche
chemische Fabriken, Kupfer- und Zinkwerke in weitem Umkreise an der gesammten
Vegetation anrichten, wer die hagern, blutlosen Gesichter der in diesen
Etablissements beschäftigten Arbeiter beobachtet, muß zugeben, daß der Fortschritt
nicht auch ohne bittere Gegenwirkungen geblieben ist. Kein Zweifel, daß diese
schädigenden Ursachen auch schon in frühern Jahrhunderten bestanden haben, ebenso
wie auch schon in ältern Zeiten das Befahren des Meeres und das Durchforschen der
Erdrinde seine Opfer gefordert hatte; aber erst unserm Jahrhundert war es
vorbehalten, alles dieses in großartigem Maßstabe zur Erscheinung zu bringen. Und
endlich die zahlreichen Opfer, welche der Eisenbahnverkehr, sowie der Betrieb der
Dampfkessel jährlich, fordert, sind als eigenste Consequenz unserer jetzigen
Entwicklungsstufe zu bezeichnen.
Letztere vier Gebiete, Eisenbahn und Schifffahrt, Bergbau und Dampfkesselbetrieb sind
zugleich die einzigen, über welche genaue statistische Daten gesammelt werden
konnten, und von denen wir jetzt kurz einige der markantesten hervorheben
wollen.
In England gingen im J. 1874 407 Schiffe total verloren mit einem Tonnengehalt von
120000t; außerdem scheiterten und
wurden mehr oder weniger zerstört 391 Schiffe von 95000t, – im ganzen somit 798 Schiffe,
darunter ein Auswandererdampfer, auf dem mehr als 400 Personen auf einmal zu Grunde
gingen.
Die Zahl der dabei verunglückten Personen ist nicht angegeben; ebensowenig haben wir
Kenntniß über die Menschenverluste zur See bei andern seefahrenden Nationen; gewiß
aber ist der jährliche Verlust mit vielen Tausenden zu berechnen.
Die durch den Landtransport und den Bergbau entstehenden Verluste kommen den oben
angeführten an Größe zunächst. So sind von 1872 bis 1875 auf den englischen
Eisenbahnen durchschnittlich 1200 Personen jährlich getödtet, 4000 verwundet worden.
Auf den Bahnen des deutschen Eisenbahnvereins (mit einem Personenverkehr von
beiläufig der Hälfte des englischen) verunglückten in der Periode vom J. 1869 bis
1873 durchschnittlich 1070 Personen, von denen 600 getödtet, 470 verwundet wurden.
Die geringe Zahl der Verwundungen gegenüber tödtlichen Verletzungen ist im
Vergleiche mit den englischen Ziffern ausfallend und gibt zur Vermuthung
Veranlassung, daß bei letztern auch ganz geringfügige Verletzungen einbegriffen
sind.
Die Menschenverluste beim Bergbaubetrieb betrugen im J. 1874 in England 1159
Personen, im J. 1875 1363 Personen. In Preußen verloren in denselben Jahren 572,
bez. 573 Personen ihr Leben.
Dampfkesselexplosionen endlich erforderten den geringsten Tribut an Menschenleben. In
England kamen in den J. 1871 bis 1874 durchschnittlich 62 Personen durch
Kesselexplosionen ums Leben (ohne Inbegriff der Marinekessel); in Preußen in der
Zeit von 1869 bis 1872 durchschnittlich 24 Personen.
Es starben somit durch die drei letztgenannten Ursachen in den letzten Jahren
jährlich etwa 2500 Personen allein in England, 1200 Personen in Preußen. Bedenken
wir, daß in andern Ländern trotz geringern Verkehres sich gleichfalls beträchtliche
Ziffern ergeben (so in Rußland von 1871 bis 1873 durchschnittlich 230 Tödtungen im
Eisenbahnverkehr), und rechnen wir die muthmaßliche Ziffer der jährlich auf der See
Verunglückenden mit 10000 hinzu, so erscheint die Zahl der Menschenleben, welche von
den civilisirten Nationen jährlich ihrer fortgeschrittenen Cultur zum Opfer gebracht
werden, mit 20000 eher zu niedrig als zu hoch gegriffen.
Fr.
Englische Locomotiven.
Ende 1875 waren auf den englischen Eisenbahnen etwa 10000 Locomotiven im Betriebe.
Davon besaßen
J. 1875
J. 1870
London and North-Western
Railway
1019
1591
North-Eastern Railway
1331
935
Great-Western
„
1200
930
Midland „
1196
850.
Die durchschnittliche Zunahme pro Jahr beträgt demnach bei diesen Gesellschaften etwa
5 Proc. des Bestandes, ohne Einbeziehung des Bedarfes neu bestehender Bahnen und des
erforderlichen Ersatzes.
Fr.
Preisausschreibung auf Sicherheitsmittel in Gewerbe und
Industrie.
Benjamin Shaw hat eine alle 5 Jahre zu vertheilende
Medaille im Werthe von 100 Dollars gestiftet für eine neue Erfindung, mit welcher
die Gefahr einer Beschädigung bei irgend welcher gewerblichen oder industriellen
Beschäftigung behoben oder doch wesentlich vermindert wird. Die Society of Arts in London hat das Verleihungsrecht, und
wird die erste Verleihung im Mai 1877 stattfinden.
Krystallinischwerden von Eisen bei
Schachtförderungsketten.
Die bekannte Erscheinung, daß Eisen bei längerm Gebrauche unter stoßweisen
Anstrengungen eine grobkörnige Structur annimmt, hat sich (nach der Zeitschrift für
Bergwesen etc., 1876 S. 164) auch bei einem auf der Steinkohlengrube
„Friedenshoffnung“ bei Waldenburg angestellten Versuche an
der zwei Jahre hindurch im Gebrauche gewesenen Hängekette des Förderkorbes
herausgestellt. Ein Glied dieser Kette sprang bei dem ersten Schlage eines etwa 5k schweren Schmiedehammers in 4 Stücke,
deren Bruchflächen ein krystallinisches Gefüge zeigten, wogegen ein anderes, vorher
rothwarm ausgeglühtes Glied derselben Kette erst nach 23 Schlägen mit demselben
Hammer derart brach, daß der Bruch auf der einen Seite des Ringes ganz, auf der
andern nur halb durchging und eine sehnige Structur zeigte. Es weist dies für alle
Schachtförderungen, welche zur Seilfahrung der Mannschaft dienen, auf die
Nothwendigkeit der sorgfältigsten Beachtung dieser Structurveränderungen hin und
läßt neben der Anbringung von Federbüchsen (vgl. * 1875 216 303) zwischen Seil und Förderkorb behufs Milderung der Stöße beim
Anheben die Sicherheitsmaßregel, die Verbindungstheile zwischen Seil und Förderkorb
von Zeit zu Zeit auszuglühen, als zweckmäßig erscheinen.
Dauer eines Schlages.
Interessante Versuche über die Dauer der Berührung zweier auf einander stoßenden
Massen werden im Engineering (September 1876 S. 311)
mitgetheilt. Dieselben wurden von dem Chef-Ingenieur der „British
Telegraph Manufactory“ in London, R. Sabine, unter Benützung eines von ihm erfundenen elektrischen Apparates
zur Messung kleiner Zeitelemente, angestellt.
Eine Eisenkugel von 110g Gewicht wurde
mittels eines Eisendrahtes isolirt an der Decke des Versuchszimmers aufgehängt
– derart, daß die Kugel, wenn vertical herabhängend, grade die Oberfläche
eines umgelegten Ambosses berührte, gegen die sie dann unter verschiedenen
Ausschlagwinkeln fallen gelassen wurde. Nach dem Steigungswinkel des Aufhängedrahtes
wurde die verticale Fallhöhe, mittels des oben erwähnten Apparates die Contactdauer
bestimmt, und es ergaben sich folgende durch mehrfache Wiederholungen bestätigte
Mittelwerthe:
Fallhöhe.
Contactdauer.
Fallhöhe.
Contactdauer.
1220mm
0,00008
Sec.
25mm
0,00013
Sec.
915
0,00008
6,3
0,00016
710
0,00008
1,6
0,00018
432
0,00009
0,8
0,00021
235
0,00010
0,3
0,00030
102
0,00011.
Hieraus muß gefolgert werden, daß die Dauer der Berührung mit wachsender Fallhöhe
abnimmt, ohne daß es jedoch schon möglich wäre, irgend eine Relation
aufzustellen.
Aus analogen Versuchen folgt ferner, daß die Dauer der Berührung mit wachsendem
Gewichte der ausfallenden Kugel zunimmt, während bei Anwendung von Bronze für Kugel
und Ambos bei gleichen Gewichten und Fallhöhen die Berührung eine dreimal längere
Dauer hat.
Zur Bestimmung einer Beziehung zwischen der Contactdauer und der Größe des Rückpralles der
auffallenden Kugel wurden weitere Versuche gemacht, deren eine Serie hier angefügt
ist. Es ergab sich:
Fallhöhe.
Distanz desRückpralles.
Zeitdauer derBerührung.
150mm
51mm
0,000120 Sec.
150
65
0,000111
150
85
0,000101
150
91
0,000091
635
200
0,000096
635
210
0,000091
635
240
0,000086
635
305
0,000078.
Das Fallgewicht bestand aus derselben Eisenkugel von 110g Gewicht; die Versuche deuten an, daß die
Größe des Rückpralles mit abnehmender Contactdauer zunimmt, was sich leicht dadurch
erklärt, daß eben in diesem Fall mehr Kraft disponibel bleibt.
Endlich wurde auch die Zeitdauer ermittelt, durch welche hindurch ein Handhammer, den
man frei zurückprallen läßt, in Berührung mit dem Ambos bleibt. Bei mäßigem Schlage beträgt dieselbe 0,00027, bei starkem Schlage 0,00019 Secunden.
Es ist wohl das erste Mal, daß diese unglaublich geringen Zeitmomente durch einen
verläßlichen Versuch festgestellt wurden.
R.
Leitungswiderstand des Erdbodens.
Aus einer Reihe von Versuchen, welche Du Moncel über
diesen Gegenstand angestellt hat, schließt der Experimentator, daß der Widerstand
des Erdbodens unter den günstigsten Verhältnissen zwischen 4 und 5km Telegraphendraht liegt, also weit
entfernt davon ist, gleich Null zu sein, wie gewöhnlich angegeben wird. Wenn
Wasserbehälter, z.B. Brunnen, nicht in der Verbindungslinie der Erdplatten liegen,
so kann der Widerstand der Erde leicht ungeheuer groß sein – wenigstens, wenn
die Elektroden nicht sehr groß sind, wie bei der Benützung von Wasser- und
Gasröhren. (Nach den Comptes rendus, 1876 t. 83 p. 501.)
E–e.
Elektrisches Photometer mittels Selen.
Ueber die Abhängigkeit der elektrischen Leitungsfähigkeit des Selens von Wärme und
Licht macht Dr. W. Siemens
(Poggendorff's Annalen der Physik, 1876 Bd. 159 S. 117) weitere Mittheilungen (vgl.
1875 217 61). Durch zahlreiche Versuche ist zunächst der
Leitungswiderstand des Selens bei verschiedenen Temperaturen festgestellt, während
die Zunahme der Leitungsfähigkeit durch Beleuchtung in einer folgenden Arbeit
speciell untersucht werden soll.
Ueber die photographische Brauchbarkeit des
Agar-Agar.
Ein indischer Photograph hatte vorgeschlagen, Agar-Agar als Ersatzmittel der
Gelatine im Lichtdruck zu verwenden. Schnauß
(Photographisches Archiv, 1876 S. 169) zeigt, daß wegen der großen Schwerlöslichkeit
dieses Stoffes im Wasser, der Schwierigkeit, selbst erwärmte Glasplatten gleichmäßig
damit zu überziehen, und der kräftig reducirenden Wirkung auf Silbersalze die
Verwendung desselben im Lichtdruck sehr unwahrscheinlich ist. (Vgl. 1876 220 287.)
Schädlichkeit mancher Gummigegenstände.
Es ist schon mehrfach auf die Schädlichkeit Zinkoxyd haltiger Gummihütchen für
Milchsaugflaschen u. dgl. hingewiesen. Tollens (Berichte
der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 1542) berichtet jetzt über einen Fall, in welchem
ein Kind, das mit einer Gummipuppe gespielt, krank wurde. Bei der Untersuchung ergab
sich, daß die Figur 60,58 Proc. Zinkoxyd enthielt, dazu etwas Kalk, Eisenoxyd und
Phosphorsäure, zusammen 62,64 Proc. Asche. Eine andere, aus Braunschweig bezogene,
als unschädlich bezeichnete Figur enthielt trotzdem 57,68 Proc. Zinkoxyd, mit Spuren
von Blei, Eisen und Kalk.
Zur Verfälschung der Seife.
Zur Herstellung der Silberseife, Scheelseife, auch glatten Elaïnseife
genannten weißen Schmierseife werden folgende Ansätze empfohlen. Für weiße Seife:
600k Baumwollenöl, 200k Knochenfett, 200k Talg oder 600k Baumwollenöl, 300k Palmkernöl; für gelbe Seife: 700k Leinöl, 100k Palmöl, 200k Talg oder 600k Leinöl, 50k Palmöl und 150k Palmkernöl, je nach der Jahreszeit.
Die Fette werden bei langsamem Feuer mit 18° Kalilauge verseift und dann mit
20 bis 25° Lauge abgerichtet und wie gewöhnliche Schmierseife in klarem Leim
gesotten.
„Soll die Seife auf 500k Ausbeute
gefüllt werden, so bringt man auf 1000k
Ansatz:
320k kohlensaure
5°-Pottaschenlauge in ein Faß, löst darin
300k Kartoffelmehl auf, gibt alsdann
320k Natronwasserglas von 38 bis
40°, wie es im Handel vorkommt, hinzu und rührt Alles gut auf.
In ein anderes, nicht zu hohes Faß schlägt man nun von der heißen Seife 2/3 voll
aus und gibt langsam bei tüchtigem Rühren oder Durchkrücken von der Füllung
hinein, gibt diese Mischung wieder in den Kessel und arbeitet ununterbrochen
durch. Auf diese Weise fährt man fort, bis die ganze Füllung untergebracht ist.
Die Seife wird hierauf zähe werden und muß nochmals abgerichtet werden. Dies
geschieht wie bei der Naturkornseife und grünen Schmierseife mit starken Laugen
von 25 bis 26° B.
Gewöhnlich gebraucht man zu 1000k
Ansatz:
400k 25°-Pottaschenlauge
und
200k 25°-Sodalauge.
Diese Laugen werden der Seife unter tüchtigem Krücken zugegeben, wonach sie
wieder kurz und fest wird.“ (Neue Seifensiederzeitung, 1876 S.
168.)
Wenn so selbst Fachzeitschriften die Verfälschung der
Seife mit Wasserglas und Kartoffelmehl empfehlen, ist Vorsicht beim Einkauf dringend
geboten.
Handcentrifuge zum Ausschleudern des Honigs.
In diesem Journal (1868 187 437) machte bereits Gößler auf die Vortheile der Centrifuge zum Auslassen des
Honigs aufmerksam. – Der rationelle Bienenzüchter erhält auf diese Weise
nicht allein einen völlig klaren Honig von vorzüglichstem Geschmack, sondern er kann
auch die entleerten Rähmchen wieder in die Stocke einhängen, da der Zellenbau durch
die Operation des Ausschleuderns wenig oder gar nicht leidet. Die Bienen bessern die
schadhaft gewordenen Stellen schnell aus und schränken alsdann die Wachsproduction
zu Gunsten einer bedeutend vergrößerten Honigausbeute ein, was nach allen
Erfahrungen für den Bienenzüchter weit lucrativer ist als eine gleichförmige
Gewinnung von Wachs und Honig. Die angewendeten Apparate sind aus Zinkblech oder
Holz dargestellt; der Centrifugeneinsatz ist zur Aufnahme von 3 oder besser 4
Rähmchen bestimmt.
In der wegen ihres vorzüglichen Honigs berühmten Eifel sind, wie M. Adlung in der Deutschen Industriezeitung, 1876 S. 352
berichtet, Centrifugen von nachstehender Construction vielfach im Gebrauch. Die
verticale Drehachse steht in einer aus Eichenholz dargestellten Bütte von 57cm Durchmesser; oben ist sie durch einen
Bügel gestützt, welcher von zwei mit der Bütte verbundenen Standern getragen wird;
unten ist für ihren Zapfen in der Mitte des Büttenbodens eine Spurlatte angebracht.
Am Umfange des Büttenbodens befindet sich eine verschließbare Ausflußöffnung. Der
Centrifugeneinsatz besteht aus einem vierseitigen Rahmen, der auf einer Holzscheibe
von 45cm Durchmesser steht. Die Ecken des
vierseitigen Rahmens werden durch starke dreikantige Leisten von 22cm Höhe gebildet, die um 25cm von einander abstehen und von oben und
unten durch horizontale schmale Leisten mit einander verbunden sind; jede Seite des
Rahmens ist in der Mitte noch durch eine verticale Leiste versteift und immer mit
parallel laufenden Hanfschnüren oder Drähten überzogen.
Ehe man die Wabenrähmchen in den Apparat stellt, öffnet man mittels eines. scharfen
Messers oder einer Rolle, die mit dicht neben einander stehenden Stiften besetzt
ist, die zum größten Theil zugedeckelten Honigzellen, hängt nun die Zapfen des
Rähmchens in einen flachen Ausschnitt der dreikantigen Leisten des
Centrifugeneinsatzes und beginnt, sobald vier Rähmchen eingebracht sind, mit dem
Schleudern, indem man die Welle unterhalb ihrer obern Unterstützung mit einer 2m langen Schnur umwickelt und letztere
wiederholt vorsichtig, doch kräftig abzieht. Der in der Centrifuge zusammenlaufende
Honig wird durch ein Gazesieb in Steintöpfe abgefüllt. Selbstverständlich müssen die
Waben nach Entleerung der einen Seite herum gedreht werden.
Die Reinigung der Centrifuge nach dem Gebrauche läßt man am vortheilhaftesten durch
die Bienen selbst vornehmen, indem man den Apparat, während die Sonne scheint, in
die Nähe des Bienenstandes stellt. Der geschleuderte Honig wird um 50 Pf. pro
Kilogramm höher bezahlt als der durch Auspressen erhaltene.
Zur Nachweisung von Traubenzucker.
Als ein sehr haltbares, auch bei längerm Kochen sich nicht veränderndes Reagens zur
Nachweisung von Traubenzucker empfiehlt A. Soldaini
(Berichte der deutschen chemischen Gesellschaft, 1876 S. 1126) eine alkalische
Kaliumkupfercarbonatlösung. Zur Herstellung derselben werden 15g gefälltes kohlensaures Kupfer allmälig in
eine Lösung von 416g Kaliumbicarbonat in
1400cc Wasser eingetragen. Die so
erhaltene Lösung wird durch Fruchtzucker und Milchzucker, nicht aber durch
Rohrzucker, Dextrin oder Stärkekleister reducirt, sofern diese letztern Substanzen
keine Glycose enthalten. Auch Weinsäure, Harnsäure und normaler Urin sind ohne
Wirkung; aber Gerbsäure und Ameisensäure bewirken in der Wärme eine Abscheidung von
Kupferoxydul.
Vergiftungen durch verschimmeltes Brod.
Nach längerm Genuß von unter Zusatz von Maismehl gebackenem Brod, wie es von einem
Theil der Landbevölkerung der lombardischen Ebene verbraucht wird, treten öfters
sporadisch Krankheiten auf, welche sehr häufig einen tödtlichen Ausgang nehmen. Man
hat die Ursache darin gesucht, daß das erwähnte Mehl und das daraus gebackene Brod
sehr leicht verschimmelt. Schon 1871 hat Gombroso in
Pavia dargethan, daß der Extract des verschimmelten Maismehles auf Menschen und
Thiere giftig wirkt, und in letzter Zeit haben Brugnateli
und Zenoni daraus mittels des Stas-Otto'schen
Verfahrens eine alkaloidartige Substanz abgeschieden. Das Alkaloid ist eine weiße,
leicht veränderliche, nicht krystallinische Substanz, unlöslich in Wasser, leicht
und mit alkalischer Reaction löslich in Alkohol und Aether. Besonders bemerkenswerth
ist, daß die schwefelsaure Lösung auf Zusatz von oxydirenden Agentien eine
blauviolette Färbung entstehen läßt, welche der entsprechenden Reaction des
Strychnins täuschend ähnlich ist. Die Reaction gelingt auch mit Schwefelsäure,
welche Spuren von Oxyden des Stickstoffes enthält. (Berichte der deutschen
chemischen Gesellschaft, 1876 S. 1437.)
Salz- und Bromfabrikation im Ohio-Thale.
Die Soolen werden aus 240 bis 300m tiefen
Brunnen, welche durch verschiedene feste Gesteine, gewöhnlich auch durch zwei
Kohlenlager niedergebracht sind, gewonnen und zur Klärung in hölzerne Behälter
gepumpt. Nach dem Abdampfen in eisernen Pfannen wird die Soole in hölzerne
Krystallisirbehälter abgelassen. Um hier das Aneinanderhaften der Salzkrystalle zu verhüten, wird etwas
Butter oder Talg zugesetzt.
Das so gewonnene Salz besteht aus 97,5 Proc. Chlornatrium, 0,5 Proc. fremder Stoffe
und 2 Proc. Wasser.
In der Nähe findet sich Kohle, am Kanawhoflusse auch natürliches Gas, zum Eindampfen
der Soolen.
Aus den Mutterlaugen werden in 6 Fabriken bedeutende Mengen Brom gewonnen (vgl. 1875
218 462); früher wurde hier (nach dem Manufacturer and Builder) 1 Pfund (454g) Brom für 9 Dollars, jetzt für 34 Cents
verkauft.
Ueber das sogen. plastische Dinaskrystall.
Von diesem bereits (1876 221 345) besprochenen Materiale
hat auch H. Seger (Töpfer- und Zieglerzeitung,
1876 S. 273) eine Analyse ausgeführt. Derselbe fand:
Kieselsäure
87,89
Thonerde
7,17
Eisenoxyd
0,82
Kalk
0,95
Kohlensäure, gebundenes Wasser
3,04
–––––
99,87.
Seger bedauert noch, daß C. Bischof eine „Analyse“ von Th. Werner mit seinen eigenen Analysen überhaupt in Parallele stellen mag
(1876 221 346), da Werner doch
augenscheinlich nur die Reagentien: Tinte, Feder und
Papier zu seinen angeblichen Analysen benütze. (Vgl. auch 1876 220 180.)
Das Baumwollbleichen in der Industrieschule zu Flers; von V.
Tantin.
Für eine Partie von 100k Baumwollgarn wird
1k Kalk abgelöscht und in 400l Wasser mit 1k 72grädigem Sodasalz eingetragen. Man läßt
dann mindestens 12 Stunden absitzen, gießt die klare Flüssigkeit über die Baumwolle
im Bauchkessel, welcher 12 bis 14 Stunden im Kochen erhalten wird, wässert im Kessel
ab, bis durch den Hahn am Boden desselben ganz ungefärbtes Wasser abfließt, wäscht
sorgfältig und windet von Hand oder mit der Maschine aus, um das Chloren
vorzunehmen.
Die Chlorflüssigkeit wird in einem Behälter aus Stein oder Cement angesetzt, in
welchem 1k englische Schwefelsäure und
200l Wasser sich befinden. In diese
Flüssigkeit wird langsam und in kleinen Portionen die klare Lösung von 5k 150grädigem Chlorkalk in 150l Wasser eingetragen. Nach 3 Stunden hat
sich der schwefelsaure Kalk vollkommen abgesetzt; ein wenig über dem Niederschlag
befindet sich der Hahn, aus welchem man die klare Bleichflüssigkeit in ein kleineres
Bassin und von hier ab in die eigentliche Chlorstande mit dem Baumwollgarn
ausströmen läßt, bis alle 350l in dieselbe
übergegangen sind. Dann öffnet man einen Hahn am Boden der Chlorstande, um die
angesäuerte Chlorkalklösung in das Bassin zurück und von da wieder in die
Chlorstande über die Baumwolle ausfließen zu lassen. Indem man diese Circulation 2
Stunden andauern läßt, werden die Garne mit dem Bleichwasser getränkt, und
gleichzeitig ist der Kohlensäure der Luft Gelegenheit gegeben, einen Theil der
unterchlorigen Säure des Chlorkalkes frei zu machen. Dann wird der Hahn geschlossen
und die Baumwolle 15 Stunden lang in dem Chlorbad liegen gelassen.
Für das darauffolgende Säurebad wird nicht Schwefelsäure, sondern Salzsäure
verwendet, nach dem Verfasser hauptsächlich aus dem Grunde, um die Bildung von
schwerlöslichem schwefelsaurem Kalk auf der Baumwolle zu vermeiden, welcher später
dem Garn ein rauhes Anfühlen ertheilen und wohl auch in Folge von anhaftender freier
Säure das Ultramarin der Schlichte zerstören könnte. Durch energisches Waschen ließe
sich zwar diesem Uebelstande abhelfen, aber es scheint eben in Flers nicht genügend
fließendes Wasser disponibel zu sein. Im Ganzen werden auf 100k Garn 2l Salzsäure verwendet, welche in vier gleiche Portionen vertheilt werden.
Die erste wird in 100l des gebrauchten
Chlorbades in das kleine Bassin gegeben und diese Mischung auf die Baumwolle in der
eigentlichen Säurestande gegossen; ebenso wird der Reihe nach mit den drei andern
Theilen der Salzsäure verfahren. Ist auf diese Weise das ganze Quantum der letztern
in die Säurekufe gebracht, so läßt man das Gemenge von Säure und Chlorflüssigkeit
wieder 2 Stunden circuliren, wie oben die Chlorflüssigkeit, indem man das
fortwährend sich füllende Bassin mittels einer Pumpe in die Säurekufe entleert.
Begreiflicher Weise muß bei dieser Art zu bleichen eine äußerst penetrante
Chloratmosphäre das ganze Local erfüllen, weshalb Tantin
empfiehlt, die Pumpe so einzurichten, daß sie von einem über der Bleiche
befindlichen Local aus gehandhabt werden kann. Es wäre hier sicher die Anwendung der
so bequemen Rotationspumpe mehr anzurathen und gleichzeitig die Frage aufzuwerfen,
ob der ganze Proceß für die Garnbleiche nicht auch in der Weise sich abändern ließe,
daß man mit einem verhältnißmäßig geringen Mehraufwand von Chlorkalk das Garn
zwischen Chlorbad und Säurebad leicht waschen würde, wie es in den Bleichereien der
Baumwollgewebe aus Rücksicht für die Gesundheit der Arbeiter längst eingeführt
ist.
Nach 24stündigem Liegen in der Säure wird die Baumwolle heraus genommen und mit
größter Sorgfalt gewaschen, von Hand oder mit der Waschmaschine. Immerhin kann der
Baumwollfaden noch eine Spur Säure und Chlor zurückhalten, welche mit Antichlor
entfernt werden müssen. Nachdem hierfür das unterschwefligsaure Natron vorgeschlagen
worden, hat sich gezeigt, daß dasselbe zwar jede Spur von Chlor wegnimmt, daß es
aber leicht zur Bildung von Säuren Veranlassung gibt, welche der Cellulose
gefährlich sind. Kolb hat deshalb als Antichlor das
Ammoniak vorgeschlagen, welches Säure und Chlor zugleich unschädlich macht. Das Garn
wird zu Büscheln zusammengefaßt und in ganz schwaches Ammoniakwasser (auf 1000 Th.
Wasser 1 Th. flüssiges Ammoniak vom spec. Gew. 0,923 oder ungefähr 500g desselben auf 100k Baumwolle) eingetaucht, wiederholt
gewaschen und für die weitere Bearbeitung sorgfältig ausgewunden. (Nach dem Moniteur industriel belge, 1876 S. 378.)
Kl.
Bestimmung der Ameisensäure.
Zur volumetrischen Bestimmung der Ameisensäure schlagen Portes und Ruyssen (Comptes rendus, 1876 t. 82 p. 1504) folgendes Verfahren vor. 5g essigsaures Natrium werden mit 2g,5 des zu untersuchenden Gemisches, 9g Quecksilberchlorid und 220cc Wasser im Wasserbade erhitzt. Nach etwa
1 1/2 Stunden ist die Ameisensäure oxydirt und eine entsprechende Menge
Quecksilberchlorid in Chlorür übergeführt. Die Flüssigkeit wird nun auf 500cc verdünnt, filtrirt und das noch
vorhandene Quecksilberchlorid mit Jodkaliumlösung bestimmt. Das so erhaltene
Resultat fällt um 1/4 zu gering aus.
Kunze's
Pappentrockenmaschine.
Die in diesem Bande S. 224 beschriebene Pappentrockenmaschine ist von Wilhelm Kunze, Maschinenfabrikant in Berthelsdorf bei
Freiberg in Sachsen patentirt worden; u.a. ist eine dieser Maschinen in
Berthelsdorf, eine andere bei Düsseldorf zum Trocknen von Holzpappe im Gange.
– Ueber den Erfindungsanspruch des Fabrikanten L. L'Huillier-Jouffray in Vienne (Isère) liegt eine weitere
Mittheilung noch nicht vor.
––––––––––
Berichtigung. In der Miscelle (Die
organischen Keime in der Atmosphäre) Bd. 221 S. 285 Z. 10 v. o. ist zu
lesen „Leeuwenhoek“ statt
„Leuwenhök“.