Titel: | Ueber die Festigkeit der Constructionsmaterialien, bestimmt durch die selbstthätig registrirende Festigkeitsmaschine; von Professor R. H. Thurston. |
Autor: | R. H. Thurston |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 16 |
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Ueber die Festigkeit der
Constructionsmaterialien, bestimmt durch die selbstthätig registrirende
Festigkeitsmaschine; von Professor R. H.
Thurston.
Gegenbemerkungen wider die Kritik von Professor
Fr. Kick in Prag.
Thurston, über die Festigkeit der
Constructionsmaterialien.
Professor Kick hat meiner in diesem Journal, 1876 220 193 abgedruckten Erwiederung auf seine Kritik (vgl.
1875 218 185) ein Nachwort beigefügt, zu dessen
Beantwortung ich, durch Unwohlsein verhindert, erst jetzt (28. October 1876)
gekommen bin.
Prof. Kick behauptet darin zunächst, daß ich seine Formel
(Bd. 218 S. 185) zur Bestimmung der möglichen Fehler meiner Festigkeitsmaschine falsch angewendet habe, wogegen ich nur erwiedern kann,
daß ich die Formel genau in der von Professor Kick
vorgeschriebenen Weise gebrauchte, und es in Folge dessen absichtlich vermied, auf
das complicirtere Problem, welches tatsächlich bei der Maschine eintritt,
einzugehen, umsomehr, als bei den geringen in Betracht kommenden Ziffern auch auf
ersterem Wege eine vollkommene Widerlegung stattfinden konnte.
Des weitern behauptet Prof. Kick in seinen
Gegenbemerkungen (Bd. 220
S. 201), daß ich beanspruche, mittels meiner Festigkeitsmaschine den Betrag der Deformationsarbeit zu bestimmen, obwohl die
durch Stoß oder Schlag
hervorgebrachte Fehlerhaftigkeit der automatisch registrirten Diagramme zunehme mit
wachsender Geschwindigkeit, sowie endlich, daß General Uchatius in Wien den Experimentalbeweis jener
Eigenschaft der Metalle, vermöge welcher sich ihre Elasticitätsgrenze durch dauernde
Beanspruchung erhöht, gleichfalls und möglicher Weise vor
mir gefunden habe.
Dem entgegen habe ich zu erwiedern, daß ich ausdrücklich jeden Anspruch negirte,
mittels der automatischen Diagramme, sobald Stoßwirkungen in
Frage kommen, quantitative Bestimmungen zu machen; obwohl nichts desto
weniger die Resultate meiner Abhandlung (* 1875 216 1.
97. 465. 217 161. 345. 218
185) ihrer vollen Bedeutung nach bestehen bleiben.
Was jedoch die Versuche des General Uchatius betrifft, so
hoffe ich, sobald es meine Gesundheit zuläßt, in der Lage zu sein, darzuthun, daß
seine Versuche, welche er meinem Kritiker 1873 vor dem Datum meiner Abhandlung
gezeigt hat, eine Erhöhung der Elasticitätsgrenze durch
Spannung allein tatsächlich nicht beweisen, und daß Kanonenmetall überhaupt
diese Eigenschaft gar nicht besitzt.
Das hier stattfindende Phänomen ist meiner Meinung nach lediglich die Wirkung einer
Verdichtung des Materials, wie wir dies bei dem Whitworth-Stahle und andern
Metallen beobachten können, bei denen die Compression in ähnlicher Weise die Poren
verschlossen hat und so, durch Vergrößerung der Dichtigkeit, auch die
Widerstandskraft des Materials erhöhte.
Bei dem Phänomen, welches ich aus dem automatischen Spannungsdiagramme erkannt habe,
ist der erhöhte Widerstand des Materials gegen Verdrehung eine Folge der innern molecularen Veränderungen ohne Beeinflussung der
Dichtigkeit des Materials, Veränderungen, welche bei Zinn und einigen
andern Materialien in einer Depression der
Elasticitätsgrenze resultiren.
Wenn mein Kritiker oder jeder andere Experimentator diese Erscheinungen so studiren
wird, wie ich dies gethan, muß er finden, daß Kanonenmetall zu der von mir so genannten Zinn-Klasse gehört, bei welcher dauernde Spannung, wenn sie
überhaupt eine meßbare Wirkung hervorbringt, die Elasticitätsgrenze herabzieht.
Daraus ergibt sich, wie ich glaube, daß der Anspruch, welchen mein Kritiker für
General Uchatius erhebt, ohne Begründung ist, –
eine Thatsache, welche
letzterer nicht bedauern wird, zumal er sich wohlverdiente Auszeichnungen durch eine
Reihe anderer Entdeckungen und Verbesserungen in der Behandlung von Metallen
erworben hat.