Titel: Amerikanischer Fangapparat für Aufzüge.
Fundstelle: Band 223, Jahrgang 1877, S. 44
Download: XML
Amerikanischer Fangapparat für Aufzüge. Mit Abbildungen auf Taf. II [b/3]. Amerikanischer Fangapparat für Aufzüge. Von den zahlreichen Fangvorrichtungen, welche in den Lehrbüchern und Fachjournalen beschrieben sind, um den Förderkorb beim Bruch des Förderseiles zu arretiren, ist dem Verfasser keine einzige bekannt geworden, welche diesen Zweck vollkommen erfüllen würde. Sie alle beruhen, um es mit möglichster Allgemeinheit auszudrücken, auf dem Princip der Einlösung einer für gewöhnlich schlummernden Kraft, sei diese nun in einer Feder, einem Gewicht, einem Reserveseil oder ähnlichem enthalten; sie alle leiden an dem Gebrechen, welches jeder müßig daliegenden Kraft anhaftet: Im entscheidenden Momente, wo sie wirken soll, versagt sie, die Federn erlahmen, die Bolzen und Scharniere verlegen sich, und das plötzlich eingelöste Seil vermag dem Stoße, welcher die Kraftaufnahme begleitet, nicht zu widerstehen. Um so überraschender war es dem Verfasser, bei einer im Laufe des vergangenen Jahres vorgenommenen Reise nach Amerika, an mehreren Orten einer Sicherheitsvorrichtung zu begegnen, welche vollkommen von allen diesseits des Oceans anzutreffenden Constructionen abweicht, und die einzige zu sein scheint, welche wirklich absolute Sicherheit gewährt. Fig. 15 bis 17 stellen diese sinnreiche Einrichtung dar; die bekannte Firma Wm. Sellers and Comp. in Philadelphia hat mehrere Aufzüge nach diesem System ausgeführt u.a. auch in ihren eigenen Werkstätten, sowie auf den zwei großartigen Observatorien, welche sich im Fairmount-Parke, 90m hoch an den Grenzen des Ausstellungsreviers, erhoben. Der Name des Erfinders war leider nicht zu eruiren, nachdem die Erfindung schon ältern Datums ist. Wie in Figur 16 angedeutet ist, wird der Förderkorb auf jeder Seite durch ein Rollenpaar geführt, dessen Lager an der obern Quertraverse angebracht sind. Die Rollen laufen beiderseits längs der geneigten Seitenflächen einer gußeisernen Führungsleiste, welche in den Wänden des Förderschachtes auf passende Art befestigt ist. Gleichzeitig dienen diese Leisten dem Zwecke der Sicherheitsvorrichtung. Sie enthalten, wie speciell aus Figur 15 ersichtlich, eine geschlängelte Nuth, welche mittels eines in dieselbe eingreifenden Bolzens die oscillirende Bewegung des Sicherheitsrahmens hervorruft. Der Rahmen ist in Figur 15 horizontal schraffirt, und der Aufhängepunkt desselben an der obern Quertraverse zwischen den Rollenlagern in Figur 17 vergrößert herausgezeichnet. Der Rahmen hat hier einen ovalen Schlitz, der ihm eine verticale Verschiebung über dem Aufhängebolzen gestattet. Sowie dieselbe jedoch erfolgt, kommt das untere, in Figur 15 vertical schraffirte Ende des Sicherheitsrahmens, welches mit seitlich hervorragenden Sperrzähnen versehen ist, mit einer oberhalb befindlichen, am Boden des Förderkorbes befestigten Sperrstange in Eingriff. Der Eingriff der Zähne verhindert sofort jedes seitliche Ausweichen des Sicherheitsrahmens, der nun unbeweglich mit dem gerade geführten Förderkorbe verbunden ist; in Folge dessen ist die Weiterbewegung des Führungsbolzens in der Schlangennuth gehemmt, und das ganze System an der weitern Abwärtsbewegung gehindert. Eine Abwärtsbewegung des Korbes kann somit nur erfolgen, wenn der Führungsrahmen in der Stellung der Figur 15 verbleibt, d.h. wenn der Förderkorb so langsam herabgeht, daß der durch die schlangenförmige Nuth aufgehaltene Sicherheitsrahmen frei vor dem Förderkorbe herabgleitet. Die Geschwindigkeit der Abwärtsbewegung wird durch die Form der Führungsnuth unüberschreitbar fixirt; je steiler die Nuth, desto rascher kann abwärts gefahren werden; unter allen Umständen aber erfolgt bei einem Seilbruche der ungehemmte freie Fall des Korbes rascher als der gehemmte Fall des Sicherheitsrahmens, die beiden Zahnstangen kommen fast momentan zum Eingriff und der Korb ist arretirt. Die Kosten dieser Einrichtung sind sowohl in der Anschaffung, als auch in der Unterhaltung, speciell durch den Aufwand von Schmiermaterial, nicht unbeträchtlich, dürfen jedoch selbstverständlich bei unsern gewöhnlichen Personen-Aufzügen gegenüber der absoluten Sicherheit nicht in Betracht kommen. Aber selbst bei Grubenförderung möchte es sich vielleicht herausstellen, daß die hier zu erreichende Sicherheit mit einigem Aufwand nicht zu theuer erkauft ist. Wilman.

Tafeln

Tafel Taf.
                                    II
Taf. II