Titel: | Ueber die quantitative Bestimmung des Phosphors in Roheisen, Stahl und Stabeisen; von Boussingault. |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 72 |
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Ueber die quantitative Bestimmung des Phosphors
in Roheisen, Stahl und Stabeisen; von Boussingault.
Boussingault, über die quantitative Bestimmung des Phosphors in
Roheisen, Stahl und Stabeisen.
Zur Bestimmung des in den verschiedenen Stabeisen-, Stahl- und
Roheisensorten immer nur in sehr geringen Mengen vorhandenen Phosphors sind
zahlreiche Verfahren in Vorschlag gebracht worden, von denen hier nur diejenigen
angeführt werden sollen, welche in Boussingault's
metallurgischem Probirlaboratorium als bewährt erkannt worden sind.
Bestimmung mit Ceriumsalz. Bei diesem auf die von Damour und H. Deville
nachgewiesene Unlöslichkeit des phosphorsauren Ceroxyds in Salpetersäure gegründeten
Verfahren werden 5g des gekohlten Eisens in
einer Platinschale in Salpetersäure gelöst; die Lösung wird zur Trockne verdampft
und geglüht, das erhaltene Oxyd im Achatmörser fein gerieben und mit 25g trockenem, reinem kohlensaurem Natron
innig gemengt. Das Gemenge wird in die Platinschale zurückgebracht, bei heller
Rothglut eingeschmolzen und 20 Minuten lang im Flusse erhalten, worauf die erkaltete
Schmelze zerrieben und mit Wasser ausgekocht wird. Man bringt die Lösung auf ein
Filter und wäscht den Rückstand mit heißem Wasser aus, neutralisirt die alkalische
Flüssigkeit mit reiner Salpetersäure genau, fügt dann von letzterer noch 8 bis 10
Tropfen hinzu, so daß deutlich saure Reaction sich zeigt, versetzt nun die
Flüssigkeit vorsichtig und nach und nach mit einer ganz frisch bereiteten Lösung von
salpetersaurem Ceroxyd-Ammoniak, bis in der erstern eine Trübung entsteht,
und läßt einige Zeit lang ruhig stehen. Hierauf sammelt man das in Flocken
ausgeschiedene phosphorsaure Ceroxyd auf einem kleinen Filter, wäscht gut aus, und
löst es in 7 bis 8cc einer gesättigten
Oxalsäurelösung, indem man die durch das Filter gegangene Flüssigkeit wiederholt auf
das letztere zurückbringt und den auf dem Filter entstandenen Niederschlag von oxalsaurem Ceroxyd
mittels eines Federbartes entfernt. Diesen Niederschlag wäscht man mit 10cc Wasser aus; das mit dem Waschwasser
vereinigte Filtrat übersättigt man mit Ammoniak, setzt eine Chlormagnesiumlösung
hinzu und läßt einige Stunden lang ruhig stehen.
Das ausgeschiedene, etwas Kieselsäure und oxalsaure Magnesia enthaltende
Ammoniak-Magnesiaphosphat wird auf einem Filter gesammelt, mit
ammoniakalischem Wasser ausgewaschen, getrocknet und geglüht; das dadurch erhaltene
Pyrophosphat löst man in verdünnter Chlorwasserstoffsäure, verdampft zur Trockne, um
die Kieselsäure unlöslich zu machen, nimmt den Rückstand mit 10cc Wasser auf, welche mit einigen Tropfen
Chlorwasserstoffsäure versetzt sind, sammelt die Kieselsäure auf einem Filter,
wäscht sie mit 3 bis 4cc Wasser aus und
versetzt die von der Kieselsäure durch Abftltriren befreite Flüssigkeit mit
überschüssigem Ammoniak. Man erhält auf diese Weise reines
Ammoniak-Magnesiaphosphat, welches, auf einem Filter gesammelt und mit
ammoniak-haltigem Wasser ausgesüßt, nach dem Trocknen und Glühen das
Pyrophosphat gibt, aus dessen Phosphorsäuregehalt die Menge des im untersuchten
Metalle vorhandenen Phosphors berechnet wird.
Dieses Verfahren gibt zwar gute Resultate, beansprucht aber viel Zeit; durch das
Vorhandensein von Silicium im Eisen wird es complicirt, während die Beseitigung der
Kieselsäure um so nothwendiger ist, als der Gehalt der Proben an Silicium ihren
Phosphorgehalt gemeiniglich übersteigt.
Das salpetersaure Ceroxyd-Ammoniak ist ein ganz ausgezeichnetes Reagens zur
Trennung der Phosphorsäure von der großen Menge Eisen, mit welcher die letztere in
der Auflösung eines kohlenstoffhaltigen Eisens gemengt ist, und diese Trennung
bleibt, sofern die Phosphorsäure an eine alkalische Base gebunden wird, für eine
genaue Phosphorbestimmung unabläßlich. Wird dieser Bedingung nicht entsprochen, so
läßt sich das Ceriumsalz nur als qualitatives Reagens auf Phosphor, nicht aber zu
dessen quantitative Bestimmung benutzen. Es hat hauptsächlich als Mittel zur
Concentration der Phosphorsäure Werth für die Mineralanalyse.
Bestimmung des Phosphors nach einer Abänderung des
Eggertz'schen Verfahrens. Bekanntlich zeigt der durch molybdänsaures
Ammoniak in einer Phosphorsäure enthaltenden Eisenlösung hervorgerufene Niederschlag
unter Beobachtung gewisser Vorsichtsmaßregeln, namentlich bei der Bereitung des
Reagens, eine constante Zusammensetzung. Nach Eggertz'
Angabe digerirt man 1 G. Th. Molybdänsäure bei + 16° mit 4 G. Th.
Ammoniakflüssigkeit von 0,95 spec. Gew., filtrirt und setzt die Lösung tropfenweise zu 15 G. Th.
Salpetersäure von 1,20 spec. Gew. – 1cc dieser Flüssigkeit enthält 0g,06 Molybdänsäure.
Eggertz löst von dem zu untersuchenden Metall 1g in 12cc Salpetersäure, verdampft zur Trockne, nimmt den Rückstand in einem
Gemisch von 2cc Salpetersäure und 2cc Chlorwasserstoffsäure auf, setzt 4cc Wasser hinzu, filtrirt und wäscht
vorsichtig mit so viel Wasser aus, daß er im Ganzen nur 15 bis 20cc Flüssigkeit erhält, die er dann mit 2cc Molybdänflüssigkeit versetzt. Das Ganze
läßt er unter zeitweiligem Umrühren drei Stunden lang bei 40° digeriren,
sammelt hierauf den Niederschlag auf einem tarirten Filter, wäscht ihn mit schwach
salpetersaurem Wasser aus, trocknet und wiegt. 100g des trocknen Niederschlages entsprechen
1g,63 Phosphor.
Dieses Verfahren gibt indessen nicht immer übereinstimmende Resultate; die in einem
und demselben Stabeisen und Stahl gefundenen Phosphormengen zeigten oft ziemlich
bedeutende Differenzen, und mehrfach ist es auch vorgekommen, daß das Reagens in
Eisenlösungen mit nachweisbarem Phosphorgehalte einen Niederschlag gar nicht
hervorbrachte – wahrscheinlich in Folge davon, daß in Gegenwart sehr geringer
Phosphorsäuremengen sehr bedeutende Quantitäten Eisen vorhanden sind. Zur Vermeidung
dieses Uebelstandes suchte A. Müntz, Verfassers
Assistent, das Eisen durch Bindung der Phosphorsäure an Natron zu eliminiren, und es
gelang ihm, das Verfahren zur Bestimmung des an Eisen gebundenen Phosphors mit
Anwendung der Molybdänflüssigkeit so abzuändern, daß dasselbe zu constanten
Ergebnissen führt. Man verfährt dabei in folgender Weise:
Man behandelt 1g Stahl u.s.w. in einer
Platinschale mit einem Gemisch aus 15cc
Salpetersäure von 1,20 spec. Gew. und 15cc
Wasser, dampft nach vollständig erfolgter Auflösung zur Trockne und erhitzt zu
dunkler Rothglut. Das erhaltene Eisenoxyd wird im Achatmörser fein zerrieben und mit
1g trocknem, reinem kohlensaurem Natron
innigst gemengt, dann in dieselbe Platinschale zurückgebracht, bei Hellrothglut
eingeschmolzen, unter fleißigem Umrühren mit einem starken Platindrahte mindestens
20 Minuten lang im Flusse erhalten, nach dem Erkalten gepulvert und mit kochendem
Wasser behandelt. Das den gesammten Phosphor in Form von Natronphosphat enthaltende
Filtrat (das Eisen ist vollständig ausgeschieden) wird mit Salpetersäure bis zu
deutlich saurer Reaction versetzt und behufs der Abscheidung etwa vorhandener
Kieselsäure zur Trockne verdampft, worauf man den Rückstand mit 50cc Wasser behandelt, welches 0,5 Proc.
Salpetersäure enthält, dann filtrirt und mit möglichst wenig Wasser ausgewaschen.
Schließlich wird das Filtrat mit 2cc der
nach Eggertz' Vorschrift bereiteten Molybdänflüssigkeit
versetzt; bald scheidet sich der gelbe Niederschlag aus, worauf man umrührt und
einige Stunden bei mäßiger Wärme ruhig stehen läßt. Sobald die Flüssigkeit sich
geklärt hat, fügt man derselben noch 1cc
Molybdat hinzu, um zu sehen, ob sich kein Niederschlag ausscheidet. Durch Erwärmen
bis auf 50° bis 60° wird die Fällung vollendet. Nach 12 Stunden
sammelt man den Niederschlag auf einem kleinen Doppelfilter, von dem das eine zur
Tara des andern dient, indem man die an den Gefäßwandungen anhaftenden Antheile mit
einem Federbarte ablöst und mit Wasser, welches 1 Proc. Salpetersäure enthält, auf
das Filter spült und auswäscht; hierauf trocknet man bei mäßiger Wärme (unter
100°) und wiegt. 100 Th. Niederschlag entsprechen 1,63 Th. Phosphor. (Vgl.
Uelsmann 1875 218
492.)
Zuweilen scheidet sich indessen der Niederschlag von Phosphormolybdat sehr langsam
aus, so daß man die Flüssigkeiten mehrere Stunden lang bei 60° stehen lassen
muß; in diesem Falle kann sich gleichzeitig eine geringe Menge von Molybdänsäure
ausfällen und das Gewicht des Niederschlages erhöhen. Zur Vermeidung dieses
Uebelstandes stellte Müntz eine saure
Molybdänflüssigkeit, aus welcher auf längere Einwirkung von Wärme sich Nichts mehr
ausscheidet, in der Weise dar, daß das in einer verschlossenen Flasche enthaltene
Eggertz'sche Reagens 48 Stunden lang der Einwirkung einer Temperatur von 100°
ausgesetzt wurde, worauf sich 3/4 der Molybdänsäure ausschieden; bei Anwendung einer
so behandelten Flüssigkeit ist man vor jeder Gewichtszunahme des gefällten
Phosphormolybdats durch freie Molybdänsäure gesichert. Da jedoch diese Flüssigkeit
an Molybdänsäure um das vierfache ärmer ist als das normale Reagens, so muß man auch
eine vierfache Menge desselben anwenden. Auf diese Weise erhält man sehr
befriedigende Resultate. (Nach den Annales de Chimie et de Physique, 1875 Serie 5
Bd. 5 S. 178.)
H. H.