Titel: | Ueber Concentration von Schwefelsäure auf 60° B. und über Denitrirung der nitrosen Schwefelsäure des Gay-Lussac'schen Apparates; von Friedr. Bode, Civilingenieur in Hannover. |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 91 |
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Ueber Concentration von Schwefelsäure auf
60° B. und über Denitrirung der nitrosen Schwefelsäure des
Gay-Lussac'schen ApparatesDiese (October 1875) verfaßte Arbeit, welche wir hier nach den Verhandlungen des
Vereins zur Beförderung des Gewerbfleißes in Berlin, 1876 S. 17 ff. soweit als
zulässig verkürzt wiedergeben, gewann das von diesem Vereine ausgesetzte Honorar
für den besten Aufsatz „über den Gloverthurm“ . Die
„Näheren Bestimmungen“ und die
„Motive“ des Ausschreibens zwangen zu ausführlicher
Besprechung der verschiedenen Apparate zum Concentriren und Denitriren der
Schwefelsäure.D. Red.; von Friedr. Bode,
Civilingenieur in Hannover.
Mit Abbildungen.
Bode, über Concentration von Schwefelsäure.
In den „Näheren Bestimmungen“ und den
„Motiven“, von welchen das Preisausschreiben begleitet war,
welches die folgende Arbeit veranlaßt hat, wird der Gloverthurm in den meisten
Fällen als ein der Schwefelsäurefabrikation nützlicher Apparat anerkannt;
„aber in andern Fällen, namentlich bei Anwendung von schwefelarmen
Erzen, Blei- und Kupferstein zur Erzeugung von schwefliger Säure bestehen
noch viele Zweifel
und gegen die Anwendbarkeit des Gloverthurmes sprechende Ansichten. Eine
Untersuchung über die Fälle, in welchen der Gloverthurm sowohl technisch als
ökonomisch günstige Resultate verspricht, ist daher von besonderm Werth für die
Neuanlage von Schwefelsäurefabriken.“
Um zunächst die in den „Motiven“ erwähnten Zweifel oder gegen
die AdwendbarkeitAndwendbarkeit des Gloverthurmes sprechenden Ansichten genauer zu präcisiren, so sind dem
Verfasser von zwei Seiten Stimmen bekannt geworden, die sich öffentlich gegen den
Gloverthurm, zum Theil mit Einschränkung, zum Theil überhaupt, doch nicht im
Besondern gegen seine Anwendbarkeit bei Verbrennung von schwefelarmen Erzen,
Blei- und Kupferstein ausgesprochen haben. Zuerst nämlich äußerte F. Bode (1871 202 448) sich
dahin, daß der Gloverthurm entschieden als ein Fortschritt zu begrüßen, daß aber
Glover's Verfahren so lange nicht zu empfehlen sei, als man in der Lage ist, die
Kammersäure in hinreichender Menge schon mit der Wärme der Röstöfen in Bleipfannen
zu concentriren. In dieser Lage sei man aber in der Regel, wenn man Stuffkiese in
den Röstöfen verbrennt. Anders liege die Sache, wenn man mit Schlichöfen arbeitet,
welche zur Condensation des Flugstaubes der Anlage von Flugstaubkammern bedürfen. Da
sich auf den letztern in der Regel eine Pfannenconcentration nur unbequem einrichten
lasseHiermit scheint es lediglich auf die Schüttöfen von Gerstenhöfer abgesehen zu sein, für welche diese Bemerkung
zutrifft. Die sogen. Platten- oder Etagenöfen waren damals in
Deutschland entweder noch gar nicht oder doch nur ganz vereinzelt in
Gebrauch., so würde hier eigentlich der Gloverthurm an seinem Platze sein, wenn leider
diese Flugstaubkammern mit dem Absatze des Staubes nicht auch eine Abkühlung der
Röstgase bewirkten, welche die Leistung des Gloverthurmes rücksichtlich der
Verstärkung von Kammersäure herabdrückt, und wenn ferner eine Verminderung des
Raumes der Staubkammern, zu dem Zwecke, eine wesentliche Abkühlung der Röstgase zu
umgehen, nicht befürchten ließe, daß der alsdann in der Staubkammer mangelhaft
niedergeschlagene Staub sich im Gloverthurme selbst absetzt und denselben
betriebsunfähig macht. Diese Argumentation war angeknüpft an die erste Publication
über den Gloverthurm in Deutschland von G. Lunge (1871
201 341), und es sind die geäußerten Bedenken zum
Theil durch diesen Verfasser selbst (1871 202 532), zum
Theil durch die weitern Erfahrungen, welche man an den Gloverthürmen gemacht hat,
widerlegt. Am Schlusse seines Aufsatzes spricht F. Bode
seine Ueberzeugung dahin aus, daß man den Gloverthurm noch mit Nutzen anwenden
werde, wofern man nur die als Betriebsmaterial nöthige 60° starke
Schwefelsäure für den
Gay-Lussac'schen Apparat unverändert auf der nöthigen Stärke erhalten und so
die Kosten für ihre Wiederverstärkung sparen könne, und daß es ihm nicht zweifelhaft
scheine, daß dieses Resultat auch noch mit schon ziemlich stark abgekühlten
Röstgasen zu erzielen sei. Wie man erkennt, ist aus diesen Aeußerungen ein Zweifel
an der Anwendbarkeit des Gloverthurmes bei Verbrennung von schwefelarmen Erzen,
Blei- und Kupferstein nicht herzuleiten, eher das Gegentheil.
Sodann hat sich J. MacCulloch in einem VortragThe manufacture of sulphuric acid (Chemical News, 1873 Nr. 694). gegen den Gloverthurm ausgesprochen, der nach ihm mit zwei ernstlichen
Nachtheilen behaftet ist. Er erblickt dieselben einerseits in der Gefahr, daß die
Packung oder das Blei des Thurmes nachgibt und zum Kaltlegen der Kammern nöthigt;
anderseits in der Wiederabsorption von Salpetergasen bis zu einem gewissen Grade.
Beide Punkte, welche MacCulloch hier berührt, sind theils
von J. Glover selbst (Chemical
News, 1873 Nr. 696), theils von G. Lunge (Ebenda
Nr. 697) widerlegt.
Die Auffassung, daß eine Wiederabsorption von Salpetergasen im Gloverthurme
stattfände, wenn die Säure denselben nicht vollständig denitrirt verläßt, ist
übrigens eine wenig glückliche. Wenn die schweflige Säure einmal im Stande ist, die
nitrose Schwefelsäure zu zersetzen, so ist schwer abzusehen, wie bei Gegenwart
dieses Gases die Zersetzung wieder rückgängig gemacht und die ursprüngliche
Verbindung wieder hergestellt werden soll, ganz besonders, wenn man sich erinnert,
daß die bereits ganz oder theilweise denitrirte nitrose Schwefelsäure bei ihrem
Gange durch den Thurm mit Röstgasen von immer mehr Procentgehalt an schwefliger
Säure bei immer höherer Temperatur in Berührung kommt – Bedingungen, welche
der Zersetzung der Nitrosen Schwefelsäure immer günstiger, der Neubildung immer
ungünstiger werden. Daß die Schwefelsäure aus dem Gloverthurme unvollständig
denitrirt abfließt, kommt nach G. Lunge in der That vor
und ist so lange nicht von großem Belang, als man dieselbe Säuremenge immer wieder
zur Absorption im Gay-Lussac Thurme verwendet. Am einfachsten erscheint aber
für diesen Fall die Annahme, daß die Säure den Röstgasen entweder nicht lange genug
ausgesetzt, d.h. der Thurm zu klein war, oder daß die Röstgase nicht heiß und an
schwefliger Säure nicht concentrirt genug waren, um die vollkommene Denitrirung zu
Stande zu bringen.
Wenn nun MacCulloch den Gloverthurm ganz allgemein
verwirft und für die Denitrirung der nitrosen Schwefelsäure die Zersetzung mit
Wasserdampf vorzieht, so verwirft er damit selbstredend den erstern zwar auch bei
Benutzung von schwefelarmen Erzen, Blei- und Kupferstein. Es läßt sich aber aus seinen
Einwänden wiederum nichts ableiten, was insonderheit gegen die Anwendung des
Gloverthurmes bei Verbrennung der genannten Materalien spricht.
Ich bin somit genöthigt, die Zweifel der gegen die Anwendbarkeit des Gloverthurmes
sprechenden Ansichten, von welchen in den „Motiven“ die Rede
ist, aus dem Princip selbst herzuleiten, das dem Gloverthurme zur Grundlage
dient.
Dieses Princip ist durch die ausgezeichneten Arbeiten von R. Weber und von Cl. Winkler klar gelegt worden,
bevor man an Gloverthurme dachte. Von diesen Arbeiten sind besonders die von Weber
(Poggendorff's Annalen für Physik, Bd. 127 S. 543. Bd. 130 S. 329) so reich an
schlagenden Versuchen und anregenden Hinweisungen auf die Fabrikation der
Schwefelsäure im Großen, daß dieselben für die richtige Deutung und Erklärung der
mancherlei Erscheinungen, welche ebenso beim Anlassen wie beim laufenden Betriebe
der Bleikammern zu beobachten sind, kaum je im Stiche lassen; während anderseits in
der Winkler'schen Arbeit (Untersuchungen über die
chemischen Vorgänge in den Gay-Lussac'schen Condensationsapparaten der
Schwefelsäurefabriken, Freiberg 1867) zuerst vorgeschlagen wird, die schweflige
Säure zum Denitriren der Thurmsäure anzuwenden, um so die Kosten für die
Wiederverstärkung zu sparen (a. a. O. Seite 23). Nach den Arbeiten der Genannten nun
erfolgt im Gloverthurm die Zersetzung der Nitrosen Schwefelsäure, die man als
salpetrigsaure Schwefelsäure ansehen kann, in der Weise, daß durch Einwirkung von
schwefliger Säure die chemische Verbindung der Schwefelsäure mit der salpetrigen
Säure gelöst und letztere zu Stickoxyd reducirt, die schweflige Säure selbst aber zu
Schwefelsäure oxydirt wird. Diese Einwirkung der schwefligen Säure auf Nitrose
Schwefelsäure findet unter Wärmeentbindung statt. Nun erfolgt aber, wie Winkler erwähnt, die Absorption von salpetriger Säure
durch starke Schwefelsäure, d.h. eben die Bildung von nitroser Schwefelsäure,
ebenfalls unter Entbindung von Wärme, ein Beweis, daß die Nitrose Schwefelsäure
nicht ein Gemenge, sondern eine chemische Verbindung von Schwefelsäure und
salpetriger Säure ist. Man kann daher die Wärmeentwicklung bei der Zersetzung nicht
auf Rechnung der Trennung der chemischen Verbindung an sich setzen, sondern man muß
die freigewordene Wärme der Neubildung von Schwefelsäure (allenfalls vielleicht auch
der Wiederoxydation des Stickoxydes zu höheren Oxydationsstufen) zuschreiben, von
welcher die Zersetzung der Nitrosen Schwefelsäure durch schweflige Säure begleitet
ist.
Die Erfahrung lehrt, daß man im Gloverthurme um so mehr Kammersäure verstärken kann,
je heißer man die Ofengase in den Thurm gelangen läßt. In gleicher Weise kann man sich leicht
durch einen Versuch davon überzeugen, daß bei zwei Portionen von ein und derselben
Nitrosen Schwefelsäure der Anfang und das Ende der Zersetzung ungleich schneller
oder langsamer eintritt, je nachdem man diese Portionen mit Gasgemischen behandelt,
welche reich oder weniger reich an schwefliger Säure sind.
Bei Verbrennung von schwefelarmen Erzen, Blei- und Kupferstein hat man nun
einerseits nicht auf Röstgase von derselben Concentration an schwefliger Säure zu
rechnen, wie man sie bei Verbrennung von Schwefelkies erhält, für die bisher fast
allein die Erfahrungen an Gloverthürmen vorliegen.Man hat auch Gloverthürme, welche mit aus Schwefel erzeugten Kammergasen
gehen und sich gut bewähren. (F. B. 1876.) Anderseits ist auch die Temperatur, welche diese Materalien beim Verbrennen
entwickeln, nicht so hoch wie beim Schwefelkies. Sonach lassen sich Zweifel und
gegen die Anwendbarkeit des Gloverthurmes sprechende Ansichten, welche aus der Natur
der Sache selbst hergeleitet sind, bezüglich der Benutzung von schwefelarmen Erzen,
Blei- und Kupferstein nur dahin formuliren, daß man einen ausgiebigen Nutzen
des Gloverthurmes bei Verwendung der genannten Materalien zur
Schwefelsäurefabrikation nicht erwartet: einmal wegen mangelnder Concentration der
Röstgase an schwefliger Säure, sodann wegen zu niedriger Temperatur dieser
Röstgase.
Der Plan vorliegender Arbeit gestaltet sich nun, wie folgt.
A) Beschreibung und kritische Vergleichung der Methoden
zur Coucentration der Kammerschwefelsäure.
1) Concentration in Bleipfannen, mit Brennmaterial: a) mit Unterfeuer, b)
mit Oberfeuer.
2) Concentration in Bleipfannen, mit der abgehenden Wärme von
Röstofen oder Schwefelbrennern.
3) Concentration in bleiernen Kästen mittels Wasserdampf in
Bleirohrschlangen.
4) Concentration in Schalen von Platin, nach Faure und Keßler.
5) Concentration nach andern Methoden.
B) Beschreibung und kritische Vergleichung der Methoden
zum Denitriren der Nitrofen (Thurm-) Schwefelsäure.
1) In Kochtrommeln.
2) Auf Cascaden.
C) Der Gloverthurm.
1) Untersuchung mit Röstgasen von geringer Temperatur.
2) Untersuchung mit Röstgasen von geringer Concentration an
schwefliger Säure.
3) Untersuchung mit Röstgasen von geringer Temperatur und
Concentration zugleich.
D) Zusammenfassung und Discussion der Resultate mit
Beziehung auf die Erfahrungen, welche in Rücksicht auf Temperatur und Concentration
der Röstgase an schwefliger Säure bei Benutzung von schwefelarmen Erzen,
Blei- und Kupferstein zur Schwefelsäurefabrikation vorliegen.
A) Beschreibung und kritische
Vergleichung der Methoden zur Concentration der Kammerschwefelsäure.
1) Concentration in Bleipfannen mit
Brennmaterial.
Bei der Verstärkung der Kammerschwefelsäure in Bleipfannen unter Anwendung von
besonderm Brennmaterial läßt man die aus letzterm resultirenden Verbrennungsgase
ebensowohl über, als unter den Pfannen hinweg gehen. Wie bei den meisten
Eindampfungen, für welche man bald übergehendes, bald untergehendes Feuer
anwendet, die Wahl in der Führung der Verbrennungsgase davon abhängt, ob man auf
größere oder geringere Reinheit der abgedunsteten Flüssigkeit oder des daraus
erhaltenen Productes zu sehen hat, so wird auch beim Eindampfen der
Schwefelsäure Oberfeuer nur angewendet, wenn es bei der erhaltenen verstärkten
Schwefelsäure auf mindere Reinheit und weniger günstiges äußeres Ansehen
ankommt.
a) Pfannen mit
Unterfeuer. Die Größe der Pfannen ist hierbei außerordentlich
verschieden. Die Leistung an verstärkter Säure ist fast allein von der Feuer
berührten Fläche abhängig, und nur in geringerm Grade kommt, wie wenigstens
für die Wasserverdunstung nachgewiesen ist, der Umstand für vermehrte oder
verminderte Verdampfung mit in Betracht, ob das Verhältniß von der Größe des
Flüssigkeitsspiegels zur Größe des Umfanges der Gefäßwandungen reichlich
oder minder reichlich ist. Wenn man somit dem letztern Umstande Rechnung
tragen wollte, so wären für eine gewisse Leistung an verstärkter Säure
möglichst viele und also kleine Pfannen zu verwenden. Gegen kleine Pfannen
sprechen aber verschiedene Gründe. Zunächst wächst mit der Anzahl der
Pfannen die Reparaturbedürftigkeit des Pfannensystemes. Sodann steigt mit
der Anzahl der Pfannen für eine gegebene Leistung an verstärkter Säure der
Aufwand an Pfannenblei. Dieser vermehrte Aufwand würde an sich picht viel zu
bedeuten haben, wenn es sich um eine einmalige Anschaffung handelte. Da man
aber die Pfannen öfter erneuern muß, so wiederholt sich die Mehrausgabe.
Wenn man sonach von kleinen Pfannen möglichst abzusehen hat, so ist doch von
zu großen, insbesondere langen Pfannen ebenfalls abzurathen. Der Natur der
Sache nach leiden diejenigen Pfannen am meisten und sind am öftesten
auszuwechseln, welche, der Wirkung des Feuers am meisten ausgesetzt, die
stärkste Säure enthalten. Würde man nun eine sehr lange Pfanne anwenden, um
damit zwei oder drei minder lange zu ersetzen und so nach Maßgabe der obigen
Rechnung Blei zu ersparen, so könnte der Erfolg gleichwohl ein negativer
sein. Diese lange Pfanne müßte nämlich beseitigt werden, sobald an der
heißesten Stelle, wo auch die verstärkte Säure abgezogen wird, die Abnutzung
des Bleibleches die weitere Anwendung verbietet. Gleichzeitig würde aber am
andern Ende der Pfanne, wo das Feuer weniger intensiv wirkte, und wo auch
die kalte Säure zutrat, das Bleiblech noch in brauchbarem Zustande sein,
müßte aber dennoch schon mit zum Einschmelzen abgegeben werden. Bestrebt, in
diesen Beziehungen den rechten Mittelweg einzuhalten, habe ich bei meinen
Anlagen die Pfannen nicht über 3,0 und nicht unter 2qm,5 im Grundriß genommen; ich habe
mich mit einer der beiden Pfannendimensionen nach der Breite gerichtet, in
welcher man das Walzblei gerade beschnitten einkaufen kann.
Die Tiefe der Pfannen sollte man nicht zu gering nehmen. Fast immer wird bei
der Verstärkung der Säure die Anforderung gestellt, daß das verstärkte
Product constant von demselben specifischen Gewicht abgewogen wird. Nun
erfolgt aber die Bewartung der Feuerung und das Aufgeben frischen
Brennmaterials absatzweise – ein Umstand, welcher die Befriedigung
jener Anforderungen erschwert. Hat man hohe Pfannen, mithin ein relativ
großes Quantum Säure in denselben, so bildet der Säureinhalt ein
Wärmereservoir, welches die Ungleichheiten ausgleicht, die sich sonst am
Product einstellen können. Ich gehe mit der Höhe der Pfannen bis zu 40 und
nicht gern unter 30cm.Ich habe mich inzwischen mehrfach überzeugt, daß man auch mit nur 15
bis 20cm tiefen Pfannen
gleichmäßig 60°-Säure erhalten kann. (F. B. 1876.)
Die Beschreibung des Apparates bei der Concentration mit Unterfeuer dürfte am
leichtesten und kürzesten in Ansehung einer bestimmten Anlage erfolgen, und
ist ein Pfannensystem mit Unterfeuer in Fig. 1 bis 4 Tafel
III [a.b/1.2] der beigegebenen Zeichnungen
dargestellt. Dasselbe leistet in 24 Stunden 100 Ctr. Schwefelsäure von
60° B. aus Kammersäure von 50° B. Es sind 4 Pfannen in
Anwendung gebracht, jede zu 1m,4
Länge, 2m,0 Breite und 0m,4 Tiefe. Gemäß der vorher
angestellten Betrachtung, nach welcher lange Pfannen möglichst zu vermeiden
sind, hat man
die Pfannen mit der Breitseite rechtwinklig zum Strom der Feuergase und mit
der kurzen Seite in Richtung dieses Stromes gesetzt. Bei der ungleichen
Abnutzung des Pfannenbleches leuchtet ein, daß hieraus eine längere Dauer
des zu der Concentration im Ganzen verwendeten Bleibleches resultirt. Die
Stärke desselben ist 40k,6 für 1qm.
Die Pfannen stehen terassenartig über einander. Die Niveaudifferenz ist
jedesmal 8cm. Die Kammersäure
tritt, durch einen Hahn regulirt, in die oberste Pfanne, und der Austritt
der Säure liegt hier, wie auch bei den folgenden Pfannen, jedesmal dem
Eintritte diagonal gegenüber. Der Abfluß an concentrirter Säure wird nicht
besonders regulirt. Um die Stärke der letztern constant zu erhalten, variirt
man entweder mit der Verbrennung auf dem Roste, oder mit dem Zufluß an
Kammersäure mittels des Hahnes. Die Verbindung zwischen den einzelnen
Pfannen erfolgt vielfach mit Hebern. Da dieselben aber häufig versagen, weil
sich Luftblasen in den Bug setzen, welche bei der geringen Circulation an
Säure nicht mit übergerissen werden, so ist die in der Zeichnung in je einer
Ecke jeder Pfanne angegebene Einrichtung vorzuziehen, bei welcher ein
Versagen nicht vorkommt. Mittels derselben wird, wie von den Hebern auch,
die abzuführende Säure nur vom Boden der Pfanne weggenommen.
Der Rost ist für schlechte Steinkohlen gewählt, und es ist Sorge getragen,
daß die Feuergase in dem Raume unterhalb der Pfannen möglichst gleichmäßig
vertheilt werden. Zum völligen Abschluß dieses Raumes sind die Pfannen
rundum mit Sand oder Flugasche verfüllt.
Bei Anfertigung der Pfannen ist es nicht zu empfehlen, die vier Ecken des
Bleches, welche zur Bildung des geschlossenen Gefäßes überflüssig sind,
auszuschneiden und alsdann die Ecken zu verlöthen. Vorzuziehen ist vielmehr
das Verfahren, nach welchem man an den Blechen gar nicht schneidet, sondern
die Ecken, womöglich unter gelinder Erwärmung des Bleches, umbiegt und in
dreieckigen Zipfeln zusammenfaltet, ganz analog der Methode, welche man
anwenden würde, um aus einem viereckigen Blatt Papier, ohne davon
abzuschneiden, ein pfannenähnliches Gefäß zu bilden.Geschickte Bleilöther vermeiden auch die Zipfelbildung und treiben
mit Holzschlägeln ohne Schnitt und Nach aus dem Blech eine
regelmäßige Pfanne aus. (F. B. 1876.)
Man kann nach Art des in der Zeichnung dargestellten Systemes Pfannensysteme
bauen, welche in 24 Stunden bis zu 130 Ctr. 60°-Säure liefern,
und man kann auf 1qm Pfannenboden
etwa 10 Ctr. verstärkte Säure von 60° B. rechnen. Der Aufwand an
Brennmaterial beträgt hierbei in runder Zahl 7,5 bis 8k mittelmäßiger Steinkohle auf 1
Ctr. Schwefelsäure von 60° B. Es ist diese Zahl als Durchschnitt aus
mehreren Jahren von einem Werke anzusehen, das täglich 200 Ctr. und mehr
60°-Säure herzustellen hat.
Mit dieser Zahl stimmen auch eine Anzahl Notizen, welche ich auf andern
Werken sammelte, ziemlich gut überein. Doch sei nicht verschwiegen, daß ich
auch wesentlich höhereWenn man täglich nur 12stündig concentrirt, so steigt der
Kohlenbedarf auf 20 bis 25 Proc. der 60° Säure. und wesentlich niedrige Zahlen erhalten habe. Nur über höheren
Verbrauch an Brennmaterial sei es mir gestattet, einige Worte zu sagen. Ich
übergehe hier unzweckmäßige Einrichtung der Feuerungsanlage und schlechten
Zug derselben und möchte vielmehr nur über eine neuerlich sehr beliebt
gewordene Anordnung in der Aufstellung der Pfannen reden, welche Anordnung
mir aber durchaus unrichtig zu sein scheint. Ich habe nämlich mehrfach
gefunden, daß die Säure in den Pfannen, in Ansehung der Richtung des Stromes
der Feuergase, grade umgekehrt geführt wird, als vorher mehrfach angedeutet
ist und als die Zeichnung voraussetzt; daß man also die kalte Kammersäure in
die dem Roste am nächsten liegende Pfanne treten und die fertige verstärkte
Säure aus der letzten Pfanne abfließen läßt, die am weitesten von dem Roste
entfernt liegt. Die Pfannen stehen hierbei gerade in umgekehrtem Sinne
terassenartig, als meine Zeichnung angibt. Manche Fabrikanten, welche diese
Anordnung adoptirt haben, geben auch noch an, daß sie dieselbe im Gegensatze
zu der zuerst besprochenen und ehedem von ihnen selbst benutzten grade
deswegen eingeführt haben, weil sie bessere Resultate geben soll.
(Fortsetzung folgt.)