Titel: | Ueber Concentration von Schwefelsäure auf 60° B. und über Denitrirung der nitrosen Schwefelsäure des Gay-Lussac'schen Apparates; von Friedr. Bode, Civilingenieur in Hannover. |
Fundstelle: | Band 223, Jahrgang 1877, S. 186 |
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Ueber Concentration von Schwefelsäure auf
60° B. und über Denitrirung der nitrosen Schwefelsäure des
Gay-Lussac'schen Apparates; von Friedr. Bode, Civilingenieur in Hannover.
Mit Abbildungen.
(Fortsetzung von S. 98 dieses Bandes.)
Bode, über Concentration von Schwefelsäure.
Ich denke mir die Entstehung dieser Anordnung, die trotz aller Behauptungen eine
völlig verkehrte bleibt, folgendermaßen. Wenn man Pfannensysteme, wie meine
Zeichnung eines zeigt, zu stark feuert, so ist eine häufige Zerstörung der ersten
Pfanne, welche die starke Säure enthält, die Folge. Die sachgemäße Abhilfe bestände
alsdann darin, entweder den Rost zu verkleinern oder die erste Pfanne besser vor zu starker Feuerwirkung
zu schützen. Wie man das letztere ausführt, das wird später eine besondere Zeichnung
ausweisen. Nun ist man aber statt dessen vielfach auf die Idee verfallen, die kalte
Kammersäure in die dem Feuer am nächsten befindliche Pfanne treten zu lassen. Dabei
wird sie allerdings ziemlich conservirt (verdampft auch sehr energisch Wasser); es
wird mir aber angegeben, daß dafür die zweite Pfanne, die schon heißere Säure
enthält, diejenige ist, welche öfter ausgewechselt werden muß. Die Anordnung
verstößt gänzlich gegen die Grundsätze, welche anzuwenden sind, wenn man
systematisch kühlen und erwärmen will. Gekühlt sollen im vorliegenden Falle die
Feuergase werden und die Kühlmittel sind die Bleipfannen oder deren Inhalt. Erwärmt
werden soll die Säure in den Bleipfannen, indem man die heißen Feuergase an letztern
kühlen läßt. Nun ist es klar, daß die Feuergase keine Wärme mehr abgeben könnten,
wenn sie schließlich unter einer Pfanne sich bewegen, welche Säure enthält, die
vermöge der vorher stattgehabten starken Erwärmung schon selbst die Temperatur der
Rauchgase besitzt. Ob es in der That bei der fraglichen Anordnung der Pfannen bis zu
diesem Punkte kommt, sei dahin gestellt. Genug, daß man mit der ganzen Anlage schon
wenigstens auf dem Wege ist, der zu diesem Punkte führt, in welchem die Temperaturen
der Rauchgase und der Pfannensäure anfangs, bei der ersten Pfanne, weit von einander
entfernt und sich dann immer mehr nähernd endlich ganz zusammentreffen.
Die ganze Anordnung ist eine Verschwendung in den Mitteln zur Abkühlung der
Rauchgase, d.h. an Pfannen, und bedingt auch vermehrten Verbrauch an Brennmaterial.
An zwei Pfannensystemen, welche ich selbst nach dieser Art im Betriebe habe, kann
ich 10k und mehr mittelmäßiger Steinkohle
pro 1 Ctr. 60°-Schwefelsäure rechnen. Bei einem dieser Systeme maß ich
die Temperaturen der Säure in den Pfannen und die entsprechenden Stärken der
erkalteten Säuren. Ich erhielt in zwei Fällen folgendes:
Einlauf.
1 Pfanne.
2 Pfanne.
3 Pfanne.
4 Pfanne.
5 Pfanne.
6 Pfanne.
a
2551
112 52
150 54
160 56
148 57
1/2
145 59
143 60
TemperaturgradeBaumé-Grade
b
2451
110 52
145 53
1/2
156 55
1/3
145 57
1/2
142 59
142 60
TemperaturgradeBaumé-Grade
Bei dieser Anlage ist die dritte Pfanne die heißeste und muß neben der sechsten am
öftesten erneuert werden. Obgleich die dritte Pfanne am höchsten erwärmt ist, so
sind, wie man sieht, die folgenden doch nicht überflüssig zur Bildung der
60°-Säure; aber wie schlecht muß von der dritten Pfanne ab bis zur
sechsten die Wärme der Feuergase ausgenutzt werden! Zur Vergleichung bringe ich hier
noch einige Zahlen von rationell angeordneten Pfannensystemen.
Drei zu einem System vereinigten Pfannen, welche durch Abhitzen
der Kiesöfen erwärmt werden.
Zulauf (vorgewärmt).
1 Pfanne.
2. Pfanne.
3. Pfanne.
a
7050
105–
128–
147 Temperaturgrade.60
Baumé-Grade.
b
5750
92–
106–
125 Temperaturgrade.60
Baumé-Grade.
Vier zu einem System vereinigte Pfannen, die besonders geheizt
werden.
Zulauf.
1. Pfanne.
2. Pfanne.
3. Pfanne.
4. Pfanne.
20
52
78
120
138 Temperaturgrade.
50
–
–
–
60 Baumé-Grade.
Alle diese Zahlen sprechen für sich selber und machen weitere
Zusätze überflüssig.
In der Skizze Figur
5 Tafel V [c/2) ist auch noch eine
Pfannenfeuerung für Braunkohlen mit Treppenrost dargestellt. Das zugehörige
Pfannensystem hat 6 Bleipfannen, eine jede zu 5 × 5 Fuß bayerisch = 25
Quadratfuß Grundfläche und einen Treppenrost von 12 Quadratfuß Rostfläche; es kommen
somit auf etwa 12qm,75 Grundfläche der
Pfannen 1qm,02 Treppenrostfläche, während
bei dem in Fig.
1 bis 4 Tafel III abgebildeten Systeme auf 11qm,2 Pfannenboden 0qm,92 Planrostfläche disponibel sind. Die
Leistung jener 6 Pfannen in 24 Stunden dürfte etwa 125 Ctr.
60°-Schwefelsäure betragen.
Bei der zuerst beschriebenen Pfannenconcentration war die Feuerung eine vorgelegte.
In Fig. 6 bis
8 Tafel
III [c. d/1.2] ist ein Pfannensystem mit untergelegter
Feuerung dargestellt. Man muß bei dieser Einrichtung die ersten Pfannen vor zu
großer Hitze schützen, und das geschieht zweckmäßig durch das angegebene Gewölbe aus
feuerfesten Steinen, welches eine Anzahl kleiner Durchlässe hat und sich bis unter
die Mitte der
zweiten Pfanne erstreckt. Der Grundriß zeigt auch noch, wie den Feuergasen ein Weg
im Zickzack vorgeschrieben ist. Das System hat 5 Pfannen, jede mit 5 Wiener Fuß 3
Zoll (1m,66) Breite und 4 Fuß 3 Zoll (1m,34) Länge. Der Rost ist 3 Fuß (948mm) lang und 2 Fuß (632mm) breit. Es kommen somit auf im Ganzen
11qm Pfannenfläche 0qm,6 Rostfläche. Die Anlage gibt in 24
Stunden 100 Ctr. 60°-Schwefelsäure für einen Platinkessel, und es
werden 12 bis 14 Pfd. schlesische Kleinkohle (von Grube Fanny) pro Ctr.
60°-Säure verfeuert.
Figur 9 Tafel
III [d/1] zeigt in einem besondern Querschnitte noch
eine Abänderung der Feuerung, welche hier nach Fairbairn'scher Manier in zwei getrennte Roste getheilt ist. Die Feuergewölbe
gehen ebenfalls bis unter die zweite Pfanne.
Nach Art der in Fig.
7 bis 9 gezeigten Schutzgewölbe über dem Roste könnte man auch bei dem
Apparate, welcher in Fig. 1 bis 4 dargestellt ist,
dergleichen Gewölbe anbringen. Auch könnte man einen solchen Schutz herstellen,
indem man die Canäle, durch welche an letzterm Apparate die Feuergase vertheilt
unter die erste Pfanne treten, weiter fortsetzt und sie mit auf die flache Seite
gelegten Steinen bedeckt, welche ab und zu einen schmalen Spalt lassen, wie dies aus
den Skizzen in Fig.
10 und 11 Tafel V [d/4] des Nähern zu entnehmen
ist.
Pfannensysteme mit Unterfeuer kann man zwar in das Parterre vorhandener
Räumlichkeiten, z.B. unter Bleikammern, stellen; man muß dann aber die Pfanne
bedecken und die Dämpfe unterhalb der Deckel womöglich durch einen mit dem
Schornstein in Verbindung gesetzten Schlot absaugen lassen. Die Ueberdeckung der
Pfannen hat jedoch, auch wenn man in derselben zur Controle abnehmbare Theile läßt,
den Nachtheil, daß die Aufsicht unbequem und erschwert ist. Anderseits erspart man
freilich bei Aufstellung der Pfannen unterhalb der Bleikammern ein besonderes
Gebäude für die Concentration.
Die Anlagekosten einer Concentration mit Unterfeuer, wie sie Fig. 1 bis 4 Tafel III zeigen,
belaufen sich etwa auf 3000 M. Die Kosten für Abnutzung und Instandhaltung des
Apparates muß man zu 12 Proc. des Neuwerthes setzen, und man kann jährlich auf 280
bis 300 Betriebstage rechnen.
Der Lohnaufwand pro 1 Ctr. 60°-Säure gestaltet sich sehr verschieden,
je nachdem die Lage und Aufstellung des Apparates dazu nöthigt, fortwährend einen
besondern Arbeiter dazu zu stellen, oder je nachdem man anderweit angestellten
Arbeitern die Besorgung des Apparates noch mit überlassen, oder je nachdem man einen
Arbeiter für mehrere Pfannensysteme halten kann. Ein Mann würde 4 Systeme bedienen
können. Auch wenn nur
eins zu bedienen ist, so wären 6 Pf. Lohnausgabe pro 1 Ctr. 60°-Säure
noch reichlich gerechnet, und alsdann würden sich die Kosten für die Abdampfung pro
1 Ctr., wie folgt, stellen:
1) 7,k5 Steinkohlen,
den Ctr. 70 Pf.
10,05
Pf.
2) Lohn
6,00
„
3) Abnutzung und Instandhaltung, rund
1,25
„
–––––––––
Summe
17,30
Pf.
In der folgenden tabellarischen Zusammenstellung finden sich unter A und B je drei
Jahresresultate für zwei besondere Pfannensysteme in ein und derselben Fabrik. Der
Taglohn eines Arbeiters betrug etwa 2 M., die Kohlen kosteten 55 bis 65 Pf. pro
Ctr., und es ist in der ersten Colonne die durchschnittliche Leistung der
betreffenden Pfannensysteme pro Tag, einschließlich der Ruhetage, angegeben.
Leistung an 60°Säurein 24 Stunden.
Kosten auf 1 Ctr.
60°-Schwefelsäure
an Kohlen.
anInstandhaltung
Löhnen.
Zusammen.
Ctr.
Pf.
Pf.
Pf.
Pf.
A
64,5068,0052,40
10,2511,7413,58
1,072,00–
2,402,303,20
13,7216,04–
B
61,5085,6063,60
9,30 8,9210,46
1,122,00–
4,324,263,73
14,7415,18–
Noch ist schließlich zu erwähnen, daß beim Concentriren in Pfannen mit Unterfeuer ein
Verlust an Säure durch Verdunstung stattfindet. Ueber die Höhe dieses Verlustes
waren bisher die Meinungen sehr getheilt. Walter in
Ruysbroeck theilt dem Verfasser mit, daß dieser Verlust nach speciell deshalb
angestellten Versuchen 0,01 Proc. beträgt.
b) Pfannen mit Oberfeuer.
Genaue Zeichnung einer Oberfeuerpfanne nebst Beschreibung ist von G. Lunge (*1871 201 341) gegeben.
Die Pfanne ist 33 Fuß englisch (10m,06)
lang, 5 Fuß (1m,52) breit und 16,5 Zoll
(419mm) tief. Die Rostfläche mißt 2 auf
4 Fuß 0m,71 auf 1m,42).Der Rand der Bleipfanne ist hier gegen Abschmelzen durch das Feuer mit
Steinen gestützt. Die früher zu diesem Zwecke angewendeten und wieder
verworfenen Wasserkühlungen habe ich neuerdings bewährt gefunden. (F. B.
1876.) Nähere Angaben über einen Pfannenofen mit übergehendem Feuer nach Godin findet man auch im Wagner's Jahresbericht, 1866 S.
114. Die Pfanne hat hier folgende sehr mäßige Abmessungen: Länge 1m,85, Breite 1m,25 und Tiefe 0m,28. Größe der Rostfläche ist nicht
angegeben. Der von Lunge beschriebene Apparat, dessen Leistung sich
auf 200 Ctr. 60°-Schwefelsäure und mehr in 24 Stunden abschätzen läßt
(in der Beschreibung fehlt eine diesbezügliche Angabe) dürfte als ein großes
Exemplar anzusehen sein; die Godin'sche Pfanne erscheint mir aber zu klein und
möchte ich bei einer derartigen Anlage mit der Größe der Pfannen nicht unter 3 bis
4m Länge und 0m,90 Breite herabgehen, wenn man das Feuer
gut ausnutzen will.
Der Aufwand an mittelguter Steinkohle beim Concentriren mit Oberfeuer ist mir mit
durchschnittlich 5 bis 6k pro Ctr.
60°-Säure angegeben worden. Der Lohnaufwand ist bei der größern
Leistung dieser Apparate, gegenüber den Pfannen mit Unterfeuer, ebenfalls etwas
niedriger. Die Anschaffungskosten des Apparates kann ich nicht wesentlich höher
schätzen als bei Pfannen mit Unterfeuer (gleiche tägliche Leistungen natürlich
vorausgesetzt); Kosten für Reparatur und Abnutzung dürften ebenso hoch oder etwas
höher sein als bei den Unterfeuerpfannen. Man wird demnach nicht fehlgehen, wenn
man, bei Festhaltung der vorher berechneten Concentrationskosten für
Unterfeuerpfannen von 17,30 Pf. pro 1 Ctr. 60°-Säure, im vorliegenden
Falle 12 bis 15 Pf. pro 1 Ctr. schätzt.
Das Raumbedürfniß ist bei Pfannen mit Oberfeuer in Ansehung einer bestimmten Leistung
an 60°-Säure besonders im Grundriß erheblich geringer als bei
Unterfeuerpfannen. Wenn trotz alledem die ersteren in Deutschland ziemlich selten
geblieben sind, so liegt dies zunächst daran, daß die Säure durch die Rauchgase und
durch die aus der Feuerung mit übergerissene Flugasche verunreinigt wird, sowie wohl
auch mit daran, daß die Oberfeuerpfannen mit ihren hohen Leistungen sich mehr für
Production großer Massen eignen, die bei uns in Deutschland an einem Punkte
überhaupt nicht häufig ist, während es anderseits auch mehr oder weniger an
Abnehmern, welche häufig ohne allen Grund und gegen ihr eigenes Interesse auf klarer
und wasserheller Säure bestehen, für große Mengen von dergleichen gefärbter und
sonst verunreinigter Säure fehlen würde. Der Verlust an Schwefelsäure beim
Eindampfen mit Oberfeuer ist ohne Zweifel erheblich größer als bei
Unterfeuerpfannen.
Ich muß mich auf vorstehende Bemerkungen über Oberfeuerpfannen beschränken, da ich
selbst dergleichen Apparate bisher weder angelegt noch betrieben habe.
2) Concentration in Bleipfannen mit der
Abhitze von Röstöfen oder von Schwefelbrennern.
Bei der Verstärkung von Kammerschwefelsäure auf 60° B. mittels der abgehenden
Wärme von Röstöfen oder von Schwefelbrennern erhält man die verstärkte Säure,
obgleich dies zuweilen angezweifelt wird, von einer constant gleichen Stärke, ohne
daß man an dem Zuflusse der Kammersäure viel zu ändern braucht, und obgleich die
Zwischenpausen, welche zwischen zwei auf einander folgenden Ladungen der Röstöfen
oder Schwefelbrenner verfließen, fast stets erheblich größer ausfallen als die
Pausen beim Aufgeben von Kohlen auf einen Rost. Um nur beim Schwefelkies stehen zu
bleiben, dessen Verbrennung bisher ausschließlich mit dem Eindampfen von
Schwefelsäure verbunden zu sein scheint (hierbei von Schwefelverbrennung abgesehen),
so gibt es Fabriken, wo man die Kiesöfen alle zwei Stunden besetzt, während
anderwärts erst nach 12 Stunden wieder geladen wird. – Ich gebe in Fig. 10 bis
16 Tafel
III [a.d/3] zunächst eine
Darstellung von zwei ausgeführten Röstöfen für Schwefelkies mit
Concentrationspfannen, bei denen die höchste Ausnutzung der Wärme der Röstgase noch
nicht angestrebt wurde. Dieselben gehören zu einem kleinen Bleikammersystem von etwa
1120chm Inhalt (excl. der
Rohrleitungen), und beträgt der Verbrand an westphälischem Schwefelkies von
Altenhundem, welcher mit 41 bis 42 Proc. Schwefel anzunehmen ist, auf jeden Ofen im
Mittel 16 Ctr. (im Sommer 15 Ctr., im Winter 17 Ctr.) in 24 Stunden. Es läßt sich
aber der Verbrand wenn nöthig bis auf 20 Ctr. steigern.
Die Rostfläche eines Ofens ist (in sächsischem Maß) 9 Fuß 10 1/2 Zoll (2m,80) lang und 4 Fuß (1m,13) tief und hat man somit 3qm,3 Oberfläche derselben. Die Beschickung
der Oefen muß, da die gesammte Oberfläche derselben von den Concentrationspfannen
eingenommen wird, selbstverständlich von den Seiten her stattfinden. 1m,31 über dem Roste ist ein Gewölbe von
17cm,5 Sprung gespannt, welches an
einer Seite des Ofens die Oeffnung für den Abgang der Gase in den Raum unterhalb der
Bleipfannen freiläßt. Will man überhaupt Bleipfannen auf Röstöfen anbringen, so ist
der Verzicht auf ein solches Gewölbe zwischen Pfannen und Brennschicht nicht zu
empfehlen, obgleich die Weglassung desselben von vornherein verlockend erscheint.
Vielleicht erklären sich lediglich aus der Weglassung dieses Gewölbes die schlechten
Resultate und die unangenehmen Erfahrungen, von welchen man zuweilen betreffs der
Anwendung von Bleipfannen auf den Röstöfen hören kann.
Nach dem Durchgange durch die Canäle unterhalb der Bleipfannen vereinigen sich die
Röstgase unterhalb des Steigrohres, welches dieselben nach der ersten Bleikammer
führt. Vor der Vereinigung passiren die Gase noch kurze verticale Canäle, welche die
Möglichkeit bieten, einen der beiden Oefen abzusperren und den andern allein weiter
zu betreiben. Die Absperrung erfolgt mittels eines horizontalen Schiebers, wie dies
die Zeichnungen im
Längenschnitt nach AB und im Querschnitt nach EF zeigen, und wird der Schieber noch rundum
besonders mit Sand beworfen. Die Anwendung des letztern oder eines ähnlichen
Materials ist hier unbedingt nöthig, wenn man nicht trotz des Schiebers die Röstgase
mit falscher Luft verdünnt erhalten will. Es sei übrigens noch besonders bemerkt,
daß diese Schieber nicht etwa den Nebenzweck einer Zugregulirung mit erfüllen
sollen. Sie dienen lediglich zum Absperren und sind daher auch gar nicht im Ofen, so
lange derselbe im Betriebe.
Die Pfannen, 35cm,5 hoch, sind von Bleiblech
mit 40k,6 pro 1qm hergestellt und haben im Grundriß 1m,91 zu 1m,28. Jeder Ofen ist mit zwei Pfannen
versehen und beträgt somit der vorhandene Pfannenboden bei jedem Ofen 4qm,88. Einlauf, Ueberlauf und Ablauf der
Schwefelsäure sind so angeordnet und im Einzelnen ausgeführt, wie dies früher bei
den Pfannen mit Unterfeuer angegeben wurde. Diejenige Pfanne, welche unmittelbar
über der Oeffnung des Ofengewölbes liegt, stellt die 60°-Säure fertig,
die andere erhält die Kammersäure.
Bei 30 Ctr. Kiesverbrauch in 24 Stunden geben die Pfannen im Ganzen 45 Ctr.
Schwefelsäure von 60° B. Diese Leistung beträgt mithin gegen 5 Ctr. Säure
mehr, als unter diesen Umständen aus dem verbrannten Schwefelkies in den
Bleikammern, auf 60° B. bezogen, erhalten werden kann, und es würde somit
durch diese Mehrleistung eine Calamität für den Betrieb hervorgerufen sein, wenn man
nicht neben der erzeugten Kammersäure auch noch die nöthige Schwefelsäure für den
Gay-Lussac-Thurm auf 60° B. einzudampfen hätte, von welcher im
vorliegenden Falle etwa 15 bis 18 Ctr. in 24 Stunden für diesen Apparat zur
Verwendung kommen.
In einem dreijährigen Betriebe sind bei jedem Ofen drei neue Pfannen eingewechselt.
Die abgenommenen Pfannen waren stets diejenigen, welche die verstärkte Säure
abgeben. Man ließ sich bei diesen Pfannen überhaupt nicht auf ernstliche, sondern
nur auf die leichtesten Reparaturen ein und brachte, bevor der Pfannenboden
bedenklich dünn geworden war, lieber sogleich eine ganz neue Pfanne ein, indem man
sich die abgesetzte Pfanne, soweit sie noch brauchbar war, für den hintern, weniger
erwärmten Theil eines Pfannenofens mit Unterfeuer und separater Heizung reservirte.
Diejenigen Pfannen, in welche die Kammersäure einläuft, sind nach dreijährigem
Betriebe noch immer auf den Oefen und haben erst nach zweijährigem Betriebe eine
leichte Reparatur nöthig gehabt.
Das soeben angegebene Verhalten, nach welchem man mit dem Auswechseln der Bleipfannen
nicht bis zur totalen Unbrauchbarkeit derselben wartet, sollte man sich
überhaupt bei allen Pfannenconcentrationen zum Gesetz machen. Wenn auch zugegeben
werden muß, daß dabei vielleicht das Blei nicht bis zur äußersten Grenze ausgenutzt
wird, so tauscht man dadurch doch die Vortheile ein, daß man 1) leine Verluste an
Schwefelsäure hat, welche pfannenweise verloren geht, wenn man die Bleibleche bis
zur evidenten Unbrauchbarkeit beizubehalten suchtDer Werth eines einzigen Pfanneninhaltes ausgelaufener Schwefelsäure dürste
stets höher sein als der Zinsenbetrag, welchen man zu sparen meint, wenn man
das Anschaffen einer neuen Pfanne hinausschiebt.; daß man 2) mit der heißen Säure, welche aus zerstörten Pfannen rinnt, die
übrigen Theile des Apparates, eiserne Platten und Anker, sowie Mauerwerk und Rost
nicht verderben kann; daß man endlich 3) weniger Zeit für Stillstände des Apparates
überhaupt bedarf. Die beiden letzten dieser Punkte spielen aber bei der
Concentration in Bleipfannen auf Röstöfen und bezieh. auch auf Schwefelöfen deshalb
eine viel größere Rolle als bei andern selbstständigen Apparaten zum Concentriren
von Schwefelsäure, weil einerseits die Röstöfen kostbarer sind als andere Apparate
zum Concentriren, und weil anderseits das Kaltlegen der Röstöfen auch zum Kaltlegen
der Bleikammern nöthigt und hierbei ein größerer Verlust stattfindet, als
stattfinden kann durch Stillstand eines Apparates, der nur ausschließlich zur
Concentration bestimmt ist.
R. Hasenclever (1875 217 141)
sagt über die Pfannen auf Kiesöfen folgendes: „Die Anlage von Pfannen auf
den Oefen hat den Uebelstand, daß, wenn die Pfannen undicht werden, die
auslaufende Säure den Ofen ruinirt. Es ist in der That mehrfach vorgekommen, daß
bei derartiger Construction die Schwefelsäurefabrikation bereits nach
Jahresfrist eingestellt und der Kiesofen ganz neu aufgebaut werden mußte.
Vortheilhafter ist es, die Pfannen hinter dem Ofen aufzustellen und gleich einen
zweiten Canal zu construiren, welcher den Ofen mit der Kammer in Verbindung
setzt, so daß auch für den Fall, daß Reparaturen an den Pfannen nöthig werden,
die Schwefelsäurefabrikation unbehindert fortbetrieben werden kann.“
Mit dem zuletzt gemachten Vorschlage bin ich einverstanden im Falle, daß man auf eine
möglichst hohe Leistung der Pfannen an concentrirter Säure nicht zu sehen braucht.
Dieser Fall liegt meist auf Düngerfabriken vor, welche zum Aufschließen der
Phosphate u.s.w. lediglich Kammersäure anwenden. Sonst jedoch ist nicht zu
übersehen, daß man einen Theil der Wärme der Röstgase durch Annahme dieses
Vorschlages preisgibt. Von den Fällen, welche Hasenclever
in Bezug auf schnelle Zerstörung der Röstöfen erwähnt, glaube ich einige ebenfalls
zu kennen und muß
danach sagen, daß die Calamität entstand theilweise dadurch, daß man eben die
Pfannen nicht bei Zeiten abwarf, sondern sie bis zum Aeußersten ausnutzen wollte,
theilweise auch, weil die Pfannen nicht auf Platten, sondern nur auf Stäben ruhten,
so daß das Blei sehr stark erhitzt wurde, sich zwischen den Stäben durchbog u.s.w.
Die über den besprochenen Kiesofen mitgetheilten Angaben und eine ganze Reihe
ausgeführter und bestehender Anlagen beweisen, daß man bei genügender Aufmerksamkeit
dem gerügten Uebelstande begegnen kann. Manche Fabrikanten nehmen auch die heiße
Pfanne, in welcher die 60°-Säure fertig wird, aus ganz starkem Blei
(13mm stark oder pro 1qm nahezu 150k), um die Auswechslung seltener zu haben.
Eine solche Pfanne geht bis zu 2 Jahren mit. Man stellt so starke Pfannen direct auf
nahe an einander gelegte Stäbe oder auf gitterartig durchbrochene Gußplatten. Andere
Fabrikanten beugen der von Hasenclever angeführten Gefahr
der Ruinirung des Ofens durch auslaufende Säure dadurch vor, daß sie die eiserne
Platte, auf welcher die Pfanne steht, etwas geneigt legen und nach vorn über den
Rand des Mauerwerkes ragen lassen, wie dies in Figur 17 Tafel V [a/4] angedeutet ist. Etwa auslaufende Säure rinnt
alsdann auf der Platte abwärts und über das Mauerwerk hinweg.
Ich selbst endlich, um alle Einwände zu zerstreuen, welche man der Benutzung der
Abhitze durch auf den Röstöfen angebrachte Pfannen noch machen könnte, schlage die
in Figur 18
Tafel V [a/4] skizzirte Anordnung vor. Man läßt die
eisernen Platten, auf welche die Pfannen gesetzt werden, rundum mit kurzen, etwa
4cm hohen Rändern von 1cm Dicke, sowie mit einem rohrartigen
Ansatzstutzen gießen und legt die Platte entweder horizontal oder mit mäßigem Fall
nach der mit dem Ansatzstutzen versehenen Ecke. Nach diesem Vorschlage sind die
Platten kaum theurer als in der vorigen Manier, wobei sie über den Mauerrand
hinwegragen, bieten aber noch den Vortheil, daß die Säure nicht verloren geht und
die Haussohle reinlicher bleibt.
Der Gloverthurm, als Apparat zum Concentriren von Kammerschwefelsäure, befindet sich
in gewisser Hinsicht in einer ähnlichen Lage, wie Bleipfannen auf Röstöfen oder auf
Schwefelöfen. Insofern derselbe ein Glied in einer Kette von Apparaten ist und
insofern Unfälle und Reparaturen an demselben in gleicher Weise zur Kaltlegung der
ganzen Kette nöthigen können, ist es erforderlich, oder doch der Vorsicht
angemessen, bei Anwendung des Gloverthurmes ebenfalls eine Einrichtung zu wählen,
mittels deren man ihn für sich außer Betrieb setzen und die übrigen Theile der
gesammten Einrichtung gleichwohl in Thätigkeit lassen kann. Freilich ist dann auch
noch ein besonderer Reserveapparat nöthig, welcher während des Stillstandes des
Gloverthurmes die Zersetzung der nitrosen Schwefelsäure übernimmt. MacCulloch (in eingangs citirter Quelle) macht es dem
Gloverthurme zum Vorwurfe, daß die Packung und das Blei nachgeben und man so zum
Kaltlegen der Kammern gezwungen wird, und schon Lunge
antwortet darauf, daß sich diesem Uebelstande durch eine entsprechende Einrichtung,
welche er indessen nicht näher präcisirt, ausweichen lasse. Ich werde später auf
eine solche Einrichtung näher zurückkommen und bemerke nur noch, daß man auch in
diesem Falle die Concentration im Gloverthurme mit den Kosten für Instandhaltung
dieser Einrichtung und des etwa angelegten Reserve-Denitrirapparates zu
belasten hat.
(Fortsetzung folgt.)